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Veröffentlicht am 09.01.2018

Eine Einladung zur Königin von England

Winterengel
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Winter 1895: Nach dem Tod ihres Vaters Martin führt die 19-jährige Anna Härtel mit ihrer kranken Mutter und ihrer jüngeren Schwester Elisabeth ein bescheidenes Leben. Die Glasbläserei ihres Vaters in Spiegelberg ...

Winter 1895: Nach dem Tod ihres Vaters Martin führt die 19-jährige Anna Härtel mit ihrer kranken Mutter und ihrer jüngeren Schwester Elisabeth ein bescheidenes Leben. Die Glasbläserei ihres Vaters in Spiegelberg im Schwäbischen Wald und das Wohnhaus der Familie mussten verkauft werden, doch in der Glashütte von Meister Philipps im Nachbarort Jux findet die junge Frau eine Anstellung. Um sich ein Zubrot zum kargen Lohn hinzuzuverdienen, fertigt Anna in ihrer Freizeit kleine Glasengel zum Verkaufen an. Eines Tages erhält sie einen Brief aus England: Queen Victoria hat von ihrer Kunst erfahren und lädt sie zu sich nach London ein. Nach einigem Zögern erklärt sich Anna zu dem Abenteuer bereit. Auf der Überfahrt werden ihr die Engel gestohlen. Sie macht sich auf die Suche nach ihren Sachen. Dabei findet sie nicht nur Gefallen an England und seinen Traditionen, sondern auch am geheimnisvollen John Evans. Wird sie je nach Schwaben zurückkehren?

„Winterengel“ von Corina Bomann ist ein bezaubernder Roman, der ins 19. Jahrhundert entführt.

Meine Meinung:
Erzählt wird die Geschichte in 37 Kapiteln aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Anna. Der anschauliche, leicht verständliche und angenehme Schreibstil mit tollen Beschreibungen konnte mich begeistern. Sehr schön fand ich es, wie liebevoll die Geschichte erzählt wird. Dadurch konnte ich gleich mit Anna mitfiebern und hatte viel Freude dabei, die Handlung zu verfolgen.

Anna Härtel ist eine äußerst liebenswerte Protagonistin, deren Gedanken und Gefühle ich gut nachvollziehen konnte. Auch die übrigen Charaktere sind interessant und authentisch dargestellt. Die meisten von ihnen wurden mir schnell sympathisch. Das historische Setting hat mich ebenfalls angesprochen.

Die Handlung wird stimmig geschildert. Obwohl sie sich nur langsam entwickelt, kam bei mir keine Langeweile auf. Die Geschichte geht ans Herz und konnte mich sehr berühren. Auch spannende Elemente sind enthalten, was ein weiterer Pluspunkt für mich ist.

Ich habe den Roman in Form eines Hörbuchs genossen, wobei mir die Stimme von Sprecherin Anne Abendroth außerordentlich gut gefallen hat. Nach meinem Geschmack waren auch die ansprechende Gestaltung des Romans sowie der simple, aber sehr passende Titel des Buches.

Mein Fazit:
Mit „Winterengel“ legt Corina Bomann einen wundervollen Roman vor, der sich vor allem, aber nicht nur als tolle Weihnachtslektüre eignet. Mich konnte die Geschichte in mehrfacher Hinsicht überzeugen, weshalb ich das Buch nur wärmstens empfehlen kann.

Veröffentlicht am 02.01.2018

Mit 29 Jahren zum ersten Mal verliebt

Zoe und die Liebe
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Zoe London (29) hält sich selbst für einen glücklichen Menschen. In ihrer Radiosendung „London Calling“ spiegelt sie genau das wider: Neben der Musik beschäftigt sie sich mit der Suche nach dem Sinn des ...

