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Veröffentlicht am 02.07.2017

Kriegszitterer

Der zweite Reiter
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Obwohl der Krieg schon seit einem Jahr um hat das Zittern noch nicht aufgehört. Dietrich Jost ist nicht als Kriegsgeschädigter anerkannt und fristet sein Leben auf den Straßen Wiens. Im Jahr 1919 herrschen ...

Obwohl der Krieg schon seit einem Jahr um hat das Zittern noch nicht aufgehört. Dietrich Jost ist nicht als Kriegsgeschädigter anerkannt und fristet sein Leben auf den Straßen Wiens. Im Jahr 1919 herrschen in der ganzen Stadt Armut und Hunger. Jost sieht jedoch einen Silberstreif am Horizont, er träumt von Brasilien. Von den Polizisten August Emmerich und Ferdinand Winter, die eigentlich einen Schmuggler verfolgen, wird Dietrich Jost im Stadtwald erschossen aufgefunden. Sein Traum wird sich nicht erfüllen. Auch der Polizist Emmerich hat einen Traum, er will zur Abteilung „Leib und Leben“. Und als nach Josts Tod dessen Bekannter Harald Zeiner tot aus der Donau gefischt wird, kann Emmerich nicht an einen Zufall glauben.

Polizeiagent August Emmerich versucht seine eigene Kriegsverletzung zu verstecken. Er befürchtet, in den Innendienst versetzt zu werden, wenn er auffliegt. Nicht einmal sein Assistent Wagner, den er für ein verweichlichtes und verwöhntes Jüngelchen hält, darf davon wissen. Obwohl Winter ihm treu zur Seite steht, kocht Emmerich zunächst sein eigenes Süppchen. Schnell merkt er allerdings, dass er sich doch gut auf Winter verlassen kann. Gemeinsam suchen die beiden nach einem Zusammenhang zwischen den Todesfällen. Trotzdem auch die Beamten von den Nachwirkungen des Krieges nicht verschont sind und sie Not und Elend erfahren haben und immer noch erfahren, sind sie bestrebt für Gerechtigkeit zu sorgen. Auch wenn sie es dabei mit dem Gesetz nicht so genau nehmen können.

In die schwere Zeit nach dem ersten Weltkrieg hineingeschrieben schafft die Autorin einen packenden Plot. An allen Ecken lauern Hunger, Krankheit und Tod. Die Menschen hausen in unsäglichen Wohnungen, die diesen Namen kaum verdienen. Eine Sicherheit, dass es für den nächsten Tag reichen wird, gibt es nur für Wenige. Auch die Staatsdiener bleiben nicht verschont. Vielleicht ein wenig besser gestellt, kann es auch für sie schnell vorbei sein mit ihrem bisschen Komfort. Doch gibt es auch Bars, Cafés und andere Vergnügungsstätten und der Schwarzhandel floriert. Man stellt sich diese Zeit häufig in schwarz-weiß vor, weil es kaum Farbbilder gibt. Doch gerade dieses schwarz-weiß mit seinen grauen Zwischentönen gibt die Stimmung gut wieder. In dieser Szenerie agieren Emmerich und Winter, die sich erst zusammenraufen müssen, mit Hartnäckigkeit und Scharfsinn. Durch ihren Wagemut bringen sie sich manchmal in Gefahr und kommen auf die Spur eines Verbrechen, dessen Geheimnis sich lange nicht erschließt.

August Emmerich, der ehemalige Waisenjunge, und Ferdinand Winter, der aus guten Elternhaus stammende, bilden ein gegensätzliches Ermittler-Duo, dessen Geschichte genug Ansätze bietet, um sicher und mit Interesse weiterverfolgt zu werden.

Veröffentlicht am 18.06.2017

Für das Leben

Sieh nichts Böses (Ein Kommissar-Dühnfort-Krimi 8)
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Bei der Polizeihundeprüfung wäre Ronja durchgefallen, obwohl sie eine echte Leiche gefunden hat. Die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich schon vor längerer Zeit in ihrem Versteck verscharrt wurde. ...

