Cover-Bild Was wir nicht kommen sahen
(8)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
  • Thema
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 25.10.2024
  • ISBN: 9783757700690
Katharina Seck

Was wir nicht kommen sahen

Roman

Was tun, wenn die Tochter sich aus dem Leben verabschiedet?

An einem ganz normalen Abend verabschiedet sich die 18-jährige Ada von ihrer Familie und beendet ihr Leben durch den Sprung von einer Brücke. Ihre Eltern Jenny und Dominik bleiben fassungslos zurück. Während Dominik sich vor seiner Trauer in Arbeit flüchtet, beginnt Jenny verzweifelt nach Antworten auf die Frage nach dem Warum zu suchen. Im Internet stößt sie auf eine Spur aus digitaler Gewalt, die sich gegen Ada richtete und der auch Jenny bald nicht mehr entrinnen kann.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.11.2024

Wichtiges Buch über Cybermobbing

1

Mit "Was wir nicht kommen sahen" ist Katharina Seck ein wichtiges Buch zu einem sehr relevanten und aktuellen Thema gelungen: Cybermobbing, das solche Ausmaße annehmen kann, dass es Menschen in den Suizid ...

Mit "Was wir nicht kommen sahen" ist Katharina Seck ein wichtiges Buch zu einem sehr relevanten und aktuellen Thema gelungen: Cybermobbing, das solche Ausmaße annehmen kann, dass es Menschen in den Suizid treiben kann. Das Buch ist von wahren Beispielen dafür inspiriert, wie die Autorin im Nachwort auch selbst anführt.

Das Buch ist aus drei Perspektiven geschrieben:

1) Ada, eine 18-jährige Schülerin, die sich auf Twitch einen Namen im Internet gemacht hat. Anfangs, indem sie während ihrer Videospiele live streamt, später - in Reaktion auf das Mobbing - auch als Aktivistin. Leider wird sie zur Zielscheibe einer Gruppe von Hatern, überwiegend aus der Incel-Community, die sich einen Spaß daraus machen, sie immer mehr zu bedrohen und zu bedrängen, nicht nur im Internet, sondern auch tatsächlich mit anonymen Nachrichten in ihrem Postkasten. So lange bis Ada keinen Ausweg mehr sieht und sich das Leben nimmt. Mit ihrem Suizid beginnt das Buch, die weiteren Ada-Kapitel sind dann aber wieder aus der Zeit vor dem Suizid geschrieben und zeigen, wie es so weit kommen konnte.

2) Jenny und Dominik, die Eltern von Ada, die durch den Suizid ihr einziges Kind verloren haben, gar keine Ahnung von Adas Online-Aktivitäten und dem Mobbing hatten und sich im Nachhinein versuchen, ein Bild davon zu machen und zu verstehen, was hier geschehen ist und wie es dazu kommen konnte. Sehr sympathische, bemühte Eltern, die ihre einzige Tochter über alles geliebt haben.

3) Die Anonymität: hier wird aus wechselnden Perspektiven, manche männlich, manche weiblich, von denen erzählt, die auf die eine oder andere Weise zum Cybermobbing beigetragen haben. Entweder, indem sie dieses direkt ausgeübt, andere angefeuert oder eine Nachricht oder ein Video weitergeleitet haben.

Insgesamt ist es damit ein sehr spannendes und aufrüttelndes Buch zum Thema Cybermobbing. Man spürt in jeder Zeile, wie es der Autorin ein echtes Anliegen ist, zu diesem Thema zu sensibilisieren und zum Kampf gegen Cybermobbing zu mobilisieren und dafür eignet es sich auch hervorragend und kann auch als Schullektüre empfohlen werden.

Warum dann keine fünf Sterne, sondern doch nur vier?

Ich habe mich mit dem Thema Suizid sehr tiefgründig beschäftigt, habe selbst Erfahrung als Hinterbliebene nach Suizid und ich habe schon so einige andere Bücher darüber gelesen, denen es gelingt, die damit verbundenen Dynamiken extrem authentisch einzufangen (z.B. "Wohin das Licht entflieht" von Sara Barnard oder "Von dem, der bleibt" von Matteo B. Bianchi). In Bezug auf dieses Thema kommt dieses Buch hier an die anderen Bücher nicht ran. Ich muss aber zugeben, hier sehr hohe Ansprüche an das Buch zu stellen.

