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Veröffentlicht am 20.12.2024

Ein Krimi (mit einem abscheulichen Kernthema), der unter die Haut geht - nichts für "schwache Nerven"

Finsteres Herz
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Holger Karsten Schmidt, geboren 1965 in Hamburg, ist einer der renommiertesten Drehbuchautor:innen Deutschlands. Nach seinem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft und einer Ausbildung an der ...

Holger Karsten Schmidt, geboren 1965 in Hamburg, ist einer der renommiertesten Drehbuchautor:innen Deutschlands. Nach seinem Studium der Germanistik und Politikwissenschaft und einer Ausbildung an der Filmakademie Baden-Württemberg widmete er sich mit Erfolg Film- und Buchprojekten. Mit „Finsteres Herz“ legt er den zweiten Band um das Ermittlerduo Lona Mendt und Frank Elling vor – ein fesselnder Kriminalroman, der tief in die Abgründe von Menschlichkeit und Gesellschaft eintaucht.

Worum geht’s genau?

Die Handlung dreht sich um einen düsteren Mordfall in Mecklenburg-Vorpommern, der das Leben vieler Beteiligter auf den Kopf stellt. Im Mittelpunkt steht die zwölfjährige Sarah, ein bulgarisches Waisenmädchen, das in ein Netz aus Menschenhandel, Verrat und tödlichen Geheimnissen gerät. Die Ermittler:innen Lona Mendt und Frank Elling versuchen, Licht in die Dunkelheit zu bringen, werden jedoch selbst Opfer eines Anschlags. Während sie im Koma liegen, übernehmen Maja Kaminski und Hagen Dudek die Ermittlungen, die immer gefährlicher und verworrener werden. Eine vielschichtige Geschichte , die sich in parallelen Erzählsträngen entfaltet und mich bis zum letzten Moment gefesselt hat.

Meine Meinung

„Finsteres Herz“ hat mich von der ersten Seite an gepackt. Der Einstieg ist rasant, und die Spannung zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung. Besonders beeindruckend ist der flüssige und prägnante Schreibstil, der perfekt zur düsteren Atmosphäre des Krimis passt. Auch wenn die Vielzahl an Charakteren anfangs etwas herausfordernd war, zeigt sich schnell, wie gut Holger Karsten Schmidt diese Figuren zeichnet und ihnen Tiefe verleiht.

Die parallelen Erzählstränge zwischen Vergangenheit (Mendt und Elling) und Gegenwart (Dudek und Kaminski) sind hervorragend verwoben und sorgen dafür, dass die Geschichte durchgehend abwechslungsreich bleibt. Besonders die Themen Menschenhandel, soziale Ungerechtigkeit und die prekären Lebensumstände von Geflüchteten werden mit großer Ernsthaftigkeit und Relevanz behandelt. Dabei schafft es Schmidt, die Brisanz dieser Themen in die Handlung zu integrieren, ohne den belehrenden Tonfall einer Moralpredigt.

Charakterlich hat mich Lona Mendt sehr beeindruckt. Ihre Vielschichtigkeit und emotionale Bindung zu Sarah verleihen dem Buch eine zusätzliche Tiefe. Gleichzeitig werfen manche Handlungen der Figuren, wie der Machtmissbrauch einiger Ermittelnden, schwierige moralische Fragen auf, die zum Nachdenken anregen. Schade, dass sich der Autor gegen die gendergerechte Sprache (die nicht verpflichtend ist), entscheiden hat. Mir persönlich ist sie sehr wichtig, da sie gerade in einem so modernen und gesellschaftskritischen Roman wie diesem hier ein Zeichen setzen könnte und empirisch belegt ist, dass Sprache ein wichtiges Werkzeug ist, dass zur Sichtbarkeit und Wahrnehmung aller Geschlechter beitragen kann.

