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Veröffentlicht am 11.09.2021

Vom Traditionen wahren und seinen eigenen Weg gehen

Wildtriebe
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Großbäuerin Lisbeths ganzer Stolz ist ihr Hof, welcher nicht nur der größte im gesamten Dorf ist, sondern auch seit Generationen innerhalb der Familie weitergereicht wird. Seine Erhaltung, Ausbau und Bewirtschaftung ...

Großbäuerin Lisbeths ganzer Stolz ist ihr Hof, welcher nicht nur der größte im gesamten Dorf ist, sondern auch seit Generationen innerhalb der Familie weitergereicht wird. Seine Erhaltung, Ausbau und Bewirtschaftung stellen ihren Lebensinhalt dar. Als ihr Sohn Konrad sich allerdings mit der modernen Marlies verlobt, entsteht ein Generationenkonflikt. Denn Marlies möchte auch weiterhin im Kaufhaus arbeiten gehen, das Kinderkriegen auf unbestimmte Zeit verschieben und erst recht keine Bäuerin sein. Der Konflikt gärt jahrelang unterschwellig vor sich hin, denn klärende Gespräche und Konfrontationen gibt es nicht. Erst mit Enkelin Joanna entsteht eine – zerbrechliche – Familienkonstruktion. Als diese jedoch nach dem Abitur für 1 Jahr nach Afrika reist, sind Lisbeth und Marlies schwer enttäuscht und beginnen, die vergangenen Jahrzehnte zu reflektieren.

„Wildtriebe“ ist ein Generationenroman, der darstellt, wie Frauen vor 50 Jahren bis heute unter dem Dach eines großen Bauernhofs gelebt haben. Die Geschichte wird wechselnd aus der Perspektive von Lisbeth und Schwiegertochter Marlies erzählt. Beide Protagonistinnen sind sehr gut ausgearbeitet und starke Frauen, die es im Leben nicht leicht haben und sich gegenseitig zusätzlich noch Steine in den Weg legen. Sehr realistisch und lebensnah wird das Leben und vor allem die Rolle der Frauen auf einem Bauernhof dargestellt. Insbesondere wie zäh das Ausbrechen aus traditionellen Strukturen für moderne Frauen wie Marlies gewesen sein muss. Wo für die meisten Frauen im heutigen Deutschland selbstverständlich ist, dass sie sich frei entscheiden können, wie sie ihre Zukunft angehen, muss Marlies sich jeden kleinen Schritt der Eigenbestimmung erkämpfen. Und sich nicht zuletzt auch vor allem gegen ihre Schwiegermutter behaupten. Die Thematik des Romans hat mir sehr gut gefallen, schnell kam ich als Leserin in der Geschichte an. Ich fand es sehr interessant, die verschiedenen Vorstellungen der einzelnen Generationen zu erfahren. Leider empfand ich den Erzählstil des Romans als eher langatmig und streckenweise zäh. Interessante Begebenheiten wurden über viele Seiten hinweg beschrieben, sodass ich oft das Gefühl hatte, ich käme kaum voran. Zudem bleiben viele Sätze unvollendet, was zwar zur Generation von Lisbeth passt, meinen Lesefluss aber sehr störte. Die Figuren handeln eher sehr egoistisch und versetzen sich nahezu kaum in die Lage der anderen Familienangehörigen. Auch klärende Gespräche finden überwiegend nicht statt, sodass ich mir oft gewünscht hätte, alle an einen Tisch zu bringen und offen miteinander zu reden. Als Leserin blieb ich insgesamt stille Beobachterin, die hin und wieder nur den Kopf schütteln konnte und keine Figur so richtig sympathisch fand. Das offene Ende und die bevorstehende Aussprache (zumindest von Lisbeth und Joanna) hingegen hat mir sehr gut gefallen und mich mit einem zuletzt doch positiven Ausblick aus dem Roman entlassen.

