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Veröffentlicht am 22.04.2024

Eiskaltes Meer

Was das Meer verspricht
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“Was das Meer verspricht” von Alexandra Blöchl handelt von Vida, deren Leben auf der kleinen Insel N. seit jeher festgeschrieben ist und die mit der Ankunft Maries beginnt, zu hinterfragen und mehr vom ...

“Was das Meer verspricht” von Alexandra Blöchl handelt von Vida, deren Leben auf der kleinen Insel N. seit jeher festgeschrieben ist und die mit der Ankunft Maries beginnt, zu hinterfragen und mehr vom Leben zu erwarten.

Vida lebt ihr ganzes Leben schon auf N., möchte später einmal das Geschäft ihres Vaters übernehmen, in dem sie heute schon arbeitet und ist mit ihrem Kindheitsfreund verlobt. Nachdem Marie unerwartet ins Haus gegenüber zieht und als Meerjungfrau Interesse wie Verwunderung auf sich lenkt, schließen die beiden jungen Frauen Freundschaft und es entwickelt sich darüber hinaus eine Bindung, durch die Vida einen immer stärkeren Wunsch nach Veränderung bekommt. Doch als Vidas Bruder Zander nach Jahren wieder auf die Insel zurückkehrt, steigert sich die Handlung zunehmend zu einer Katastrophe, die das Leben aller Beteiligten ein weiteres Mal durcheinanderwirft. Dabei macht die Handlung, unterteilt in fünf Abschnitte, den Eindruck einer klassischen Tragödie.

Der Schreibstil Alexandra Blöchls ist angenehm und flüssig, zum Teil sogar schon poetisch, was mir sehr gefallen hat. Außerdem fliegt man wegen der kurzen Kapitel geradezu durch die Geschichte und bis zu circa zwei Dritteln ist die Handlung seicht, ruhig und atmosphärisch, geprägt durch eine besondere Freundschaft. Mit Zanders Ankunft ändert sich dies schlagartig und es entspinnt sich ein stilles Drama aus Eifersucht, wobei ich Vidas Gefühle sehr gut nachempfinden konnte, auch wenn ich mir von allen ein anderes Handeln gewünscht hätte.

Wir dringen tief in Vidas Gedanken- und Gefühlswelt ein und ihre Emotionalität konnte mich überzeugen und mitreißen, selten habe ich beim Lesen solch eine starke Wut empfunden.

Was ich vom Ende der Geschichte halten soll, bin ich mir noch nicht sicher, allerdings ist mir das Buch vielleicht auch gerade deshalb so einprägsam in Erinnerung geblieben.

“Was das Meer verspricht” konnte mich letztendlich schockieren und zum Grübeln bringen und war, zumindest zum Ende, nicht unbedingt ein angenehmes Buch zu lesen. Somit kann ich das Buch nicht ganz uneingeschränkt empfehlen, mir hat es aber gut gefallen und durch die starken Emotionen, die ich beim Lesen hatte, werde ich bestimmt noch oft daran zurückdenken.

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Veröffentlicht am 19.04.2024

Intensiv, düster und romantisch

Spinne und Glühwürmchen: Romantische und zerreißende Dystopie
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“Spinne und Glühwürmchen - Gefangen” ist der erste Teil einer düsteren, romantisch - tragischen Dystopie von Jana Stehr. Juriana ist ein Forschungsexperiment und die Simulation, in der sie lebt, bricht ...

“Spinne und Glühwürmchen - Gefangen” ist der erste Teil einer düsteren, romantisch - tragischen Dystopie von Jana Stehr. Juriana ist ein Forschungsexperiment und die Simulation, in der sie lebt, bricht eines Tages zusammen. Auf der zerstörten und unbewohnbaren Erde wird sie von einem anderen Forschungsteam gefunden wieder gefangen genommen. Sie trifft auf den Professor, die Spinne, und ihre frühere Liebe Aleksej und verwickelt sich immer stärker in ein Netz aus Lügen und Misstrauen, verbotenen Gefühlen und Begehren, das ich selbst als Leserin nicht zu entwirren vermochte.

Das Erste, was auffällt, ist der außergewöhnliche und einzigartige Schreibstil, zumindest habe ich zuvor nichts Vergleichbares gelesen. Wir erleben die Gedankenwelt der Protagonistin Juriana, wodurch die Sätze zum Teil kurz oder verworren sind. Und es gibt Gedanken, die Juriana nicht denken darf, welche durchgestrichen sind. Als Leserin hat mir dies ein stärkeres Gefühl von Tiefe gegeben, da somit noch mehr Ehrlichkeit, innere Zerrissenheit und Schmerz der Protagonistin rübergebracht wurden.

