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Veröffentlicht am 21.11.2024

Tragische Figur, die nachhallt!

Minus 22 Grad
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Kriminalkommissar Lukas Johansson vom LKA Thüringen sieht sich einer verzweifelten Mutter gegenüber. Imke Gehler, die Landrätin in Bayern ist, hat ein Päckchen bekommen. Darin befindet sich eine Barbiepuppe ...

Kriminalkommissar Lukas Johansson vom LKA Thüringen sieht sich einer verzweifelten Mutter gegenüber. Imke Gehler, die Landrätin in Bayern ist, hat ein Päckchen bekommen. Darin befindet sich eine Barbiepuppe und ein Personalausweis mit Sterbedatum ihrer spurlos verschwundenen Tochter. Die 24-jährige Laura war auf einer Radtour als sie entführt wurde.

Lauras Mutter und die Polizei befürchten das Schlimmste. Was sie nicht wissen: Laura wird seit Tagen in einem Plexiglaskasten gefangen gehalten. Lukas Johansson befürchtet, dass der Serientäter, der schon zuvor tötete, sich wieder ein neues Opfer gesucht hat.


Dieser Thriller beginnt haarsträubend. Der Autor schildert eindrücklich die Entführung der jungen Frau. Laura ist auf einer Radtour, es ist kalt und schneit und ein SUV rammt sie. Der Fahrer bemächtigt sich ihrer und sperrt sie in einen Plexiglaskasten. Diese Passagen sind der Stoff aus dem Albträume entstehen.

Die weitere Perspektive stellt Ariane, eine Frau, die sehr einsam lebt und besser mit Tieren als mit Menschen kann, ins Zentrum. Hier ist ganz viel heile Welt. Ariane rettet Tom aus einer verzwickten und lebensbedrohlichen Lage und beschützt auch eine Camperin und deren Tochter vor dem tobenden Ehemann. Sie ist mir sympathisch und das nicht nur durch ihre Aussage: "Mir sind Menschen unheimlich, deren Fernseher grösser als ihre Bücherregale sind" (Seite 36). Ariane und ihre Rolle im Hauptstrang, der Entführung von Laura, konnte ich lange nicht einordnen. Ariane gefiel mir unheimlich gut. Sie ist eine tragische Figur, die ich ansatzweise verstanden habe und die mich noch nach dem Zuklappen des Buches beschäftigt.

Kryptisch sind die ab und zu eingeschobenen Tonaufzeichnungen, die ich noch weniger einordnen konnte. Mit der Frage nach der Verbindungen dieser drei Elemente erzeugt Quentin Peck sehr viel Spannung. Die Verbindung der beiden Stränge und den Tonaufzeichnungen ist hervorragend gemacht und hat mich verblüfft vor dem Buch sitzen lassen. Die Tonaufzeichnungen geben erst nach der Auflösung Sinn und sind im Nachhinein sehr bedrückend.

Titelgebend ist die Kälte, die zum Zeitpunkt der Handlung herrscht. Die kälteste, gemessene Temperatur in jenem Jahr: Minus 22 Grad. Daneben fröstelt es einen ab und zu, denn Schnee, Eis und eben tiefe Temperaturen begleiten die Geschichte. Und natürlich die geballte Ladung krimineller Energie!

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Geniale Wendungen

Sie kann dich hören
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Millie Calloway sieht sich am Ende ihrer finanziellen Schwierigkeiten als sie den Job als Hausangestellte bei Douglas und Wendy Garrick annimmt. Millie soll das Penthouse, das direkt am Central Park liegt, ...

Millie Calloway sieht sich am Ende ihrer finanziellen Schwierigkeiten als sie den Job als Hausangestellte bei Douglas und Wendy Garrick annimmt. Millie soll das Penthouse, das direkt am Central Park liegt, in Schuss halten und ab und zu Abendessen kochen. Ihr Arbeitgeber schärft ihr ein, seine Frau Wendy, die krank ist, nicht zu stören.