Auch wenn die Autorin immer wieder versucht, mit sprachgewaltigen Metaphern das damit verbundene Leid zu schildern... etwas fehlt in dieser Perspektive und fühlt sich für mich als Betroffene nicht authentisch an, und zwar sowohl in der Zuspitzung der Entwicklung hin zu Adas Suizid, die ich in der Figur der Ada nicht wirklich nachfühlen kann, als auch in der Bewältigung des Suizids durch die Eltern, die dann doch überraschend schnell wieder Hoffnung zu schöpfen scheinen und schon nach sechs Wochen wieder deutlich positiver auf die Welt blicken , was sich in keinster Weise mit meiner Erfahrung in der Arbeit mit Menschen, die ein Kind durch Suizid verloren haben, deckt.

Es ist für mich somit kein authentisches Buch, um etwas über Suizidalität oder die Bewältigung des Suizids eines Hinterbliebenen zu lernen, dafür ist es für mich nicht nah und authentisch genug an diesem Thema dran. Die Dynamiken des Cybermobbings finde ich hingegen sehr authentisch dargestellt und zu diesem Thema sensibilisiert und mobilisiert das Buch ausgezeichnet.

Ein bisschen schade habe ich auch gefunden, dass man im Buch sehr klar merkt, dass die Autorin sich selbst ganz eindeutig dem linken politischen Spektrum zuordnet und die Menschen mit konservativen bzw. Mitte-rechts-Einstellungen stark dämonisiert. Auch wenn es zweifellos solche Gestalten, wie sie im Buch vorkommen, genau so in der Realität und im Internet gibt, hätte dies nicht noch damit verstärkt werden müssen, dass auch die Nachbarn - die mit dem Cybermobbing an sich nichts zu tun haben - als Coronamaßnahmengegner und als solche als dumpf und blöd charakterisiert werden.

Ich unterstelle der Autorin ein ziemlich einseitiges Weltbild und keine tiefgehende Beschäftigung mit Menschen ganz anderer politischer Einstellungen, die aber fernab von Radikalisierung sind. Es wirkt so, als ob sie, wie es derzeit leider in einigen Bereichen der Gesellschaft Mode zu sein scheint, alles rechts der Mitte einfach als radikal und dumm abstempeln würde, und die Weltsicht der eigenen sozialen Blase als einzig legitime und gute ansehen würde. Damit nimmt sich das Buch ein bisschen von dem Potential, breitflächig Menschen abzuholen. Insgesamt bleibt es aber dennoch aus den oben genannten Gründen ein gutes und wichtiges Buch.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 18.11.2024

Die digitale Gefahr .... gut nachvollziehbar dargestellt....

0

Die Welt von Jenny und Dominik gerät aus den Fugen, als am frühen Morgen die Polizei vor der Tür steht, und vom Freitod ihre 18-jährigen Tochter Ada berichten. Wie kam es dazu? Das wird der Leser im Verlauf ...

Die Welt von Jenny und Dominik gerät aus den Fugen, als am frühen Morgen die Polizei vor der Tür steht, und vom Freitod ihre 18-jährigen Tochter Ada berichten. Wie kam es dazu? Das wird der Leser im Verlauf des Buches erfahren....

Die Kapitel wechseln sich aus der Erzählperspektive ab. Aus der Gegenwart von Mutter Jenny, aus der Vergangenheit von Ada und etwas gemischt von "die Anonymität", die sinnbildlich für alle die stehen, die die Anonymität des Internets nutzen, um dort Hassbotschaften und Wut zu verbreiten. Beim Lesen wird deutlich, dass auch ein wohlbehütetes Elternhaus nicht vor digitaler Gewalt schützen kann und auch die Polizei oft machtlos ist. Die Geschichte zeigt, dass viele mitlesen, mitfühlen, in der Anonymität teilen, liken und (negativ) kommentieren... Es wirkt, als schauen alle zu, aber so richtig helfen wird keiner.... Es zeigt auch, wie schnell sich ein einzelner in der Situation unterschätzt und den Moment verpasst, um Hilfe zu rufen....