Juriana, Aleksej und die Spinne sind interessante Charaktere, die mich immer wieder überraschen konnten, die sich mal nah und fern angefühlt haben und die sich nicht in Schubladen wie Held*in oder Bösewicht einordnen lassen. Außerdem bleiben sie bis zum Ende undurchschaubar, was für mich den besonderen Reiz und die Spannung der Geschichte ausmacht. Ich habe mit jeder Seite, Stück für Stück, mehr Vertrauen verloren. Trotzdem hat Jana Stehr es geschafft, dass ich die Freundschaft und Anziehung zwischen den Charakteren nachempfinden konnte. Mein Verständnis von Gut und Böse hat sich immer wieder verschoben und ich habe die Fähigkeit verloren, Lüge von Wahrheit zu unterscheiden. Auch nach Ende von Band 1 bleibe ich mit mehr Fragen als Antworten zurück, sodass ich mich sehr auf den zweiten Teil freue.

Ein sehr gelungener Auftakt, den ich jedem empfehlen kann, der Lust auf eine besondere Geschichte und ein intensives Leseerlebnis hat und starke Nerven besitzt. Der sich blind in das Netz einer Spinne fallen lassen und seine eigenen Überzeugungen in Frage stellen möchte.

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Veröffentlicht am 29.03.2024

Inspirierend und stark

30 Moments
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In “30 Moments” teilt Lina Mallon 30 Begegnungen, Entscheidungen und Momente ihres Lebens, die sie besonders geprägt haben. Dabei beschreibt sie sowohl schmerzhafte Erkenntnisse als auch die schönen Momente ...

In “30 Moments” teilt Lina Mallon 30 Begegnungen, Entscheidungen und Momente ihres Lebens, die sie besonders geprägt haben. Dabei beschreibt sie sowohl schmerzhafte Erkenntnisse als auch die schönen Momente des Lebens und Erinnerungen, von denen sie bis heute zehrt und die sie nicht missen möchte. Ich konnte mich vom ersten Moment an in Lina hineinfühlen und mich mit ihr identifizieren.

Der Schreibstil ist einfach und geprägt von vielen starken Sätzen und Gedanken, die mich immer wieder inspirieren konnten. Da ich im Laufe der Erzählungen immer mehr grundsätzliche Unterschiede zwischen der Autorin und mir festgestellt habe, konnte ich das Leben aus einem anderen Blickwinkel betrachten und wiederum einige Erkenntnisse für mich mitnehmen. Somit haben mich die verschiedenen Kapitel immer wieder zum Nachdenken angeregt und berührt.

Ich finde, dass uns Lina Mallon sehr mutig und ehrlich durch ihr Leben mitnimmt, sich Fehler eingesteht, schöne Momente wertschätzt und uns immer eine Botschaft mit auf den Weg gibt. Konfliktsituationen in Freundschaften löst sie einfühlsam, lernt dabei aber auch Grenzen zu setzen und ihren Weg zu finden.
Wichtige Botschaften setzen sich mit Misogynie und Feminismus auseinander, was ich sehr wichtig finde und wodurch ich dankbar für diese kurzen Einblicke bin. So geht sie beispielsweise als Vorbild für den Zusammenhalt zwischen Frauen voran.

Ich habe aber auch einige kleinere Kritikpunkte. So sind die Momente und Botschaften im Laufe des Buches etwas repetitiv, sodass ich nicht mehr ganz so viel Neues aus den Kapiteln herausziehen konnte. Außerdem wird die Autorin einige Male leider von ihrer eigenen Wahrnehmung und ihren persönlichen Bedürfnissen zu verallgemeinernd und dadurch erweckt sie manchmal den Anschein einer positiven Selbstdarstellung. Dies möchte ich ihr zugute allerdings auf die Formulierung und nicht auf ihre tatsächliche Meinung zurückführen. Zuletzt kamen zwischendurch auch ein paar Unstimmigkeiten auf, in denen sie sich selber widersprochen hat. Auch hier liegt das wahrscheinlich an der Zusammenstellung der Momente, sodass sie Erkenntnisse erst später erlangt, vorher aber schon in die Beschreibung eines Moments mit einfließen lässt.

Insgesamt ist “30 Moments” ein schönes Buch, das mich gut durch den Alltag begleitet hat. Die angesprochenen Themen finde ich sehr wichtig und so eignet sich das Buch besonders für Leser*innen, die anfangen möchten, sich mit Feminismus auseinanderzusetzen oder vielleicht gerade ein wenig Inspiration für ihr Leben gebrauchen könnten. Ansonsten natürlich ein Must Read für alle Fans der Autorin.
Die Botschaft zum Ende des Buches darf sich gerne jeder zu Herzen nehmen.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Spannende Fortsetzung

Matching Souls
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Matching Souls ist der zweite und abschließende Teil der Aconite Institute-Dilogie von Ria Radtke und schließt an den vorherigen Band an. Deswegen könnte diese Rezension auch für Band 1 spoilern!

Runa ...

Matching Souls ist der zweite und abschließende Teil der Aconite Institute-Dilogie von Ria Radtke und schließt an den vorherigen Band an. Deswegen könnte diese Rezension auch für Band 1 spoilern!