Doch eines Tages entdeckt Millie Blut im Badezimmer und sie hört Wendy hinter verschlossener Türe weinen. Millie lässt dies keine Ruhe, sie muss Wendy helfen. An einem Abend überschlagen sich die Ereignisse und Millie sieht sich mit einem Opfer konfrontiert.


Ein ähnlicher Plot wie im ersten Band "Wenn sie wüsste", findet man auch hier in diesem zweiten Teil. Der übrigens völlig unabhängig gelesen werden kann. Trotz ähnlichem Plot hat mich Millie und ihre Abenteuer, um es salopp zu sagen, bestens unterhalten.

Millie Calloway, chronisch abgebrannt, jedoch mit hochfliegenden Plänen, sucht einen Job. Da sie vorbestraft ist und nebenbei den Collegeabschluss nachholt, ist sie wortwörtlich Freiwild für kriminelle Arbeitgeber. Das Penthouse, in dem es sie nun für ihren neuen Job verschlägt, ist sehr gruselig. Man spürt regelrecht, dass hier etwas Komisches vorgeht. Man weiss jedoch, ebenso wie Millie, über etliche Kapitel nicht genau was.

Nach der Hälfte des Buches dachte ich zu wissen, wer das Böse verkörpert und meine Meinung war gemacht. Denkste. Freida McFadden wäre nicht Freida McFadden, wenn sie durch eine geniale Wendung diese Meinung nicht noch zu drehen weiss. Die Autorin ist eine Meisterin in gekonnten Wendungen, die die Handlung plötzlich in komplett anderem Licht stehen lassen. Im mittleren Teil erfährt man das wahre Gesicht einer Schlüsselfigur.

Wie gehabt in den Büchern von Freida McFadden dient der Prolog als
Appetithäppchen. Mit Fragen über Fragen bin ich in das erste Kapitel gerutscht und die Lust auf die Geschichte war so richtig gross. Sehr gefällt mir die humoristischen Untertöne und die oft sarkastische Art zu denken von Millie.

Millie ist eine äusserst sympathische Figur, die mich überzeugt hat. Millie hat jedoch nicht nur Schwierigkeiten im Job, sondern auch einen äusserst anhänglichen Freund. Brock arbeitet als Anwalt und würde lieber heute als morgen mit Millie zusammenziehen. Doch die hat weder den Kopf noch das Herz frei. Denn schliesslich muss sie nicht nur eine misshandelte Frau aus den Fängen eines Monsters befreien, sondern auch damit fertigwerden, dass ihr Exfreund zurück in New York ist.

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Veröffentlicht am 12.11.2024

Atemlose Spannung!

The Killer Profile
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In der Biotechfirma Necro in London geht Midnight Jones als Datenanalystin einem interessanten Job nach. Sie wertet Persönlichkeitsprofile von zukünftigen Studenten oder Arbeitnehmenden für Universitäten ...

In der Biotechfirma Necro in London geht Midnight Jones als Datenanalystin einem interessanten Job nach. Sie wertet Persönlichkeitsprofile von zukünftigen Studenten oder Arbeitnehmenden für Universitäten oder Firmen aus. Profil K, das eines Serienkillers, hatte sie noch nie auf dem Tisch! Doch genau dieses Resultat zeigt ihr ihre neuste Analyse. Midnight Jones versucht ihre Vorgesetzte zu warnen, doch die schenkt ihr keinen Glauben.

Kurz darauf wird eine Frau, die in Midnights Nähe wohnt, bestialisch getötet. Die Datenanalystin ist überzeugt, dass der Täter ihr Profil K ist. Ihr sind jedoch aus Datenschutzgründen die Hände gebunden.


