Nicht ausgeschlossen: Nach der Lektüre wird man zum Igelfan
Das Igel-Tagebuch, aktueller Buchtitel der britischen Journalistin Sarah Sands, im Verlag Dumont erschienen, ist ein biografisches Buch. Das ja. Ein klassisches Tagebuch würde ich es dennoch nicht nennen ...
Das Igel-Tagebuch, aktueller Buchtitel der britischen Journalistin Sarah Sands, im Verlag Dumont erschienen, ist ein biografisches Buch. Das ja. Ein klassisches Tagebuch würde ich es dennoch nicht nennen wollen. Zeitlich sind ihre Aufzeichnungen und Gedanken zwischen der Coronazeit und dem Beginn des Angriffkriegs auf die Ukraine angesiedelt. Sie findet eines Tages einen Igel in ihrem Garten. Igel „Peggy“ hat Parasiten. Ihr Mann und Sarah wollen dem Igel helfen und bringen diesen zur Igelstation. Es folgen elf Kapitel voller Fakten, Hintergrundwissen und Interviews zu Igeln.
Das Buch punktet aber nicht nur durch Wissensvermittlung, sondern auch durch das Erzählen einer persönlichen Geschichte. Während sich die Autorin um den Igel kümmert, kommt ihr Vater ins Krankenhaus und sie bangt auch um dessen Leben. So wechseln sich die Krankheitsbefunde und gesundheitlichen Fortschritte des Tiers und des Vaters ab. Sands versucht in den Assoziationen zum Thema Igel, die sie hat, etwas Tröstliches zu finden.
Es bedeutet zuerst nur Ablenkung für sie, dann schon fast Lebenssinn. Sands lernt die Natur der Igel kennen und schätzen. Der philosophische Aspekt nimmt einen großen Teil ihrer Gedanken ein. Überraschenderweise ist in Literatur, Liedern und politischen Reden zuweilen die Rede von Igeln. Unterschiedlichste Igel-Projekte werden von Sands recherchiert und beschrieben. Sie besucht z. B. den Ort Alderney auf der Insel Guernsey, wo helle Igel vorkommen. Auch ein Hund namens Henry, der trainiert wurde, Igel aufzuspüren und zu schützen, wird u. a. vorgestellt. Um nur zwei der Projekte zu nennen.
Das Schöne an Igeln ist, dass sie eine Art Leitspezies sind. Was auch immer wir für Igel tun, wie zum Beispiel wilde Gartenecken einrichten, nützt auch allen anderen Tieren. Mit Igelschutz helfen wir der gesamten Natur, zitiert Sands eine der Igelschützerinnen.
Es ist die Rede von einer regelrechten Igel-Community, die dem Buch viele eindrückliche Gespräche und Begegnungen beschert. Alles in allem ein launig erzähltes Buch über die wachsende Liebe und Begeisterung zu den stacheligen Tierchen, die durchaus auf die Leser überspringen kann.