Profilbild von JessicaImReihenhaus

JessicaImReihenhaus

Lesejury Profi
offline

JessicaImReihenhaus ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit JessicaImReihenhaus über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.03.2025

Ein Alptraum, oder etwa nicht?

Bunny
0

Die Bunnys sind eine Clique von Literaturstudentinnen einer amerikanischen Eliteuniversität. Samantha, die das gleiche Studienfach belegt, aber dennoch außen vor ist, wird eines Tages von ihnen zum Schundsalon ...

Die Bunnys sind eine Clique von Literaturstudentinnen einer amerikanischen Eliteuniversität. Samantha, die das gleiche Studienfach belegt, aber dennoch außen vor ist, wird eines Tages von ihnen zum Schundsalon eingeladen. Was sie dort erwartet, ist ihr nicht so ganz klar und was immer ihr euch darunter vorstellt, es kommt auf jeden Fall ganz anders!

Nachdem ich von Rouge, dem neuen Buch (und meinem ersten) von Mona Awad, total geflasht war, musste ich dieses direkt im Anschluss hören. Und was soll ich sagen… meine Erwartungen wurden nicht enttäuscht! Beide Bücher haben düstere Vibes und man fragt sich permanent was denn nun Realität und was Fiktion ist. Bei Bunny noch mehr, weil es hier scheinbar keinerlei Trennung zwischen diesen beiden Welten zu geben scheint. Das klingt erstmal ziemlich verwirrend und ich war auch kurz davor an mir zu zweifeln, als Samantha genau dieses Problem mit Literatur ausspricht, dass ich selbst oft habe: wenn ich ein Werk nicht verstehe, bin ich dann einfach zu blöd dafür, oder ist es nicht vielmehr einfach so, dass manche literarische Ergüsse einfach keinen Sinn ergeben? Da habe ich mich sofort verstanden gefühlt. Und weiter gehört. Und dann kristallisiert sich nach und nach aus diesem nebulösen Alptraum-Gewabere doch tatsächlich eine Auflösung heraus, die mich überrascht und begeistert hat.

Ich hatte zu anfangs den Eindruck die Geschichte bewegt sich in Richtung einer feministischen Gesellschaftskritik. Dieser Anklang verflüchtigt sich dann doch relativ schnell und was übrig bleibt ist einfach nur ein wenig verrückt. Aber auf die gute und vor allem sehr kluge Art.
Ab sofort bin ich Mona Awad Fangirl! Kommt doch auch in den Fanclub… es gibt zwar keine echten Häschen, aber perfekte Unterhaltung!

Veröffentlicht am 16.02.2025

Abgründe eines Schönheitswahnes

Rouge
0

Leute, was war das denn für eine krasse Erfahrung?
Ich bin total geflasht von diesem Hörbuch!
Okay, ich muss mich kurz sortieren…also, von vorne…

…es beginnt relativ harmlos damit, dass wir Belle kennenlernen, ...

Leute, was war das denn für eine krasse Erfahrung?
Ich bin total geflasht von diesem Hörbuch!
Okay, ich muss mich kurz sortieren…also, von vorne…

…es beginnt relativ harmlos damit, dass wir Belle kennenlernen, die eine strenge Beauty-Routine verfolgt, alle möglichen und unmöglichen Cremes, Seren, Peelings und was man sich noch so alles ins Gesicht schmieren kann besitzt, und süchtig nach Skincare Tutorials ist. Nachdem ihre Mutter mysteriöser Weise umkommt, reist Belle nach Kalifornien und entdeckt, dass ihre Mutter Mitglied in einem sehr exklusiven Schönheitssalon war. Turns out: es ist kein Beauty-Spa, sondern eine Sekte, die ganz schnell auch Belle indoktriniert.

Das alleine birgt schon genug Psychothriller Potential, nur gibt es ein ganzes Geflecht an Elementen, die in diese Geschichte hinein gesponnen wurden. Allen voran eine toxische Mutter-Tochter-Beziehung und die Frage danach was uns ausmacht. Aber nachdem wir in einen Strudel gelangen und Belles Kindheit und Erwachsenwerden kennenlernen, steht für mich diese eine Frage vor allen anderen: Welche Auswirkungen hat es auf ein Kind, wenn es sich nirgends zugehörig fühlt? Was ein Twist!

