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Veröffentlicht am 17.11.2024

Reise ins Unbekannte

La Louisiane
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Der Roman "La Louisiane" stammt aus der Feder von Julia Malye, liegt hier in einer Übersetzung von Sina da Malafosse vor, umfasst 528 Seiten und erscheint im Herbst 2024 im GUTKiND Verlag.
Die Geschichte ...

Der Roman "La Louisiane" stammt aus der Feder von Julia Malye, liegt hier in einer Übersetzung von Sina da Malafosse vor, umfasst 528 Seiten und erscheint im Herbst 2024 im GUTKiND Verlag.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1720 in Paris. In der Salpetriere, einer Anstalt für Frauen, die aus den verschiedensten Gründen aus der Gesellschaft gefallen sind, muss Platz geschaffen werden. Gleichzeitig wird für die Siedler im fernen Amerika Nachschub an Frauen benötigt, um die Besiedlung nicht zu gefährden. Und so werden 90 Frauen aus der Anstalt wie Vieh über den großen Ozean in die französische Kolonie verschifft, um dort verheiratet zu werden, Familien zu gründen und als billige Arbeitskräfte bei der Kolonialisierung zu helfen. Die Autorin zeichnet in ihrem Roman den Weg von 3 Frauen deutlicher nach: da ist zum einen Charlotte, eine Zwölfjährige Vollwaise, zum anderen Petronille, eine Adlige, die von ihrer Familie verstoßen wurde und zu guter letzt Genevieve, eine Engelmacherin. Ihre Geschichten werden im ersten Teil des Buches sehr detailreich nachvollziehbar gemacht, wobei der Roman zwischen den einzelnen Perspektiven der Frauen hin und her springt. Zudem kommt der Blickwinkel der Anstaltsleiterin mit ins Spiel und zusätzlich zahlreiche Rückblenden, die die Vergangenheit der Frauen beleuchten. Das alles macht den ersten Teil für mich etwas verwirrend. Auch die zahlreichen französischen Vokabeln tragen bei Unkenntnis der Sprache leider nicht zum Lesefluss bei. Auch die vielen Nebendarsteller haben mich hier und da den Überblick über die handelnden Personen verlieren lassen. Wesentlich flüssiger gestaltet sich dagegen der 2. Teil. In der neuen Kolonie angekommen, beobachten wir die 3 Frauen, wie sie ihren Alltag meistern, mit welchen Gefahren sie zu kämpfen haben und wie sie ihre Freundschaft aufrecht erhalten. Die Geschichte nimmt hier zwar Fahrt auf, macht nun größere Sprünge, ist für mich aber wesentlich besser nachvollziehbar.
Trotz der kleinen Schönheitsfehler gewährt der Roman einen interessanten Einblick in ein Kapitel unserer Geschichte, was oft nur aus der männlichen Perspektive erzählt wird. Daher bekommt er von mir trotz allem eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 15.10.2023

Solider 2. Teil

Die Geister von Triest
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Der Kriminalroman "Die Geister von Triest. Gaetano Lamprecht ermittelt" stammt aus der Feder von Christian Klinger, umfasst 315 Seiten und erscheint im Herbst 2023 im Picus Verlag Wien.
Protagonist ist ...

