Düstere Atmosphäre, spannende Magie, viel Potential
„House of Marionne“ von J. Elle hat mich mit einer vielversprechenden Ausgangssituation und einem faszinierenden Magiesystem neugierig gemacht. Auch wenn das System zunächst schwer greifbar war, hatte ...
„House of Marionne“ von J. Elle hat mich mit einer vielversprechenden Ausgangssituation und einem faszinierenden Magiesystem neugierig gemacht. Auch wenn das System zunächst schwer greifbar war, hatte ich den Eindruck, dass die Geheimnisse sich gemeinsam mit der Protagonistin Quell nach und nach erschließen würden. Die Spannung vom Anfang blieb aber leider nicht wirklich bestehen. Die ersten Begegnungen mit Charakteren wie Jason Wexton versprachen eine gewisse Tiefe und Spannung und leiteten interessante Dynamiken ein, allerdings verlor die Geschichte zunehmend an Geschwindigkeit und Tiefe.
Insgesamt blieben die Charaktere für mich eher flach und wenig greifbar, wodurch es schwierig war, mit ihnen zu fühlen. Quell selbst war mir zu naiv, ihr Handeln und Denken zu wenig reflektiert und teils sehr unüberlegt. Sie ist noch sehr jung und das merkt man auch. Sie hat aber auch eine positive Seite: Ihre Wissbegierde und ihren Ehrgeiz, alles zu schaffen was sie sich vorgenommen hat.
Ihre Großmutter war von Anfang an unsympathisch mit ihrer dominanten und unterkühlten Art Quell gegenüber. Die Beziehung zwischen den beiden bot zwar einiges an emotionalem Potential, das blieb aber meiner Meinung nach größtenteils ungenutzt.
Gerade in einem Romantasy-Buch erwartet man, dass die Liebesgeschichte funkt und ein Herzstück der Story ist. Aber hier fehlte mir das gewisse Knistern völlig. Jordan als Love Interest ist kaum mehr als ein hübsches Gesicht ohne echte Tiefe oder spürbare Anziehungskraft – die Romantik wirkt dadurch leider flach und wenig überzeugend. Zwischendurch fand ich ihn zwar ganz sympathisch, aber insgesamt doch eher nichtssagend, wodurch ich die Lovestory leider nicht fühlen konnte.
Weitere Nebenfiguren wie Quells Mitbewohnerin oder Mitschüler:innen verlieren in der Geschichte völlig an Relevanz und bleiben ebenfalls sehr blass.
Die Story hat zu Beginn Hoffnung auf eine spannende Reise durch die magische Welt gemacht, aber irgendwie zieht sie sich dann in der Mitte ziemlich. Es passiert einfach lange nichts richtig Spannendes. Quell verbringt ihre ganze Zeit ausschließlich mit Lernen, Unterricht besuchen und üben ihrer Magie.
Es wird zudem einen großen Fokus auf die Etikette-Regeln in der Welt gesetzt, was ein bisschen Bridgerton-Vibes gibt – aber eher auf eine negative Art und Weise, weil sie eher langweilen und keinen Benefit für die Handlung bringen. Anstatt mehr über das Magiesystem oder die Welt zu erfahren, bleiben die Informationen über Quells Toushana und andere wichtige Details vage, was die Spannung eher bremst. Bis zum Ende hatte ich meine Schwierigkeiten sowohl die Welt als auch das Magiesystem zu verstehen.
In den letzten 100 Seiten kommt dann doch noch mal einiges an Spannung auf und man wird als Leser mit Plottwists und überraschenden Enthüllungen nur so beworfen, die mich sprachlos zurückließen. Es gab einige sehr gelungene Szenen, die dem Buch einiges an Komplexität gaben. Diese Enthüllungen machen auf jeden Fall neugierig auf die Fortsetzung. Dennoch konnte das Ende die doch sehr langatmige Handlung nicht wirklich ausgleichen.
Um noch etwas Positives zu sagen: Ich mochte die düstere und bedrohliche Dark-Academia Atmosphäre sehr. Zudem waren das Magiesystem und die Welt mit den rivalisierenden Schulen und deren Direktorinnen wirklich interessant. Auch wenn ich bei einigen Dingen Parallelen zu Shadowhunter oder Harry Potter gesehen habe, gab es sehr viele sehr gute Ideen. Ich sehe auf jeden Fall Potential, dass das Buch einigen gut gefallen könnte.
Insgesamt war das Buch aber leider nichts für mich. Ich bin schon ein bisschen neugierig auf den zweiten Teil, aber ich denke nicht, dass ich ihn lesen werde. Dafür waren mir die Charaktere insgesamt einfach zu blass und die Geschichte zu langsam erzählt.