Der Plot in diesem Thriller ist einzigartig und hebt sich markant von anderen Thrillern ab. Eine Datenanalystin, die per Zufall über das Profil eines Serienkillers stolpert und gefangen ist in betriebliche Abläufe und Verschwiegenheitsklauseln. Was für eine brisante Ausgangslage! Ein Detail wie aus dem Lehrbuch der Realität. Datenschutz lässt grüssen! Die Firma Necro und ihre Arbeit ist auch für weniger technisch Versierte, wie mich, sehr einleuchtend beschrieben. Das Wissen und die Erkenntnisse, die Midnight über den Typ Profil K erlangt, konnte ich nachvollziehen. Die kriminalistische Seite, die Morde und die Ermittlungen, ist brutal und nichts für sensible Leserherzen. Besonders schockierend ist, dass man als Leser kurz Einblick in das Leben des zukünftigen Opfers hat und dann hautnah bei der Tat mitliest.

Einige Passagen mit den Gedanken des Täters sind gruselig und zeigen, wie krank der Täter ist. Haarsträubende und äusserst spannungsgeladene Szenen haben mich atemlos weiterlesen lassen.

Wie in "The Institution" konnte mich Helen Fields auch mit ihrem neusten Thriller begeistern. Die Autorin punktet bei mir wieder mit hervorragenden Recherchen, diesmal in der Datenanalyse und im Profiling und einem durchwegs hohen Spannungsbogen. Denn über Midnight Jones schwebt nicht nur die Gefahr selbst in die Fänge des Serienkillers zu geraten. Midnight Jones ist ausserdem sehr verletzlich, denn sie sorgt für ihre Schwester, die schwer beeinträchtigt bei ihr lebt. Sie agiert manchmal nicht sehr überlegt, was ich ihrer Angst vor dem Mörder zugeschoben habe.

Nun würde ich mir vom Verlag noch einen deutschen Titel wünschen. Ins Deutsche übersetzte Bücher mit englischen Buchtiteln: eine Unart, die mehr und mehr Verlage leider übernehmen.

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Wie weiter?

Für immer und ein Jahr
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Nach dem Verlust von Ehefrau Kaya weiss Jan Bode nicht, wie er weiterleben soll. Er muss seinen beiden Kindern Finn und Lina nicht nur Vater sein, sondern auch die Mutter ersetzen. Nicht einfach mit zwei ...

Nach dem Verlust von Ehefrau Kaya weiss Jan Bode nicht, wie er weiterleben soll. Er muss seinen beiden Kindern Finn und Lina nicht nur Vater sein, sondern auch die Mutter ersetzen. Nicht einfach mit zwei pubertierenden Teenagern, die ihre Mutter vermissen.

Zu der grossen Trauer muss Jan auch noch über seinen Schatten springen und Freunden, Familienmitgliedern, aber auch ihm fremden Menschen zum Geburtstag gratulieren. Denn Jan hat Kaya kurz vor dem Tod versprochen, dass er ein Jahr lang alle Namen, die in ihrem Geburtstagskalender stehen, anruft und ihnen gratuliert.


Die Geschichte beginnt schonungslos und zeigt einen Einblick auf die letzte Zeit einer Sterbenden mit ihrer Familie. Kaja hat Lungenkrebs und muss Abschied nehmen von Mann und Kindern. Ebenso emotional geht es weiter, denn die Autorin beschreibt die grosse Trauer, die Jan und seinen Kindern oft den Boden unter den Füssen wegzieht. Doch nach und nach schleichen sich Lichtblicke in diese schwere Zeit und diese sind wohldosiert, aber stimmig in die Handlung integriert. Es gibt aber auch beschwerliche Phasen, wie die Weigerung von Jan im gewohnten Zimmer, das er mit Kaja geteilt hatte, zu schlafen. Die 13-jährige Lina sucht dieses Zimmer jedoch zum Trost auf. Hier zeigt die Autorin, wie verschieden Menschen trauern und wie anderes jeder mit Trauer umgeht.

Die Telefonanrufe, die Kajas Geburtstagskalender und sein Versprechen an sie diktieren, und die Jan mit grosser Ueberwindung erledigt, sind Fixpunkte in der Handlung und haben mir besonders gut gefallen. Denn der Witwer muss nicht nur seinen Bruder, den er lange nicht mehr gesprochen hat, sondern auch die Trauerbegleiterin oder einen Exfreund von Kaja anrufen. Jedes Gespräch eröffnet Wendungen in der Handlungen, die berührend, überraschend und oft auch emotional sind.