Zoe London (29) hält sich selbst für einen glücklichen Menschen. In ihrer Radiosendung „London Calling“ spiegelt sie genau das wider: Neben der Musik beschäftigt sie sich mit der Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Optimismus im Alltag. Mit ihrer fröhlichen Art und ihrem positiven Denken begeistert die Kölnerin ihre Fans. An die große Liebe glaubt Zoe allerdings nicht. Doch eines Tages muss sie erkennen, dass sie zum ersten Mal sehr verliebt ist – ausgerechnet in ihren Chef Tobias…

„Zoe und die Liebe“ von Janna Solinger ist ein unterhaltsamer und bewegender Roman, in dem es nicht nur um die Suche nach dem großen Glück geht.

Meine Meinung:
Erzählt wird in zwölf Kapiteln aus der Sicht von Zoe London. Vorwiegend spielt die Geschichte in der Gegenwart. Immer wieder gibt es jedoch auch Rückblenden in die Zeit ihrer Kindheit und Jugend, die ihr heutiges Verhalten erklären. Diese sind gut integriert.

Die Sprache des Romans trifft meinen Geschmack. Der Schreibstil ist sehr angenehm, anschaulich und lebhaft. Die Seiten lassen sich schnell lesen. Einige Formulierungen brachten mich zum Schmunzeln, andere zum Nachdenken.

Mit Zoe London steht eine sympathische Protagonistin im Vordergrund, deren Reaktionen auf mich glaubwürdig und nachvollziehbar wirken. Ihre Entwicklung wird authentisch dargestellt. Außerdem spielen einige weitere liebenswerte Nebenfiguren eine Rolle, die mir ebenfalls gut gefallen und deren Bedeutung für den Verlauf der Geschichte sich nach und nach erschließt.

Die Handlung konnte mich überzeugen. Sie war stimmig. Und es gibt einige Überraschungen und Wendungen, sodass die Geschichte nicht langatmig oder zu sehr vorhersehbar wird.

Zwar steht die Liebe im Mittelpunkt des Romans, aber auch andere wichtige Themen wie Freundschaft und Familie, Ängste und Mut spielen eine wichtige Rolle. Das verleiht der Geschichte Tiefgründigkeit.

Das Cover des Buches ist zwar hübsch geraten. Leider verleiten die Gestaltung und der Titel des Romans jedoch zu dem falschen Eindruck, dass es sich um eine Schnulze handelt. Im Buchladen hätte mich beides wohl völlig zu Unrecht abgeschreckt.

Mein Fazit:
„Zoe und die Liebe“ von Janna Solinger ist ein wunderbar kurzweiliger Roman, der ohne viel Kitsch und Klischees auskommt, aber dennoch berühren kann. Das Lesen hat mir viel Vergnügen bereitet.

Veröffentlicht am 18.12.2017

Das Monopol auf den Tod

Scythe – Die Hüter des Todes
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Citra Terranova und Rowan Damisch leben in einer scheinbar perfekten Welt der Zukunft. Krankheiten, Kriege, Unfälle, Armut und sogar der Tod sind besiegt. Um eine Überbevölkerung auf der Erde zu vermeiden, ...

Citra Terranova und Rowan Damisch leben in einer scheinbar perfekten Welt der Zukunft. Krankheiten, Kriege, Unfälle, Armut und sogar der Tod sind besiegt. Um eine Überbevölkerung auf der Erde zu vermeiden, müssen dennoch Menschen sterben. Die Entscheidung darüber obliegt den Scythe. Die Hüter des Todes dürfen bestimmen, wer leben darf und wer sterben muss. Gegen ihren Willen müssen Citra und Rowan bei Scythe Faraday eine solche Ausbildung absolvieren und die Kunst des Tötens lernen. Zwischen den jungen Leuten entsteht eine tiefe Verbindung, doch am Ende wird nur einer von den beiden auserwählt und der andere ist in großer Gefahr…

„Scythe – Hüter des Todes“ ist der Auftakt einer neuen Trilogie für Jugendliche von Neal Shusterman.

Meine Meinung:
Das Buch gliedert sich in fünf Teile, die wiederum in 40 Kapitel unterteilt sind. Zudem sind immer wieder Einträge aus Nachlese-Tagebüchern eingestreut.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig, die Schilderungen sind anschaulich und erzeugen viele Bilder. Sprachlich ist der Roman absolut gelungen.