Ein weiteres Highlight des Krimis ist die realitätsnahe Darstellung der Figuren, die trotz ihrer Schwächen und Fehler glaubwürdig und menschlich wirken. Besonders die Wendungen rund um Hagen Dudek und die überraschenden Enthüllungen zum Ende hin haben mich in Atem gehalten. Die expliziten Beschreibungen der grausamen Machenschaften im Bereich des Menschenhandels waren schwer zu ertragen, haben jedoch die Tragweite des Themas eindrucksvoll vermittelt.

Fazit

„Finsteres Herz“ ist ein intelligenter, spannender und bewegender Krimi, der aktuelle gesellschaftliche Themen mutig aufgreift und mit einer dichten Atmosphäre kombiniert. Die durchdachte Handlung und die emotionalen Momente machen das Buch zu einem echten Pageturner. Für mich ist es eines der Krimi-Highlights des Jahres – das ich uneingeschränkt empfehlen kann. 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Menschen wie du und ich, die den Lauf der Geschichte verändert haben

Die Macht der Machtlosen
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Loel Zwecker widmet sich in seinem Buch „Die Macht der Machtlosen“ den Geschichten von Menschen, die nicht im Rampenlicht standen, aber dennoch entscheidend zur sozialen Veränderung beitrugen. Von der ...

Loel Zwecker widmet sich in seinem Buch „Die Macht der Machtlosen“ den Geschichten von Menschen, die nicht im Rampenlicht standen, aber dennoch entscheidend zur sozialen Veränderung beitrugen. Von der Abschaffung der Sklaverei bis zur feministischen Bewegung erzählt er von unbekannten Held:innen der Geschichte und verknüpft ihre Taten mit aktuellen gesellschaftlichen Herausforderungen. Der promovierte Kunsthistoriker und Autor, der auch als Dozent tätig war, hat bereits mehrere Bücher veröffentlicht und widmet sich häufig historischen Themen mit einem neuen Blickwinkel.

Worum geht’s genau?

Das Buch beleuchtet 700 Jahre Geschichte aus einer ungewohnten Perspektive: Es stellt Menschen in den Mittelpunkt, die trotz widriger Umstände für soziale Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichheit kämpften. Namen wie Benjamin Lay, ein Quäker, der sich im 18. Jahrhundert gegen die Sklaverei einsetzte, oder Mother Jones, eine Aktivistin gegen Kinderarbeit, werden hier lebendig erzählt. Diese Geschichten, die oft im Schatten der bekannten Geschichtsschreibung stehen, veranschaulichen, wie Einzelpersonen von unten heraus gesellschaftliche Veränderungen vorantrieben. Zwecker zeigt, wie diese Taten nicht nur die Vergangenheit geprägt haben, sondern auch als Inspiration für die heutigen Herausforderungen dienen können – von Klimawandel bis soziale Gerechtigkeit.

Meine Meinung

Das Buch hat mich schon durch sein auffälliges Cover angesprochen, das mit bunten Farben zunächst geheimnisvoll wirkte. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Farbkleckse meiner Meinung nach als Menschen, was symbolisch für die Vielfalt und die Kraft der Einzelnen im großen Ganzen steht. Obwohl das Buch mit über 400 Seiten nicht zu den schmaleren gehört, hat mich die Thematik schnell gepackt.

Ich bin ein großer Fan von Büchern mit historischem Bezug, und dieses hat meine Erwartungen voll erfüllt. Zwecker erzählt Geschichte „von unten“ und rückt Menschen in den Fokus, die zwar nicht privilegiert oder berühmt waren, aber durch ihren Einsatz die Welt nachhaltig verändert haben.

Der Autor versteht es, historische Ereignisse verständlich, lebendig und ausgewogen zu erzählen. Besonders schätze ich, dass er die Verbindungen zur Gegenwart herstellt, ohne zu belehren. Gerade in Zeiten, in denen viele von uns angesichts globaler Krisen Ohnmachtsgefühle erleben, regt dieses Buch zum Nachdenken an: Was kann jede:r Einzelne bewirken? Es liefert Hoffnung und ermutigt, sich selbst aktiv für Veränderungen einzusetzen.

