Gelungene Fortsetzung der Geschichte einer Flucht
Lass uns tanzen, Fräulein LenaLena arbeitet als Übersetzerin bei den Briten und verdient sich zudem als Waschhilfe noch etwas dazu. Als Flüchtling wird sie jedoch von den alteingesessenen Einwohnern argwöhnisch beäugt. Vor allem Gisela ...
Lena arbeitet als Übersetzerin bei den Briten und verdient sich zudem als Waschhilfe noch etwas dazu. Als Flüchtling wird sie jedoch von den alteingesessenen Einwohnern argwöhnisch beäugt. Vor allem Gisela ist ihr nicht wohlgesonnen. Einzig ihr guter Freund Rainer gibt Lena Halt und ihre neue Kollegin Doro.
Die Gerüchte um Lena nehmen zu, so dass sie vermehrt auf Ablehnung stößt, was sie auch bei der Zimmersuche für ihre Familie zum Problem wird. Doro kann Lena mit ihrer lebensfreudigen Art jedoch aufmuntern und gemeinsam finden sie Gefallen am Tanzen. Rainer hadert dagegen immer
mehr mit Schuldgefühlen. Als sein Freund Erwin aus Lager und Gefangenschaft heimkehrt, werden seine Gedanken immer düsterer. Vor allem macht es ihm zu schaffen, dass sein Schwager Teil des Systems war. Erwin und Rainer schmieden einen gefährlichen Plan, denn Rainer hat geschworen, dass er nicht eher ruhen wird, als dass auch der letzte Täter seine Strafe erhält. Doch Lena erfährt in letzter Sekunde von dem Plan. Wie wird Rainer sich entscheiden?
Das Buch zeigt sehr schön die Entwicklung im Nachkriegsdeutschland auf. Nicht nur Aufbruch stand im Vordergrund sondern auch Flucht und die Probleme, die diese mit sich bringt. Vorurteile, Argwohn, Missgunst. Aber auch Schuldgefühle sind ein großes Thema und die nicht ausreichende
Bestrafung der damaligen Täter (Nürnberger Prozesse). Der geschichtliche Hintergrund ist sehr interessant mit eingeflossen. Nicht jeder konnte pure Aufbruchstimmung entwickeln, die Menschen hatten noch genügend andere Sorgen. Neben der Schwere des Lebens bildet das Tanzen einen
positiven Kontrast. Denn trotz aller Probleme darf doch auch langsam wieder Lebensfreude einziehen. Ich mochte Lena sehr gern, sie ist eine starke junge Frau mit Mut und einem einnehmenden Wesen. Rainer kam mir zwischenzeitlich etwas naiv vor, die Gedanken, die er sich macht, sind toll und richtig. Aber irgendwie wirkte er auch mich enorm beeinflussbar. Ich empfand es als sehr gelungenes Buch, leicht zu lesen. Die Darstellung des geschichtlichen Umfeldes vor den erzählten Einzelschicksalen ist eine sehr gute Verbindung. Ich bin gespannt, ob Teil 3 folgt und würde diesen sehr gern auch lesen.