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Veröffentlicht am 21.11.2024

Mörder gesucht

Der Mörder ist immer der Esel. Stella Honeycut ermittelt
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„Wenn jemand weiß, was hier im Dorf vor sich geht, dann sind es die Esel.“

„Der Mörder ist immer der Esel“ ist der zweite Band der „Stella Honeycut ermittelt“-Buchreihe von Katharina Schendel. Es handelt ...

„Wenn jemand weiß, was hier im Dorf vor sich geht, dann sind es die Esel.“

„Der Mörder ist immer der Esel“ ist der zweite Band der „Stella Honeycut ermittelt“-Buchreihe von Katharina Schendel. Es handelt sich um einen Cozy Crime Roman, der grundsätzlich auch unabhängig von Band 1 lesbar ist. Er erschien im September 2024 im HarperCollins Verlag.

Obwohl Stella eigentlich schon längst zurück in Australien sein wollte, ist sie noch immer im charmanten Dorf der Esel hängengeblieben. War Agatha Christie tatsächlich mal in Hillbrush? Diese Frage lässt Stella einfach nicht los und Freunde hat sie im Dorf mittlerweile auch gefunden.
Kurz bevor der dorfeigene Eselbrunnen eingeweiht werden soll, wird ein Toter im Brunnen aufgefunden. Es handelt sich um den im Dorf unbeliebten Lennard Waxflatter. Ein Motiv hat nahezu jeder Dorfbewohner, denn Lennard hat meist Streit und Missgunst gesät. Als Chief Inspector Clapperton Stella um Hilfe bittet, ist sie natürlich erneut mit Feuereifer bei den Ermittlungen dabei. Da jedoch nahezu jeder im Dorf ein Motiv für den Mord an Lennard Waxflatter hat, gestaltet sich dies nicht gerade leicht...
Mit viel Charme und Humor beschreibt Katharina Schendel erneut, wie die Hobbydetektivin dem Mörder auf die Schliche kommt. Nicht selten gibt es humorvolle und lustige Szenen, aber auch die Spannung kommt nicht kurz.
Die Charakterisierung alles Figuren ist wieder einzigartig und lebendig. Jede Person und selbstverständlich jeder Esel ist individuell beschrieben und obwohl irgendwie alle Dorfbewohner ein wenig skurril sind, muss man sie einfach gernhaben!
Das gesamte Romansetting bewegt sich erneut nahe am Rand des Absurden. Es ist einfach ein einzigartiges Dorf und natürlich ist manches in der Darstellung überzogen. Insgesamt sind aber alle Beschreibung stimmig und nicht albern! Es passt einfach alles zusammen und das einzige, was für mich nicht so recht stimmig sein wollte, war die aufkeimende romantische Atmosphäre zwischen Stella und Clapperton. Dieser war in meiner Vorstellung bisher ein eher kauziger älterer Mann und niemand, der zu Stella passt. Mein Bild scheint in diesem Fall nicht passend gewesen zu sein, ich konnte mich mit dem neuen Bild aber nur schwer abfinden. Nichtsdestotrotz ist die Entwicklung aber gut beschrieben und der Leser bekommt weitere Informationen zu Clapperton, die im ersten Band keine Rolle spielten.
Natürlich spielen auch die Esel erneut eine zentrale Rolle.
Die Handlung wird wechselnd aus der personalen Erzählperspektive von Stella und Clapperton erzählt. Der Schreibstil ist dabei locker und leicht, sodass sich die Geschichte gut lesen lässt. Vorhersehbar war die Lösung des Falls für mich nicht, bis zum Ende gab es viele Möglichkeiten und Motive. Zusätzlich zur Lösung des Mordfalls gibt es am Romanende dann schon einen kleinen Ausblick darauf, wie es mit Stella weitergehen könnte. Geht sie zurück nach Australien oder bleibt sie im beschaulichen Hillbrush…?

Mein Fazit: Erneut schreibt Katharina Schendel einen charmanten und unterhaltsamen Cozy Crime Roman mit einzigartigen Figuren und einer gelungenen Dorfatmosphäre. Nicht selten musste ich schmunzeln, aber auch an Spannung mangelt es nicht.
Von mir gibt es 4 von 5 Sternen für einen wunderbar leichten und humorvollen Roman ohne blutige Szenen.