Der Kriminalroman "Die Geister von Triest. Gaetano Lamprecht ermittelt" stammt aus der Feder von Christian Klinger, umfasst 315 Seiten und erscheint im Herbst 2023 im Picus Verlag Wien.
Protagonist ist Inspektor Gaetano Lamprecht, der mit seiner Familie in Triest lebt und dort einen rätselhaften Mord aufklären soll. Gar nicht so einfach, denn wir schreiben das Jahr 1914 und der erste Weltkrieg wirft seine Schatten über die Stadt. So sind viele Kollegen von Lamprecht schon einberufen worden und auch seine Einberufung wird nur Dank der komplizierten Mordermittlung hinausgezögert. Um den Personalmangel zu kompensieren, wird Gaetano eine junge Sekretärin zur Seite gestellt. Das verwirrt ihn zusätzlich, nach wie vor schlägt sein Herz für eine junge Frau in Wien, die unerreichbar scheint und für die junge Witwe eine ehemaligen Kollegen. Und so taumelt Lamprecht hin und her zwischen Mordermittlung und Herzensangelegenheiten.
Die Hauptfigur selber ist nachvollziehbar skizziert, seine Lebensumstände werden ausführlichst beschrieben. Es macht Spaß, einen Blick hinter die Fassaden der damaligen Zeit zu werfen. Alle anderen Nebenfiguren im Roman bleiben jedoch blass, werden nur gestreift und nicht näher beschrieben. Dafür nimmt sich der Autor sehr viel Zeit für exakte räumliche Beschreibungen, für die er immer auch die italienischen Titel verwendet. Für mich hat das den Lesefluss etwas unterbrochen, tut dem Roman im Ganzen aber keinen Abbruch.
Der Plot selber nimmt nicht viel Fahrt auf, ein Spannungsbogen ist kaum vorhanden. Trotzdem haben wir hier einen unterhaltsamen Krimi vor uns, den man gut nachvollziehen kann, auch wenn man Teil 1 vielleicht nicht gelesen hat.
Daher bekommt er von mir natürlich eine Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Heimliche Trauer

Verheizte Herzen
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Der Gegenwartsroman „Verheizte Herzen“ stammt aus der Feder von Sarah Crossan, liegt hier in einer Übersetzung von Maria Hummitzsch vor und wird im Frühjahr 2022 vom Kiepenheuer & Witsch herausgegeben.
Der ...

Der Gegenwartsroman „Verheizte Herzen“ stammt aus der Feder von Sarah Crossan, liegt hier in einer Übersetzung von Maria Hummitzsch vor und wird im Frühjahr 2022 vom Kiepenheuer & Witsch herausgegeben.
Der Roman erzählt die Geschichte der jungen Anwältin Ana. Sie ist Chefin einer eigenen Kanzlei, hat eine kleine Familie und führt eigentlich ein beschauliches Leben. Bis sie auf Connor trifft, der ihr Dasein gehörig auf den Kopf stellt. Eines Tages jedoch erhält Ana im Büro einen Anruf und erfährt, dass ihre heimliche Affäre gestorben ist. Unfähig, ihre Trauer mit jemandem zu teilen, verliert sich Ana in irrationalem Handeln, stößt ihre eigene Familie von sich und gelangt in einen Strudel der Einsamkeit.
Spannender Weise ist das Buch in Versform geschrieben. Darüber war ich erst verdutzt, denn ich hatte befürchtet, dass so kein Lesefluss zustande kommen würde. Aber da musste ich mich eines Besseren belehren lassen. Der Plot galoppiert regelrecht voran, das hohe Erzähltempo wird von klaren Sätzen und schnellen Szenenwechseln zusätzlich vorangetrieben, bleibt aber jederzeit gut nachvollziehbar. Die klare Sprache macht es zusätzlich möglich, sich auf das Wesentliche der Handlung zu fokussieren, die zwischen der Gegenwart und kleinen Rückblenden auf die gemeinsame Zeit von Ana und Connor springt.
Für mich ist dieser Roman ein gelungenes Stück Gegenwartsliteratur. Die Hauptpersonen ist plastisch dargestellt, ihre Ängste und Nöte kann man als Leser gut nachvollziehen und obwohl der Plot keinen Spannungsbogen hat, ist er mitreißend geschrieben. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 28.09.2020

Gesellschaftsanalyse

Die Topeka Schule
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"Die Topeka Schule" ist ein Roman des Autoren Ben Lerner, liegt hier in einer Übersetzung von Nikolaus Stingl vor, umfasst 393 Seiten und erscheint im Herbst 2020 im suhrkamp Verlag.
Der Roman dreht sich ...

