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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.11.2024

Genussvoll und herzerwärmend

Das kleine Café der zweiten Chancen
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Was wenn du Momente aus der eigenen Vergangenheit noch einmal ändern könntest? “Im kleinen Café der zweiten Chancen“ von Shiori Ota geht das. Denn dieses kleine Café im japanischen Sapporo bietet ...

Was wenn du Momente aus der eigenen Vergangenheit noch einmal ändern könntest? “Im kleinen Café der zweiten Chancen“ von Shiori Ota geht das. Denn dieses kleine Café im japanischen Sapporo bietet seinen Gästen genau diese Möglichkeit: Für 4 Minuten und 33 Sekunden – die Zeit, die für eine Tasse Kaffee nötig ist – können sie in die Vergangenheit reisen, um eine Entscheidung zu korrigieren. So rettet ein Gast Leben, findet die Liebe oder trifft eine bessere Wahl. Himari ist die Hauptperson der Geschichte, ein Mädchen, das die Mittelschule besucht und eine sogenannte Zeitwächterin ist, das heißt, sie kann anderen Menschen helfen, die Vergangenheit zu ändern. Ebenso wie die Besitzer des Cafés Hayari und Herr Higure.
Als Leserinnen und Leser begleiten wir Himari, deren eigenes Leben bisher nicht ganz so wie gewünscht verlaufen ist, bis zu dem Punkt, an dem sie Tsukko kennenlernt. Aber auch die Freude über diese Freundschaft ist nicht von allzu langer Dauer.
Insgesamt handelt es sich bei der Geschichte um eine herzerwärmende und magische Erzählung mit außergewöhnlichen Charakteren. Allerdings habe ich das Gefühl, dass dem Buch ein paar Seiten mehr gutgetan hätten, denn so hätten einige Situationen ausführlicher geschildert und die einzelnen Personen noch detaillierter vorgestellt werden können. Das Potenzial dafür wäre vorhanden, so hätte ich z. B. gerne mehr über Herrn Higure und Hayari erfahren und auch wie sich die schwierige Beziehung zwischen Himari und ihrer Mutter weiterentwickelt. Dass noch einiges offen ist, könnte aber auch auf eine Fortsetzung hindeuten. Ich würde sie gerne lesen, denn die magische Geschichte um Himari hat mir gut gefallen und ich habe sogar noch etwas über Kaffee gelernt, denn auch das ist ein zentrales Thema des Buches.
Wer also Kaffee und Fantasy mag, kann „Im kleinen Café der zweiten Chancen“ große Freude haben.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Verwirrend gut

Nach uns der Himmel
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Dieses Buch ist wie ein Traum, aus dem man erwacht und noch im Dämmerzustand versucht, die einzelnen Fragmente zu sortieren und zu verstehen, etwas verwirrend und surreal, gleichzeitig berührend ...

Dieses Buch ist wie ein Traum, aus dem man erwacht und noch im Dämmerzustand versucht, die einzelnen Fragmente zu sortieren und zu verstehen, etwas verwirrend und surreal, gleichzeitig berührend und packend.
„Nach uns der Himmel“ von Simone Buchholz beginnt mit dem turbulenten Flug auf eine griechische Ferieninsel. Die zentralen Personen sind acht Figuren, die zum Teil miteinander bekannt sind und in unterschiedlichen (Liebes-)Beziehungen zueinander stehen, sich aber spätestens auf der Insel kennenlernen. Alle haben ihre besonderen Eigenheiten, die die Autorin gut herausarbeitet. Spannend ist, dass sich ihre Konstellation sich im Verlauf der Geschichte ändern wird, auf sehr unerwartete Art und Weise. Generell wandelt sich einiges innerhalb der Erzählung: die Inselbewohner werden immer reservierter, die örtlichen Gegebenheiten verändern sich bis hin zur Physis und Psyche der acht Protagonisten und Protagonistinnen selbst. Das hat Züge eines Science-Fiction oder Fantasy-Romans, im Gesamten würde ich den Roman aber keinesfalls als solchen bezeichnen.
Auch wenn ab einem gewissen Punkt erkennbar wird, worauf in der Geschichte alles hinausläuft, gelang es der Autorin durchweg mein Interesse aufrechtzuerhalten und die Wandlung der klar beschriebenen Charaktere gespannt mitzuverfolgen. Das Ende ist stimmig und der Blick auf Leben und Tod ein vollkommen anderer als ich ihn sonst aus Romanen kenne. Irgendwie schräg, schön schräg.

