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Veröffentlicht am 18.11.2024

Ungefiltert und unbequem – Einblicke, die polarisieren!

Strong Female Character
3

In ihrer Autobiografie „Strong Female Character“ erzählt Fern Brady ungeschönt von ihrem Leben und den Herausforderungen, die ihre späte Autismus-Diagnose mit sich brachte. Ihr unverblümter Humor und ihre ...

In ihrer Autobiografie „Strong Female Character“ erzählt Fern Brady ungeschönt von ihrem Leben und den Herausforderungen, die ihre späte Autismus-Diagnose mit sich brachte. Ihr unverblümter Humor und ihre Offenheit über Erfahrungen mit Missverständnissen, Trauma und Ausgrenzung bieten wichtige Einblicke in das Leben einer autistischen Frau. Ihre Geschichten machen spürbar, wie stark das Unverständnis der Gesellschaft gegenüber Autismus, vor allem bei Frauen, ausgeprägt ist und wie beschwerlich ein Leben ohne Diagnose sein kann.
Trotz dieser wertvollen Einblicke lässt Bradys Erzählweise aber auch Fragen offen. Ihr oft harscher Ton und die zahlreichen abfälligen Bemerkungen über andere Menschen – häufig in Bezug auf ihr Aussehen oder Gewicht – wirken stellenweise sehr unangenehm und lassen einen Mangel an Selbstreflexion vermuten. Ihr Versuch, diese Bemerkungen als Humor darzustellen, funktioniert für mich nicht und trägt teilweise zu einer befremdlichen Lektüre bei. Ein weiteres zentrales Thema ist Bradys Beziehung zu anderen Frauen und ihrer Sexualität. Ihre Haltung gegenüber Frauen, die anders leben oder denken, wirkt gelegentlich wenig solidarisch und zeigt Tendenzen von internalisierter Misogynie. Obwohl Brady mit Witz und Offenheit über Sexualität und Geschlechterrollen schreibt, erscheint ihre Darstellung anderer Frauen manchmal verurteilend und widerspricht einer feministischen Haltung.
Fern Brady zeigt mutig und ehrlich, wie sich ihr Autismus auf ihre Wahrnehmung und Entscheidungen auswirkt. Gleichzeitig könnte jedoch eine tiefere Selbstreflexion hinsichtlich ihres eigenen Verhaltens und der Wirkung ihrer Worte auf andere das Buch abrunden. Für Leser*innen, die sich für die Perspektiven autistischer Frauen interessieren, bietet Strong Female Character wertvolle Einblicke, auch wenn Bradys schonungsloser Stil möglicherweise nicht für alle zugänglich ist.

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Veröffentlicht am 06.05.2024

A dreamy deception

The Girl of her Dreams
1

Unsere Hauptfigur ist Lizzie, eine passionierte Fitnessstudioliebhaberin und Empfangsdame dort, die davon träumt, später selbst einmal ein eigenes Fitnessstudio zu leiten. Ihr bester Freund James, Personaltrainer ...

Unsere Hauptfigur ist Lizzie, eine passionierte Fitnessstudioliebhaberin und Empfangsdame dort, die davon träumt, später selbst einmal ein eigenes Fitnessstudio zu leiten. Ihr bester Freund James, Personaltrainer und Sohn der Eigentümer, überredet sie, zur Hochzeit seiner Schwester mitzukommen, wo sie einem unbekannten Mädchen im Badezimmer betrunken Mut zuspricht und sie überredet, ihren Verlobten zu verlassen. Die Unbekannte entpuppt sich natürlich als James‘ Schwester und die Braut Cara, und das Buch handelt von den Folgen, nachdem Cara beschlossen hat, ihren Verlobten zu verlassen, während Lizzie versucht, ihre Beteiligung an dieser Entscheidung vor allen zu verbergen. Und natürlich verlieben sie sich unterwegs.

Ich hatte die Hoffnung, dass es sich wie eine schöne leichte romantische Komödie lesen lassen würde, mit dem Bonus, dass es eine queere Liebesstory ist. Allerdings wurde meine Hoffnung nicht wirklich erfüllt.
Das Setting der Story war sehr vielversprechend, mit einem Potenzial, welches die Autorin aber nicht ausgeschöpft hat. Leider verloren die Charaktere sehr schnell an Sympathie und Authentizität, und auch ihre Aussagen und Handlungen wirkten relativ schnell konstruiert und dienten nur dazu, unnötiges Drama zu entfachen, um am Ende mit einem großen Happy End „zu überraschen“.
Der Schreibstil war zwar so gehalten, dass es sich schnell und einfach lesen ließ; der Plot und auch die Charaktere lassen aber zu wünschen übrig. Zu Beginn schienen die Charaktere sehr liebenswürdig und authentisch, verloren dann aber enttäuschenderweise schnell an Sympathie und Nachvollziehbarkeit. Vor allem der ständige Verweis auf die Klassenunterschiede zwischen Lizzie, James und Cara wird nach einiger Zeit anstrengend und ist eigentlich der einzige Grund für die ständigen Streitereien. Auch die Melodramatik, vor allem in den letzten Kapiteln, wirkte nicht authentisch und sehr gewollt, damit es ein großes, versöhnliches Finale geben kann, welches ich allerdings vor dem Hintergrund des konstanten Dramas nicht nachvollziehbar fand.

Mein Fazit: es ist ein schneller Lesespaß, der keinen wirklichen Tiefgang hat, aber vielleicht mit passionierten Leser*innen der romantischen Komödie dennoch resoniert.

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