Bei der Polizeihundeprüfung wäre Ronja durchgefallen, obwohl sie eine echte Leiche gefunden hat. Die Leiche einer jungen Frau, die offensichtlich schon vor längerer Zeit in ihrem Versteck verscharrt wurde. Kommissar Dühnfort ist nach einem Urlaub wieder im Einsatz und übernimmt den Fall. Zunächst einmal gestaltet es sich schwierig, die Tote zu identifizieren. Niemand scheint sie vermisst zu haben. Wenigstens im Privaten läuft alles bestens, seine Frau Gina, ebenfalls Polizistin, ist schwanger und beide freuen sich riesig auf ihr erstes Kind. Gina ermittelt jetzt in Cold Cases und sie ist an einem der wenigen Fälle dran, die Dühnfort nicht lösen konnte.

Wie schwierig ist es, herauszufinden, was geschehen ist, wenn zunächst keine Hinweise vorliegen. Eine Leiche, die zwei Jahre lang nicht entdeckt wurde, ohne Papiere, ohne große Hinweise auf die Identität. Eine Leiche, auf die keine Vermisstenmeldung zu passen scheint. Ist es nicht ein trauriges Schicksal, wenn man verschwindet und keinen kümmert es. Nach der langen Zeit ist der Anblick der Verstorbenen auch nicht mehr so repräsentabel. Es muss also eine Phantomzeichnung angefertigt werden. Doch ein Ring, der bei der Toten gefunden wurde, bringt eine erste Spur. Augenscheinlich hat sich die junge Frau zwei Jahre zuvor in Luft aufgelöst.

Bei seinen Ermittlungen kommen Dühnfort und seine Kollegen es mit vielen Menschen zu tun, deren Handeln recht unverständlich erscheint. Prügelnde Väter, lieblose Mütter, Kinder, die ihrer Opferrolle entfliehen wollen. Was sich da an Abgründen auftut, lässt einen erschaudern. Auch das private Idyll wird eingetrübt. Tino und Gina müssen eine schwere Entscheidung fällen, etwas, worum man sie nicht beneidet, was sie aber mit einiger Größe meistern.

Ein Dühnfort-Krimi zum Eintauchen, sehr spannend wird ein Familiendrama geschildert, das den Anfang vor etlichen Jahren nahm. Gefesselt grübelt man mit dem Kommissar, was man übersehen haben könnte. Gebannt erwartet man die Entscheidung, ob Gina und Tino die Aufgabe annehmen, die ihnen das Leben stellt. Die Balance zwischen abgeschlossener Krimihandlung und den Entwicklungen im Privatleben von Gina Angelucci und Constantin Dühnfort, die man hoffentlich weiter verfolgen darf, ist sehr gelungen. Auch wenn der Fall im berechtigt im Vordergrund steht, kommt das Private nicht zu kurz.

Dieser Kriminalroman gefällt in seiner Ausgewogenheit und mit einem dramatischen Fall, dessen Lösung man vielleicht erahnt, was allerdings nichts daran ändert, dass man die Handlung inhaliert.


Veröffentlicht am 17.06.2017

Bad Romance

Gray
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Im ehrwürdigen Cambridge ist ein Student, der als sicherer Fassadenkletterer bekannt war, vom Dach gestürzt. Sein Tutor, Dr. Augustus Huff, ist temporärer Erbe des Graupapageien Gray. Allerdings kommt ...

Im ehrwürdigen Cambridge ist ein Student, der als sicherer Fassadenkletterer bekannt war, vom Dach gestürzt. Sein Tutor, Dr. Augustus Huff, ist temporärer Erbe des Graupapageien Gray. Allerdings kommt er eher zufällig an das Tier, denn die Putzfrau glaubt, in des Studenten Zimmers spukt es als sie plötzlich dessen Stimme vernimmt. Augustus soll also eigentlich einen Geist austreiben und kommt dann mit einem Papagei nach hause. Dr. Augustus Huff Zähler und Pedant vor dem Herrn hat auf einmal einen Vogel, der ihm von Bad Romance erzählt und Nüssen und psychologischen Problemen. Und an dem Ableben seines Studenten kommt Huff auch einiges eigenartig vor.

