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Veröffentlicht am 27.08.2024

Bindungslos verloren sein in den modernen Zeiten, auch in Italien

Für uns gibt es keinen Namen
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"Für uns gibt es keinen Namen" von Gaia Manzini ist ein Roman über die bindungslosen Verhältnisse in der heutigen Zeit in Italien. Wir erleben dieses durch die Brille einer jungen Frau, Ada, 26 Jahre alt, ...

"Für uns gibt es keinen Namen" von Gaia Manzini ist ein Roman über die bindungslosen Verhältnisse in der heutigen Zeit in Italien. Wir erleben dieses durch die Brille einer jungen Frau, Ada, 26 Jahre alt, die so auch in vielen anderen Ländern Europas leben und arbeiten könnte. Ada ist mit 17 ungewollt Mutter geworden, nimmt aber die Verantwortung für die Tochter Claudia bis heute kaum wahr.

Claudia wächst bei den Großeltern am Lago Maggiore auf, während Ada weitgehend das Leben einer ungebundenen jungen Frau lebt, erst studiert und dann in einer Werbeagentur in Mailand arbeitet, feiern und auf Partys geht. Zwar bedauert sich Ada immer wieder schrecklich dafür, angeblich aufgrund der frühen Mutterschaft so wenig von ihrer Jugend gehabt zu haben, realistisch betrachtet wurde die Erziehungsarbeit aber fast zur Gänze von den liebevollen Großeltern übernommen, während Ada bestenfalls am Wochenende kurz zu Besuch kommt... wenn sie nicht sowieso partyfeiernd wegbleibt (und sich auf die Arbeit ausredet) oder auf unbestimmte Zeit, mit unbestimmter Rückkehr, beruflich nach Amerika geht.

Für ihre Tochter interessiert Ada sich also nicht, es geht nur um berufliches Weiterkommen und um ihr Schwärmen für ihren homosexuellen Kreativpartner Alessio (mit dem sie dann auch nach Amerika geht und dort eine Wohnung teilt), der - wenig verwunderlich - nicht bereit ist, sich auf eine fixe Liebesbeziehung mit ihr einzulassen.

Dafür, dass ihre Eltern sich so liebevoll um Claudia kümmern und auch generell Ada gegenüber sehr unterstützende Eltern gewesen zu sein scheinen (sie haben ihr z.B. als Jugendliche das Auslandsjahr in den USA ermöglicht, bei dem sie überhaupt erst schwanger geworden ist, haben sie später dann in ihrem Studium unterstützt etc.), zeigt Ada leider auch wenig Wertschätzung und Dankbarkeit. Möglicherweise liegen darunter tieferliegende emotionale Probleme, Familienthemen und Traumatisierungen im Zusammenhang mit der ungewollten Schwangerschaft, diese werden aber nur sehr subtil angedeutet, aber nie gänzlich aufgeklärt, was ich schade finde (dafür einen Stern Abzug).

Erst spät im Buch beginnt Ada, sich durch eine Krise doch ein bisschen für ihre Tochter zu interessieren, zeigt aber weiterhin kaum Empathie für deren Bedürfnisse, und kreist bis zum Ende des Buches weitgehend um sich selbst.

Es handelt sich in dem Buch also überwiegend um eher unsympathische, unreflektierte, hedonistische und sehr selbstbezogene Charaktere (vor allem Ada, aber auch Alessio), die aber wiederum schriftstellerisch gut und sehr authentisch geschildert werden. Damit sehe ich das nicht als Negativpunkt für das Buch... auch die Schilderung solcher sozialer Milieus hat ihre Daseinsberechtigung, wenn das schriftstellerisch auf gutem Niveau geschieht, so wie es hier der Fall ist.

