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Veröffentlicht am 21.11.2024

interessante Gedankenspiele, fesselnd erzählt

Die Abschaffung des Todes
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Das Thema hinter Andreas Eschbachs aktuellem Roman „Die Abschaffung des Todes“ ist zwar nicht neu, aber spannend und mit einigen interessanten Gedankenspielen umgesetzt.
Zwei Wissenschaftler und ein Investor ...

Das Thema hinter Andreas Eschbachs aktuellem Roman „Die Abschaffung des Todes“ ist zwar nicht neu, aber spannend und mit einigen interessanten Gedankenspielen umgesetzt.
Zwei Wissenschaftler und ein Investor aus dem Silikon Valley planen, dem Tod ein Schnippchen zu schlagen, indem sie das Bewusstsein der Menschen als Dateien uploaden und sie somit unsterblich werden lassen. Die Investorensuche dazu findet im Geheimen und unter hohen Auflagen statt, um geschäftsschädigende Diskussionen und Missgunst zu verhindern. James Windover, Geschäftsführer einer elitären Zeitung für Milliardäre, nimmt im Auftrag einer Kundin der Zeitung an einer Informationsveranstaltung der Firma Youvatar teil, um ihr sein gewohnt neutrales Urteil zu einer möglichen Investition zu geben. Die Idee der Unsterblichkeit zieht auch James in den Bann, so dass er seine Redaktion weitere Informationen einholen lässt und und auf Ungereimtheiten stößt. Wieso hat Peter Young von Youvatar dem Philosophen und Schriftsteller Raymond Ferdurci 1,5 Millionen Dollar gezahlt, damit dieser eine Kurzgeschichte nicht veröffentlicht sondern vernichtet und sich verpflichtet, niemandem von dem Inhalt zu erzählen? Und wieso ist dieser Raymond wie vom Erdboden verschluckt. Als James den Schriftsteller aufspürt und ihm nachreist, gefällt das irgend jemandem gar nicht, und es beginnt eine gefährliche Verfolgungsjagd.
Schon der Ansatz mit der besonderen Zeitung für eine begrenzte Abonnentengruppe ist originell, die Besetzung der Redaktion ebenso skurril und etwas sonderlich wie ihr Chef James Windover, der mal naiv und dann wieder erstaunlich durchtrieben auftritt. Seine private Geschichte trägt zwar nicht wesentlich zum Geschehen bei, lockert die Geschichte jedoch auf und lässt ihn umso sympathischer erscheinen. Die Geschichte beginnt ruhig mit der Einführung der Personen und des Themas, die Spannung nimmt im Verlauf deutlich zu. Die Idee des Uploads des Bewusstseins und der möglichen Kopplung mit anderen Körpern hat mich an Tom Hillenbrands Hollogrammatica und Qube erinnert, Eschbach lässt jedoch bewusst einfließen, dass entsprechende Ideen schon von einigen Wissenschaftlern und Philosophen behandelt wurden. Die Frage ist aber nicht nur, ob die Forschung eine Umsetzung tatsächlich in naher Zukunft technisch ermöglichen kann, sondern ob Unsterblichkeit überhaupt erstrebenswert ist. Das müssen die Leser ebenso wie die Protagonisten in Eschbachs Roman selbst entscheiden, interessante Gedankenansätze und Verweise auf die Literatur dazu gibt es genug, eingebettet in eine fesselnd erzählte Geschichte.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

ein außergewöhnlicher Spannungsroman, beeindruckend erzählt

Unter dem Sturm
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„Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson wird als Kriminalroman vermarktet, aus meiner Sicht ist es jedoch mehr Roman als Krimi, denn obwohl gleich zu Beginn ein Mord geschieht, stehen weniger die Ermittlungen ...

