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Gisel

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.12.2017

Ein Spiel mit Wahrheit und Lüge

Ich soll nicht lügen
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Mags Bruder Abe liegt im Koma. Nachdem sie als Jugendliche aus dem unliebsamen Elternhaus ausgezogen ist, sieht sie ihn nun nach Jahren wieder. Seine Verlobte Judy behauptet, es war Selbstmord. Doch einiges ...

Mags Bruder Abe liegt im Koma. Nachdem sie als Jugendliche aus dem unliebsamen Elternhaus ausgezogen ist, sieht sie ihn nun nach Jahren wieder. Seine Verlobte Judy behauptet, es war Selbstmord. Doch einiges an den Umständen scheint seltsam. Da für die Polizei zu wenig Ansatzpunkte zur Ermittlung zu erkennen sind, recherchiert Mags auf eigene Faust. Dabei deckt sie ein Lügengespinst rund um die Geschehnisse auf. Doch was ist Wahrheit, was ist zusammengesponnen?
Die Autorin Sarah J. Naughton erzählt über Mags Ermittlungen und über Rückblenden eine Geschichte, die mit den Begriffen Wahrheit und Lüge spielt. Dabei entsteht ein Thriller, der spannend aufgebaut ist und viele unvermittelte Wendungen durchspielt. Der Leser kann mitraten und wird immer wieder aufs Glatteis geführt. Das Ende erscheint rückblickend äußerst schlüssig.
Eine fesselnde, überraschende Geschichte, die spannende Lesestunden beschert.

Veröffentlicht am 07.12.2017

Humorvolle Geschichte mit Tiefgang

Und du kommst auch drin vor
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Eher zufällig nimmt Kim an der Lesung einer Jugendautorin teil – und entdeckt sich so sehr selbst in diesem Buch, dass sie es lesen muss. Dabei liest sie, dass in diesem Buch eine der Figuren sterben muss ...

Eher zufällig nimmt Kim an der Lesung einer Jugendautorin teil – und entdeckt sich so sehr selbst in diesem Buch, dass sie es lesen muss. Dabei liest sie, dass in diesem Buch eine der Figuren sterben muss – und das will Kim nun unbedingt im realen Leben vermeiden. Nur: was soll sie tun, damit die Geschichte im Buch sich so verändert, wie sie ihr Leben gerne hätte?

Autorin Alina Bronsky lässt in ihrem Buch eine Jugendliche agieren, die mitten in der Pubertät steckt und durch die Trennung der Eltern noch mehr Boden unter den Füßen verloren hat. Sehr realistisch wird Kims Situation dargestellt, bis dahin, wie sie versucht, mit der Autorin in Kontakt zu kommen, damit diese ihr Buch abändert. Mit leichter Feder erzählt Alina Bronsky eine Geschichte mit viel Tiefgang, die sehr humorvoll daherkommt. Die Lebenswelt der Jugendlichen ist gut getroffen, ihre Fragen und Probleme bekommen den ihnen zustehenden Rahmen.

Ein spannendes Buch, das sich durch einen flotten Schreibstil auszeichnet und augenzwinkernd, aber nicht wertend eine Geschichte aus der Welt der Jugendlichen für Jugendliche und alle jung Gebliebenen erzählt.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Gut durchdachter Kriminalroman

Kreuzschnitt
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Nach dem tödlichen Unfall seiner Frau und seiner Tochter durchlebt der Osloer Kriminalkommissar Bogart Bull eine schwere Zeit. Seine Versetzung zu Europol bietet ihm eine Chance, zurück zu sich selbst ...

Nach dem tödlichen Unfall seiner Frau und seiner Tochter durchlebt der Osloer Kriminalkommissar Bogart Bull eine schwere Zeit. Seine Versetzung zu Europol bietet ihm eine Chance, zurück zu sich selbst finden. Der erste Fall bringt ihn nach Südfrankreich, wo der schwerreiche norwegische Unternehmer und Kunstsammler Axel Krogh ermordet aufgefunden wird. Entwendet wurde dabei ein Gemälde von Edvard Munch. Zusammen mit dem örtlichen Kriminalkommissar macht er sich auf die Suche nach dem Mörder und dessen Motiven – und stößt bald auf eine tragische Geschichte aus der Vergangenheit.

„Kreuzschnitt“ ist das Debüt des norwegischen Autors Øistein Borge, der aus der Film- und Werbebranche kommt. Die vorliegende Geschichte spielt in drei Zeitebenen, so dass der Leser sich die tragischen Hintergründe zu dem Mord langsam anlesen kann. Obwohl der Mensch Bogart Bull den Verlust seiner Familie noch bewältigen muss, spielt sein Privatleben nur am Rand eine Rolle, im Mittelpunkt des Buches steht der gut ausgefeilte Plot um den Mord an Axel Krogh. Wohltuend ist die gute Zusammenarbeit der Kriminalkommissare, die sich sehr gut ergänzen, ohne auch nur einen Moment in ein Kompetenzgerangel zu geraten. So kann sich der Leser beim Mitraten auf das Wesentliche konzentrieren. Mancherlei überraschende Wendungen laden dazu ein, immer wieder neu zu überlegen, wobei die Auflösung lange nicht vorhersehbar ist.