Fazit: Trotz sehr interessanter Thematik und spannendem Geschichtsverlauf empfand ich das Lesen leider als eher zäh. Eine Identifikation mit einzelnen Figuren fand bei mir nicht statt. Das offene Ende und der authentisch wirkende Generationenkonflikt haben mir jedoch sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 03.09.2021

Leichte Kost

Bis ans Ende aller Fragen
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Maxi ist 44 Jahre alt und betreibt in Hamburg ein gemütliches Café. Nachdem ihr Partner nach 6 Jahren Beziehung sie für eine andere verlässt, stellt Maxi ihr Leben infrage. Eigentlich hatte sie sich immer ...

Maxi ist 44 Jahre alt und betreibt in Hamburg ein gemütliches Café. Nachdem ihr Partner nach 6 Jahren Beziehung sie für eine andere verlässt, stellt Maxi ihr Leben infrage. Eigentlich hatte sie sich immer eine Familie mit vielen Kindern gewünscht. Als ihre verrückte Nichte auf die Idee kommt, ein Witwer mit süßen Kindern und ohne nervige Ex-Ehefrau, wäre perfekt, beginnt das Chaos. Ohne Vorwarnung wird Maxi von ihr zu einem Trauertreffen in die nahe liegende Gemeinde geschleppt, in der sich ihre Nichte als ihre Tochter ausgibt, die gemeinsam mit ihrer Mutter um den verstorbenen Familienvater trauert. Doch während Maxi sich noch in Schockstarre befindet, haben die ersten Witwer schon angebissen. Und auch bei Maxi stellt sich erstes Bauchkribbeln ein…

„Bis ans Ende aller Fragen“ ist der neue Roman von Anne Hertz, ein schwesterliches Autorinnenduo.

Die Geschichte wird aus der Sicht der gegenwärtigen Maxi (Ich-Erzählperspektive) geschildert und unregelmäßig von rückblickenden Tagebucheinträgen der 14-jährigen Maxi ergänzt. Die Protagonisten sind durchweg sympathisch und herzig. Insbesondere Maxis Nichte Summer hat es mir angetan. Sie bringt Schwung und Humor in die Geschichte. Inhaltlich bleibt diese jedoch etwas blass. Von jetzt auf gleich entschließt sich Maxi zur Übernahme einer Pension auf Usedom, ohne dass ich als Leserin ihre Motivation und Beweggründe nachempfinden konnte. Schließlich hatte sie ein gut laufendes Café bei ihrer Familie in Hamburg und bis dato keine diesbezüglichen Veränderungswünsche an den Tag gelegt. Auch ihre beginnende und wieder abbrechende Liaison mit Alex kam für mich aus heiterem Himmel. Das ging mir persönlich zu schnell und ich fühlte mich nicht abgeholt. Auch das Ende des Romans wirkte auf mich staccato-artig und erreichte mich daher leider nicht. Der Sprachstil ist leicht und angenehm. Die Seiten fliegen hierdurch nur so dahin.

Fazit: Der Roman ist süß und unterhaltsam, aber ich hatte mir insgesamt mehr davon versprochen. Bei wenig Tiefe der Figuren und einer eher oberflächlichen Story bleibt dies nette, leichte Kost für Zwischendurch oder den Strandkorb.

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Veröffentlicht am 28.08.2021

Gustavs Roadtrip

Das Universum ist verdammt groß und supermystisch
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Gustav lebt mit seiner Mutter Lily in Berlin, seinen Vater kennt er jedoch leider nicht. Auf seinen Spaziergängen sammelt Gustav Kleinigkeiten für seine Hosentaschensammlung und besucht regelmäßig seinen ...

Gustav lebt mit seiner Mutter Lily in Berlin, seinen Vater kennt er jedoch leider nicht. Auf seinen Spaziergängen sammelt Gustav Kleinigkeiten für seine Hosentaschensammlung und besucht regelmäßig seinen Opa, der in einem Altenheim lebt. Als der neue Freund seiner Mutter ihm statt einem Hund eine Wasserpflanze schenkt, hängt der Haussegen schief. Als seine Mutter entgegen Gustavs Willen dann zur Krönung auch noch mit ihrem neuen Freund in den Urlaub fahren möchte, schwört Gustav, kein Wort mehr mit ihr zu sprechen. Als er im Anschluss auf einem seiner Spaziergänge durch die Stadt die lebenslustige Charlie kennen lernt, verändert sich sein Leben schlagartig. Denn gemeinsam mit Gustavs Opa organisiert Charles einen Roadtrip, welcher das Ziel hat, Gustavs Vater zu finden…

„Das Universum ist verdammt groß und super mystisch“ von Autorin Lisa Krusche ist ein Buch für Kinder ab 10 Jahren.