Sehr leid getan hat mir während des ganzen Lesens das kleine Mädchen Claudia, das sich so sehr die Liebe der Mutter wünscht und sich um diese bemüht und von dieser immer wieder verlassen und abgelehnt wird. Als Mutter und mitfühlender Mensch war das für mich teilweise schwer zu ertragen und auch deshalb bin ich froh, dieses Buch nun hinter mir lassen zu können.

Der nonsolo Verlag hat als eine seiner Zielsetzungen, das zeitgenössische Italien und seine Menschen zu zeigen. Das ist mit dieser Geschichte weitgehend gelungen, sie spielt in einer modernen Umgebung und in der heutigen Zeit und hat damit mein inneres Italienbild ergänzt. Dennoch hoffe und denke ich, dass es auch im modernen Italien viele mitfühlendere Menschen gibt als die Hauptprotagonistin Ada und ich würde mich freuen, in Zukunft auch von diesen mehr zu lesen.

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Veröffentlicht am 27.08.2024

Von der Hoffnung auf neue Liebe um die 40

Zwei in einem Leben
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"Zwei in einem Leben" ist schon mein drittes Buch von David Nicholls, davor habe ich "Zwei an einem Tag" und "Drei auf Reisen" von ihm gelesen. Ich schätze an diesem Autor die humorvolle Betrachtung des ...

"Zwei in einem Leben" ist schon mein drittes Buch von David Nicholls, davor habe ich "Zwei an einem Tag" und "Drei auf Reisen" von ihm gelesen. Ich schätze an diesem Autor die humorvolle Betrachtung des Lebens, seine liebenswerten Charaktere und die Tiefgründigkeit und Lebensweisheiten, die immer wieder durchblitzen.

So gesehen ist auch "Zwei in einem Leben" ein typisches David-Nicholls-Buch, denn all diese Merkmale weist es auch auf. Wir begleiten Marnie und Michael - sowie etappenweise auch manche andere Personen aus ihrem Freundeskreis - auf einer Wanderung, zuerst im gemeinsamen Freundeskreis und bald zu zweit, von der Westküste zur Ostküste Großbritanniens.

Marnie ist Ende 30 und Lektorin, Michael ist Anfang 40 und Lehrer, beide sind kinderlos und haben gescheiterte Beziehungen hinter sich, kämpfen mit ihren Wunden und Verletzungen aus der Vergangenheit, hoffen auf einen Neubeginn und tun sich doch schwer, sich wirklich dafür zu öffnen. Die Annäherung zwischen den beiden geschieht also sehr langsam.

Insgesamt ist es ein angenehm und leicht zu lesendes Buch. Besonders Fans von Liebesgeschichten kommen auf ihre Kosten, genauso wie Menschen, die die Natur lieben. Denn die einzelnen Etappen der Wanderung werden mit schönen Naturbeschreibungen geschildert und es gibt auch eine Übersichtskarte und viele kleine Abschnittskarten der Wanderungen, mit denen diese sich gedanklich nachvollziehen und bei Gefallen eine ähnliche Tour planen lässt (und darauf macht das Buch definitiv Lust, trotz des geschilderten meist sehr englischen, regnerischen Wetters).

Michael ist mir als Charakter sehr sympathisch, Marnie nur teilweise. Auch wenn sie ihre liebenswerten Seiten hat, versucht sie aus Unsicherheit ständig, krampfhaft humorvoll zu sein auf eine Art, die ich persönlich nicht lustig finde (vielleicht ist das aber auch ein eigener britischer Humor, den ich nicht kenne/teile oder der in der deutschen Übersetzung nicht so gelungen rüberkommt). Damit hat mir das Buch zwar gefallen, aber insgesamt bei mir einen etwas weniger starken Eindruck hinterlassen als die bisherigen Bücher des Autors.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Düstere Dystopie in einem spannenden philosophischen Szenario, interessant, aber mit Längen

Das andere Tal
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Auf die Lektüre des Buches "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard habe ich mich schon gefreut, seit ich das erste Mal davon gelesen habe, worum es in diesem Buch geht: eine Welt, die aus lauter fast ...