Runa wurde des Instituts verwiesen und weiß plötzlich nicht mehr, wie sie noch in ihre alte Welt passen soll. Kyril geht auf einer Exkursion verloren und taucht später ohne Erinnerungen wieder auf. Und Kyrils Bruder Aurel kehrt plötzlich unerwartet wieder zurück und erzählt etwas von einem Mythos über ausgestoßene Schattenspringer. Bei der Suche nach Erklärungen stoßen sie auf Geheimnisse, die mich überraschen und schockieren konnten.

Der Schreibstil hat mir wie im ersten Band sehr gut gefallen und ist einfach zu verstehen. Auch die Handlung war wieder sehr spannend und einige Twists habe ich nicht vorhersehen können und somit konnte mich das Buch in seinen Bann ziehen.
Runa und Kyril sind interessante Charaktere und die Bindung der beiden hat mich trotz Kyrils Gedächtnisverlust sehr berührt. Aurel mochte ich ebenfalls sehr gerne und ich konnte seinen Schmerz gut nachfühlen. Insgesamt haben wir gut ausgearbeitete und tiefgründige Charaktere kennenlernen dürfen.

Das Ende des Buches ging mir dann leider etwas schnell, weshalb ich mir gerne noch ein paar Seiten mehr gewünscht hätte und dem Buch insgesamt gute 4 Sterne gebe.

Da ich das Hörbuch gehört habe auch hierzu meine Meinung:
Die beiden Sprecher*innen passen sehr gut zur Geschichte und den Charakteren und haben einen wirklich guten Job geleistet. Leider gibt es zwei sehr ähnlich klingende Namen in der Geschichte, sodass dies immer wieder für Verwirrung bei mir gesorgt hat und ich einzelne Passagen doppelt hören musste. Deswegen leider einen halben Stern Abzug für das Hörbuch, womit ich bei 3,5 Sternen lande.

Die Reihe bekommt definitiv eine große Empfehlung mit mir, wobei ich, wenn dies möglich ist, aus oben genannten Gründen trotzdem eher zum Print oder eBook raten würde.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Gute Unterhaltung

The Kinder Poison
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“The Kinder Poison” von Natalie Mae ist der Auftakt einer Trilogie und handelt von Zahru, die durch ein unglückliches Missverständnis in einen magischen Wettkampf und zwischen die Machtspielchen der Thronerben ...

“The Kinder Poison” von Natalie Mae ist der Auftakt einer Trilogie und handelt von Zahru, die durch ein unglückliches Missverständnis in einen magischen Wettkampf und zwischen die Machtspielchen der Thronerben Orkenas gerät. Sie selber ist Flüsterin und kann so mit Tieren kommunizieren, was als schwache Magie angesehen wird.

Ich fand die Handlung durchgehend spannend, da ständig etwas passiert ist und sich dadurch immer neue Richtungswechsel ergeben haben. Somit war die Geschichte für mich leider auch etwas unruhig und ich konnte nicht richtig ankommen.

Ähnlich ging es mir mit Zahru, zu welcher ich durch ihre Hin- und Hergerissenheit keinen tieferen Zugang finden konnte. Gegen Ende konnte ich aber durchaus eine größere Charakterentwicklung erkennen, wodurch ich große Hoffnung auf die folgenden Bände habe.

Das Magiesystem fand ich in seiner Einfachheit gut verständlich. Es gibt verschiedene Arten und Stärken von Fähigkeiten, die zumeist angeboren sind und sich im Kinder-/Jugendalter zeigen. Die Idee Zahrus Fähigkeit, mit Tieren kommunizieren zu können, mochte ich richtig gerne und hat auch ihr, trotz ihrer vermeintlichen Schwäche, einige Male weiterhelfen können. Allerdings fand ich die Fähigkeit insgesamt zu oberflächlich und in ihren Konsequenzen zu wenig entwickelt.

Den Schreibstil Maes habe ich sehr angenehm und flüssig wahrgenommen und auch in der Welt mit Wüstensetting konnte ich mich schnell zurechtfinden. Auch hier sehe ich die gute Verständlichkeit in der Einfachheit des Worldbuildings - dies meine ich ganz neutral und ist nur durch subjektive Präferenzen zu bewerten, sodass ich die Geschichte auch an Fantasy-Einsteigende empfehlen würde.

Durch die Handlung hinweg deutet sich immer wieder ein Love Triangle an, welches auch für die Handlung relevante Richtungen anstößt. Damit sollten Lesende auf jeden Fall klarkommen können. Mich persönlich haben einzelne Aspekte davon schon ein wenig genervt, insgesamt konnte ich aber gut darüber hinweglesen.

Insgesamt sehe ich in den folgenden Bänden definitiv noch viel mehr Potential, sodass ich daran interessiert bin, “The Kinder Poison” weiter zu verfolgen.

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