Ein weiterer Pluspunkt ist die hervorragende Recherche und der fesselnde Schreibstil, der es leicht macht, sich in die Geschichten hineinzuversetzen. Die verschiedenen Epochen und Themenbereiche – von der Anti-Sklaverei-Bewegung bis hin zur Frauen- und Arbeiterbewegung – sind sinnvoll aufbereitet und bieten eine dringend benötigte Neuerzählung der Geschichte des sozialen Fortschritts. Gleichzeitig bleibt das Buch nah an den Herausforderungen der Gegenwart und regt an, die eigene Rolle bei der Gestaltung der Welt zu überdenken.

Fazit

„Die Macht der Machtlosen“ ist ein inspirierendes Buch, das Hoffnung und Denkanstöße in einer krisenhaften Zeit liefert. Mit lebendigen Erzählungen und einer klugen Perspektive auf die Vergangenheit zeigt es, wie gesellschaftlicher Fortschritt durch vermeintlich machtlose Menschen möglich wurde. Ein wichtiges Buch, das zum Nachdenken und Handeln anregt. Ich vergebe daher volle 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Schwesternschaft als Widerstand: Franziska Schutzbachs Plädoyer für Frauen

Revolution der Verbundenheit
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In ihrem 2024 erschienen Sachbuch „Revolution der Verbundenheit“ erkundet Franziska Schutzbach die transformative Kraft weiblicher Solidarität und zeigt, wie Frauen durch Beziehungen und Gemeinschaft patriarchale ...

In ihrem 2024 erschienen Sachbuch „Revolution der Verbundenheit“ erkundet Franziska Schutzbach die transformative Kraft weiblicher Solidarität und zeigt, wie Frauen durch Beziehungen und Gemeinschaft patriarchale Strukturen herausfordern können. Franziska Schutzbach, geboren 1978, ist Soziologin, promovierte Geschlechterforscherin und feministische Aktivistin. Mit ihrer klaren Stimme und tiefgründigen Analysen hat sie sich längst einen Namen als Vordenkerin gemacht, die gesellschaftliche Missstände aufzeigt und Wege zu einer gerechteren Zukunft entwirft.

Worum geht’s genau?

Das Buch beleuchtet die Bedeutung weiblicher Beziehungen in einer zerrütteten und krisengebeutelten Gesellschaft. Schutzbach widmet sich historischen und aktuellen Beispielen, die zeigen, wie Frauen durch Freundschaften, politische Schwesternschaften und generationsübergreifende Solidarität gesellschaftliche Revolutionen ermöglicht haben. Doch sie spart nicht aus, wie schwierig es ist, diese Verbindungen zu leben – patriarchale Machtstrukturen fördern Spaltung und Konkurrenz unter Frauen. Gleichzeitig analysiert die Autorin die Herausforderungen, die Frauen durch Zeitmangel, Differenzen und Entsolidarisierung begegnen. Durch ihren persönlichen und sachlichen Zugang wirft sie ein kritisches, aber hoffnungsvolles Licht auf das Potenzial weiblicher Solidarität.

Meine Meinung

„Revolution der Verbundenheit“ war mein erstes Buch von Franziska Schutzbach, und ich bin begeistert – es wird definitiv nicht mein letztes sein. Die Autorin bearbeitet das Thema der Schwesternschaft mit einer enormen Bandbreite und schafft es, sowohl Einsteiger:innen als auch Fortgeschrittene im Thema abzuholen. Für Neulinge bietet sie eine klare Einführung in die Thematik, während Leser:innen wie ich, die sich bereits mit dem Thema befasst haben, neue Perspektiven und tiefgründige Analysen geboten werden.

Besonders beeindruckt hat mich der Aufbau des Buches. Jedes Kapitel beginnt mit einem persönlichen Brief der Autorin, gerichtet an Menschen, die ihr nahestehen oder sie inspiriert haben. Dieser Einstieg schafft eine intime Atmosphäre und eine Verbindung zwischen der Autorin und ihren Leser:innen. Die anschließenden Kapitel sind sachlich und analytisch, gespickt mit präzisen Fakten und tiefgreifenden gesellschaftlichen, historischen und psychologischen Einblicken.

