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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.01.2018

Armut und der tägliche Kampf ums Überleben

Lied der Weite
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In der Kleinstadt Holt, eine ländliche Gemeinde in Colorado nahe der Great Plains, spielt „Das Lied der Weite“. Victoria ist 17 und schwanger, und wird von ihrer Mutter hinausgeworfen. Guthrie, Lehrer ...

In der Kleinstadt Holt, eine ländliche Gemeinde in Colorado nahe der Great Plains, spielt „Das Lied der Weite“. Victoria ist 17 und schwanger, und wird von ihrer Mutter hinausgeworfen. Guthrie, Lehrer für amerikanische Geschichte, ist plötzlich der alleinige Erzieher seiner 2 Söhne, als seine Frau ihn aufgrund einer Depression verlässt. Maggie, ebenfalls Lehrerin an der High School, pflegt ihren alten, zunehmend dementen Vater. Sie lässt Victoria erst bei sich einziehen, jedoch ist der Vater dadurch so verwirrt, dass sie schliesslich die alten Brüder McPheron überredet, Victoria bei sich aufzunehmen. Die Brüder McPheron sind Viehbauern und leben 17 Meilen ausserhalb der Stadt. Bisher haben sie noch nie mit einer Frau zusammengelebt und sich nur ihren Kühen gewidmet.

Haruf zeichnet mit seinen Worten ein wahnsinnig schönes Bild dieser idyllischen, armen Kleinstadt in Colorado. Sehr deutlich erlebt man das Leben in einer ländlichen Kleinstadt in den USA und sieht, dass es nicht immer so ist, wie man sich das vielleicht vorstellt. Insbesondere die zwischenmenschlichen Beziehungen sind sehr besonders dargestellt. Der Schreibstil ist schön und speziell, Haruf wählt seine Worte passend und wunderschön. Alle Dialoge sind ohne Anführungszeichen gehalten, was anfangs ungewohnt ist, es passt aber sehr gut zum Buch. Insgesamt ein wirklich wunderschönes Buch über das Leben, über Beziehungen, und über uns selbst.

Veröffentlicht am 19.12.2017

Verlust, Missbrauch und eine zweite Chance

Alles wird unsichtbar
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„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte ...

„Jeder Tag, an dem du es zum Mittagessen schaffst, ohne dass dich jemand an einem Arm und einem Bein packt und im Kreis rumschleudert, ist ein guter Tag.“

Haddens Debütroman ist mit Sicherheit keine leichte Kost: Milo, der Adoptivsohn zweier Afrokubaner, wächst in der Bronx in den Siebzigerjahren auf. Behütet, klug, ein „guter“ Junge – bis eines Tages die Welt, die er kennt, in tausend Stücke zerbricht. Seine Mutter stirbt, sein Vater zerbricht daran und kann ihn fortan nicht mehr lieben. Und so dürfen wir Milo begleiten, wie er auf die schiefe Bahn gelangt und schließlich im Jugendgefängnis endet – ein Junge, der im Leben einfach keine Chance hatte. Und doch hat Milo scheinbar Glück und erhält die Chance, durch ein spezielles Programm aufs College zu gehen. Findet er so seinen Platz im Leben?

Hadden schreibt sehr nüchtern und realistisch. Der Schreibstil ist initial ungewohnt; auch, da Hadden zwischendurch zeitlich ziemlich umherspringt. Irgendwie fügen sich die Einzelteile aber sehr schön zu einem Ganzen zusammen und ergeben Sinn. Das Thema Verlust wird sehr tiefgründig abgehandelt. Anschaulich beschreibt Hadden, wie der Tod die umstehenden Menschen verändert. Insgesamt eine sehr traurige und tiefgründige Geschichte, die zum Denken anregt und mich noch viele Tage beschäftigt hat.

Veröffentlicht am 16.12.2017

Ein Buch, das jeder gelesen haben sollte!

Planet Planlos
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Durch sieben Kapitel führen uns Stefan Bonner und Anne Weiss durch den Klimawandel. Die Einführung führt uns erstmal sanft an das Thema heran und macht auch dem letzten Kritiker klar, dass wir uns mit ...

Durch sieben Kapitel führen uns Stefan Bonner und Anne Weiss durch den Klimawandel. Die Einführung führt uns erstmal sanft an das Thema heran und macht auch dem letzten Kritiker klar, dass wir uns mit dem Thema befassen müssen. Dann führen die beiden sehr eindrücklich Orte an, wo der Klimawandel schon in vollem Gang ist – sogar bei uns, was manchen von uns bisher vielleicht nicht so bewusst war. Wir bekommen auch eine sehr schöne Zusammenfassung zur „Geschichte des Klimawandels“. Erstaunlich war für mich, wie lange schon klar ist, dass der Mensch mit seinen Handlungen das Klima beeinflusst. Schon lange ist klar, dass es so nicht für immer weitergehen kann – und trotzdem ändert niemand was daran. Wieso auch, viele Firmen verdienen ja daran. Der aktuelle Stand der Wissenschaft wird sehr ausführlich erläutert. In einem Kapitel wird aufgezeigt, wieviel CO2 wir durch unsere Aktivitäten täglich produzieren, welches ich sehr anschaulich fand. Zum Schluss gibt’s dann das Kapitel, auf das man während dem Buch die ganze Zeit hofft – der Zehn Punkte Masterplan: was können wir tun? Wie können wir etwas ändern?

