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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2021

Temporeich, spannend, atmosphärisch

Berlin Heat
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Dieser Nachcorona Berlin Noir ist sehr ungewöhnlich geschrieben, kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Der spielsüchtige Tom Lohoff muss dringend seine Spielschulden begleichen - der Kredithai sitzt ihm ...

Dieser Nachcorona Berlin Noir ist sehr ungewöhnlich geschrieben, kein Thriller im herkömmlichen Sinn. Der spielsüchtige Tom Lohoff muss dringend seine Spielschulden begleichen - der Kredithai sitzt ihm schon im Nacken. Da kommen ihm die beiden unsympathischen Typen, die eine seiner Wohnungen zu einem verlockend hohen Preis für einen "Freund" mieten wollen, gerade recht. Allerdings ahnt er nicht, worauf er sich da eingelassen hat - es hat etwas mit einem AfD-Politiker zu tun! Tom vermietet Wohnungen an angereiste Party People, die alle unbedingt ins "Berghain" wollen, und versorgt sie mit allem, was sie so brauchen. Nach dem Corona-Jahr tut sich endlich wieder etwas auf dem Markt! Atemlos geht es durch die Berliner Nächte und Tom wächst einem trotz aller seiner Fehler irgendwie ans Herz. Im Gegensatz zu den meisten anderen Protagonisten des Romans - brutalen Psychopathen aus der kriminellen Szene - ist er kein schlechter Mensch. Nach allerlei aberwitzigen Wendungen, bei denen auch Menschen zu Tode kommen, kommt Tom am Ende relativ ungeschoren aus dem ganzen Schlamassel heraus.
Ein etwas anderer, ungeschönter Blick auf die Berliner Partyszne, humorvoll, aber teilweise auch recht heftig, rasant, spannend und erfrischend. Sicher nicht jedermanns Sache, aber von mir eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Sympathischer und spannender Krimi

Lockvogel
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Ich mochte schon Theresa Prammers Krimireihe um Carlotta Fiore, die allerdings etwas düsterer war. Hier haben die Protagonisten zwar auch reichlich Probleme, aber die Grundstimmung ist doch eher heiter. ...

Ich mochte schon Theresa Prammers Krimireihe um Carlotta Fiore, die allerdings etwas düsterer war. Hier haben die Protagonisten zwar auch reichlich Probleme, aber die Grundstimmung ist doch eher heiter. Antonia (Toni) ist eine junge Schauspielschülerin, die bei ihrer Großmutter aufgewachsen ist. Die Oma ist inzwischen in eine edle Senoirenresidenz umgezogen, hat aber ihre Ersparnisse (über 300.000 €) und ihren Schmuck in einem Tresor in der Wohnung ihrer Enkelin deponiert. Nur leider hat sich Tonis Freund und Mitbewohner Felix mit diesen Wertsachen davongemacht - sie ist verzweifelt und glaubt an unglückliche Umstände, die Felix dazu veranlasst hätten. Deshalb sucht sie einen Privatdetektiv auf, der nach Felix suchen soll. Edgar Brehm ist ihr als preiswert empfohlen worden, aber auch er ist für Toni viel zu teuer. Da Edgar selbst in einer gewissen Notlage ist und einen großen Auftrag, den er allein nicht schaffen würde, bekommen könnte, schließen die beiden einen Pakt: Edgar sucht nach Felix, aber Toni soll ihm bei dem Auftrag der Frau des berühmten Filmregisseurs Alexander Steiner helfen: und schon ist ein originelles und sympathisches Ermittlerduo geboren!
Bei der jährlichen großen Party des Starregisseurs ist ein Kellner ermordet worden, der allerdings gar kein Kellner ist, sondern ein erfolgloser Drehbuchautor, der gehofft hatte, sein Manuskript an den Mann zu bringen. Aber darum geht es Frau Steiner gar nicht - ihr waren Dokumente zugespielt worden, aus denen hervorgeht, dass ihr Mann junge Schauspielerinnen sexuell belästigt hat und daher zu einem #MeToo-Fall werden könnte.
Es gibt diverse Verdächtige und Handlungsstränge und eine für mich unerwartete Auflösung. Wir lernen die beiden Ermittler gut kennen, der Schreibstil ist flüssig und die Handlung ist spannend. Nebenbei können wir auch noch etwas Atmosphäre am Filmset und in der Schauspielschule schnuppern. Obwohl der Krimi in Wien spielt, gibt es nicht allzu viel Lokalkolorit, was mich aber nicht weiter gestört hat. Ich habe die Lektüre genossen und mich gut unterhalten gefühlt, gegen Ende konnte ich das Buch kaum noch aus der Hand legen. Klare Leseempfehlung für alle, die Ihre Krimis eher gewaltlos lieben!

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Veröffentlicht am 30.11.2020

Realistisch, aktuell, informativ, spannend - ein Krimi mit "Alles drin" sozusagen

Kreuzberg Blues
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Schon lange hatte ich vor, endlich mal einen Dengler-Krimi zu lesen, kenne bis jetzt aber nur ein paar Verfilmungen, so dass Dengler und Olga beim Lesen vor meinem inneren Auge wie Ronald Zehrfeld und ...

Schon lange hatte ich vor, endlich mal einen Dengler-Krimi zu lesen, kenne bis jetzt aber nur ein paar Verfilmungen, so dass Dengler und Olga beim Lesen vor meinem inneren Auge wie Ronald Zehrfeld und Birgit Minichmaier aussahen. Im Frühjahr hatte ich dank Vorablesen den Krimi "Der freie Hund" gelesen, den Schorlau zusammen mit einem Co-Autor verfasst hat. Auch das ein spannender politischer Krimi, aber verglichen mit Kreuzberg Blues doch eher zahm.
Hier wird richtig harter Tobak geboten, es geht um Miethaie verschiedener Ausprägung und deren äußerst fragwürdige Geschäftspraktiken.
Dengler und Olga kommen nach Berlin, um einer Freundin von Olga zu helfen, die von Immobilienspekulanten aus ihrer günstigen Kreuzberger Mietwohnung hinausgeekelt werden soll. 3 Firmen spielen sich dabei gegenseitig in die Hände: die Deutsche Eigentum, Kröger Immobilien und Blackhill - unschwer zu erkennen die Anspielung auf die Deutsche Wohnen und BlackRock. Da wird nicht davor zurückgeschreckt, aggressiv gezüchtete Ratten im Hausflur auszusetzen oder im Winter die Fenster auszubauen. Erschreckend realistisch wird die Lage auf dem Wohnungsmarkt dargestellt. Und dass er so nah an der Realität ist. macht diesen Politkrimi so spannend. Dengler und Olga ermitteln teils zusammen, teils separat jeder auf seine eigene Art. Spannung entsteht dadurch, dass mehrere parallel stattfindende Ereignisse abwechselnd geschildert werden und Schrecken, weil sich einem die skrupellosen Strategien dieser Spekulanten allmählich immer mehr erschließen. Und dann noch eine geheimnisvolle Organisation von Verfassungsschützern und Mitarbeitern des Innenministeriums, die sich selbst scherzhaft als Zentralkomite bezeichnen, unauffällig im Hintergrund arbeiten, um ihre deutschnationalen Ziele voranzubringen. Ob das eine reale Grundlage hat, weiß ich zwar nicht, wundern würde es mich jedoch nicht.
Ein realistischer Krimi am Puls der Zeit, spannend und zum Nachdenken anregend - äußerst lesenswert!

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Veröffentlicht am 22.11.2024

Weniger Krimi als Betrachtung der gesellschaftlichen Gemengelage nach Corona

Lückenbüßer (Kluftinger-Krimis 13)
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Den 12. Klufti hatte ich gar nicht mehr gelesen, weil mir die Reihe allmählich fad wurde. Nachdem ich viel Gutes über den dreizehnten Band gehört hatte, konnte ich einem erneuten Leseversuch nicht widerstehen. ...