Erzählt wird aus der Sicht der beiden Hauptprotagonisten Citra und Rowan, in deren Gedankenwelt ich gut eintauchen konnte. Beide Charaktere waren mir schnell sympathisch, ihr Handeln erscheint authentisch und nachvollziehbar.

Die spannende und ungewöhnliche Grundidee des utopischen Romans hat mich von Anfang an angesprochen. Das Konzept ist nicht ein bloßer Abklatsch anderer Bücher, sondern zeugt von Kreativität. Auch die Umsetzung konnte mich überzeugen, denn die Welt, die hier literarisch geschaffen wurde, wirkt stimmig und gut begründet. Meine hohen Erwartungen, die ich an die utopische Geschichte hatte, wurden nicht enttäuscht.

Die Handlung war von Beginn an spannend, sodass ich die Geschehnisse gebannt verfolgt habe. Auch dank mehrerer Wendungen blieb der Roman bis zum Ende sehr kurzweilig und unterhaltsam.

Gut gefallen hat mir, dass unterschiedliche ernste Themen wie Leben und Tod angesprochen werden. Dabei geht es auch um moralische und gesellschaftliche Aspekte, sodass der Roman Tiefgang erhält und zum Nachdenken anregt.

Die Gestaltung des Covers finde ich sehr ansprechend. Ein Pluspunkt ist für mich auch, dass sich der deutsche Titel nah am Original orientiert.

Mein Fazit:
„Scythe – Hüter des Todes“ von Neal Shusterman ist ein äußerst fesselnder Roman, der nicht nur für Jugendliche, sondern auch für Erwachsene eine tolle Lektüre ist. Nach dem sehr gelungenen Auftakt der Reihe warte ich schon gespannt auf die Fortsetzung. Der erste Band war eines meiner Lieblingsbücher dieses Jahr und ist absolut empfehlenswert.

Veröffentlicht am 17.12.2017

Eine tragikomische Fahrt mit der „Glücksmaschine“

Signor Rinaldi kratzt die Kurve
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Pietro Rinaldi ist verbittert und plant seinen Selbstmord. Mit 80 Jahren hat er genug vom Leben. In seiner Wohnung in Genua hat der ehemalige Schriftsteller schon genügend Schlaftabletten für den Suizid ...

Pietro Rinaldi ist verbittert und plant seinen Selbstmord. Mit 80 Jahren hat er genug vom Leben. In seiner Wohnung in Genua hat der ehemalige Schriftsteller schon genügend Schlaftabletten für den Suizid gehortet. Der Witwer steht kurz davor, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, da kommt alles anders. Denn plötzlich soll sich der chronisch übellaunige Alte um seinen 15-jährigen Enkel Diego kümmern, den er bis dato nicht besonders gut kennt. Auf die beiden wartet ein Roadtrip nach Rom in einem alten Cabrio, das von Rinaldi die „Göttin“ oder die „Glücksmaschine“ genannt wird.

In dem Roman „Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ schildert Lorenzo Licalzi die tragikomische Reise eines Großvaters und seines Enkels.

Meine Meinung:
Der Roman umfasst 22 Kapitel und eine Art Epilog. Erzählt wird die herzerwärmende Geschichte vorwiegend aus der Sicht des grantigen Ex-Schriftstellers. Der Erzählstil ist locker und flüssig und beinhaltet an einigen Stellen Situationskomik und gelungene sprachliche Bilder.

Mit Pietro Rinaldi steht ein zynischer, ziemlich eigenwilliger Charakter im Vordergrund, dem viele seiner Mitmenschen „auf den Sack gehen“, kein typischer Romanheld also. Doch schnell wird klar, dass sich unter seiner harten Schale ein weicher Kern befindet, den sein Enkel immer wieder zutage fördern kann. Pietros schwarzer Humor und seine bitterbösen Kommentare konnten mir so manches Schmunzeln entlocken. Im Gegensatz dazu steht sein durchweg sympathischer, liebenswerter Enkel. Beide zusammen bilden ein interessantes Gespann.