Auf die Lektüre des Buches "Das andere Tal" von Scott Alexander Howard habe ich mich schon gefreut, seit ich das erste Mal davon gelesen habe, worum es in diesem Buch geht: eine Welt, die aus lauter fast identischen Tälern besteht, deren einziger Unterschied ist, dass sie jeweils in der Zukunft oder in der Vergangenheit liegen. In diesen Städten gibt es die gleichen Landschaften, die gleichen Gebäude, grundsätzlich auch die gleichen Menschen... jeweils 20 Jahre früher oder später.

Das macht natürlich mögliche Reisen zwischen den Tälern sehr attraktiv... wer würde nicht gerne wissen, was in Zukunft aus ihm wird, oder noch einmal liebe Menschen aus der Vergangenheit sehen?

Da solche Reisen aber mit großen Risiken verbunden sind - ändert sich auch nur eine Kleinigkeit in der Vergangenheit, kann das völlig unvorhersehbare Auswirkungen auf die Zukunft haben - sind sie nur in Ausnahmefällen, meist Trauerfällen gestattet. In diesen Fällen muss ein persönlicher Antrag auf eine solche Trauerreise gestellt werden, der dann vom sogenannten Conseil angenommen oder abgewiesen wird.

Vor diesem Hintergrund lernen wir die jugendliche Odile und weitere Bewohner des Tals kennen und erleben auf knapp 450 Seiten ihr Leben und ihre Entwicklung in dieser Welt, mit allen möglichen philosophischen Fragen, die diese stellt.

Das Buch ist in gut lesbare Kapitel geteilt und die Handlung ist überwiegend sehr spannend, jedoch mit einigen Längen zwischendurch. Manche für das Buch eher irrelevant scheinenden Themen werden bis in ganz viele Details abgehandelt, was es zwischendrin dann manchmal etwas langweiliger und mühsamer zum Lesen macht, während für die wirklich spannenden philosophischen Fragen manchmal (für meinen persönlichen Geschmack) zu wenig Raum bleibt und auch am Ende noch einige dieser Fragen und einige aufgeworfene Themen offen und ungeklärt bleiben. Hier hätte ich mir noch eine sorgfältigere Überarbeitung gewünscht, die an manchen Stellen präzisiert und gekürzt und andere dafür präzisiert und ausgebaut hätte. Für ein Debüt ist es dennoch insgesamt auf gutem literarischen Niveau.

Atmosphärisch ist das Buch sehr düster und spielt in einer harten, kalten, dystopischen (und auch frauenfeindlichen) Welt. In dieser Welt gibt es nur wenig echte Freundschaft oder Mitgefühl zwischen den Menschen und man kann aufgrund eines kleinen Fehlers, eines Verrats eines anderen oder einfach nur, weil man gerade Pech hat, sehr schnell ganz unten in der Gesellschaft landen, und das ist in dieser Gesellschaft noch um vieles härter als in den meisten mitteleuropäischen Ländern heutzutage, was auch ausgiebig beschrieben wird. Es werden auch diverseste Formen menschlichen Leids, von körperlicher Gewalt bis hin zu Mord, geschildert.

Ich empfehle das Buch also nur Menschen, die bereit sind, sich bewusst auf so ein nicht nur spannend-philosophisches, sondern auch hartes und thematisch heftiges Buch einzulassen... es ist definitiv keine aufheiternde oder locker-flockige Urlaubslektüre (als solche ist es aber auch nicht angekündigt) und es macht nachdenklich, ist aber an sich nicht unbedingt stimmungsaufhellend und braucht eine gewisse psychische Stabilität, um es gut auszuhalten.

Insgesamt ist es ein spannendes Buch, das sehr zum Nachdenken über die Themen Wahlfreiheit, alternative Universen und Determinismus anregt. Ich mag solche Bücher sehr und werde sicher noch einige Zeit darüber nachdenken.