Sehr gerne möchte ich weiteres lesen über diesen Kommissar. Ich hoffe, dies ist der Beginn einer Reihe, der den Leser mit dem Kommissar in weiteren kniffligen Fällen durch Europa reisen lässt. Von mir eine Leseempfehlung für alle, die einen gut durchdachten Kriminalroman lieben.

Veröffentlicht am 27.11.2017

Zwei interessante Frauen in den Siebziger Jahren

Die Geschichte der getrennten Wege
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Die Geschichte der beiden jungen Frauen aus Neapel geht weiter, diesmal allerdings sehr auf Distanz: Während Lila sich durch das Leben schlägt und dabei einige Tiefen durchmachen muss, um wieder auf die ...

Die Geschichte der beiden jungen Frauen aus Neapel geht weiter, diesmal allerdings sehr auf Distanz: Während Lila sich durch das Leben schlägt und dabei einige Tiefen durchmachen muss, um wieder auf die Sonnenseite des Lebens zu kommen, ist Elena äußerst erfolgreich: Sie hat ein Buch geschrieben, das sich sehr gut verkauft, sie heiratet einen erfolgversprechenden Professor und zieht zwei bezaubernde Mädchen groß. Zwar gibt es immer wieder Berührungspunkte zwischen den beiden, doch ihre Lebensläufe verlaufen eher auf getrennten Wegen.

Nachdem ich mich bereits in die beiden Vorgängerbände vertieft hatte, tat ich mich beim Einstieg in dieses Buch etwas schwer. So viele handelnde Personen tauchten wieder auf, die ich einordnen musste, während die ersten 100 Seiten eher beschreibend und mit wenig Handlung sehr schwierig zum Lesen waren. Danach aber konnte ich wieder gut in die Geschichte der beiden Frauen eintauchen und bin nun völlig überrascht, mit welcher Wendung mich der Cliffhanger dieses Bandes hinterlässt. Sehr spannend empfand ich den politischen Hintergrund der Zeit, der das Leben beider Frauen sehr beeinflusst hat.

Über allem hängt wie in der gesamten Geschichte die Frage, was die Freundschaft der beiden Frauen ausmacht. Immer wieder schimmert die Konkurrenz der beiden hervor, die für mich eine echte Freundschaft ausbremsen müsste. Dennoch stehen die beiden zueinander, bekräftigen ihre Freundschaft füreinander. Ob dies allerdings auch im letzten Band der Fall sein kann? Nun heißt es abwarten und sich eine Weile gedulden, bis das Finale dieser Geschichte erscheint…

Fans dieser Reihe werden das Buch in kürzester Zeit verschlingen. Auch ich werde mich zu den Wartenden gesellen und für das Finale einreihen…

Veröffentlicht am 22.11.2017

Verstörend und berührend

Und es schmilzt
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Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Nach dem plötzlichen Ende ihrer Freundschaft zu ihren beiden ältesten Freunden war sie jahrelang nicht dort gewesen. Doch dann bringt eine ...

Eva fährt mit einem Eisblock im Kofferraum in ihr Heimatdorf. Nach dem plötzlichen Ende ihrer Freundschaft zu ihren beiden ältesten Freunden war sie jahrelang nicht dort gewesen. Doch dann bringt eine Einladung all die Erinnerungen wieder zurück, die sie seitdem verdrängt hat.

In zwei Zeitebenen erzählt die Autorin Lize Spit Evas Geschichte. Die Gegenwart ist gedrängt auf wenige Stunden, die Vergangenheit erhält dafür umso mehr an Gewicht. Immer steht im Hintergrund die Frage, welche Rolle der Eisblock spielt – dann allerdings ist der Leser in den Sog der Geschichte geraten, für die letzten gut 100 Seiten musste ich eine Nachtschicht einlegen, weil ich das Buch nicht aus der Hand legen konnte. Scheinen die störenden Momente anfangs nur kurz in die angebliche Idylle hinein, mehren sich die Hinweise auf die Gefahr im Lauf der Erzählung, bis der Leser sie in allen Einzelheiten greifen kann. Rückwirkend erscheint alles so radikal in einem anderen Licht, dass man an den Anfang blättern muss, aber ja, hier sind sie, die Anzeichen, die Eva auf diesen erbarmungslosen Weg schicken. Zimperlich ist die Autorin dabei nicht, sie mutet ihrer Protagonistin und dem Leser einiges zu. Und gerade deswegen wird das Buch sicherlich polarisieren.

Evas Geschichte ist eine, die sonst eher nicht erzählt wird, genau das aber macht dieses Buch so einzigartig. Es kann nicht uneingeschränkt empfohlen werden, wer sich mit den grausamen und manchmal vulgär geratenen Episoden nicht anfreunden kann, sollte es lieber links liegen lassen. Mich selbst hat das Buch verstört und gleichzeitig tief drinnen berührt. Deshalb eine Leseempfehlung von mir und vier von fünf Sternen.