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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2020

3-4 Sterne für diese schwer zu lesende, aber interessante Geschichte

Bären füttern verboten
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Rachel Elliott hat eine Geschichte geschrieben, die mit eigenwilligen und doch sehr realistischen Charakteren ausgestattet ist. Die Charaktere sind stark und schwach zugleich. Sie verzweifeln und rappeln ...

Rachel Elliott hat eine Geschichte geschrieben, die mit eigenwilligen und doch sehr realistischen Charakteren ausgestattet ist. Die Charaktere sind stark und schwach zugleich. Sie verzweifeln und rappeln sich wieder auf. Sie schleppen alle ein Paket an Sorgen, unverarbeiteter Vergangenheit und innere Trauer mit sich und doch versuchen sie ihrem Leben etwas abzuringen – einen Sinn, etwas Glück und Liebe. Die Schicksale dieser wunderbaren Charaktere werden im Laufe der Geschichte miteinander verbunden, aber der Weg dahin ist nicht so einfach.

Der Schreibstil von der Autorin ist nicht so einfach zu lesen. Anfangs habe ich nicht wirklich durchschauen können, wer mit wem und warum. Dazu kam, dass auch mal ein Hund aus seiner Sicht etwas erzählte und so die Verwirrung noch etwas größer wurde. Bei diesem Buch muss man sich die Zeit nehmen und einiges am Stück lesen. Für zwischendurch ein paar Seiten (in der Bahn oder Mittagspause) ist dieses Buch weniger geeignet, denn man benötigt einige Zeit bis man in die Geschichte eintauchen kann. Während des Lesens stellte sich bei mir immer wieder eine Art von Traurigkeit ein, denn die Charaktere sind so realistisch und nah, dass man mit ihnen mitleidet und vor allem hofft man, dass es ihnen zum Ende zu besser gehen wird.

Ich mochte die Geschichte, obwohl sie schwerer zu lesen war als andere Bücher. Dafür hatte sie spannende Charaktere, die Tiefgang und starke Emotionen hatten. Es ist, aus meiner Sicht, eine Geschichte, die danach ruft, zweimal gelesen zu werden, um wirklich alles wahr- und aufnehmen zu können, was die Geschichte zu bieten hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.04.2020

Es ist eine etwas skurrile Geschichte, manchmal mit überraschenden Wendungen und amüsanten Passagen.

Regenbeins Farben
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Unter dem Titel "Regenbeins Farben" konnte ich mir so gar nichts vorstellen. Ist es ein Krimi, ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte oder ein Schicksal? Nachdem Lesen weiß ich nun, dass es eine ...


Unter dem Titel "Regenbeins Farben" konnte ich mir so gar nichts vorstellen. Ist es ein Krimi, ein Gesellschaftsroman, eine Liebesgeschichte oder ein Schicksal? Nachdem Lesen weiß ich nun, dass es eine Liebesgeschichte mit leichter Gesellschaftskritik und vier Schicksalen ist. Die Geschichte beweist an vielen Stellen Humor und Ironie, aber stets recht leise, aber wenn man sich eingelesen hat, erkennt man sie schnell. Die Autorin hat einen guten und schön zu lesenden Schreibstil, der gut durch die Seiten trägt.

Ihre Charaktere sind so unterschiedlich und doch miteinander verbunden. Man lernt drei Witwen auf dem Friedhof kennen. Ziva, eine ältere Professorin, die im wallenden Outfit und einer recht direkten und schroffen Art auffällt. Lore, herrlich diese Lore, immer ein Champagnergläschen in der Hand und recht eigen in ihren Ansichten, aber auch sehr reich und gelangweilt. Und dann noch Karline Regenbein, eine begabte Malerin, die jedoch so unscheinbar ist, dass sie sich im Kunstbetrieb nicht durchsetzen kann bzw. will. Sie ist genügsam und ruhig. Diese drei Damen verbindet ein Mann Eduard Wettengel.

Der Reigentanz, der sich dann entwickelt, lässt tief blicken in die Geschichten der Damen und deren Leben, deren Lieben und welche Probleme sie mit dem Regime hatten. Aber auch Eduard Wettengel weiß zu überraschen. Er ist schon zu Lebzeiten der Ehemänner ein Verbindungsglied, der mal hofierend, mal ausgleichend und schlichtend in das Leben der Damen eingreift. Man sollte sich etwas für Kunst und Malerei interessieren, denn dies ist der Dreh- und Angelpunkt bei allen Charakteren.

Es ist eine etwas skurrile Geschichte, manchmal mit überraschenden Wendungen und amüsanten Passagen. Aber es gab auch traurige und eher beklemmende Momente in dieser kurzen Geschichte, die jedoch nie die Oberhand gewinnen konnten.

