Profilbild von klaraelisa

klaraelisa

Lesejury Profi
offline

klaraelisa ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit klaraelisa über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.04.2025

Eingeschlossen

Die Kammer
0

In Will Deans Thriller “Die Kammer“ geht es um ein Team von sechs Tauchern, die gerade mit einem neuen Job beginnen. Sie müssen in der Nordsee auf dem Meeresgrund Ölleitungen und Maschinen reparieren. ...

In Will Deans Thriller “Die Kammer“ geht es um ein Team von sechs Tauchern, die gerade mit einem neuen Job beginnen. Sie müssen in der Nordsee auf dem Meeresgrund Ölleitungen und Maschinen reparieren. Ich-Erzählerin Ellen Brooke ist die einzige Frau im Team. Sie hat viel Taucherfahrung und liebt ihren Job, der ihnen allen einiges abverlangt. Sie sind stundenlang in einer winzigen Kammer eingesperrt. Die psychischen und physischen Belastungen sind groß. Da machen sich auch traumatische Erfahrungen aus der Vergangenheit wieder bemerkbar. Ellen kennt ihre Kollegen gut bis auf einen jungen Mann, der zum ersten Mal dabei ist. Als sie von ihrem ersten Tauchgang in die Kammer zurückkehrt, passiert gerade eine Katastrophe. Ein Kollege stirbt, ohne dass sie es verhindern können. Danach gibt es weitere Opfer, einen nach dem anderen. Wie kann das sein? Keiner kommt in die Kammer. Die Speisen oder die Luft können nicht vergiftet sein, sonst würden sie alle gleichzeitig sterben. Ist einer aus der Gruppe der Mörder? Welches Motiv könnte er haben? Die Mannschaft des Tauchschiffs und die Polizei beobachten die Gruppe Tag und Nacht, können aber nicht eingreifen. Erst nach Tagen ist die notwendige Dekompression abgeschlossen. Erst dann können die Überlebenden auftauchen und das Schiff verlassen.
Will Dean erzählt eine ungewöhnliche Geschichte, wie ich sie noch nicht gelesen habe. Sie ist außerordentlich spannend, die Auflösung nicht zu erraten und bringt uns den schwierigen Job der Sättigungstaucher nahe, über den die meisten von uns wohl noch nichts wussten. Ein sehr empfehlenswerter Thriller. Ich habe ihn verschlungen.

Veröffentlicht am 02.03.2025

Schuld verjährt nicht

The Florist
0

Im Mittelpunkt von C.L. Pattisons Roman “The Florist“ steht die Blumenhändlerin Amy Mackenzie, die mit zwei Angestellten erfolgreich den Blumenladen Darling Blossoms betreibt. Sie führt ein ziemlich einsames ...

Im Mittelpunkt von C.L. Pattisons Roman “The Florist“ steht die Blumenhändlerin Amy Mackenzie, die mit zwei Angestellten erfolgreich den Blumenladen Darling Blossoms betreibt. Sie führt ein ziemlich einsames Leben und wünscht sich, endlich Zugang zum Leben der Reichen zu haben. Bisher hat das jedoch nicht geklappt. Ein reicher, sehr attraktiver Kunde ist der Architekt James Elliott. Für ihn und seine Frau Eleanor soll sie den 40. Geburtstag von Eleanors Schwester Isabel ausrichten, die von allen Izzy genannt wird. James gibt die ausgefallenen Blumenarrangements bei Amy in Auftrag. Diese informiert sich im Internet über Izzy und schafft es, sich ihrer Wandergruppe anzuschließen und an einer Exkursion teilzunehmen. Die beiden Frauen sind danach schnell Freundinnen, und Amy wird zur Geburtstagsfeier der attraktiven, selbstbewussten und allseits beliebten Izzy eingeladen. Doch dann kommt alle anders als gedacht. Bei der Feier stirbt eine Person, und Amy gerät unter Verdacht. In ihrer Vergangenheit gibt es ein Geheimnis, das nicht aufgedeckt werden darf. Amy hat bisher mit niemand darüber gesprochen, und der Leser erfährt auch erst am Ende die Wahrheit. Amy stellt eigene Nachforschungen an, weil sie das Ehepaar verdächtigt, die wiederum Amy für schuldig halten.
Erzählt wird dieser spannende, raffiniert konstruierte Thriller auf zwei Zeitebenen. Immer wieder wird die Vergangenheit einbezogen. Ich konnte nicht erraten, wie alles zusammenhängt. Die Autorin schafft eine subtile, geheimnisvolle Atmosphäre, die den Leser fesselt. Ein sehr empfehlenswerter Roman.