Zuerst habe ich es als seltsam empfunden, dass die Verstorbene immer wieder in kurzen Passagen zu ihrem Mann spricht und das Geschehen kommentiert. Nach und nach entpuppten sich diese Einspieler jedoch als grosse Bereicherung für die Geschichte.

Stefanie Hansen, die unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlicht, hat mich mit ihrer Geschichte um den Verlust der Familie Bode berührt und auch nachdenklich gemacht. Wie würde ich in so einer Situation umgehen, wie stehe ich zum Sterben und wie kann man so einen Verlust verarbeiten?

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Sehr gelungener Auftakt

Rachesommer
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In der psychiatrischen Klinik Markkleeberg in Wien wird eine junge Patientin tot aufgefunden. Der behandelnde Arzt tippt auf Selbstmord. Oberkommissar Walter Pulaski von der Kriminalpolizei Leipzig, der ...

In der psychiatrischen Klinik Markkleeberg in Wien wird eine junge Patientin tot aufgefunden. Der behandelnde Arzt tippt auf Selbstmord. Oberkommissar Walter Pulaski von der Kriminalpolizei Leipzig, der routinemässig dazu gezogen wird, entdeckt jedoch Unstimmigkeiten.

Gleichzeitig geht Anwältin Evelyn Meyers einem mysteriösen Todesfall nach. Peter Holobeck, einer ihrer Kollegen in einer Wiener Rechtsanwaltskanzlei, ist spätnachts in einen Schacht gestürzt und ertrunken. Die Witwe verbietet sich Evelyns Einmischung, obwohl Ungereimtheiten vermuten lassen, dass der Verstorbene vor seinem Tod nicht alleine war.


Nach "Rachewinter", "Racheherbst" und "Rachefrühling" habe ich die Jahreszeitensammlung komplettiert und mich nun dem Sommer gewidmet. "Rachesommer" ist ja Teil eins der 4 Bände und ich habe das Feld halt damit von hinten aufgerollt.

In diesem Thriller hat Andreas Gruber den Protagonisten Meyers und Pulaski etwa gleichviel Platz eingeräumt. Fast über das ganze Buch ermitteln die beiden getrennt, wissen nichts von der Arbeit des jeweils anderen und lernen sich auch erst hundert Seiten vor Schluss des Buches kennen. Evelyn Meyers arbeitet noch als Anwältin und träumt von einer Karriere als Strafverteidigerin. Walter Pulaski versucht nach dem nicht lang zurückliegenden Tod seiner Frau Karin die Erziehung der 12-jährigen Jasmin und seinen Beruf unter einen Hut zu kriegen. Beide Figuren haben Biss und ermitteln auf ihre ganz eigene Art mit viel Spürsinn, Geduld und Hartnäckigkeit.

Das Grundthema, die geballte Ladung abscheulicher Kriminalität, rechtfertigt den Thriller. Es wird jedoch nie blutig, unterschwellig schwingt jedoch oft sehr viel Brutalität mit. Gerade Erzählungen eines Zeugen haben für sehr viel Gänsehaut und auch Abscheu gesorgt. Die Verbindung der beiden Stränge, die sich abgezeichnet hat, empfand ich als sehr gut gemacht.

Die regelmässigen Wechsel zwischen diesen Erzählfäden, sowie Sprünge in den verschiedenen zeitlichen Ereignissen haben mich nie verwirrt. Andreas Gruber kann es sich leisten einem Kapitel mit einem Strang (zum Beispiel die Ereignisse um Walter Pulaski), einige Kapitel aus Meyers Perspektive, Rückblicke in die Vergangenheit, sowie das Erlebte einer Schlüsselfigur folgen zu lassen. Ohne, dass ich dabei den Ueberblick verloren habe.

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