Den 12. Klufti hatte ich gar nicht mehr gelesen, weil mir die Reihe allmählich fad wurde. Nachdem ich viel Gutes über den dreizehnten Band gehört hatte, konnte ich einem erneuten Leseversuch nicht widerstehen. Und wurde nicht enttäuscht, denn das las sich alles wieder ganz nett.
Kluftingers Privatleben nimmt wieder viel Raum ein, bzw. seine Bewerbung für die Gemeinderatswahl seines Heimatstädtchens. Ursprüglich hat er sich nur als Listenfüller (Lückenbüßer) nominieren lassen, entwickelt dann aber doch einen gewissen Ehrgeiz, zumal sein Intimfeind Dr. Langhammer auch kandidiert.
Der Kriminalfall ist nicht so wahnsinnig spannend: Bei einer von Kluftinger als Interims-Polizeipräsidenten geleiteten Antiterrorübung wird die Leiche eines Kollegen aufgefunden, der aber gar nicht für die Teilnahme an der Übung eingeteilt war. Zwecks Aufklärung dieses Mordes wird der Hintergrund dieses Polizisten erforscht, und es stellt sich heraus, dass er sich im Umfeld von Querdenkern, Wutbürgern, Impfgegnern etc. bewegte, also im Dunstkreis rechtsradikalen Denkens. Kluftinger und seine Mannen tauchen etwas tiefer in dieses Milieu ein, was in der üblichen humorigen Weise der Autoren geschildert wird. Aber die Krimihandlung scheint mir eher als Aufhänger für Betrachtungen über die gesellschaftlichen Veränderungen im Gefolge der Coronapandemie zu dienen. Im Mittelpunkt stehen aber Kluftis Wahlkampf, seine Querelen mit Dr. Langhammer, und eine gewisse Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Männern. Langhammer übertreibt bei seinem Wahlkampf dermaßen, dass er sich bei seinen potenziellen Wählern eher unbeliebt macht, was zu Hass-Kommentaren und Drohungen in den sozialen Netzwerken und sogar zu an die Wand geschmierten Parolen an Langhammers Hauswänden führt. Das wird dann sogar dem zunächst schadenfrohen Kluftinger zu viel.
Wie immer wandelt Klufti mit seinen teilweise unterirdischen Denk- und Verhaltensweisen auf einem schmalen Grad zwischen Komik und Mitleid auf der einen und Antipathie auf der anderen Seite, aber zum Glück gelingt es den Autoren immer noch, ihn nicht ganz zur Karrikatur des tumben Spießbürgers werden zu lassen, sondern ihn irgendwie durch ein paar freundliche Gedanken doch noch ganz sympathisch rüberzubringen.
Also, für jemanden, der nur einen Krimi lesen will, nicht so ganz befriedigend, als Teil der Reihe aber sehr gelungen und unterhaltsam. Für alle Fans der Reihe und für Leute, denen humorvolle Krimis gefallen!

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Veröffentlicht am 21.11.2024

Deutsch-amerikanische Beziehung: Eine Liebesgeschichte

Im Warten sind wir wundervoll
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Ich bin keine Freundin der Kategorie "Frauen- und Liebesromane" aber dies hier ist vor allem auch ein historischer Roman über die Liebe zwischen einer Deutschen und einem amerikanischen Armeeangehörigen ...

Ich bin keine Freundin der Kategorie "Frauen- und Liebesromane" aber dies hier ist vor allem auch ein historischer Roman über die Liebe zwischen einer Deutschen und einem amerikanischen Armeeangehörigen im Deutschland der Nachkriegszeit und über all die bürokratischen Hürden, die ihnen in den Weg gelegt wurden. Laut Nachwort der Autorin kam sie durch einen Zeitungsartikel über eine deutsche Kriegsbraut, die für kurze Zeit zum Star der amerikanischen Boulevard-Presse geworden war, auf die Idee für ihren Roman.
Erzählt wird Luise Adlers Geschichte von Luises Enkelin Elfie, die in der Rahmenhandlung in der Jetztzeit ebenfalls in die USA fliegt, um ihren (deutschen) Freund dort zu besuchen und sich auf dem Weg dorthin in einen englischen Reisejournalisten verliebt.
Als Luise endlich am Flughafen in New York eintrifft, wartet sie vergeblich darauf, dass ihr Verlobter Jo Hunter sie abholt. Was ist los? Einige Amerikaner, die sie am Flughafen trifft, helfen ihr, ein ehemaliger Journalist schreibt einen Zeitungsartikel über sie und ihr Schicksal: denn wenn Hunter nicht innerhalb einer bestimmten Frist auftaucht und sie heiratet, dann muss sie wieder nach Deutschland zurück, weil der "War Bride Act" nur eine bestimmte Zeit lang in Kraft ist. Es regnet Leserbriefe, Hilfsangebote und vor allem Heiratsanträge, ganz Amerika nimmt Anteil an ihrem Schicksal.
Eine schöne Geschichte, bei der man mit der Protagonistin mitfiebert und die ein Gefühl von der Stimmung in der Nachkriegszeit vermittelt! Das ist flott geschrieben und liest sich spannend und vergnüglich - und ist deutlich mehr als nur ein Liebesroman.

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