Veröffentlicht am 16.02.2025

Kein Entkommen aus einer unglücklichen Ehe

Coast Road
0

Alan Murrins Roman “Coast Road“ spielt in der Kleinstadt Ardglas an der irischen Küste Mitte der 90er Jahre kurz vor dem Scheidungsreferendum. Es geht im Wesentlichen um drei Ehepaare, deren Ehen nicht ...

Alan Murrins Roman “Coast Road“ spielt in der Kleinstadt Ardglas an der irischen Küste Mitte der 90er Jahre kurz vor dem Scheidungsreferendum. Es geht im Wesentlichen um drei Ehepaare, deren Ehen nicht funktionieren. Colette Crowley ist gerade aus Dublin zurückgekehrt, wo sie kurze Zeit mit ihrem Geliebten gelebt hat. Sie quartiert sich im Cottage der Eheleute Mullen ein und leidet sehr darunter, dass ihr Mann Shaun ihr den Kontakt mit Carl, ihrem jüngsten Sohn verbietet. Die Tatsache, dass sie Mann und Kinder verlassen hat, war ein Skandal und ihre Rückkehr wird sehr skeptisch gesehen. Sie freundet sich mit Izzy Keveney an, die sich schon lange nicht mehr mit ihrem Mann James versteht, einem nicht sonderlich erfolgreichen Politiker. James muss ganz besonders auf sein Ansehen in der Gemeinschaft achten, und eine Trennung kommt schon deshalb nicht in Frage. Seine Karriere ist ihm wichtiger als alles andere. Donal und Dolores Mullen sind das dritte Paar, dessen Ehe nicht funktioniert. Donal hat ständig Affairen mit anderen Frauen, aber bei Männern wird das problemlos akzeptiert. Colette Crowley wird schon als Hure bezeichnet, weil ein Betrunkener aus dem Ort vor ihrem Haus gesehen wurde. Da heißt es dann gleich, bei ihr gäben sich die Männer die Klinke in die Hand.
Der Roman erlaubt einen tiefen Einblick in die Situation irischer Frauen vor gerade mal dreißig Jahren. Da war nicht nur die noch ungebrochene Macht der katholischen Kirche. Sie mussten sich alle Arten von Einschränkungen gefallen lassen und waren oft häuslicher Gewalt ausgesetzt, ohne eine Chance, dem zu entkommen. Ich wusste nicht, dass es damals keine Scheidung in Irland gab und finde es umso erstaunlicher, dass ein Mann dieses Thema in seinem Debütroman so einfühlsam präsentiert. Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Ich fand es außergewöhnlich und fesselnd. Ich werde den Autor im Auge behalten und ganz bestimmt seinen nächsten Roman lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2024

Neues aus dem Graphischen Viertel

Das Haus der Bücher und Schatten
0

Kai Meyers Roman “Das Haus der Bücher und Schatten“ spielt einerseits im Jahr 1933 im Graphischen Viertel von Leipzig, zum andern 1913 im Baltikum. 1933 arbeitet Cornelius Frey nicht mehr als Kommissar, ...