Gut gefallen haben mir auch die unterschiedlichen Stimmungen, die der Roman transportiert. Mal macht er nachdenklich, mal ist er humorvoll, mal traurig. Eine tolle Mischung. Skurrile Situationen wechseln sich mit melancholischen Passagen ab. Immer wieder hat es die gefühlvolle Geschichte dabei geschafft, mich zu bewegen. Für Kurzweil sorgen außerdem einige überraschende Wendungen. Dennoch bleibt die Handlung durchgehend stimmig und wirkt nicht übertrieben.

Ich habe den Roman in Form eines Hörbuchs als ungekürzte Lesung genossen, bei der Sprecher Erich Wittenberg seine Aufgabe sehr gut gemeistert hat.

Auch das minimalistische, ansprechende Cover und der treffende Titel sind ganz nach meinem Geschmack.

Mein Fazit:
„Signor Rinaldi kratzt die Kurve“ von Lorenzo Licalzi ist ein gleichsam unterhaltsamer wie sehr berührender Roman, der mich in mehrfacher Hinsicht positiv überrascht hat. Von mir gibt es eine klare Empfehlung.

Veröffentlicht am 28.11.2017

Ein „Püppchen“ auf der Suche nach dem Glück

Kukolka
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Ukraine in den 1990er-Jahren: Aus einem Heim, wo sie als „Zigeunerkind“ gemobbt und schikaniert wird, haut die siebenjährige Samira eines Nachts ab. Sie wünscht sich Freiheit und Wohlstand. Doch ihr Weg, ...

Ukraine in den 1990er-Jahren: Aus einem Heim, wo sie als „Zigeunerkind“ gemobbt und schikaniert wird, haut die siebenjährige Samira eines Nachts ab. Sie wünscht sich Freiheit und Wohlstand. Doch ihr Weg, dessen Ziel Deutschland ist, endet schon nach wenigen Kilometern vorerst bei Rocky, der seine „Kukolka“, das „Püppchen“, ganz entzückend findet und das hübsche Mädchen bei sich aufnimmt. Mit einigen Straßenkindern lebt sie in einem heruntergekommenen Haus, in dem es weder Strom noch warmes Wasser und noch eine Toilette gibt. Mit den anderen muss Samira für Rocky betteln und stehlen. Zwar geht es ihr gut, doch sie hält an ihrem Traum von Deutschland fest, obwohl das Ende der Ausbeutung und Gewalt noch lange nicht erreicht ist...

„Kukolka“ ist der beeindruckende Debütroman von Lana Lux.

Meine Meinung:
Die Geschichte umfasst mehrere Jahre und ist in drei Teile untergliedert. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Samira. Entsprechend des Alters der Hauptprotagonistin ist der Ton kindlich-naiv. Klar und nüchtern, fast schon sachlich ist der Erzählstil. Die eindrücklichen Schilderungen kommen ohne Kitsch und Übertreibungen aus und konnten mich von den ersten Seiten an bereits fesseln. Schon ab dem ersten Kapitel fiel es mir schwer, das Buch zur Seite zu legen, weil ich die Handlung gebannt verfolgt habe.

Das hat vor allem mit dem Inhalt des Romans zu tun, denn die Geschichte von Samira ist aufrüttelnd und schockierend. Schonungslos wird das Leid erzählt, das dem armen Mädchen widerfährt. Ihre Erlebnisse sind tragisch, traurig und aufwühlend. Die beschriebene Gewalt in ihren unterschiedlichen Formen hat mich nachdenklich gemacht. Bewegen konnte mich auch, dass Samira dennoch ihre Hoffnung nicht verliert. Neben Missbrauch und Gewalt gibt der Roman auch Einblicke in politische und gesellschaftliche Umstände, was mir sehr gut gefallen hat.

Die Gestaltung des Covers ist ungewöhnlich und macht das Buch zu einem Blickfang. Auch der Titel ist treffend gewählt.

Mein Fazit:
Mit „Kukolka“ hat Autorin Lana Lux einen schonungslosen und schockierenden Roman geschrieben, der mich fesseln konnte. Keine leichte Kost, sondern ein Buch, das noch eine Weile bei mir nachhallen wird und das ich deshalb empfehlen kann.