„Unter dem Sturm“ von Christoffer Carlsson wird als Kriminalroman vermarktet, aus meiner Sicht ist es jedoch mehr Roman als Krimi, denn obwohl gleich zu Beginn ein Mord geschieht, stehen weniger die Ermittlungen im Vordergrund als die Auswirkungen der Ereignisse auf die Menschen im Umfeld.
Schauplatz der Geschichte ist der kleine Ort Marbäck im schwedischen Halland. Im Jahr 1994 wird die junge Lovisa in ihrem Elternhaus ermordet und das Haus anschließend niedergebrannt. Hauptverdächtiger ist ihr Freund Edvard, nicht zuletzt aufgrund seines aufbrausenden Charakters, den er von seinem Vater geerbt hat. Einige Indizien sprechen gegen ihn, und obwohl nicht alle Ungereimtheiten geklärt werden können, wird Edvard verurteilt. Für seinen Neffen Isak, der seinen Onkel sehr bewundert hat, bricht einen Welt zusammen, nicht nur dass er die Tat seines Onkels nicht versteht, auch seiner Person wird in Folge mit Ablehnung begegnet, das Stigma der Gewaltbereitschaft wird auch ihm angehaftet und führt bei Isak zu Selbstzweifeln.
Auch Vidar, einen der ermittelnden Polizisten lässt der Fall nicht los, 10 Jahre nach der Tat werden alte Erinnerungen wach gerüttelt und neue Erkenntnisse sähen Zweifel, ob damals alle Fakten korrekt berücksichtigt wurden.
Die Geschichte wird zum Teil aus der Sicht Isaks erzählt, der im Verlauf vom siebenjährigen Jungen zum erwachsenen Mann heranwächst, und für den die Verhaftung des Onkels eine einschneidende Wende in seinem Lebenslauf darstellt. Vidar ist der zweite Hauptcharakter, er stammt aus Marbäck, kennt die Menschen dort und auch für ihn wird dieser besondere Fall zu einer Art Besessenheit.
Der Roman verläuft eher ruhig, er bewegt sich dicht an seinen Hauptfiguren, spiegelt intensiv ihre Gefühle wieder. Obwohl die Figuren nicht wirklich Sympathieträger sind, ist die Geschichte bewegend und spannend. Die Sprache ist klar und schnörkelos und dabei so präzise, dass das Dorf und die Menschen sehr lebendig erscheinen.
Anhand des Mikrokosmos der kleinen Gemeinde zeigt Carlsson, wie Vorurteile und vorschnelle Meinungen das Leben von Menschen nachhaltig beeinflussen bis zerstören können. Hier ist nicht nur die Tat selbst das Verbrechen, nicht nur die Ereignisse selbst verändern den Lauf der Dinge, es ist die Gesellschaft selbst, die durch ihr Verhalten zum Schuldigen wird.
Selten hat mich ein Spannungsroman so bewegt wie hier, der Autor versteht wirklich etwas vom Schreiben, sowohl sprachlich als auch inhaltlich ist die Geschichte für mich außergewöhnlich und eines meiner Highlights des Jahres.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

spannend und düster

Teufelsgabe (Ewert Grens ermittelt 4)
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Die Krimis von Anders Roslund aus der Reihe um Kriminalkommissar Ewert Grens und seinem Freund Piet Hoffmann sind düster und nichts für zartbesaitete Seelen, der neuste Band ‚Teufelsgabe‘ macht da keine ...

Die Krimis von Anders Roslund aus der Reihe um Kriminalkommissar Ewert Grens und seinem Freund Piet Hoffmann sind düster und nichts für zartbesaitete Seelen, der neuste Band ‚Teufelsgabe‘ macht da keine Ausnahme.
Kommissar Ewert Grens hat seine verstörende Psychose überwunden und wagt einen Neuanfang. Sein Leben definiert sich seit Jahren durch seine Arbeit bei der Mordkommission, doch hat er mittlerweile nicht nur das Pensionsalter erreicht, sondern wurde nach seinem Selbstmordversuch vor einem Jahr vom Dienst suspendiert. Polizeichef Wilson gibt ihm sieben Tage Bewährungszeit, in der Grens seine frühere Kollegin Mariana bei der Aufklärung eines brutalen Mordes unterstützen soll. Die Ermittlungen verlaufend jedoch zunächst zermürbend schleppend, eine DNA-Probe bringt dann neue Erkenntnisse und führt zu weiteren, einige Jahre zurück liegenden Morden. Gibt es in Schweden tatsächlich einen Serienmörder? Als ein Tatverdächtiger identifiziert wird, ist Grens fassungslos und setzt alles daran, dessen Unschuld zu beweisen. Unterstützt wird er von Piet Hoffmann, der wie Grens selbst in diesem Band an einem Wendepunkt in seinem Leben steht und einiges aufs Spiel setzt.
Wie von Anders Roslund gewohnt ist auch dieser Krimi komplex und temporeich erzählt mit einigen unerwarteten Wendungen. Mit Ewert Grens und Piet Hoffmann hat er zwei sehr spezielle Charaktere geschaffen, die für ihre Sache brennen und bei der Wahl ihrer Mittel regelmäßig auch wenig legale Wege einschlagen. Realistisch sind die Geschichten damit nicht aber dafür ausgesprochen spannend. An Grens fasziniert mich, wie er manchmal naiv wirkt wie ein zu groß geratenes Kind, andererseits aber intelligent und mit allen Sinnen auf die Auflösung der Fälle fokussiert. Der Band ist in sich abgeschlossen, eine Kenntnis der Vorgeschichten halte ich für hilfreich, um Grens Entwicklung und seine besondere Beziehung zu Piet Hoffmann in vollem Umfang zu verstehen.

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Veröffentlicht am 08.07.2024

spannend und hochaktuell

VIEWS
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Anfangs war ich zugegebenermaßen skeptisch: Ein ersthafter Krimi aus der Feder von Marc-Uwe Kling, kann das funktionieren? Je mehr ich in die Geschichte eingetaucht bin, umso mehr hat sich bei mir die ...

