Gesellschaftlicher 360-Grad-Blick
"Moralische Ambitionen" (Originaltitel: "Humanity: A Hopeful History") von Rutger Bregman ist Ende 2024 errschiene.
In diesem stellt Rutger Bregman eine gewagte und optimistische These auf: ...
"Moralische Ambitionen" (Originaltitel: "Humanity: A Hopeful History") von Rutger Bregman ist Ende 2024 errschiene.
In diesem stellt Rutger Bregman eine gewagte und optimistische These auf: Der Mensch ist von Natur aus gut, und die Geschichte, wie wir sie in den letzten Jahrhunderten erzählt haben, ist ein verzerrtes Bild, das die dunklen Seiten der Menschheit überbetont und die positiven Aspekte ausblendet.
"Der Mensch ist gut, aber die Leute sind schlecht" - war bisher auch schon eines meiner Lieblingszitate. Damit räumt das Buch jedoch gewaltig auf und gibt das Zepter zum Handeln dem Leser / der Leserin in die Hand. Selbst Initiative zeigen ist das zentrale Thema dieses Werks.
Das Buch ist eine Antwort auf die oft vorherrschende Sichtweise, dass Menschen grundsätzlich dazu neigen, sich in Krisen oder unter Druck zu rücksichtsloseren, egoistischen Wesen zu verwandeln. Bregman stützt seine Argumentation auf zahlreiche historische und wissenschaftliche Studien, die ein anderes Bild vermitteln. Ein zentrales Beispiel dafür ist die berühmte Studie über das "Stanford-Prison-Experiment" von Philip Zimbardo. Dieses Experiment wurde oft als Beweis für die Grausamkeit des Menschen angeführt, weil es zeigte, wie schnell Menschen in Machtpositionen tyrannisch werden können. Doch Bregman weist darauf hin, dass ähnliche Experimente auch gezeigt haben, wie schnell Menschen sich in positiven Kontexten zum Helfen und Schützen anderer entscheiden können.
Bregman führt das Buch durch eine Vielzahl von historischen Momenten und wissenschaftlichen Erkenntnissen, die den moralischen Charakter der Menschen in einem anderen Licht zeigen. Besonders betont er die Bedeutung von Kooperation und Vertrauen: "Wenn wir unseren Mitmenschen vertrauen, sind sie eher bereit, uns ebenfalls zu vertrauen." Diese Erkenntnis stützt sich auf die sogenannte "Goldene Regel" und verdeutlicht, dass der Mensch nicht als Egoist, sondern als Sozialwesen geboren ist, das auf Gemeinschaft angewiesen ist.
Besonders gut gefällt mir hier, dass auch viele Frauen und People of Color als "Best-Practice-Beispiele" aufgeführt werden, so dass das Finden von Rollenvorbildern für den Leser / die Leserin vereinfacht wird.
Ein weiteres zentrales Argument ist die Rolle von Mitgefühl und Empathie. Bregman argumentiert, dass diese Eigenschaften nicht nur kulturell bedingt, sondern tief in unserer biologischen Natur verwurzelt sind. Der "Mensch als Altruist" tritt häufig in Erscheinung, besonders in Extremsituationen, was Bregman mit Beispielen aus der Geschichte und aktuellen Ereignissen belegt. Er verweist auf die Taten von Menschen, die in Krisenzeiten anderen geholfen haben, oft auf eine Weise, die ihre eigene Sicherheit gefährdete.
Es wird auch darauf eingegangen, dass es nach wie vor Krisen gibt. "Wo kann ich am meisten helfen?" ist die zentrale Frage, die ich mir beim Lesen gestellt habe. Denn auch ich habe das Gefühl, dass "das System, so wie es ist" nicht gut ist und bin am Überlegen, wie ich es verändern kann.
Am Ende des Buches ruft Bregman dazu auf, das Vertrauen in die Menschheit nicht zu verlieren und unsere moralischen Ambitionen zu fördern. "Die moralische Antwort auf die Frage nach dem menschlichen Wesen ist nicht nur eine theoretische; sie ist eine Handlungsaufforderung", schreibt er. Es geht nicht nur darum, die Welt aus einer anderen Perspektive zu sehen, sondern auch aktiv zu einem besseren Zusammenleben beizutragen.
Fazit: Das Buch verändert dein Denken und deine Ambitionen - und du danach hoffentlich die Welt.