Kai Meyers Roman “Das Haus der Bücher und Schatten“ spielt einerseits im Jahr 1933 im Graphischen Viertel von Leipzig, zum andern 1913 im Baltikum. 1933 arbeitet Cornelius Frey nicht mehr als Kommissar, sondern als Nachtwächter in der Deutschen Bücherei. Er wurde aus dem Polizeidienst entlassen, weil er nach der Machtübernahme nicht die von den Nationalsozialisten gewünschten Schuldigen lieferte, sondern bei den Ermittlungen zu einem Massaker an der Besitzerin einer Kneipe und fünf Männern von der SA nach den wahren Tätern suchte. Eines nachts hält er die junge Emilie davon ab, Selbstmord zu begehen. Einen Tag später wird sie zusammen mit Freys ehemaligem Kollegen Zirner erschossen aufgefunden. Frey wird wiedereingestellt und ermittelt in den beiden Mordfällen. Im 1913 spielenden Handlungsstrang fährt die Lektorin Paula mit ihrem Verlobten Jonathan ins Baltikum, um dem berühmten Autor Aschendorf bei der Fertigstellung seines längst überfälligen Manuskripts zu helfen und dieses mitzubringen. Aschendorf lebt auf dem riesigen Landsitz einer Familie, die sich aus Sicherheitsgründen nach Riga abgesetzt hat. Im Haus und in der Umgebung herrscht eine düstere, mysteriöse Atmosphäre. Irgendetwas stimmt hier nicht. Paula und Jonathan verschwinden spurlos.
Der Roman zeichnet mit den Mitteln der Sprache ein stimmiges Bild von zwei Epochen. Dabei begegnet der heutige Leser historischen Fakten, die er zum Teil bestimmt nicht kannte. Cornelius Frey verfolgt verschiedene Spuren und kann den Fall schließlich lösen. Dabei gerät er selbst in äußerst gefährliche Situationen. Es ist eine Zeit, in der sogar die Polizei die angeblichen telepathischen Fähigkeiten von Medien nutzte, als es Freimaurerlogen und alle Arten von Verschwörern gab und es schwierig war, Auftragskillern der Unterwelt das Handwerk zu legen.
Mich hat das Buch von der ersten bis zur letzten Seite fasziniert. Die Figuren sind sehr gut ausgearbeitet und die Geschichte ist ausgesprochen interessant und unterhaltsam. Alle, die Bücher lieben, werden an dem Buch große Freude haben, genau wie an „Die Bibliothek im Nebel“ und „Die Bücher, der Junge und die Nacht“. Ich spreche eine klare Leseempfehlung aus.

Veröffentlicht am 17.11.2024

Wallis Simpson will Königin werden

Wallis Simpson
0

“Wallis Simpson“ von Michaela Lindinger erzählt die Geschichte von Edward VIII. und Wallis Simpson, dem berühmtesten Liebespaar des vorigen Jahrhunderts, die bei den Royals einen Skandal verursachten, ...

“Wallis Simpson“ von Michaela Lindinger erzählt die Geschichte von Edward VIII. und Wallis Simpson, dem berühmtesten Liebespaar des vorigen Jahrhunderts, die bei den Royals einen Skandal verursachten, weil ein englischer König keine zweimal geschiedene Amerikanerin mit einem schlechten Ruf heiraten konnte. Dem König war seine Liebe wichtiger als sein Status. Er dankte 1936 ab und lebte nach der Hochzeit mit Wallis im Exil u.a. in Frankreich.
Wallis wuchs in sehr einfachen Verhältnissen mit ihrer verwitweten Mutter Alice, unterstützt von ihrer Tante Bessie in Baltimore auf. Schon früh hatte sie das Ziel, durch die Heirat mit einem reichen Mann sozialen Aufstieg und Ansehen zu erlangen. Dabei spannte sie auch schon mal einer Freundin den Partner aus. Ihre erste, mit 20 geschlossene Ehe hielt nur kurz, und auch die zweite scheiterte. Durch ihre Kontakte hoffte sie, am englischen Hof vorgestellt zu werden. Damit hatte sie Erfolg und konnte so auch den bei Frauen beliebten Edward für sich gewinnen. Das Paar quartierte sich mehrfach bei reichen Freunden ein und hatte keine Skrupel, die gewährte Gastfreundschaft reichlich zu strapazieren. Wallis ging es stets um die Außenwirkung. Sie gab sehr viel Geld für Kleidung und ihr Äußeres aus und ließ sich ihr Leben lang Unmengen von wertvollem Schmuck schenken, der ein Jahr nach ihrem Tod für 50 Millionen Dollar versteigert wurde. Nur einmal in ihrem knapp 90 Jahre dauernden Leben tat sie auch etwas für andere: Sie finanzierte eine Stiftung auf den Bahamas und kümmerte sich dort aktiv um Notleidende und Kranke.
Die Autorin sieht Wallis Simpson sehr kritisch und vermittelt auch dem Leser den Eindruck, dass die Beziehung keine romantische Liebesgeschichte war und weder Wallis noch Edward besonders sympathische Menschen. Dennoch ist die kenntnisreiche Biographie lesenswert und interessant, gerade weil man die meisten Details nicht kannte zum Beispiel, dass Wallis´ eher männliches Aussehen wohl auf ihrer Intersexualität beruhte und Edward vermutlich bisexuell war. Ich habe das Buch mit großem Interesse gelesen.