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Veröffentlicht am 10.08.2024

Duftmarketing

Inselduft und Meer
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„Sie hatte Düfte schon als Kind gemocht, hatte eine besonders feine Nase. In Hamburg roch das Meer streng, die Stadt angespannt. Irgendwann hatte sie das alles nicht mehr riechen können.“

„Inselduft und ...

„Sie hatte Düfte schon als Kind gemocht, hatte eine besonders feine Nase. In Hamburg roch das Meer streng, die Stadt angespannt. Irgendwann hatte sie das alles nicht mehr riechen können.“

„Inselduft und Meer“ ist der fünfte und letzte Band der „Mallorca-Sehnsucht“-Reihe von Anja Saskia Beyer. Er erschien im Januar 2024 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing. Die Bände der Buchreihe sind unabhängig voneinander lesbar.

Amelie ist vor einigen Jahren nach Mallorca ausgewandert und fühlt sich dort sehr wohl. Wie ihre Freundinnen auch, führt sie einen kleinen Laden am Meer, in dem sie Naturkosmetikprodukte verkauft.
Dabei legt sie sehr viel wert auf die echte Natürlichkeit der Produkte und prüft auch akribisch nach, woher die eingekauften Artikel stammen. Umso erfreuter ist sie, als sich plötzlich ein deutscher Journalist ankündigt und von ihrem Laden berichten will. Natürlich ist dies eine großartige Chance für mehr Kunden und eine höhere Sichtbarkeit.
Als Dennis dann jedoch vor ihrer Tür steht, findet Amelie heraus, dass auch ihr Bruder Nils auf der Insel ist. Mit ihm jedoch hat Amelie mittlerweile ein eher schwieriges Verhältnis. Dabei standen die beiden sich früher sehr nahe. Nach Amelies Umzug nach Mallorca brach der Kontakt jedoch nahezu ab, einen Grund dafür kennt Amelie nicht…

Ich habe mich sehr gefreut, erneut auf die wunderschöne Baleareninsel zurückzukehren. Wie schon in den vorherigen Bänden transportiert die Autorin das wunderschöne Inselgefühl sehr gut und lässt einen nahezu das Meersalz auf der Zunge schmecken und den Sand unter den Füßen spüren. Umso besser kann ich daher nachvollziehen, warum Amelie ihren hektischen Marketingjob verließ und nach Mallorca auswanderte. Sie wünschte sich mehr Sinn im Leben und weniger Hektik im Alltag. Dies hat sie auf Mallorca gefunden und ist mit ihrem Leben mehr als zufrieden. Einen Partner braucht sie für ihr Glück eigentlich nicht, auch wenn sie ihre Teilzeitbeziehung mit Freddy aus Deutschland durchaus genießt. Kurz bevor Dennis auftaucht, erfährt Amelie jedoch, dass Freddy eine andere Partnerin hat und natürlich trifft es sie irgendwie doch… Insgesamt macht sie sich davon aber nicht abhängig, denn sie ist tatsächlich nicht unzufrieden mit ihrem Leben. Zwischen Dennis und ihr fliegen dann auch recht schnell die Funken, wobei beide es sich erst nicht so recht eingestehen wollen. Zudem steht Nils als Amelies Bruder auch noch dazwischen, denn solange sein Geheimnis nicht ausgesprochen ist, kann Amelie scheinbar nicht für eine Beziehung frei sein.
Der eigentliche Hauptkonflikt des Romans gefällt mir dabei gut. Allerdings muss ich sagen, dass ich Nils von Anfang an nicht leiden konnte und ihn als sehr unangenehm empfunden habe. Obwohl ich seinen Schmerz grundlegend nachvollziehen kann, wirkt er auf mich egoistisch und bevormundend. Für ihn ist klar, dass er eine gewisse Macht über Amelie ausüben kann und dass er lenken kann, wie es in der Zukunft weitergeht. Amelies Meinung ist ihm im Grunde egal, denn er meint, sie zu kennen und ist davon überzeugt, dass sie ihre wahren Gefühle einfach nicht zugeben möchte. Dennis gefiel mir dagegen sehr gut, öfter habe ich mich gefragt, warum er eigentlich mit Nils befreundet ist... Er ist verständnisvoll, umsichtig und freundlich. Er respektiert die Meinungen und Gefühle anderer, steht aber meist trotzdem für sich selbst ein. Auch Amelie und ihre selbstständige und fröhliche Art mag ich gern.
Die Umsetzung des Romans hat mich dann aber leider weniger überzeugt. Für mich hätte es ausgereicht, wenn es einen bzw. zwei Konflikte gegeben hätte, denn diese alleine bieten meines Erachtens genug Stoff für den gesamten Roman. Schließlich kommt es dann aber noch zu weiteren Schwierigkeiten und Konflikten, die zu einer gehörigen Portion (unnötigem) Drama führen. Das Auflösen der Probleme geschieht dann sehr schnell, was ich wiederum als unglaubwürdig empfinde.
Gefallen hat mir hingegen, wie die Autorin die Protagonisten der vorherigen Bände einbindet und ihre jeweiligen Geschichten weitererzählt. Auch der flüssige und unkomplizierte Schreibstil hat mich erneut überzeugt.