Natürlich ist der Papagei durch den Tod seines Besitzers, der viel Zeit damit verbracht hat, dem Vogel das Sprechen beizubringen, ziemlich verstört. Alleine bleiben will er erstmal nicht. Dr. Huff will aber keine Unordnung in seiner Wohnung, was ihm zu einigen Übernachtungen in seiner Badewanne verhilft. Schließlich kann der Papagei im Bad nicht viel durcheinander bringen, aber wie erwähnt, er schläft nur in Gesellschaft. Und so sitzt er regelmäßig auf Huffs Schulter während dieser sich aufmacht, die Umstände des Todes seines Studenten näher zu beleuchten. Schnell findet Huff heraus, dass im Leben des nicht sonderlich beliebten Elliot einiges anders war als geglaubt.

Dieses Buch lebt wahrlich von dem zwanghaften Ordnungsfanatiker Dr. Augustus Huff, der jeden Schritt am liebsten mit dem linken Fuß beginnt, und seinem überraschenden Erbe. Gray, von dem man beinahe glauben könnte, er versteht, was er sagt. Eigentlich als Forschungsobjekt gedacht, nimmt der Papagei nicht nur Augustus für sich ein. Doch wie Huff schnell merkt, ist er plötzlich nur noch der mit dem Vogel, was bei seinen Ermittlungen durchaus hilfreich sein kann. Und so stolpert er durch diesen witzigen Krimi, der mit einigen Überraschungen aufwartet, auch wenn diese hinter der ausgeklügelten Situationskomik manchmal zurücktreten.

Mit Bjarne Mädel wurde für Gray und Huff eine geradezu ideale Stimme gefunden, die das Hören des Romans zu einem außerordentlichen Vergnügen macht. Man kann ihn sich bestens als Dr. Huff mit seinem temporären Besitz auf der Schulter durch die Gassen von Cambridge wandernd vorstellen. Auch wenn man seine „Bad Romance“ erst nach einer Suche im großen Netz zuordnen kann, ein Lied, das es tatsächlich gibt und das man auch noch kennt, behält sein „rara ulala“ einen gewissen Witz. Huffs leichte Naivität, die doch auch gepaart ist mit großer Intelligenz, kommt sehr eindrucksvoll rüber. Man nimmt ihm ab, dass er manchmal vom Leben überfordert ist und das er sich doch nicht scheut eben jenem Leben die Stirn zu bieten. Und Gray bringt genau die richtige Portion Unordnung in des Doktors Leben.

Dr. Augustus Huff und sein nun nicht mehr temporärer Mitbewohner bilden ein echt tolles Team. Man würde wünschen, mehr von ihnen zu hören.

Veröffentlicht am 15.11.2024

Die Wheelers

Wir finden Mörder (We Solve Murders-Serie 1)
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Amy Wheeler ruft ihren etwas widerwilligen Schwiegervater Steve in die Karibik. Der ehemalige Polizist und Witwer soll ihr bei Ermittlungen helfen. Amy selbst arbeitet als Personenschützerin für die erfolgreiche ...

Amy Wheeler ruft ihren etwas widerwilligen Schwiegervater Steve in die Karibik. Der ehemalige Polizist und Witwer soll ihr bei Ermittlungen helfen. Amy selbst arbeitet als Personenschützerin für die erfolgreiche Thrillerautorin Rosie. Die ältere Dame fühlt sich bedroht, es soll ein Mörder auf sie angesetzt worden sein. Als ein Toter auf Rosies Besitz gefunden wird, spitzt sich die Lage zu und das zusammengewürfelte Team will alles unternehmen, um herauszufinden, wer hinter ihnen her ist und warum. Und da gibt es mehr Ansätze, sowohl was Opfer als auch was Täter angeht, als sie zunächst vermuten konnten.