Und diese Geschichte wird sprachlich dann auch noch so grandios erzählt, dass man beim Lesen Belle wird. Du siehst Tom Cruise (ja, du hast dich nicht verlesen und ich denke er wurde ganz bewusst für diese Rolle von der Autorin auserwählt), fühlst eine Qualle auf deiner Haut (ohne, dass ich jemals von einer umarmt wurde) und riechst wundervolle Rosen (okay, das war relatable). Der Einfluss der Sekte auf Belles Bewusstsein wird alleine durch ihre eigenen Worte und Gedanken sichtbar und bedarf keiner weiteren Erklärungen. Das ist stilistisch große Klasse gewesen!

Ende meiner Lobeshymne: ihr müsst es einfach selbst hören (oder lesen)!

Veröffentlicht am 25.12.2024

Bitte lesen und mitfühlen!

Only Margo
0

Margo hat Geldprobleme. Und nicht nur das. Kaum 20 und schwanger von ihrem Literaturprofessor, der sie mit Blick auf seine eigenen Familie stehen lässt, Uni abgebrochen und Kellnerjob mit Baby ist auch ...

Margo hat Geldprobleme. Und nicht nur das. Kaum 20 und schwanger von ihrem Literaturprofessor, der sie mit Blick auf seine eigenen Familie stehen lässt, Uni abgebrochen und Kellnerjob mit Baby ist auch nicht mehr drin. Durch einen Zufall und ihren Vater Jinx, ein ehemaliger Profi-Wrestler, beschließt sie sich über die Online-Plattform Only Fans ihrer Geldsorgen zu entledigen. Das stößt allerdings nicht nur bei ihrem erzkonservativen Stiefvater und ihrer Mutter auf Gegenwind.

Soviel zu den hard facts. Kommen wir dazu, warum ihr das Buch lesen müsst, wenn euch die Themen Mutterschaft, Coming of Age, Selbstfindung und Selbstwirksamkeit und Selbstbehauptung sofort ansprechen.
Margo erzählt diese Geschichte über sich selbst aus wechselnden Perspektiven. Ein wirklich genialer Stil! Der Wechsel zwischen der Erzählweise in der ersten und dritten Person ist super spannend und trägt sehr viel zur Einordnung der Gefühlswelten bei. Während man Margo (also in der dritten Person) hin und wieder schütteln möchte ob ihrer Naivität, sieht es bei dem Ich ganz anders aus; sie kann reflektiert über sich, über ihre Bedenken, Fehler und Ängste reden. Die Erzählung in die dritte Person führt daher zu einer Distanzierung vor Margos vergangenem unsicheren, naiven und unbedarften Ich aus Selbstschutz. Dadurch musste ich unweigerlich an meine eigenen Anfang 20er und emotionale Entwicklung meiner Selbst denken. Auch wenn ich nicht im Ansatz in Margos Situation war (oder bin) kann ich sie hundertprozentig verstehen und ihre Gedanken nachfühlen.

Wenn ich könnte, würde ich meinem 20jährigen Ich zurufen: Lies dieses Buch! Und aus Sicht einer Mutter, die sich noch an jede schlaflose Nacht mit Baby erinnern kann: Halte durch! Es wird alles gut!
Hab ich in diesem Zuge eigentlich schon erwähnt wie fantastisch das Cover ist? Ich fühle die Erschöpfung nach einer durchwachten Nacht mit Baby sofort bei Anblick dieses Bildes! Für Mommys und all jene, die noch nicht so ganz wissen wo ihr Platz in dieser Welt ist, möchte ich für dieses Buch meine uneingeschränkte Leseempfehlung aussprechen!

Veröffentlicht am 15.11.2024

Was haben eine Autorin, eine Personenschützerin und ein Rentner gemeinsam? Sie finden Mörder!

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
0

Amy, ihres Zeichen Personenschützerin, soll die reiche Bestsellerautorin Rosie beschützen, da diese um ihr Leben fürchten muss. Doch als es plötzlich jemand auf Amy abgesehen hat, muss man sich fragen ...

Amy, ihres Zeichen Personenschützerin, soll die reiche Bestsellerautorin Rosie beschützen, da diese um ihr Leben fürchten muss. Doch als es plötzlich jemand auf Amy abgesehen hat, muss man sich fragen wer hier auf wen aufpasst. Ruckzuck finden wir uns in einem Katz und Mausspiel wieder, in einem Privatjet, auf St Lucia, wieder in einem Privatjet, auf einem Weingut und in Dubai. Also eigentlich findet sich Steve dort wieder. Er ist Amys Schwiegervater und Ex-Polizist und soll ihr helfen herauszufinden wer Amy nach dem Leben trachtet.