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Veröffentlicht am 20.09.2024

Zurück zu mehr Verbundenheit

Die Kunst des InnSæi
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Mit „Die Kunst des Innsæi“ hat Hrund Gunnsteinsdóttir ein Sachbuch vorgelegt, dass uns Lesende wieder mehr zu uns selbst zurückbringen soll, denn Innsæi ist das isländische Wort für Intuition, ...

Mit „Die Kunst des Innsæi“ hat Hrund Gunnsteinsdóttir ein Sachbuch vorgelegt, dass uns Lesende wieder mehr zu uns selbst zurückbringen soll, denn Innsæi ist das isländische Wort für Intuition, gleichzeitig bedeutet es aber auch das Meer in uns. So spricht die Autorin davon, auf dem inneren Meer zu navigieren, ausgerichtet nach unserem inneren Kompass, mit dem wir uns mithilfe des Buches wieder verbinden sollen. Dazu gibt sie in fünf Kapiteln Erklärungen, Anregungen, Hilfestellungen und zahlreiche Beispiele von Menschen, denen es gelungen ist, ihre Intuition zu stärken und gemäß dieser zu leben. Führen soll das zu einem besseren Zugang zur eigenen Kreativität, Empathie und das Erlangen eines offenen Geistes. Ein Leben im Fluss sozusagen. Um das zu erreichen, richtet Gunnsteinsdóttir u.a. den Blick auf die Wichtigkeit der eigenen Bedürfnisse, unsere Bedeutung in und für die Welt und übt hier und da auch Kritik an den sozialen Medien. Alles auf eine, wie ich finde, sehr nachvollziehbare Art und Weise.
Mir haben ihre Blickwinkel überwiegend gut gefallen. Besonders ihre hohe Wertschätzung für die Natur und des friedlichen Miteinanderlebens.
Ein Beispiel: „Natur, die Künste, Kultur, Spiritualität und Meditation zählen zu den Dingen, die Ehrfurcht in uns hervorrufen können, doch wir schätzen sie in vielerlei Hinsicht zu gering. Durch unsere Lebensweise, durch die Art, wie wir konsumieren und Wert definieren, werden natürliche Vielfalt, Ökosysteme und unberührte Natur weltweit geschädigt oder gar gänzlich vernichtet, und das in einem Tempo, wie es in der Menschheitsgeschichte nie zuvor geschehen ist.“ Wahre Worte.
Weniger gebraucht hätte es für mich im Buch allerdings an Übungen, was aber auch daran liegt, dass mir einige davon bereits bekannt sind aus Ratgebern, die sich mit ähnlicher Thematik befassen. Grundsätzlich sind sie jedoch ein guter Impulsgeber für die Wiederentdeckung der eigenen Intuition.
„Die Kunst des Innsæi“ regt dazu an, sich mal wieder auf die Suche nach dem eigenen inneren Kompass zu machen und sich mehr mit dem, was wirklich zählt, zu verbinden. Es ist ein Buch, das mich mit einem guten Gefühl und dem Wunsch nach positiver Veränderung hinterlassen hat und deshalb kann ich es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Mein Mann
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Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon ...

Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon 13 Jahre verheiratet, die namenlose Erzählerin und ihr Mann. Die beiden besitzen ein Haus, haben eine Familie mit zwei Kindern gegründet, arbeiten in guten Jobs und obwohl alles sich perfekt anhört, ist es doch alles andere als das. Denn die Erzählerin ist geradezu besessen von ihrem Mann oder besser gesagt, von der Liebe zum ihm. Sie kontrolliert ihn, sie testet ihn und sie interpretiert jede seiner Verhaltensweisen und Aussagen. An der Stelle verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie einiges davon überinterpretiert. Das hat nicht selten stark irrationale Handlungen zufolge, die für sie aber absolut logisch erscheinen und mir ein oftmals ungläubiges Schmunzeln beschert haben. Diese Handlungen stehen übrigens in krassem Gegensatz dazu, dass sie fast ausschließlich Dinge macht, um ihrem Mann zu gefallen. Sie verstellt sich und unterdrückt dabei häufig auch ihre eigenen Bedürfnisse. Beispielsweise mag ihr Mann sie lieber ohne Brille. Also trägt sie in seiner Gegenwart keine Brille. Was er mag, ist, wenn sie mit Füller schreibt. Also schreibt sie mit ihrem Füller, sobald es sein könnte, dass er ihr Arbeitszimmer betritt. Da konnte ich manchmal einfach nicht anders, als den Kopf zu schütteln, darüber, wie wenig authentisch sich die Erzählerin gibt. Das weiß ich als Leserin übrigens deshalb alles so genau, weil ich in dem kompletten Buch an ihrer gesamten Gedankenwelt teilhaben kann, denn genau daraus besteht die Erzählung, sie teilt uns ihre Gedanken mit, ungefiltert und detailliert.
Ventura beschreibt Dinge, die so oder so ähnlich sicherlich in jeder Beziehung vorkommen, in diesem Roman allerdings stark überspitzt werden. Der Roman hat mich an vielen Stellen mit sehr gegensätzlichen Gefühlen zurückgelassen: oft verständnislos, manchmal aber auch emphatisch nachvollziehend, immer wieder Kopf schüttelnd, häufig schmunzelnd. Die Krönung des Ganzen ist aber das Ende. Ihr solltet es lesen.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Mein Mann
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Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon ...

Das könnte das Motto der namenlosen Erzählerin in Maud Venturas Roman “Mein Mann“ sein, den Michaela Meßner aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt hat.
Sie sind 15 Jahre zusammen und davon 13 Jahre verheiratet, die namenlose Erzählerin und ihr Mann. Die beiden besitzen ein Haus, haben eine Familie mit zwei Kindern gegründet, arbeiten in guten Jobs und obwohl alles sich perfekt anhört, ist es doch alles andere als das. Denn die Erzählerin ist geradezu besessen von ihrem Mann oder besser gesagt, von der Liebe zum ihm. Sie kontrolliert ihn, sie testet ihn und sie interpretiert jede seiner Verhaltensweisen und Aussagen. An der Stelle verrate ich nicht zu viel, wenn ich sage, dass sie einiges davon überinterpretiert. Das hat nicht selten stark irrationale Handlungen zufolge, die für sie aber absolut logisch erscheinen und mir ein oftmals ungläubiges Schmunzeln beschert haben. Diese Handlungen stehen übrigens in krassem Gegensatz dazu, dass sie fast ausschließlich Dinge macht, um ihrem Mann zu gefallen. Sie verstellt sich und unterdrückt dabei häufig auch ihre eigenen Bedürfnisse. Beispielsweise mag ihr Mann sie lieber ohne Brille. Also trägt sie in seiner Gegenwart keine Brille. Was er mag, ist, wenn sie mit Füller schreibt. Also schreibt sie mit ihrem Füller, sobald es sein könnte, dass er ihr Arbeitszimmer betritt. Da konnte ich manchmal einfach nicht anders, als den Kopf zu schütteln, darüber, wie wenig authentisch sich die Erzählerin gibt. Das weiß ich als Leserin übrigens deshalb alles so genau, weil ich in dem kompletten Buch an ihrer gesamten Gedankenwelt teilhaben kann, denn genau daraus besteht die Erzählung, sie teilt uns ihre Gedanken mit, ungefiltert und detailliert.
Ventura beschreibt Dinge, die so oder so ähnlich sicherlich in jeder Beziehung vorkommen, in diesem Roman allerdings stark überspitzt werden. Der Roman hat mich an vielen Stellen mit sehr gegensätzlichen Gefühlen zurückgelassen: oft verständnislos, manchmal aber auch emphatisch nachvollziehend, immer wieder Kopf schüttelnd, häufig schmunzelnd. Die Krönung des Ganzen ist aber das Ende. Ihr solltet es lesen.

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