Was mich besonders begeistert hat, ist Schutzbachs Fähigkeit, komplexe Zusammenhänge prägnant auf den Punkt zu bringen. Ihre Introspektion beeindruckt und macht das Buch zu einem wahren Must-Read. Ich habe mir zahlreiche Textstellen markiert und viele der erwähnten Film- und Buchtipps notiert.

Zwar bin ich normalerweise kein Fan von philosophischen Ansätzen, die es auch teilweise im Buch gibt, aber Schutzbach gelingt es, diese so subtil und durchdacht einzubringen, dass sie mich keineswegs gestört haben. Das Buch ist so vollgepackt mit spannenden Informationen, dass ich es sicherlich noch einmal lesen werde, um alle Facetten zu verinnerlichen. Ihre erste Publikation „Die Erschöpfung der Frau“ habe ich mir bereits besorgt. Sie liegt auf dem Nachttisch bereit und ich freue mich, sie bald zu lesen.

Fazit

Franziska Schutzbach liefert mit „Revolution der Verbundenheit“ eine brillante, tiefgründige und dennoch zugängliche Analyse, die zeigt, wie weibliche Solidarität gesellschaftliche Veränderungen bewirken kann. Durch den durchdachten Aufbau und ihre präzise aber einfühlsame Sprache hat sie es geschafft, mich über die 350+ Seiten zu fesseln und zu inspirieren. Ein absolut lesenswertes Werk, das viele wertvolle Impulse gibt. Fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

KEIN Einzelfall: Das System hinter der Polizeigewalt – und wie wir dagegen vorgehen können

Alles nur Einzelfälle?
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Mohamed Amjahid beleuchtet im Buch „Alles nur Einzelfälle?" die systemischen Probleme hinter Polizeigewalt und räumt mit dem Mythos der „Einzelfälle“ auf. Der Autor, geboren 1988, ist ein politischer Journalist ...

Mohamed Amjahid beleuchtet im Buch „Alles nur Einzelfälle?" die systemischen Probleme hinter Polizeigewalt und räumt mit dem Mythos der „Einzelfälle“ auf. Der Autor, geboren 1988, ist ein politischer Journalist und Buchautor, der für seine präzisen und mutigen Analysen bekannt ist. Mit Werken wie „Unter Weißen“ und „Der weiße Fleck“ hat er bereits viel Aufmerksamkeit erhalten. Als preisgekrönter Autor zeigt er auch hier wieder, dass er schwierige Themen nicht scheut. Im neusten Buch beleuchtet er ein hochaktuelles und brisantes Thema: Polizeigewalt und deren systematische Verwurzelung in der deutschen Sicherheitsarchitektur. Anhand repräsentativer Studien, investigativer Recherchen und persönlicher Erfahrungen deckt er auf, wie tief Rassismus, Machtmissbrauch und rechtsextreme Netzwerke in der Polizei verankert sind.

Worum geht's genau?

Das Buch untersucht die Strukturen und Mechanismen, die hinter Polizeigewalt stehen. Amjahid analysiert Racial Profiling, Machtmissbrauch, rechtsextreme Netzwerke und tödliche Polizeigewalt. Dabei macht er deutlich, wie tief diese Probleme in der Sicherheitsarchitektur Deutschlands verankert sind. Durch fundierte Recherchen, persönliche Erlebnisse und internationale Vergleiche zeigt er, dass es sich keinesfalls um isolierte „Einzelfälle“ handelt. Er beleuchtet auch, wie Vertuschung funktioniert und welche Schritte notwendig wären, um das System zu reformieren.

Meine Meinung

Ich bin ein großer Fan von Mohamed Amjahid, schätze seien gut recherchierten und sprachlich nahbaren Bücher und habe bereits „Let’s talk about sex, Habibi“ sowie „Unter Weißen“ mit Begeisterung gelesen. Daher habe ich sehnsüchtig auf dieses Buch gewartet – und ich wurde nicht enttäuscht. Angesichts des Umfangs des Buches (352 Seiten) und des Rechercheaufwands, der damit verbunden sein muss, bin ich beeindruckt, dass der Autor dieses Buch nur zwei Jahre nach seinem letzten veröffentlicht hat. Das umfangreiche Literaturverzeichnis, das nur über einen QR-Code abrufbar ist und gar nicht im Buch abgedruckt wurde (dann hätte es wahrscheinlich doppelt so viele Seiten), zeigt, wie tief der Autor in das Thema eingetaucht ist.