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Veröffentlicht am 03.06.2024

Was würde passieren, wenn alle Frauen die Arbeit - bezahlt wie unbezahlt - niederlegen würden?

Und alle so still
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Mareike Fallwickl kann schreiben. Richtig, richtig gut. Jede Formulierung punktgenau, wunderschöne Sprachbilder, vielschichtige, lebensnahe und sich weiter entwickelnde Charaktere, spannende Szenen. Dazu ...

Mareike Fallwickl kann schreiben. Richtig, richtig gut. Jede Formulierung punktgenau, wunderschöne Sprachbilder, vielschichtige, lebensnahe und sich weiter entwickelnde Charaktere, spannende Szenen. Dazu richtig interessante Themen, mit einem Gespür für den aktuellen Zeitgeist und für die Themen, die dran sind und weh tun. Damit ist die Autorin so viel mehr als eine Schriftstellerin, sie ist auch eine politische Aktivistin, und das wird in ihren Büchern spürbar. Feminismus liegt ihr ganz besonders am Herzen, das war auch schon in ihren bisherigen Werken so. Und es sind wichtige Themen, die sie anspricht. In diesem Buch geht es unter anderem um die bezahlte und unbezahlte, oft unsichtbare und wenig wertgeschätzte Care-Arbeit von Frauen.

Die Autorin entwirft ein Szenario, in dem Frauen beginnen, vor Erschöpfung diese Arbeit - und sich selbst - niederzulegen. Ein stiller Protest, ohne Plakate, ohne Parolen, ohne ausgesprochene Forderungen... die Frauen liegen einfach still auf dem Boden, anfangs vor einem Krankenhaus, später auch an vielen anderen Orten. Und sie schließen sich zusammen, zu einem solidarischen Frauenkollektiv, das füreinander da ist, miteinander wohnt, kocht, die Kinder versorgt, einander beschützt und tröstet. Während gleichzeitig draußen in der Welt immer mehr zusammenbricht, weil all die Frauen und ihre Care-Arbeit fehlen. Und was passiert dann, wird der stille Widerstand und das Verweigern der Frauen einfach so akzeptiert?

Dieses Szenario erleben wir abwechselnd durch die Augen von drei miteinander lose verbundenen Personen: der jungen Influencerin Elin, der barmherzigen und unerschütterlich bis nah an den eigenen Zusammenbruch im Krankenhaus die Stellung haltenden Krankenpflegerin Ruth und des prekär beschäftigten, um sein Überleben kämpfenden jungen Mannes Nuri, Sohn einer Sri-Lankerin und eines Einheimischen. Und wir lernen auch so einige andere interessante Menschen, hauptsächlich Frauen, im Roman kennen.

Das Buch beschäftigt sich außerdem mit der ständigen Unsicherheit, die Frauen im öffentlichen Raum erleben müssen, mit diversen Formen von psychischer, körperlicher und sexueller Gewalt von Männern gegen Frauen, mit Klassismus und sozialer Marginalisierung, mit alten und neuen Frauenbildern, verschiedenen Vorstellungen von Emanzipation und Feminismus, Staatsgewalt und Missbrauch dieser und vielem mehr. Was diese Themen angeht, ist das Buch vielschichtig, sehr intelligent konstruiert und regt zum Denken an. Auch emotional wird es sicher noch alle nachhallen.

