Best-Friends-to-Lovers at it's best
Es braucht nur wenige Worte und schon bin ich komplett gefangen. Ich mag diese Kombination aus Witz, dirty Talk und tiefen Emotionen super gerne und finde, dass der Schreibstil an sich dadurch schon sehr ...
Es braucht nur wenige Worte und schon bin ich komplett gefangen. Ich mag diese Kombination aus Witz, dirty Talk und tiefen Emotionen super gerne und finde, dass der Schreibstil an sich dadurch schon sehr unterhaltsam ist. Die Story ist durch und durch spannend und zieht einen schnell in ihren Bann und zu ihren Protagonisten. Dazu der hohe Wohlfühlfaktor, der sich daraus ergibt, dass die Location einfach schön beschrieben wird und alle Figuren ihren eigenen Charakter und ihre fortlaufende Geschichte bekommen. Love it!
Zur Geschichte allgemein:
Ich muss sagen, dass ich diesem Buch gegenüber äußerst skeptisch war, weil ich Best-Friends-to-Lovers-Geschichten einfach meist nicht so gut finde. Es ist einfach nicht mein bevorzugtes Trope. Jasper und Sloane haben mich aber ganz schnell abgelenkt von üblichen Tropevorstellungen. Die Story beginnt gleich mit einem ordentlichen Knall und viel Dynamik. Die beiden sind fortan immer zusammen, was die Entwicklung ihrer Lovestory natürlich immens vorantreibt, denn sie müssen sich miteinander auseinandersetzen. Das Besondere an den beiden ist, dass sie sich schon seit achtzehn Jahren kennen. Also seit sie Kinder sind. Dadurch kennen sie sich sehr gut und haben gemeinsame Gewohnheiten und Geheimnisse, die sie erst recht verbinden. Diese Freundschaft ist natürlich gar nicht so leicht zu durchbrechen, aber ich finde, die Autorin hat das sehr gut hingekriegt. Denn auch, wenn sie sich nahestehen, so sind ihre Emotionen schon immer die gleichen. Nur haben beide gelernt, diese zu verstecken.
Statt nun aber endlos umeinander herum zu eiern, wie man es schon oft gelesen hat, schaffen die beiden es, uns Leser:innen mit ihren amüsanten Wendungen und Erlebnissen trotzdem bei Laune zu halten. Und natürlich lernen nicht nur wir die beiden im Laufe der Handlung besser kennen, sondern auch die beiden bekommen die Chance, sich an den Gedanken an ein „wir“ zu gewöhnen. Was ich wirklich cool fand: Es wird darauf geachtet, dass es nicht nur die sexuelle Komponente ist, die schließlich den ersten Schritt bewirkt. Stattdessen gehen die beiden durch Freud und Leid. Die Familie ist ihnen beiden wichtig und sorgt für ordentlich Gesprächsstoff und heikle Situationen. Ebenso wie die dann doch voranschreitende Beziehung der beiden. Denn die Frage ist natürlich: Empfindet er/sie das Gleiche für mich?
Was wer empfindet, bekommen wir Leser:innen sehr gut dadurch mit, dass wieder abwechselnd aus beiden POVs geschrieben wird. Sloane kannte ich vorher gar nicht und war sehr gespannt, was mich bei ihr erwarten würde. Und auch anfangs war es gar nicht so leicht, sie so richtig zu verstehen. Erst einmal erscheint sie nämlich ziemlich sittsam und langweilig. Sie hat sich dazu entschieden, auf Anweisung ihres Vaters zu heiraten und zwar einen gar nicht so coolen Kerl. Ziemlich schnell wird aber klar, dass Sloane alles andere als sittsam ist. Sie ist voller Feuer für ihre Familie, für ihre Leidenschaft, den Tanz, und zeigt zudem starke Emotionen in Bezug auf Jasper. Ihre Familie dagegen versucht sie immer wieder einzuschränken, was sie quasi in einen goldenen Käfig gezwängt hat. Ihr Charakter ist äußerst komplex, was man vor allem gegen Ende bemerkt hat. Für Sloane ist nicht alles schwarz weiß. Sie sieht die Nuancen und sie lernt im Laufe der Handlung, für sich selbst einzustehen und zu merken, wann die Menschen ihr gegenüber nicht ehrlich sind oder etwas zurückhalten. Das führt letztlich nochmal zu einer Wendung, die mich sehr beeindruckt hat, weil sie auf so tiefgreifender Ebene funktioniert, dass man im ersten Moment denkt, Sloane reagiere über. Vielmehr ist es aber so, dass Sloane nicht nur gelernt hat, sie hat es verinnerlicht. Und schon ist Sloane mit eine meiner Lieblingsfiguren dieser Reihe, denn sie agiert unheimlich mutig.
Jasper ist nicht weniger komplex. Seine Traumata liegen tief vergraben in seinem Inneren und wären die beiden nicht anfangs schon Freunde gewesen und wüsste Sloane nicht schon einiges über ihn, hätte diese Beziehung wohl niemals funktioniert. Denn Jasper ist schweigsam und gesteht selbst sich selbst gegenüber vieles nicht ein. Stattdessen schützt er sich mit abweisenden Handlungen, wählt den sichereren Weg. Im Laufe der Handlung merkt man, wie er immer mehr auftaut und wie die Beziehung zu Sloane nicht nur ihr gemeinsames Leben ebnet, sondern ihm auch in anderen Feldern seines Lebens hilft, sich freier zu bewegen. Seine Traumata sind sehr nachvollziehbar durch seine Kindheit begründet und werden durch Rückblicke unterstützt.
Zusammen beweisen die beiden, wie eine Freundschaft nicht nur zu einer tiefen Liebesbeziehung werden kann, sondern auch, wie Freunde einander unterstützen können, um Freud und Leid, Traumata und Ängste zu überwinden. Ich habe es sehr genossen, eine so tiefgreifende Liebesgeschichte zu lesen.
Fazit:
Im Vergleich zu den anderen Bänden, fand ich diesen Band nochmal sehr viel tiefgreifender. Es geht um Traumata, Ängste und Freundschaft. Um Selbstverwirklichung und darum, sich selbst zu finden. Alles wurde sehr nachvollziehbar erzählt und hat mich auf allen Ebenen berühren können. Dazu kam der wirklich schöne Schreibstil und der hohe Wohlfühlfaktor innerhalb der Geschichte. Gekrönt von der Balance zwischen Witz, heißen Szenen und mitreißender Spannung. Kann es nur empfehlen!
5 von 5 Sterne von mir.