Was den Inhalt betrifft, bin ich begeistert von der umfassenden Beleuchtung des Themas. Der Autor beginnt bei der Ausbildung von Polizeibeamt:innen und zeigt, wie schwierig es ist, qualifizierte Kandidat:innen zu rekrutieren aber auch welche Folgen es haben kann, wenn eben die Anforderungen heruntergeschraubt und so auch unqualifizierte Personen den Polizeidienst antreten können. Er erklärt nachvollziehbar, wie das System der Polizeigewalt entsteht und sich nach außen absichert. Viele Themen, wie etwa Racial Profiling, waren mir zwar bekannt, aber andere Aspekte haben mich sehr überrascht – etwa das mangelnde Bewusstsein der Polizei im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen und die oft katastrophalen Folgen, die daraus resultieren. Die Liste der Namen von Menschen, die durch Polizeigewalt gestorben sind am Ende des Buches macht die Tragweite des Problems greifbar und erinnert daran, dass es hier um reale Menschenleben geht.

Trotz der vielen ernsten und belastenden Themen schafft es der Autor, immer wieder eine Prise Humor einzubringen, etwa wenn er beschreibt, welche „Tricks“ er im Zug anwendet, um nicht aufgrund von Racial Profiling kontrolliert zu werden. Ich denke, dass dieser Humor notwendig ist, um das Buch emotional durchzuhalten, ohne überwältigt zu werden.

Ein weiteres Highlight ist das letzte Kapitel. Hier zeigt der Autor nicht nur, was bereits getan wird, um das System zu verändern, sondern gibt auch konkrete Beispiele für erfolgreich eingesetzte Maßnahmen wie Vorurteilstrainings, Bodycams oder Deeskalationstaktiken. Besonders hilfreich fand ich den praktischen Leitfaden, wie man als Zeuge/Zeugin von Polizeigewalt handeln kann. Das gibt dann doch etwas Hoffnung angesichts der sonst scheinbar aussichtslosen Situation, bei der man auch oft das Gefühl hat, man kann eh nur "den Kopf in den Sand stecken".

Last but not least möchte ich dem Autor meinen Dank und meine Bewunderung aussprechen. Als rassifizierte Person, die selbst Gewalt erfahren könnte und schon hat (auch darauf geht er im Buch ein), hat er trotzdem Mut gefunden, ein solch wichtiges Buch zu schreiben. Dass er trotz dieser Gefahren so ein wichtiges Buch geschrieben hat, verdient größten Respekt.

Was ich abschließend sagen möchte: Wenn ihr dieses Jahr nur ein Sachbuch lesen wollt – dann lasst es dieses sein. Aber sorgt für gutes Licht, denn die Schriftart ist kleiner als üblich ;) !

Fazit

Mohamed Amjahid gelingt es mit „Alles nur Einzelfälle?“ , ein schwieriges und emotional aufwühlendes Thema sachlich, umfassend und doch zugänglich darzustellen. Die fundierte Recherche und die Vielzahl an Perspektiven machen das Buch zu einem unverzichtbaren Beitrag in der Debatte um Polizeigewalt. Trotz des kleinen Abstrichs (dichte und kleine Schrift) vergebe ich 5 von 5 Sternen, weil die inhaltliche Qualität und der Mut, dieses Buch zu schreiben, einfach herausragend sind. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein packender Thriller, der bis zur letzten Seite fesselt.

Narbenwald #Thriller
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In Narbenwald, dem ersten Fall für das Ermittler:innenduo Marc Davids und Zoé Martin, verschmelzen Realität und Fiktion zu einem düsteren und verstörenden Thriller. Die Handlung beginnt mit einem grausamen ...