Der jugendliche Schreibstil macht es leicht, das Buch zu lesen. Die Sätze sind kurz gehalten und der Leser erlebt die Geschichte aus Gustavs Augen (Ich-Perspektive).

Gustavs Motiv, seinen Vater finden zu wollen, konnte ich als Leserin sehr gut nachempfinden. Der Roadtrip selbst ist sehr abenteuerlich. Sie fahren durch Polen in die Slowakei, danach nach Ungarn, und schlussendlich durch Rumänien nach Istanbul. Auf ihrer Reise lernen sie jede Menge Leute mit den verschiedensten Charakterzügen kennen.

Die verschrobenen und skurrilen Figuren, die oft auch mit der Wahrheit hinterm Berg halten, habe ich dabei nicht immer ausschließlich genießen können. Vielleicht wirkte die Geschichte hierdurch nicht immer ganz rund auf mich. Außerdem hat einem Gustav sehr Leid getan. Insbesondere für Gustavs Mutter Lily konnte ich keine Sympathie aufbauen – denn sie lässt ihren Sohn alleine zurück, um Urlaub zu machen. Auch sonst wirkte sie aus Gustavs Erzählungen wenig mütterlich, zumal er sie nicht mit "Mama", sondern mit "Lily" anspricht.

Die aufgeweckte Charles ist ein großer Glücksgriff. Sie liefert stets Zuversicht und sorgt sich um Gustav. Ihr Urvertrauen in das Universum und in die Überzeugung, dass alles gut wird, bereichert die Geschichte. Sie ist es auch, die die Geschichte mit Weisheiten bestückt, und stellt die Fragen, die sich Gustav nicht zu stellen traut. So erfährt er, dass sein Opa weiß, wer sein Vater ist. Hartnäckig legt Charles den Finger in die Wunde und sie erfahren Schnipsel für Schnipsel immer mehr Infos, um Gustavs Vater zu finden. Sehr gut eingefangen ist dabei die Unsicherheit und vor allem der innere Aufruhr von Gustav, der seinen Vater so dringend finden möchte und sich zugleich doch unsicher ist, wie die Begegnung ablaufen wird, ob sein Vater auch ihn finden möchte und ob es wirklich so gut ist, nach ihm zu suchen.

Die Stimmung des Buches habe ich zunächst als sehr melancholisch und oft auch als traurig empfunden. Mit zunehmenden Abenteuern und Begegnungen auf dem Roadtrip lockert sich die Stimmung etwas auf und wird zum Ende angenehm warmherzig, herzerwärmend und auch humorvoller. Vor allem Charles und Gustavs Gedankengespräche mit Pflanze Agathe lockern die Geschichte auf und bringen den Leser zum Schmunzeln. Auch, wenn es kein typisches "Happy End" gibt, ist das Ende sehr positiv und Gustav als auch der Lesende kann vieles lernen.

Insgesamt handelt es sich hierbei um ein interessantes Kinderbuch, das zeigt, dass man auch in einer nicht ganz so „heilen Welt“ glücklich sein kann und Familie nicht zwangsläufig aus genetisch Verwandten bestehen muss.

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Veröffentlicht am 20.11.2024

Mittelprächtig

Der Kuss der Lüge
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Als Lia, die erstgeborene Tochter des Königshaus Morrighan, zur Allianzbildung einen fremden Prinzen heiraten soll, flüchtet sie am Hochzeitstag mit ihrer Gehilfin und Freundin aufs Land. Dort kommen sie ...