Mein Fazit: Für mich war dieser Abschlussband der Buchreihe leider nicht allzu überzeugend. Ich habe nicht komplett in die Geschichte hineinfinden können und fand sie in großen Teilen konstruiert und unauthentisch. Nichtsdestotrotz habe ich den Roman insgesamt gerne gelesen, auch weil das Setting einfach wunderschön ist. Zudem wollte ich natürlich gerne wissen, wie es mit den Freundinnen aus den Läden am Meer weitergeht. Von mir gibt es daher aber nur eine Leseempfehlung, wenn man die anderen Bände der Reihe bereits kennt. Ansonsten gebe ich diesem Band 3,5 von 5 Sternen und würde ih als leichte Unterhaltung an warmen Sommertagen bezeichnen.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Stress beim Hund

Stress lass nach
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„(…) Stress wird individuell vollkommen unterschiedlich wahrgenommen. Stress entsteht also nicht per se durch eine bestimmte, klar zu umreißende Situation oder durch eine Herausforderung, sondern allein ...

„(…) Stress wird individuell vollkommen unterschiedlich wahrgenommen. Stress entsteht also nicht per se durch eine bestimmte, klar zu umreißende Situation oder durch eine Herausforderung, sondern allein dadurch, wie etwas bewertet wird. Das macht das Thema Stress unheimlich komplex.“

„Stress lass nach“ ist ein Sachbuch von Sabine Zemla. Es erschien im Mai 2023 im Kynos Verlag.
Es beschäftigt sich mit dem Thema Stress beim Hund, welcher heutzutage leider ein immer größeres Problem ist. Die Rahmenbedingungen für die Hundehaltung haben sich verändert, der menschliche Alltag ist hektischer und lauter als früher, der Hund soll häufig als treuer Begleiter „überall“ mit hin und hat dazu ein eigenes Wochenprogramm mit Agility, Hundetreffen und Co... Doch nicht jeder Hund verarbeitet diesen Alltag gleich und nicht jeder hat gelernt, mit Stressoren umzugehen. In ihrem Buch beschreibt die Autorin, welche selbst Hundephysiotherapeutin und Anti-Stress-Trainerin ist, sehr umfassend, wie Stress entsteht und wie man ihn in den Griff bekommen bzw. den Hund unterstützen kann.

Das Buch ist unterteilt in acht Hauptabschnitte sowie weitere Unterkapitel. Wichtige Informationen werden immer wieder in anschaulichen, farblich abgesetzten Kästchen zusammengefasst. Diese Zusammenfassungen haben mir sehr gefallen, denn der Inhalt ist schon sehr umfangreich und man muss man sich beim Lesen deutlich konzentrieren. Ebenfalls abgerundet und veranschaulicht werden die Texte durch gut ausgewählte Zeichnungen, Abbildungen und Bilder. Der Schreibstil ist dabei sachlich, aber nicht langweilig.
Die Autorin setzt sich ausführlich mit Stress auseinander und beschreibt diesen auf allen Ebenen. Sie erklärt, wie Stress im Körper entsteht, wie er sich auf Körper und Verhalten auswirken kann und wie man ihn managen kann.
Viele Erkrankungen lassen sich tatsächlich auf Stress zurückführen und auch Verhaltensauffälligkeiten können entstehen, wenn der Hund dauerhaft gestresst ist. Letztlich verhält es sich bei ihm nicht viel anders als beim Menschen. Zu viel Stress macht krank.
Neben der Folgen von Stress, beschreibt Sabine Zemla aber auch, welchen Einfluss die Ernährung des Hundes haben kann, welche Trainingsstrategien am wenigsten Stress auslösen, welche Therapien man einsetzen kann und natürlich, wie man gestresste Hunde als Halter unterstützen kann. Beleuchtet wird auch, was der Mensch von seinem Hund erwartet, was Stimmungsübertragung bedeutet und wie der Halter in stressigen Situationen gelassen bleiben kann.
Ich habe durch das Buch vielen wertvollen Input bekommen, hätte mir aber gerade bei den Anleitungen für die praktischen Übungen deutlich mehr Informationen gewünscht. So werden zum Beispiel einige Massageübungen beschrieben, die Erklärung ist dann aber für mich nicht detailliert genug, um sie ohne weitere Hilfe auch tatsächlich anwenden zu können.
Darüber hinaus gibt es ein paar Aussagen im Buch, die ich eher hinterfragen würde. So beschreibt die Autorin, dass gegen Artgenossen gerichtete Aggressionen „in der Regel“ daran liegen, dass sich der Hund bei seinem Halter „nicht geborgen und sicher“ fühlen würde. Man müsste daher in eine bessere Bindung investieren, um die Aggression zu mindern. Dass eine gute Bindung zum Hund wichtig ist und ihn bei Stress unterstützt, ist natürlich klar. Dass diese, wie die Autorin auch mehrfach betont, durch Bedürfnisbefriedigung und fairen, positiven Umgang mit dem Hund erreichbar ist, steht für mich ebenfalls außer Frage. Aggressionen gegen Artgenossen haben aber meines Erachtens ihre Ursache eher nicht in einer schlechten Bindung zum Halter. Wahrscheinlicher sind zum Beispiel Unsicherheiten, Ängste, Frust, Schmerzen oder negative Lernerfahrungen des Hundes, die es zu bewältigen gilt. Dass der Halter nicht genug Sicherheit vermittelt, ist für mich ein Mythos, wobei fehlende Unterstützung in einer für den Hund schwierigen Situation durch den Halter natürlich auch Unsicherheit beim Hund auslösen kann. Vielleicht hat die Autorin es auch genauso gemeint und sich an dieser Stelle lediglich unglücklich ausgedrückt. Ebensolche Bedenken habe ich zu einem Trainingsbeispiel zum Verbellen anderer Hunde am Zaun und noch bei wenige weiteren Äußerungen, die für mich wirken, als ob die Autorin sich hier in veralteten Denkmustern verheddert, von welchem man mittlerweile weiß, dass sie unzutreffend sind. Da dies die Autorin selbst an anderen Stellen im Buch klar beschreibt („Was natürlich absolutes Zutrittsverbot ins Lernstübchen hat, sind Strafe, Druck, Ungeduld und Geiz. Strafe verursacht immer Stress.“), scheint es für mich aber im Gesamtkontext tatsächlich einfach unglücklich ausgedrückt.
Überzeugend ist für mich ebenfalls das umfangreiche Literaturverzeichnis am Ende des Buches.

Alles in allem vermittelt Sabine Zemla viele gute Hintergrundinformationen, die alle im Kontext Stress stehen und die man natürlich noch unendlich weiter ausführen könnte. Manches sollte man kritisch hinterfragen und obwohl das Werk der Autorin schon sehr umfangreich ist, ist es meiner Ansicht nach trotzdem nur ein Einstieg in ein wirklich komplexes Thema. Für interessierte Hundehalter*innen kann es aber definitiv ein guter Leitfaden sein und erste Impulse zur Stressminimierung beim Hund geben. Mir persönlich haben gerade die Fallbeispiele am Ende, die umfangreichen Erklärungen zum Thema Stressentstehung sowie der Blick auf den Menschen selbst sehr gut gefallen.
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass ein Buch niemals einen Tierarztbesuch oder die individuelle Beratung durch einen Hundetrainer/Verhaltensberater/Physiotherapeuten (…) ersetzen kann und soll.

Das Buch von Sabine Zemla gefiel mir insgesamt sehr gut, ist aber mit 350 Seiten sicherlich keine leichte Kost. Von mir es gibt es daher 4 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung, wenn man sich mit dem Thema Stress beim Hund auseinandersetzen möchte.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Lebensweg

Du, ich und das glitzernde Meer
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„Ich persönlich glaube, das Leben ist dafür da, um gelebt zu werden, auch wenn es wehtut.“


„Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist der erste Band der „Liebe auf Rhodos“-Buchreihe von Lotte Römer. Er erschien ...

„Ich persönlich glaube, das Leben ist dafür da, um gelebt zu werden, auch wenn es wehtut.“


„Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist der erste Band der „Liebe auf Rhodos“-Buchreihe von Lotte Römer. Er erschien im Januar 2024 im Montlake Verlag und ist unabhängig lesbar.
Nele ist Single, wünscht sich aber von ganzem Herzen ein Kind. Aus diesem Grund entschließt sie sich für eine Samenspende. Nach der künstlichen Befruchtung reist sie mit ihrem Bruder Marcos nach Rhodos, um dort die Seele baumeln zu lassen und auf das Ergebnis der Befruchtung zu warten. Auf der wunderschönen Insel lernt sie dann aber auch den Animateur Rio kennen, der ihr Herz ungeahnt höher schlagen lässt…

Die Protagonisten im neuen Roman von Lotte Römer sind bereits Ende 30 und haben in ihrem Leben schon einiges hinter sich. Nele ist dabei zufrieden mit sich, wünscht sich jedoch sehnlichst ein Kind. Sie befürchtet, dass es zu spät sein könnte, sollte sie irgendwann noch einen passenden Mann kennenlernen und entscheidet sich so für eine künstliche Befruchtung. Obwohl sie dabei in ihrem Umfeld nicht nur auf positive Resonanz trifft, ist sie fest entschlossen und zählt auf die Unterstützung ihres Bruders sowie ihrer besten Freundin. Sie ist eine fröhliche und herzliche Person, die offen auf Menschen zugeht.
Mit dieser Art nimmt sie auch Rio, den Animateur im Hotel, schnell für sich ein. Er selbst flieht seit einigen Jahren vor seinem Leben und hat auf Rhodos einen Weg gefunden, seine Vergangenheit zu verdrängen. Lockere Urlaubsflirts sind für ihn keine Seltenheit, doch Nele ist irgendwie anders. Schnell merkt Rio, dass Nele mehr für ihn bedeutet, doch obwohl zwischen ihnen alles gut zu laufen scheint, wendet sie sich plötzlich von ihm ab…
Der Roman ist aus wechselnder Erzählperspektive von Rio und Nele geschrieben, sodass Gefühle, Gedanken und Emotionen deutlich und gut transportiert werden. Die Annäherung der beiden ist authentisch und liebevoll gestaltet. Die wunderschöne Inselkulisse gibt der Handlung dazu eine gewisse Leichtigkeit und Romantik.
Obwohl ich mich mit Nele nicht vollständig identifizieren kann, finde ich den Kinderwunsch einer alleinstehenden Frau ein sehr gutes Romanthema. Bisher ist mir hierzu keine Geschichte untergekommen, ich denke aber, dass dieser Wunsch normalisiert und enttabuisiert gehört. Daher finde ich den Roman mit seinen Konflikten sehr wichtig und auch wenn final alles in einem Happy End abschließt, sind die aufgebauten Konflikte authentisch, brillant gewählt und umgesetzt.
Gefallen hat mir auch Neles Bruder Marco, der ein weiteres wichtiges Thema in den Roman hineinbringt. Auch dieser Nebenkonflikt ist meines Erachtens gut dargestellt und umgesetzt.
Eingearbeitet werden natürlich auch typische Liebesromankonflikte und Missverständnisse, bei denen man oft nur den Kopf schütteln kann. Nichtsdestotrotz hebt sich Lotte Römers Roman für mich aber vom typischen Liebesroman ab, da das Setting und der Hauptkonflikt ungewöhnlich gewählt sind. Mir gefällt, dass Nele nicht den perfekten Mann für eine Familie sucht, sondern selbstständig ihr Glück sucht. Die damit verbundenen Schwierigkeiten und Zweifel werden gut eingearbeitet und umgesetzt.
Der Schreibstil ist durchgehend leicht und unkompliziert. An manchen Stellen hat mich die gewählt Umgangssprache etwas irritiert, aber im gesamten Lesefluss nicht gestört.

Mein Fazit: „Du, Ich und das glitzernde Meer“ ist ein ungewöhnlicher Liebesroman mit einem gut gewählten Thema. Ich habe ihn sehr gerne gelesen, konnte mich aber nicht vollständig mit den Figuren identifizieren und wurde daher nicht vollkommen „von den Socken gerissen“. Es gibt aber klare 4 von 5 Sternen für den Roman und eine Leseempfehlung, wenn ihr auf der Suche nach älteren Protagonisten und einer außergewöhnlichen Handlung seid.

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Veröffentlicht am 09.01.2024

Eigene Wege

Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber
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„Ich bin nicht meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe mich lediglich der erstbesten Welle gebeugt.“

„Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ ist ein humorvoller Liebesroman von Rebecca Schulz. Er erschien ...

„Ich bin nicht meinen eigenen Weg gegangen. Ich habe mich lediglich der erstbesten Welle gebeugt.“

„Zwischen Herzklopfen und Schneegestöber“ ist ein humorvoller Liebesroman von Rebecca Schulz. Er erschien im November 2023 im Piper Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Humorvoll und kurzweilig, ja das passt wohl als Beschreibung auf diesen Roman… Marie ist Paartherapeutin mit einem immensen Hang zur Esoterik. Ohne Räucherstäbchen und Kristalle geht sie nirgendwohin und das erste, was sie überall macht, ist eben Kristalle aufstellen. Bei ihrer eigenen Beziehung helfen ihr aber leider auch die Kristalle nicht mehr, denn Justus, ihr Ehemann seit 19 Jahren, betrügt sie mit seiner Assistentin. Als Marie dies feststellt, steht für sie fest, dass nur noch eine Trennung in Frage kommt.
Mit dieser Einleitung springt die Handlung um ein Jahr und der Leser begegnet einer tief unglücklichen Marie, die ihr Leben irgendwie so gar nicht mehr richtig auf die Reihe bekommt. Die jährliche Rückkehr nach Fehmarn ins Elternhaus kommt ihr ebenfalls nicht wirklich gelegen. Dabei mag sie ihre Familie, aber aufraffen muss sie sich eben trotzdem… Auf der Insel angekommen, geht es dann allerdings ziemlich turbulent her. Maries Schwester Lina hat Eheprobleme, Tom - Maries One-Night-Stand - steht unerwartet vor der Tür und zu allem Überfluss taucht auch noch Justus auf. Um das Fass dann vollkommen zum Überlaufen zu bringen, lässt auch Justus‘ neue Partnerin nicht lange auf sich warten.
So turbulent, wie es klingt, ist es auch tatsächlich. Marie steht buchstäblich zwischen den Stühlen bzw. zwischen alter und möglicherweise neuer Liebe. Die Männer sehen sich als Konkurrenten und geraten immer wieder in eher kindliche Streitigkeiten. Ob diese für Mitte Vierzigjährige wirklich noch sein müssen, habe ich mich hier zwischendurch gefragt.
Marie selbst bewundere ich für ihr meist recht besonnenes Auftreten während der gesamten Situation. Auch ihre Familie, die sehr eigenwillige Charaktere umfasst, hatte ich schnell ins Herz geschlossen. Jeder ist auf seine Weise einzigartig und gut dargestellt.
Die gesamte Handlung ist humorvoll beschrieben und hat trotzdem ausreichend Tiefgang für einen Liebesroman. Während mir an manchen Stellen gerade das Verhalten von Justus und Tom etwas zu kindisch vorkam, mochte ich besonders die Besonnen- und Reflektiertheit von Marie. Diese spiegelt sich auch in der Zeitspanne des Romans wider, welche insgesamt 3 Jahre umfasst. Dadurch wird die Handlung deutlich realistischer als so manch andere Liebesgeschichte, in der sich alles innerhalb von zwei Tagen oder wenigen Wochen abspielt.
Der Schreibstil ist flüssig und unkompliziert, die Geschichte lässt sich leicht lesen und durch die humorvollen Passagen, die teilweise absurden Ereignisse und die immer wieder eingestreuten Kristalle und Räucherstäbchen kommt auch das Lachen nicht zu kurz.
Schade fand ich, dass die Insel Fehmarn als Handlungsort nur wenig Raum einnahm. Hier hätten sich sicherlich mehr Eindrücke des wunderschönen Ortes einbringen lassen.

Mein Fazit: Ein humorvoller und unkomplizierter Liebesroman, der mir nur an wenigen Stellen zu übertrieben kindisch war. Ich habe ihn gern gelesen und gerade die langsame Entwicklung der Liebesbeziehung gemocht. Von mir gibt es daher 4 von 5 Sternen.

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