Einen Stern Abzug gebe ich für das doch sehr einseitig und klischeehaft-negativ geprägte Männerbild, das in dem Buch vermittelt wird. Es kommen nur vereinzelt "gute" Männer vor, die selbst marginalisiert und dadurch kritisch sind, wie Nuri, oder sich aus anderen Gründen mit den Frauen solidarisieren und diese unterstützen. Die Mehrheit der Männer wird aber als jähzornig, ständig am Rande eines Gewaltausbruchs wandelnd, ignorant für alles außer die eigene Lebenswelt, narzisstisch und selbstverliebt, selbstdarstellerisch und gleichzeitig ziemlich minderbemittelt dargestellt (Männer, die in Massen von Leitern fallen und sich mit der Axt ins Bein hacken oder sich beim Kochen mit heißem Wasser verbrühen, nur weil keine Frauen mehr da sind, um sie bei der Arbeit zu unterstützen). Das reißt auch ein einzelner Nuri für mich nicht raus, und das war mir deutlich zu einseitig und eindimensional, hier hätten das Buch und die Autorin noch Potential zur Entwicklung und Differenzierung... dann könnten dieses und weitere Bücher auch noch viel mehr Menschen emotional mitnehmen.

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Veröffentlicht am 18.11.2024

Berührend, still und doch fehlt etwas

Hey guten Morgen, wie geht es dir?
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Ich habe "Hey guten Morgen, wie geht's dir" gelesen, weil ich neugierig darauf war, welches Buch dieses Jahr den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Vorhin bin ich mit der Lektüre fertig geworden und das ...

Ich habe "Hey guten Morgen, wie geht's dir" gelesen, weil ich neugierig darauf war, welches Buch dieses Jahr den Deutschen Buchpreis gewonnen hat. Vorhin bin ich mit der Lektüre fertig geworden und das Buch lässt mich einerseits berührt und andererseits doch auch etwas ratlos zurück.

Es geht um Juno Isabella Flock, etwas über 50, und verheiratet mit Jupiter, der an Multipler Sklerose leidet und von Juno gepflegt wird. Juno ist Tänzerin, Jupiter mittelmäßig erfolgreicher Schriftsteller - die beiden halten sich mit ihren Honoraren, gelegentlichen Literaturpreisen und ein bisschen Pflegegeld so einigermaßen über Wasser. Aus Langeweile beginnt Juno, auf die Nachrichten afrikanischer Scammer zu antworten und insbesondere mit einem davon, Benu aus Nigeria, baut sich so eine Art Online-Freundschaft auf.

Es ist ein berührendes, stilles, unaufgeregtes Buch. Viel von dem, was geschildert wird, sind Alltagsszenen aus dem beschwerlichen Pflegealltag Junos mit Jupiter. Ein bisschen geht es um das Tanzen und was es ihr gibt. Und es gibt immer wieder Rückblicke in Junos Kindheit und Jugend und dass sie sich schon damals irgendwie komisch und anders gefühlt hat, was ihr auch von den anderen Kindern und Jugendlichen gespiegelt wurde.

Die etwas einsame, traurige und doch über einen feinen Witz verfügende Juno chattet also mit Benu aus Nigeria. Später gibt es auch ein paar Videocalls. Und immer wieder die Frage, ob er immer noch versucht, sie zu scammen.

Das Buch macht nachdenklich über die Situation von Pflegenden in Deutschland, über das Bild des reichen Deutschlands im Ausland und die Menschen in Deutschland, die diesem gar nicht so recht entsprechen, über Vermögensunterschiede auf der Welt und das Erbe des Kolonialismus. Dabei reißt es viele spannende Themen an.

Und doch... irgendetwas fehlt. Es gibt nicht so richtig Spannung, keinen wirklichen roten Faden, das Buch springt - wie es bei zeitgenössischen Werken offenbar derzeit Mode sein dürfte - zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, und hat mich dabei manchmal berührt, manchmal aber auch einfach nur gelangweilt.

Für das beste Buch, das in Deutschland in diesem Jahr erschienen ist, halte ich es nicht. Es ist ein solides, nettes, stilles Buch, das man lesen kann, oder auch nicht. Das sich locker-flockig-leicht und schnell liest, ein dünnes Büchlein, mit wenig Umfang und weniger Tiefgang, als die darin behandelten Themen hergeben könnten.

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