"Die Topeka Schule" ist ein Roman des Autoren Ben Lerner, liegt hier in einer Übersetzung von Nikolaus Stingl vor, umfasst 393 Seiten und erscheint im Herbst 2020 im suhrkamp Verlag.
Der Roman dreht sich um die Figur Adam Gordon, ein Jugendlicher, der im Mittleren Westen der 1980 und 1990 aufwächst. Das Elternhaus wird von 2 Erwachsenen dominiert, die jede seiner Regungen therapeutisch zerpflücken, während an der Highschool ein Männlichkeitsbild propagiert wird, dem Adam – ein begnadeter Debattierer und Lyriker – ebensowenig entspricht. Und so macht Adam in die Bekanntschaft mit Darren, was fatale Folgen mit sich bringen soll.
Lerner ist mit seinem Protagonisten eine wirklich geniale Hauptfigur gelungen, die starke autobiografische Züge aufweist. Eingepfercht zwischen dem Gesellschaftsbild seiner Eltern und der Realität seines Sozialisationumfeldes schauen wir ihm dabei zu, seine eigene Rolle zu finden. Adam zur Seite stellt er weitere Figuren, die ebenbürtige Komplizen für einen gelingen Plot sind. Und so werden weitere Gegensätze der US-amerischanischen Gesellschaft unter die Lupe genommen: Feminismus vs. Männerdomäne, würdiges Altern vs. Demenzerkrankung, Bildung & Wissenschaft vs. Phrasendreschen.
Allerdings ist der vorliegende Roman wirklich keine leichte Kost, die man "eben mal im Vorbeigehen liest". Das verhindert schon Lerners Sprachziel, der durchzogen ist von soziologischen, politischen und psychologischen Begriffen wie Phosphene Auslöser, Rorschachtest, Biofeedback... und auch sonst ein fast lyrisches Niveau erreicht. Auch brauchte ich einige Seite, um mich in die Denke des Autoren einzulesen, bei allen Schilderungen seine soziokulturellen Ansichten zugrundezulegen und die Querverbindungen nachzuvollziehen.
Trotz dieser Herausforderungen ein gutes Buch, welches einem sozialkritischen Publikum gewidmet ist.

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Veröffentlicht am 10.05.2020

Arno Bussis 2. Fall

Die Toten vom Lärchensee
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"Die Toten vom Lärchensee" ist ein Roman des Autoren Joe Fischer aus der Reihe um den Ermittler Arno Bussi, umfasst 320 Seiten und erscheint im Frühjahr 2020 im KiWi-Taschenbuch Verlag.
Der Krimi verschlägt ...

"Die Toten vom Lärchensee" ist ein Roman des Autoren Joe Fischer aus der Reihe um den Ermittler Arno Bussi, umfasst 320 Seiten und erscheint im Frühjahr 2020 im KiWi-Taschenbuch Verlag.
Der Krimi verschlägt den Ermittler Arno Bussi zurück ins schöne Tirol. Dorhin wurde er von seinem Chef abkommandiert, um einen 5 Jahre zurückliegenden Mord aufzuklären. Dankbar seinem Schreibtischjob für kurze Zeit zu entkommen, macht sich Arno auf den Weg. Dort angekommen, wird er von dem kauzigen Polizisten Bernhardt samt tierischer Begleitung abgeholt, der ihm als Einheimischer bei den Morduntersuchungen helfen soll. Doch der Kollege erweist sich nicht gerade kooperativ. Mühsam sucht Arno die losen Enden des Falls zusammen, was die Ermittlungen aber nicht wesentlich vorwärts bringt. Bis ein weiterer Mord das Städtchen erschüttert und die zwei ungleichen Polizisten in völlig neue Richtungen denken müssen.
Joe Fischer hat mit Arno Bussi einen wirklich liebenswert schrulligen Ermittler geschaffen - der Name ist Programm! Mitte Dreißig ist seine Karriere arg ins Stocken gerade und er steht beruflich auf dem Abstellgleis. Die passende Frau fürs Leben ist noch nicht gefunden, was ihn in glücklose Liebeleien treibt und nun muss er auch noch sein geliebtes Wien verlassen, um in Tirol auf Mörderjagd zu gehen. Dies behagt ihm gar nicht, er möchte eigentlich nur schnell wieder dort weg.
Dem Autor ist mit diesem Krimi ein unterhaltsames Buch gelungen. Ich würde es in die gleiche Sparte wie die Anwalt Fickel Romane von Hans-Henner Hess packen, da überwiegend die Hauptfigur wirklich zur Unterhaltung beiträgt. Große Peaks gibt es im Plot nicht, zugegeben, aber für laue Sommerabende auf dem Balkon ist dieses Buch der ideale Begleiter. Daher gibt es von mir gerne eine Leseempfehlung.