Steve ist für mich tatsächlich die Hauptperson. Er ist pensioniert, verwitwet und möchte mit seiner Katze Trouble die Ruhe und einmal in der Woche das Pubquiz samt ungesunden Essen in seiner Stammkneipe genießen und nicht um die Welt jetten. Nur kann er Amy keinen Wunsch abschlagen und stürzt sich in, für ihn undenkbare, Abenteuer. Während Amy das tut, was sie immer tut (um sich schießen zum Beispiel) entdeckt Steve neue Sphären (kurze Hosen zum Beispiel) und avanciert zum Privatdetektiv. Richard Osman schafft mit Steve wieder genau das, was ihm schon beim Donnerstagsmorclub so famos gelang: Themen wie Tod, Verlust, Trauer und Einsamkeit einfühlsam und mit Humor in einen Kriminalroman zu packen, der vor allem durch Spannung brilliert.

Erfreulicherweise werden wir Amy, Steve und Rosie (oh mein Gott, ich hab Rosie vergessen! Long Story Short: Man kann Rosie nicht beschreiben, man kann sie nur lieben!) wieder treffen, aber zuvor hat Osman einen neuen Teil um Elizabeth, Ron, Joyce und Ibrahim angekündigt. Sind das nicht großartige News? Aber bevor es zurück nach Coopers Chase geht bitte diesen tollen Krimi lesen!

Veröffentlicht am 28.10.2024

Grandios!

Antichristie
0

Was wissen wir nach einer (bestenfalls) 13-jähriger schulischer Ausbildung über Kolonialismus? Nicht im Ansatz was nötig wäre!
Lernen wir wieviele Millionen Menschen in den Kolonien getötet wurden? Nope! ...

Was wissen wir nach einer (bestenfalls) 13-jähriger schulischer Ausbildung über Kolonialismus? Nicht im Ansatz was nötig wäre!
Lernen wir wieviele Millionen Menschen in den Kolonien getötet wurden? Nope! Ist der Name Ghandi vielleicht einfach nur eine leere Hüllen, die wir mit unserem Schulwissen gar nicht detailliert mit Inhalt füllen können? Nein, Mann, der hat friedlich für die Freiheit Indiens gekämpft! …Ähm, ja… oder auch nicht.

Wir bekommen hier auf eine spannende und unterhaltsame Art und Weise eine Geschichtsstunde, die ihres gleichen sucht! Dabei erfahren wir nicht nur unglaublich viel über den (nicht ganz so gewaltfreien) Freiheitskampf und Widerstand Indiens gegen das britische Empire, sondern es wird auch immer wieder die Frage nach dem Bewusstwerden und der Aufarbeitung der grausamen Vergangenheit westlicher Nationen aufgeworfen. Durga, die deutsche Hauptprotagonistin, soll in einem Think Tank an einer woken Agatha Christie Verfilmung mitarbeiten. Während das Team kritisch über die problematische britisch-glorifizierende Kultur (weil eben: unter den Teppich der Geschichte gekehrter Kolonialismus aka Genozid) diskutiert, wird zur gleichen Zeit in London eine über Jahrzehnte herrschende Monarchin überschwänglich betrauert und keinerlei Kritik an der Krone (aka The Queen) oder gar Agatha Christie (aka The Queen of Crime) zugelassen. Eine Diskrepanz die man nur sehr schwer aushalten kann.

Oft hinterlassen Bücher, die etwas Schlimmes thematisiere, das mir in diesem Ausmaß nicht bewusst war, bei mir vor allem Wut. Hier bin ich vor allem sprachlos, wie wenig ich defacto wusste. Ich kann es einfach nicht glauben, dass diese Verbrechen nicht adäquat aufgearbeitet und viel hartnäckiger ins allgemeine Bewusstsein gezerrt werden.

Umso wichtiger, dass dieses Buch von vielen Menschen gelesen wird! Wer jetzt denkt er müsse sich hier, ob der schweren Thematik, durch ein trockenes Geschichtsbuch arbeiten - weit gefehlt! Die Geschichte punktet trotz aller Schwere mit Humor und Sprachwitz (und Dr. Who)!
Bitte unbedingt lesen!