Anfangs war ich zugegebenermaßen skeptisch: Ein ersthafter Krimi aus der Feder von Marc-Uwe Kling, kann das funktionieren? Je mehr ich in die Geschichte eingetaucht bin, umso mehr hat sich bei mir die Überzeugung verfestigt, dass das sogar sehr gut funktioniert.
Marc-Uwe Kling hat schon in den Känguru-Chroniken und Qualityland seinen kritischen Blick auf die Gesellschaft bewiesen, und dass er dieser gerne einen Spiegel vorhält. Während in den Känguru-Geschichten Kritik in Satire und skurrile Aktionen verhüllt ist, dient sie in ‚Views‘ als Basis für einen spannenden und hochaktuellen Krimi. Der Roman wird als Thriller vermarktet, das finde ich etwas hochgegriffen trotz einiger sehr brutaler Szenen.
Im Internet geht ein Video viral, dass in verstörenden Bildern die Vergewaltigung der 16-jährigen Lena Palmer durch drei farbige junge Männer zeigt. Lena ist bereits seit drei Tagen verschwunden, BKA-Kommissarin Yasira Saad und ihr Kollege Michael werden mit der Aufgabe betreut, Lena zu finden und die Täter festzusetzen. Der Druck auf die Ermittler wächst, als es kurz darauf gewalttätige Demonstrationen gibt und die rechtsradikale Gruppierung ‚Aktiver Heimatschutz‘ als selbsternannte Rächer schnell Zulauf gewinnt. Es folgen unerwartete Entwicklungen und Erkenntnisse, die die Ermittler zwingen, in neuen Bahnen zu denken und ihre etablierten Methoden in Frage zu stellen. Die beschriebenen Eskalationen sind nicht nur erschreckend aufgrund ihres Gewaltpotentials sondern auch durch die Erkenntnis, dass diese nach den aktuellen politischen Entwicklungen eine sehr reale Bedrohung darstellen.
Die Charaktere wirken lebensnah, trotz des ernsten Themas blitzt hier und da Humor auf, es werden gleich mehrere Themen miteinander verknüpft, die in der aktuellen politischen Diskussion gerade in den Fokus rücken.
Aus meiner Sicht kann sich manch hochgelobter deutscher Thrillerautor, bei dem ich den Hype um die Bücher noch nie verstanden habe, hier in Punkto Brisanz, Aktualität und Originalität eine Scheibe abschneiden.
Die Hörbuchfassung, vom Autor selbst gelesen, bekommt meine volle Empfehlung.

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Veröffentlicht am 30.06.2024

eine wundervolle Geschichte, großartig erzählt

In den Farben des Dunkels
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Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die ...

Chris Whitakers neuer Roman ‚In den Farben des Dunkels‘ ist für mich ein Lesehighlight des Jahres.
Die Geschichte beginnt im Jahr 1975 in einer Kleinstadt im mittleren Westen der USA und begleitet die Hauptfiguren über einen Zeitraum von etwa 30 Jahren. Der 13-jährige Patch ist nicht nur aufgrund der Tatsache, dass er mit nur einem Auge geboren wurde und eine Augenklappe trägt, ein Außenseiter im Ort. Als er eines Morgens Zeuge wird, wie sein Schwarm Misty Meyer im Wald von einem Mann bedroht wird, greift er beherzt ein und wird selbst entführt. Seine beste Freundin Saint ist verzweifelt und gibt die Suche nach Patch nicht auf. Während der 307 Tage in Gefangenschaft im Dunklen ist das junge Mädchen Grace sein Rettungsanker, sie erzählt ihm Geschichten und beschreibt in bunten Farben die Schönheit vieler Plätze in den USA, die sie besucht hat.
Nach Patchs Befreiung gibt es keine Spur von Grace, die anderen halten sie für ein Produkt seiner Fantasie, doch Patchs Verlust wiegt so schwer, dass die Suche nach Grace zu seinem obsessiven Lebensziel wird, während gleichzeitig Saint alles versucht, ihren besten Freund von damals zurückzugewinnen.
Die Schicksale der Hauptfiguren sind eng miteinander verwoben, die Stimmung ist mal düster und dann wieder erhellt von farbenfrohen Beschreibungen. Trotz der Kriminalgeschichte, auf dem der Roman aufbaut, ist es weniger die Handlung, die hier fesselt, sondern vielmehr die emotionale Entwicklung und Verbindung der Figuren. Die Geschichte ist komplex und bietet immer wieder überraschende Wendungen, die Sprache ist oft bildhaft, fast poetisch, und sehr berührend. Gleichzeitig runden auch humorvolle Szenen die Erzählung ab und sorgen mit dafür, dass die Charaktere authentisch und lebensnah wirken.
Der Roman bietet ein sehr intensives Leseerlebnis, in meinem Fall ist es dem Autor gelungen, enge Gefühle für seine Figuren zu wecken, während ich ihre Siege und Niederlagen mit Freude und Bangen mitverfolgt habe.

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