Als Lia, die erstgeborene Tochter des Königshaus Morrighan, zur Allianzbildung einen fremden Prinzen heiraten soll, flüchtet sie am Hochzeitstag mit ihrer Gehilfin und Freundin aufs Land. Dort kommen sie in einer Taverne unter und genießen das Leben als einfache Arbeiterinnen. An ihre Fersen geheftet haben sich jedoch zwei Männer - ein Assassine, um Lia zu töten, und der fremde Prinz, der seine flüchtige Braut kennenlernen möchte. Als Lia ihnen begegnet, fühlt sie sich zu beiden hingezogen, ohne zu wissen, dass beide von Beginn an unehrlich zu ihr sind…

Dieser Roman war wirklich ein ganzes Stück Arbeit. Die ersten zwei Drittel empfand ich leider als ziemlich langatmig und langweilig. Der Roman las sich wie ein typischer Auftakt zu einer Reihe, bei dem noch nicht so viel preisgegeben werden soll, um die Leser am Ball zu behalten. Hierdurch entstanden wenig spannende Längen, die leider nicht mittels niedlicher Figuren oder Witz kompensiert wurden. Mit der Hauptfigur Lia wurde ich über den Roman hinweg nicht recht warm und der sehr detaillierte Sprachstil, der zwar sehr gut zu dem mittelalterlichen Setting passt, verlor sich jedoch oftmals in diversen überflüssigen Beschreibungen. Dadurch kam ich kaum voran, weil sich hiermit auch die Handlung nur schwerlich entwickelte. Das letzte Drittel war hingegen sehr spannend, da sich die beiden Männer Lia bzw. den LeserInnen gegenüber offenbaren und die Handlung erstmals Aufschwung nimmt. Der Roman endete wie erwartet mit einem fiesen Cliffhanger und ich möchte zwar wissen, wie es weiter geht, brauche aber trotzdem erstmal eine Pause von Morrighan.

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Märchenretelling

Mirror: Weiß wie Schnee
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Inhalt: Die Münchner Ärztin Lena steckt in einer unglücklichen Beziehung fest, weil sie unerschütterlich daran glaubt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Zum gleichen Zeitpunkt kämpft in der Parallelwelt ...

Inhalt: Die Münchner Ärztin Lena steckt in einer unglücklichen Beziehung fest, weil sie unerschütterlich daran glaubt, dass sich alles zum Guten wenden wird. Zum gleichen Zeitpunkt kämpft in der Parallelwelt der Märchen Lenas Ebenbild, Schneewittchens böse Stiefmutter Luna, ums Überleben. Auf der Suche nach einem Ausweg sieht sie im Zauberspiegel Lena. Kurzentschlossen tauscht die Giftmischerin ihren Platz mit der Ärztin. Die grausame Märchenwelt ist für Lena ein Schock und sie beginnt für ein Happy End aller zu kämpfen. Doch der Lauf der Geschichte ist festgeschrieben und bald ist Lena versucht, zu den Mitteln der bösen Stiefmutter zu greifen, um ihrem Schicksal zu entgehen.

Grundsätzlich bin ich ein Fan von Märchenretelling oder Märchenadaptationen. Die Grundidee in diesem Roman hat mir eigentlich auch gut gefallen und die Frage, wieso die böse Stiefmutter zu dem geworden ist, was sie ist, finde ich total interessant. Leider haperte es dann an der Umsetzung. Der Schreibstil ist eintönig und leider recht einfach und die Geschichte plätscherte meist vor sich hin. Überwiegend fehlte es mir an Spannung und es wurde mir zu simpel dargestellt, warum die Figuren in den Märchen böse geworden sind. Die Hauptfigur Lena war mir leider zu flach - sie fügt sich schnell in die Märchenwelt ein, ohne durchzudrehen und ihre Wandlung bleibt sehr oberflächlich. Insgesamt hatte ich mehr Tiefe und Psychologie erwartet. Dass zunehmend Märchenfiguren aus anderen Geschichten auftauchten, kam mir zuletzt vor, als würde eine Liste abgearbeitet werden. Auch der große Kniff blieb aus und es gelang mir leider nicht, Sympathie für die Figuren zu entwickeln. Alles in allem konnte der Roman meinen Geschmack leider nicht treffen.

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