Das Buch ist sehr anschaulich gestaltet. Der Schreibstil ist flüssig, lustig und sarkastisch, das Thema ist jedoch so ernst, dass ich oft traurig, nachdenklich und auch sehr pessimistisch wurde. Daher finde ich es gut, dass das Kapitel „Was können wir tun?“ erst am Schluss kommt – so kann man zumindest wieder ein bisschen Hoffnung schöpfen. Teilweise wurden anfangs sehr viele Fakten aneinandergereiht, so dass ich manchmal zwischendurch eine Pause machen musste. Sehr schön fand ich die zahlreichen Zitate, die durch das Buch begleiten. Fazit: Ein gut geschriebenes und recherchiertes Buch zu einem extrem wichtigen Thema. Jeder einzelne von uns sollte dieses Buch lesen!

Veröffentlicht am 27.11.2017

Durch und durch gelungene Dystopie!

Fever
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Ein Fieber durch ein bisher unbekanntes Coronavirus löscht 95% der Menschheit aus. In dieser postapokalyptischen Welt muss jeder kämpfen, um zu überleben. Denn die Ressourcen sind knapp, und es gibt keinerlei ...

Ein Fieber durch ein bisher unbekanntes Coronavirus löscht 95% der Menschheit aus. In dieser postapokalyptischen Welt muss jeder kämpfen, um zu überleben. Denn die Ressourcen sind knapp, und es gibt keinerlei Gesetze mehr. Auch wilde Tiere werden zur Bedrohung. Der dreizehnjährige Nico Storm und sein Vater Willem haben das Fieber in Südafrika überlebt. Nico erzählt Jahre später, mit siebenundvierzig Jahren, seine Memoiren – die Geschichte vom Fieber, von der Stadt Amanzi und vom Mord an seinem Vater. Nach dem Fieber verstecken sich die beiden – und kämpfen ums Überleben. Willem hat einen Traum: er möchte eine Siedlung gründen und dort mit verschiedenen Menschen friedlich zusammenleben. Amanzi. Die Geschichte des Aufbaus dieser Siedlung, diversen Bedrohungen durch die Natur und verschiedene Gangs, und die Tücken des Zusammenlebens – all dies erzählt Nico Storm. Zwischendurch sind Schnipsel der Erinnerungen anderer Menschen eingestreut – Menschen, die den Weg nach Amanzi gefunden haben, und ihre Geschichte.

Meyer ist mit diesem Buch wahrlich ein Meisterwerk gelungen. Sein Schreibstil ist etwas Besonderess. Die Emotionen, die Meyer bei Willems Tod beschreibt, sind gut beschrieben und klar nachvollziehbar. Sehr realistisch ist seine Erzählung, vor allem wenn er erzählt wie die Menschen die Erde völlig missbraucht haben und immer mehr ihrer Ressourcen für sich beanspruchen wollten. Nach dem Fieber kann sich die Natur erholen, Tiere vermehren sich wieder, die Luft wird wieder besser. Ein ausgezeichnet recherchiertes Werk, das uns zum Nachdenken anregen sollte. Ich denke Meyer hat dies als Warnung an uns Menschen geschrieben – auch wenn viele scheinbar diese Zusammenhänge nicht sehen.

Dies war mein erstes Buch von Deon Meyer. Manche kritisieren, 700 Seiten seien zu viel und er schreibe zwischendurch zu ausführlich. Ich fand es wirklich toll, keine einzige Seite zu viel und war traurig als ich mit dem Buch durch war. Das beste Buch des Jahres, ich werde es allen meinen Bekannten empfehlen.

Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein wunderschöner historischer Roman – eines der besten Bücher des Jahres!

Wie der Wind und das Meer
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„Höre den Amseln zu, wenn sie ihr Abendlied singen, sie erzählen von meiner Liebe zu dir.“

München, im Jahr 1945. Der elfjährige Paul und die neunjährige Sarah haben beide bei einem Fliegerangriff ihre ...

„Höre den Amseln zu, wenn sie ihr Abendlied singen, sie erzählen von meiner Liebe zu dir.“

München, im Jahr 1945. Der elfjährige Paul und die neunjährige Sarah haben beide bei einem Fliegerangriff ihre Familie verloren. Bei der Suche nach der jeweiligen Familie finden sie einander. Da Sarah Pauls kleiner Schwester sehr ähnlich sieht, beschließen sie, sich von nun an als Geschwister auszugeben. Gemeinsam kämpfen sie sich durch die harte Zeit im Krieg und danach, durch Armut, das Kinderheim, und vieles mehr. Jahre später entwickeln die beiden mehr als nur geschwisterliche Gefühle füreinander. Doch ihre Liebe ist verboten.

Sehr gut recherchiert und mit einem wunderschönen Schreibstil erzählt Lilli Beck eine Geschichte, die im 2. Weltkrieg beginnt, die Nachkriegszeit in München und Berlin einschliesst und schließlich während dem kalten Krieg endet. Zahlreiche historisch signifikante Ereignisse kommen im Buch vor, unter anderem der Wiederaufbau nach dem Krieg, das Leben in Überfluss nach der Besserung der wirtschaftlichen Verhältnisse, der Erbau der Mauer und die HIV/AIDS Epidemie. Das Buch ist historisch sehr interessant. Die Auseinandersetzung mit ihrer Lüge und der verbotenen Liebe und deren Folgen, und auch Sarahs Auseinandersetzung damit, dass sie Jüdin ist und ihre wahre Identität mit niemandem teilen kann, sind sehr eindrücklich beschrieben. Die Erzählung ist traurig und schön zugleich. Ich konnte das Buch kaum weglegen. Ein sehr gelungener Roman mit einigen wunderschönen Passagen.