In Narbenwald, dem ersten Fall für das Ermittler:innenduo Marc Davids und Zoé Martin, verschmelzen Realität und Fiktion zu einem düsteren und verstörenden Thriller. Die Handlung beginnt mit einem grausamen Fund in einem verlassenen Hotel im Taunus: Die Augäpfel eines Mannes und ein blutiger Schriftzug kündigen eine Serie verstörender Taten an. Kurz darauf tauchen auf einer Baustelle menschliche Ohren auf, wieder begleitet von einer kryptischen Nachricht. Als Videos der Tatorte auf YouTube verbreitet werden, beginnt ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel zwischen den Ermittler:innen und einem Killer, dessen Motive ebenso undurchsichtig bleiben wie die Identität. Chris Dominik, ein in Frankfurt ansässiger Thriller-Autor, entführt seine Leserinnen und Leser in eine Welt, in der die Grenzen zwischen Gut und Böse verschwimmen.

Und weiter?

Die Handlung setzt direkt mit einem schockierenden Fund ein, der die Ermittlungen von Marc Davids und Zoé Martin in eine brutale und grausame Richtung lenkt. Durch die Veröffentlichung der Tatort-Videos auf YouTube gerät der Fall schnell ins Zentrum der Aufmerksamkeit, und der Druck auf die Ermittler:innen wächst. Die Geschichte der Täter:innen entwickelt sich parallel, jedoch bleiben seine Beweggründe lange unklar. Die Leser:innen werden durch geschickt platzierte Wendungen immer wieder in die Irre geführt, was die Spannung kontinuierlich aufrechterhält.

Meine Meinung

Ich kannte Chris Dominik als Autor bisher nicht, und Narbenwald war mein erster Thriller von ihm. Gelesen habe ich das Buch im Rahmen einer Schnellleserunde, und es hat mich von der ersten Seite an gefesselt. Die Storyline ist extrem spannend und fesselnd, besonders weil man sowohl aus der Perspektive der Ermittelnden als auch der Täter:innen liest. Dieser Wechsel sorgt für eine besondere Dynamik und verleiht der Geschichte eine zusätzliche Tiefe. Die Entwicklung der Täter:innengeschichte erfolgt parallel zu den Ermittlungen, doch die Hintergründe der brutalen Taten bleiben bis zum Schluss ein Rätsel. Genau das ist es, was ich an Thrillern schätze: die Spannung bis zum Ende, ohne zu früh zu wissen, wer hinter den Taten steckt.

Besonders gut fand ich, dass der Thriller ohne langatmige Vorgeschichte gleich in die Handlung eintaucht. Es gibt keine unnötigen Einführungen, die den Lesefluss aufhalten, sondern direkt spannende Ermittlungen, die einen mitreißen. Die Charaktere, allen voran Marc Davids und Zoé Martin, sind gut ausgearbeitet und es gelingt, sich in ihre Gedankengänge hineinzuversetzen und mit ihnen mitzufiebern.

Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits ist, dass ich – vielleicht, weil ich schon viele Thriller gelesen habe – am Ende das richtige Bauchgefühl hatte, was die Identität des Täters angeht. Zwar wurde ich zwischenzeitlich auf eine falsche Fährte gelockt, aber mein erster Verdacht hat sich letztlich bestätigt. Trotz dieses Vorahnung hat das der Spannung jedoch keinen Abbruch getan. Der Thriller ist ein echter Pageturner, der einem bis zum Schluss den Atem raubt. Zudem überrascht die Geschichte gegen Ende mit einer Wendung, die ich so nicht erwartet hätte.

Fazit

Mit Narbenwald ist Chris Dominik ein packender Thriller gelungen, der mit spannenden Ermittlungen und gut entwickelten Charakteren besticht. Die düstere Atmosphäre und das rasante Tempo haben mich durchgehend gefesselt. Auch wenn ich als Viel-Thriller-Leserin die Täter:innen erahnt habe, hat die Story dennoch mit ihren Wendungen überrascht. Ein Thriller, der definitiv 5 von 5 Sternen verdient!

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