Mit dem Donnerstags-Mordclub hat dieser Start einer neuen Reihe von Richard Osman nicht viel zu tun. Zwar tut sich auch hier ein ungewöhnliches Team zusammen, die Altersspanne ist doch etwas größer. Amy, die Schwiegertochter, ist natürlich jünger, Rosie und Steve sind dagegen etwas älter. Schon deswegen, aber auch wegen ihrer unterschiedlichen früheren oder aktuellen Berufe, bringen sie unterschiedliche Fähigkeiten ein, die sich gut ergänzen. Steve ist bedächtiger. Mit Rosies Quirligkeit und ihrer Phantasie kann er es nicht aufnehmen. Und Amy hat die Kraft der Jugend. Gemeinsam bilden sie ein Team, dass sich beinahe weltweit auf Taterjagt begibt.

Für Menschen, die vielleicht mit dem Mordclub nicht ganz so warm geworden sind, wäre dieser Beginn einer neuen Reiche eine echte Alternative. Interessant kann dieser Roman natürlich auch für alle sein, die pfiffige Stories mögen. Anfang wissen Amy, Rosie und Steve noch nicht, dass sich da ein Team formt. Sie wollen einfach ihre Haut retten und den Verursacher von dem ganzen Streß finden. Dabei drückt man ihnen von Herzen die Daumen und freut sich an den humorvollen und manchmal auch spitzen Worten. Irgendwann wird es richtig spannend und man beginnt jeden zu verdächtigen. Als Hörbuch gelesen von Richard Barenberg und Wolfgang Wagner bereitet die Handlung wahrlich Spaß. In der leicht gekürten Fassung fragt man sich zwar hin und wieder, ob man etwas verpasst hat. Doch tut das dem Hörvergnügen keinen Abbruch.

Veröffentlicht am 03.11.2024

Der unschuldige Mörder

Gegen alle Regeln
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Als das FBI an den Anwalt Eddy Flynn herantritt, weil er einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen soll, gegen eine korrupte Anwaltskanzlei auszusagen, ist Flynn nicht angetan. Doch das FBI argumentiert, ...

Als das FBI an den Anwalt Eddy Flynn herantritt, weil er einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen soll, gegen eine korrupte Anwaltskanzlei auszusagen, ist Flynn nicht angetan. Doch das FBI argumentiert, es habe belastendes Material gegen Flinns Ehefrau Christine. Eddy sieht sich gezwungen, die Sache zu übernehmen. Ein erstes Gespräch mit seinem Mandanten leitet ihn allerdings zu der Überzeugung, dass dieser unschuldig ist, trotz der erdrückenden Beweise. Eddy Flynn steht also vor der nahezu unlösbaren Aufgabe gleichzeitig die Unschuld seines Mandanten zu beweisen und seiner Frau aus einer bedrohlichen Klemme zu helfen.

Bei seinem zweiten Auftritt muss der Anwalt Eddy Flynn wieder das Unmögliche möglich machen. Sein Mandant David Child wird beschuldigt, seine Freundin getötet zu haben. Die Beweise sind mehr als eindeutig. Und doch nach seinem ganzen Wesen wirkt David einfach glaubhaft, er hat nichts getan. Und er hat Flynn überzeugt. Doch die Bedingungen des FBI, seine Frau von irgendwelchen Anschuldigungen freizustellen, gehen nicht in Richtung, verteidige den Mandanten wie es sich gehört, sondern bringe den Mandanten dazu, in unserem Sinne zu handeln. Ein echtes Dilemma, das unlösbar scheint. Doch Eddy Flynn ist nicht einer, der schnell aufgibt oder sich fügt. Er muss einfach beides schaffen.

Ein typischer Thriller amerikanischer Art, ein Spiel mit dem Rechtssystem, in dem alles anders sein kann. Nichts ist so wie es scheint, beim Lesen fängt man an, jedem zu misstrauen. Man verdächtigt beinahe alle beteiligten Personen und bastelt sich die wildesten Lösungsansätze zurecht. Und doch erlebt man immer wieder Überraschungen und immer neue Ermittlungsergebnisse führen in unerwartete Richtungen. Natürlich kann es sein, dass man mit den Vermutungen auch mal richtig liegt, das ändert jedoch nichts an der außerordentlichen Anspannung, unter der man während des Lesens steht. Der Autor peitscht einen förmlich durch das rasante Geschehen. In diesem packenden Thriller ist hauptsächlich einer unschuldig, nämlich der Mörder.