Die Handlung passt direkt in die aktuelle Zeit. Mich hat es beim Lesen betroffen gemacht. Ich war entsetzt, welches Gedankengut einem im anonymen Raum begegnen kann. Das Buch ist voller Empathie, Angst, Wut und Trauer geschrieben... Ich konnte die Gefühlswelt der Protagonisten gut nachvollziehen.... Ich hätte mich hier noch die Perspektive des Vaters gewünscht, der mit der Trauer anders umgegangen ist. Zudem bleibt offen, wer bei den konkreten Beispielen hinter "der Anonymität" steckt...

Vielleicht würde hier am Ende noch der Hinweis passen, dass es seit Anfang 2022 eine " zentrale Meldestelle für strafbare Inhalte im Internet" in Deutschland gibt. Seit Beginn gibt es fast 36.000 Meldungen, davon 84 % mit strafrechtlicher Relevanz.

Fazit: gut geschrieben, absolut lesenswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 09.11.2024

Wichtig Botschaft

0

Der Roman 'Was wir nicht kommen sahen' von der Autorin Katharina Seck scheint wie aus dem Leben gegriffen und diese Erkenntnis ist das was am Ende so schockiert und weshalb ihn viele Menschen lesen sollten.
Aber ...

Der Roman 'Was wir nicht kommen sahen' von der Autorin Katharina Seck scheint wie aus dem Leben gegriffen und diese Erkenntnis ist das was am Ende so schockiert und weshalb ihn viele Menschen lesen sollten.
Aber erst einmal zur Story:
Die 18 jährige Gaming Streamerin Ada geht eines Abends aus ihrem Elternhaus und kommt nie zurück. Sie springt von einer Brücke und ist tot.
Zurück bleiben schockierte Eltern und ein weiser Abschiedssatz von Ada als Weckruf für mehr Aufmerksam- und Achtsamkeit im Umgang miteinander.
...Es muss erst etwas passieren, bevor sich etwas ändert...
So traurig wie der Satz klingt, so wahr ist er auch.
Der Roman beschreibt sehr anschaulich unter anderem die Themen Cybermobbing, Misogynie, sexualisierte Belästigung und ihre Auswirkungen.
Wie schrecklich hilflos man doch den anonymen (und feigen) Tätern im Netz als auserkorenes Opfer gegenüber steht und völlig ausgeliefert ist. Wirklich schockierend.
Der Roman wird aus drei Sichtweisen erzählt.
Von Ada erfahren wir wie es zu ihrem Selbstmord kam und was alles im Vorfeld geschah.
Adas Mutter Jenny begleiten wir dabei wie sie versucht den Tod Ihrer Tochter nachzuvollziehen und diesem wenigstens im Nachhinein noch einen Sinn zu geben.
Der dritte Handlungsstrang wird aus Sicht der Anonymität/den verschiedenen Tätern erzählt und dort spürt man so richtig die Eigendynamik die sich aufbaut und diese anonyme Meute immer härter zuschlagen lässt.
Der Roman enthält viele wichtige Botschaften die wir zu meist von Ada lesen.
Das fand ich zwar manchmal fast schon zu weise und abgeklärt für eine 18 jährige, aber halt auch unentbehrlich für diese Erzählung.
Auch Adas taffes Profil welches nicht recht zu ihrem Selbstmord zu passen scheint, untermauert die Dringlichkeit ihres Abschiedsatzes nochmal und macht mit einem Knall auf diese wichtigen Themen aufmerksam.
'Was wir nicht kommen sahen' sensibilisiert genauer hinzusehen und frühzeitig zu reagieren und vorallem die Anonymität des Internets nicht negativ zu nutzen.
Ich kann nur eine Leseempfehlung aussprechen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere