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Veröffentlicht am 21.11.2024

Bodyguard in Not

Wir finden Mörder (Wir finden Mörder-Serie 1)
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Richard Osman hat eine neue Serie gestartet: WIR FINDEN MÖRDER“ ist auf den ersten Blick etwas ganz anderes als der Donnerstagsmordclub, auf den zweiten Blick jedoch eindeutig als Roman von Richard Osman ...

Richard Osman hat eine neue Serie gestartet: WIR FINDEN MÖRDER“ ist auf den ersten Blick etwas ganz anderes als der Donnerstagsmordclub, auf den zweiten Blick jedoch eindeutig als Roman von Richard Osman zu erkennen!

Diesmal geht es etwas tempo- und actionreicher zur Sache, der Krimi spielt in der Welt der Superreichen und Bodyguards. Am Anfang musste ich mich noch etwas einlesen, aber den größten Teil des Buches habe ich dann in einem Rutsch verschlungen und habe mich dabei großartig amüsiert. Die vielen neuen Figuren sind zuerst etwas verwirrend, aber das legt sich bald.

Es wird viel auf der Welt umhergereist, meistens in Privat-Jets, jedoch sind die Personen alle ganz typische Osman-Charaktere, die einfühlsam geschildert werden.

Es geht um Steve Wheeler, einen Polizisten im Ruhestand, der hin und wieder kleine Aufträge als Privatdetektiv ausführt, seiner kürzlich verstorbenen Frau Debbie nachtrauert und seine täglichen Routinen liebt. Der Höhepunkt jeder Woche ist das Pub-Quiz mit seinen Freunden. Seine Schwiegertochter Amy arbeitet bei einer Sicherheitsfirma als Bodyguard. Steves Sohn und Amys Ehemann ist als Geschäftsmann immer in weiter Ferne unterwegs und tritt größtenteils nur per Telefon in Erscheinung. Amy und Steve haben ohne große Worte eine innige Vater-Tochter-Beziehung.

Amy weilt zur Zeit auf einer entlegenen Insel, auf der sie die renommierte, steinreiche Krimiautorin Rosie d’Antonio vor einem Mordanschlag schützen soll. Doch dann werden plötzlich mehrere Influencer getötet, die zur Kundschaft der Sicherheitsfirma gehören, für die Amy arbeitet und dann wird ein Anschlag auf Amy selbst verübt. Sie und Rosie verlassen fluchtartig die Insel in Rosies Privat-Jet und Amy ruft Steve zu Hilfe. Dieser verläßt sein beschauliches Städtchen nur widerwillig, kommt dann aber zu Hilfe und läuft binnen kurzem zu Top-Form auf. Zunächst kann er sich selbst nicht eingestehen, dass ihm all die Aufregung großen Spaß macht.

Es muss eine Art Maulwurf in der Sicherheitsfirma geben, jeder verdächtigt jeden! Die Aufklärung des Ganzen ist sehr spannend, aber vor allem auch sehr komisch, wenn allerlei seltsame Gestalten aufeinandertreffen. Wie immer geht es bei Richard Osman neben dem Kriminalfall um zwischenmenschliche Beziehungen und um viel Humor – die Dialoge sind einfach köstlich! Auch wenn es hier mehr „Action“ gibt, bleibt es doch immer ein Cosy-Krimi. So sehr ich den Donnerstagsmordclub liebe, hat er hier eine gleichwertige Konkurrenz bekommen. Also was immer Richard Osman als nächstes zu schreiben beliebt, ich freue mich auf alles was da kommt!

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Veröffentlicht am 09.10.2024

Wohngemeinschaft wird zur Familie

Wohnverwandtschaften
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Ein wunderbares Buch! Mit großer Leichtigkeit und viel Empathie geschrieben, es gibt viel zu schmunzeln, doch dahinter treten auch ernstere Themen zutage und ich wurde auch zu Tränen gerührt.
Constanze, ...

Ein wunderbares Buch! Mit großer Leichtigkeit und viel Empathie geschrieben, es gibt viel zu schmunzeln, doch dahinter treten auch ernstere Themen zutage und ich wurde auch zu Tränen gerührt.
Constanze, Zahnärztin um die Vierzig, hat sich nach vielen Jahren von ihrem Freund getrennt. In Hamburg eine eigene Wohnung zu finden, dauert zu lange, daher landet sie "erstmal" in einer WG. Jörg, 68, Wohnungsbesitzer und ehemaliger Journalist, hat diese WG nach dem Tod seiner Ehefrau gegründet. Dort leben auch Anke, eine meist arbeitslose Schauspielerin und Murat, der eine eigene Firma hat, beide um die 50. Murat ist irgendwie die Seele vom Ganzen, er liebt es, seine Mitbewohner zu bekochen. Die Gruppe wird regelrecht zu einer Familie und auch Constanze sucht irgendwann nicht mehr nach einer eigenen Wohnung.
Die Autorin läßt die Protagonisten in jeweils eigenen Kapiteln zu Worte kommen, in denen wir den Gedankengängen jedes Einzelnen folgen können. Dazwischen gibt es auch Kapitel in Dialogform, wenn 2 oder mehr der Mitbewohner zusammentreffen. So lernen wir die Figuren recht gut kennen und sind daher auch sehr betroffen, als sich in ihrem Beziehungsgeflecht etwas zu ändern beginnt. Mehr möchte ich an dieser Stelle nicht verraten.
Ein sehr warmherziges Buch, das aber nicht in den Kitsch abdriftet, einen zum Lachen und zum Weinen bringt und perfekt einen Teil der heutigen Lebenssituation abbildet. Mich hat dieser Roman abgeholt und ich bin seinen Protagonisten sehr gern gefolgt. Die Geschichte hat mich zutiefst berührt und hat mich - auch wenn es traurige Passagen gab - mit einem durch und durch positiven Gefühl zurückgelassen. Ich hatte noch nie etwas von Isabel Bogdan gelesen, werde dies aber schleunigst nachholen und kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen!

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Veröffentlicht am 16.07.2024

Spin-Off von "Eine Frage der Höflichkeit"

Eve
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Der Kurzroman "Eve" ist die etwas verspätete Printausgabe einer schon 2013 als E-Book veröffentlichten Geschichte über Evelyn Ross, bekannt bereits aus "Eine Frage der Höflichkeit". Die Figur war dem Autor ...

Der Kurzroman "Eve" ist die etwas verspätete Printausgabe einer schon 2013 als E-Book veröffentlichten Geschichte über Evelyn Ross, bekannt bereits aus "Eine Frage der Höflichkeit". Die Figur war dem Autor wohl so ans Herz gewachsen, dass er ihre Geschichte weiterführen wollte.
Evelyn sitzt nach dem Bruch mit ihrem New Yorker Freund im Zug nach Chicago, um in ihre Heimat zurückzukehren, beschließt dann aber spontan, im Zug zu bleiben und nach Los Angeles weiterzufahren.
Berichtet wird uns das von Charlie, einem pensionierten Cop, der auf der Rückreise von einem Familienbesuch in New York im selben Zug sitzt. Und darin besteht auch ein interessanter Kunstgriff des Autors, dass Evelyns Geschichte aus der Perspektive von unterschiedlichen Menschen erzählt wird, die sie im Laufe der Geschichte kennenlernt, nur hin und wieder auch aus ihrer eigenen.
Sie bezieht Quartier im berühmten Beverly Hills Hotel und ist so gleich mittendrin in der Hollywood Szene. Durch das Versetzen eines wertvollen Schmuckstücks bessert sie ihre Kasse und ihre Garderobe auf. "Typisch für eine Frau auf der Jagd nach einem reichen Ehemann", denkt Finnegan, der Hoteldetektiv. Falsch! Sie lernt Prentice kennen, einen abgehalfterten Star, der zu dick geworden ist, und auch die berühmte Schauspielerin Olivia de Havilland. Diese hat gerade die Rolle der Melanie in "Vom Winde verweht" ergattert, steht aber völlig unter der Knute der Studiobosse. Eve hilft ihr dabei, sich ein paar kleine Freiheiten zu erkämpfen. Dann wird "Dehavvy", wie sie von den Papparazzi genannt wird, mit auf fragwürdige Weise entstandenen Nacktfotos erpresst und Eve kommt ihr mit Unterstützung von Charlie und Prentice zu Hilfe. Auch die Studiobosse haben erkannt, dass Eve über besondere Fähigkeiten verfügt, und bieten ihr einen Job als Problemlöserin für Olivia an.
Wie immer besticht Towles' Schreibstil durch seine elegante Sprache, seine eindrücklichen Charakterisierungen der handelnden Personen, seine atmosphärischen Ortsbeschreibungen und seinen Humor. Durch den Kniff, sie von anderen beschreiben zu lassen, erfahren wir viel über Eve, aber vieles bleibt auch rätselhaft. Auf jeden Fall entspricht sie nicht dem damaligen Frauenbild, sie ist selbstbewusst, unabhängig und intelligent. Sie findet eine Nische für sich im männerbeherrschten Hollywood und verändert das Leben all derer, mit denen sie zusammentrifft. Eine sympathische Hauptfigur, von der man gern noch mehr erfahren würde. Eine Gesellschaftsbeschreibung des Hollywoods der späten 30er Jahre, die sich allmählich zu einem Krimi entwickelt.
Amos Towles hat es wie immer geschafft, mich mit seiner Erzählung in seinen Bann zu ziehen, mich mit seinem Schreibstil zu begeistern und mich bestens zu unterhalten. Nur etwas länger hätte die Geschichte sein dürfen!

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Veröffentlicht am 30.05.2024

Augenzwinkerndes Krimivergnügen mit viel Spannung

Mord stand nicht im Drehbuch
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Anthony Horowitz spinnt die Serie um sein fiktives Selbst weiter, in der er quasi den Doctor Watson für Hawthornes Sherlock Holmes spielt. Dabei beginnt die Geschichte mit einer klaren Absage an Hawthorne: ...

Anthony Horowitz spinnt die Serie um sein fiktives Selbst weiter, in der er quasi den Doctor Watson für Hawthornes Sherlock Holmes spielt. Dabei beginnt die Geschichte mit einer klaren Absage an Hawthorne: Horowitz hat seinen drei Hawthorne-Bücher umfassenden Vertrag erfüllt und will die Serie nicht mehr fortsetzen.
Dumm nur, dass es im Zusammenhang mit der Londoner Premiere seiner Krimikomödie Mindgames einen Mord gibt und Horowitz binnen kurzem als Hauptverdächtiger dasteht! Da kann ihm nur einer helfen, nämlich sein Partner Daniel Hawthorne, der Privatdetektiv und Ex-Cop.
Die Aufklärung dieses Mordfalls im Theater-Milieu gestaltet sich sehr spannend und unterhaltsam, denn die Verdächtigen sind alle mehr oder minder exzentrische Theatermenschen, bei der Ermordeten handelt es sich um eine boshafte bis bösartige Theaterkritikerin, der niemand eine Träne nachweint und die mit ihrem gadenlosen Verriss von Horowitz' Theaterstück zur baldigen Absetzung des Stückes beiträgt.
Gekonnt verbindet Horowitz hier wieder Realität und Fiktion, in dem er ein fiktives Selbst erschafft, dass jedoch so weit wie möglich seinem realen Selbst nachempfunden ist. Chapeau! Die Schauspieler, der Impresario samt Assistentin und Buchhalter und die Familie der Kritikerin haben alle ihre Geheimnisse und die Ermittlungen offenbaren immer wieder neue, unerwartete Wendungen, die schließlich zu einem Showdown führen, den Hawthorne meisterhaft in Agatha-Christie-Manier als Versammlung aller Beteiligten inszeniert hat. Ich habe den Täter nicht erraten können, war gespannt bis zum Schluß und habe mich dabei bestens amüsiert!

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Veröffentlicht am 27.04.2024

Geheimbündler am Gardasee

Was der See birgt
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Das Cover ist schön, aber für mich mit dräuendem Gewitter etwas zu düster für diesen Krimi. Erinnert stark an die Covergestaltung von Koppelstätters Südtirol-Reihe, wobei diese neue Reihe doch etwas heiterer ...

Das Cover ist schön, aber für mich mit dräuendem Gewitter etwas zu düster für diesen Krimi. Erinnert stark an die Covergestaltung von Koppelstätters Südtirol-Reihe, wobei diese neue Reihe doch etwas heiterer und leichter wirkt.
Gianna Pitti ist Polizei-Reporterin des Messaggero di Riva und jüngster Spross einer verarmten, aber alteingesessenen Adelsfamilie. Ihr Onkel ist Francesco Marchese Pitti-Sanbaldi, ein weitgereister Privatier und Lebenskünstler. Dessen Bruder Arnaldo, Giannas Vater und ein angesehener Journalist, ist vor ca. einem Jahr spurlos verschwunden. Dann gibt es noch Elvira Sondrini, Chefredakteurin des Messaggero, Giannas Chefin und eine Freundin der Familie Pitti-Sanbaldi.
Die Handlung wird aus dem jeweiligen Blickwinkel dieser drei Hauptfiguren geschildert.
Gianna hatte Filippo, einen jungen Journalisten aus Mailand, vor einem Jahr bei einem Seminar kennen gelernt. Nun hatte er am Gardasee zu tun und hatte sich bei ihr gemeldet. Bei einem Date am Vorabend waren sie sich etwas näher gekommen, Gianna ist ein wenig verliebt! Doch dann muss sie entdecken, dass es sich bei der am Ufer angespülten Leiche um eben diesen Filippo handelt ...
Zusammen mit Chefin und Onkel beginnt sie zu ermitteln. Es zeigt sich, dass es um die Machenschaften einer Freimaurerloge geht, deren innerer Zirkel nochmal einen Geheimbund bildet, der immensen Einfluss auf Politik und Wirtschaft der Region ausübt und skrupellos seine Interessen durchsetzt. Mitglieder dieses Geheimbundes finden sich in allen Bereichen und Gremien der lokalen Gesellschaft, und man weiß nicht, wem man noch trauen kann. Außerdem zeichnet sich ab, dass ein Zusammenhang mit dem Verschwinden von Giannas Vater besteht.
Ein fulminanter Start in eine neue Krimireihe, die nicht aus der Sicht der Polizei beschrieben wird. Drei sympathische Protagonisten, von denen besonders Onkel Francesco eine sehr schillernde Persönlichkeit ist. Der Fall liest sich hochspannend, je mehr es dem Ende zuging, konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Es gibt viel Lokalkolorit, augenzwinkernde Beschreibungen der Touristenmassen, die den Gardasee heimsuchen und schurkische Lokalpolitiker, die eher iher ihren eigenen Profit als das Allgemeinwohl im Auge haben.
Beim Finale bleiben noch einige Fragen offen, aber auf deren Beantwortung im nächsten Band kann man sich dann schon mal freuen. Ein vergleichsweise schmaler Band, was ich auch ganz angenehm finde, denn so ein schnelles Lesetempo länger durchzuhalten ist schwierig. Also ein spannender, origineller Regionalkrimi, der sich flüssig liest, gut unterhält, einem die Region näher bringt und vor allem sehr spannend ist!

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