Ein Leckerbissen!
Blut und Seide1259 – 1281: Simon von Montfort wird nach dem grausamen Mord an seinen Eltern von seinem Paten Johann von Sponheim aufgenommen. Dessen Bruder Heinrich fühlt sich zurückgesetzt und verfolgt Simon von Kindheit ...
1259 – 1281: Simon von Montfort wird nach dem grausamen Mord an seinen Eltern von seinem Paten Johann von Sponheim aufgenommen. Dessen Bruder Heinrich fühlt sich zurückgesetzt und verfolgt Simon von Kindheit an mit seinem Hass. Simons Leben verläuft sehr wechselhaft und ist in die politische Lage des Reiches eingebunden.
Der Klappentext lässt ein bisschen befürchten, dass das Liebesdrama allzu sehr im Mittelpunkt stehen könnte, und zu Beginn schien die Geschichte auch ein bisschen klischeehaft werden zu wollen. Gut, dass dem nicht zu ist, am Ende hatte ich einen spannenden und oft nicht vorhersehbaren Leckerbissen unter den historischen Romanen verspeist.
Von Anfang an überzeugt mich, wie Marita Spang erzählt, die Sprache wirkt der Zeit sehr gut angepasst, erzählt wird sehr bildhaft, so dass man schnell das Gefühl hat, dabei zu sein. Letzteres wird auch dadurch vermittelt, dass man viel über das Leben der damaligen Zeit erfährt, z. B. darüber, wie die Burgherren mit den ihnen Unterstellten umgingen, über Rittertugenden oder welche Stellung Frauen hatten. Auch die negativen Seiten der damaligen Zeit kommen dabei nicht zu kurz und machen den Roman manchmal etwas düster, vor allem auch, wenn Gewalttaten allzu explizit erzählt werden, jedoch gehört auch das zum damaligen Leben. Die Geschichte ist, wie bereits erwähnt, spannend und hat mich immer wieder überrascht. Sehr schnell war ich gefesselt, emotional sehr gepackt und neugierig auf die historischen Hintergründe. Durch Perspektivewechsel wird die Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und die Spannung erhöht.
Die Charaktere sind sehr gut gelungen und größtenteils ohne Schwarz-Weiß-Färbung. Marita Spang zeigt z. B. sehr gut auf, dass auch der beste Charakter sich verdüstern kann. Nur der Antagonist, Heinrich, ist mir insgesamt zu negativ gezeichnet, ein paar, wenn auch kleine, weiße Flecken, hätten ihm womöglich gut getan. Die Protagonisten Simon und Christina gefallen mir beide gut, der Autorin ist es gelungen, sie glaubhaft darzustellen. Die Perspektivewechsel tragen viel dazu bei, die einzelnen Charaktere tiefgehend zu zeichnen und ihre Beweggründe verständlich zu machen. Besonders gut hat mir der Waffenknecht Michel gefallen, dessen historische Person die Autorin überhaupt erst dazu inspiriert hat, den Roman zu schreiben.
Wie jeder gute historische Roman hat auch „Blut und Seide“ (der Titel wird übrigens im Roman angesprochen, das fand ich richtig gut!), einige Extras zu bieten, neben zwei Karten und einem Personenregister, in dem die historischen Persönlichkeiten (und das sind nicht wenige) kenntlich gemacht wurden, gibt es ein umfassendes Glossar, das die vielen „Fachbegriffe“ der mittelalterlichen Welt, die im Laufe des Romans benutzt werden und die zur Authentizität der Erzählung viel beitragen, erklärt, sowie ein Verzeichnis der wichtigsten Quellen. Sehr gut ist auch das Nachwort der Autorin, in dem sie auf Fakten und Fiktion eingeht.
Insgesamt ist Marita Spang ein wunderbarer, gut recherchierter und prall gefüllter historischer Roman gelungen, der mich einfach nur begeistert hat und den ich allen Genrefans ans Herz legen möchte.