Veröffentlicht am 22.11.2024

Blick in die französische Gesellschaft

Mein Vater ist Putzfrau
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Es ist eine typisch französische Familiengeschichte, die alle Facetten des Lebens mit einbezieht. Die Autorin erschafft auf nur wenigen Seiten ein Bild von einer Familie, die am Rande des Existenzminimum ...

Es ist eine typisch französische Familiengeschichte, die alle Facetten des Lebens mit einbezieht. Die Autorin erschafft auf nur wenigen Seiten ein Bild von einer Familie, die am Rande des Existenzminimum lebt. Saphia Azzeddine erzählt von einem weißen Jungen, der in einer Familie lebt, deren Bildungsgrad und das Einkommen niedrig sind. Trotzdem kämpft sein Vater jeden Tag dafür, dass Polo es einmal besser haben wird. Er nimmt ihn mit auf seine Putztouren durch die Firmen und die Bibliothek. Polo putzt mit und liest ganz nebenbei in den Büchern, die er abstauben muss. Er versteht vieles nicht, aber versucht sich stets ein Fremdwort einzuprägen.

Der Lesende läuft mit Paul (Polo) durch sein Leben und erfährt so von seinen Nöten und Ängsten. Die Autorin packt die harten Fakten, die bedrückenden Situationen in eine Geschichte mit bittersüßem Humor. Jedoch werden die Charaktere nie ausgelacht oder lächerlich dargestellt. Das Ende hat mich ein wenig überrascht, aber auch schmunzeln lassen.

Veröffentlicht am 15.09.2024

Kopflose Flucht nach Brasilien

Sobald wir angekommen sind
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Ein erfolgloser jüdischer Drehbuchautor mit Rückenschmerzen sieht in allem und jeden Gefahr. Sein Fluchtinstinkt ist sehr stark ausgeprägt und ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden. Der Ukrainekrieg ...

Ein erfolgloser jüdischer Drehbuchautor mit Rückenschmerzen sieht in allem und jeden Gefahr. Sein Fluchtinstinkt ist sehr stark ausgeprägt und ihm wohl schon in die Wiege gelegt worden. Der Ukrainekrieg schürt seine Angst immer mehr und so beschließt er mit seinen Kindern und der Ex-Frau aus der neutralen und sicheren Schweiz zu fliehen.

Nach Brasilien. Auf den Spuren von Stefan Zweig.

Wenn Stefan Zweig in Brasilien zurecht kam, dann kann es Ben Oppenheim in Brasilien auch nur gut gehen. Durch die kopflose Flucht hat er einige Dinge nicht beachtet und landet dadurch recht schnell auf dem harten Boden.Der Humor ist deutlich zu erkennen und Micha Lewinsky überspitzt so manche Szene. Trotzdem ging mir Ben Oppenheim mit seinen wirren Gedanken, seiner unreflektierten Art und der Unselbständigkeit nach einigen Seiten auf die Nerven. Einzig die Frauen (Ex-Frau und Freundin) waren für mich der Grund zum Weiterlesen. Zwischen den Zeilen konnte man durchaus auch die traurige Thematik der ewigen Flucht der jüdischen Bevölkerung und der Heimatlosigkeit herauslesen. Das Ende hatte ich herbeigesehnt, da nur die Ironie und die Frauen mich unterhalten haben. Der Abschied von Ben Oppenheim fiel mir dagegen nicht schwer.

Veröffentlicht am 08.09.2024

Nanako auf den Pfaden der lesenden Männer und Frauen.

Die einsame Buchhändlerin von Tokio
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Sie testet die Dating-App, die eigentlich keine Dating-App sein will, sondern eine App, wo man sich gegenseitig hilft, zuhört und seine Businesspläne pitcht. Man bucht sich 30min. mit einer Person (sofern ...

Sie testet die Dating-App, die eigentlich keine Dating-App sein will, sondern eine App, wo man sich gegenseitig hilft, zuhört und seine Businesspläne pitcht. Man bucht sich 30min. mit einer Person (sofern diese es will) und trifft sich dann zum Gespräch. Das einige Menschen (bevorzugt Männer) diese App als Datingportal verstehen, wird auch Nanako schnell ersichtlich. Sie ist entsetzt und will eigentlich diese Art von Kontakt nicht. Doch dann hat sie Glück und trifft auf einen Mann, der gern ihre Literaturempfehlung annimmt. Denn darum geht es Nanako, sie will jedem Menschen die richtige Literatur bzw. das richtige Buch empfehlen.

Die Charaktere sind speziell und typisch japanisch. Ihre Art zu sprechen (man siezt sich beim Date) und der höfliche, fast förmliche Umgang miteinander sind (für unsere Breitgrade) fast schon ungewöhnlich und fasdt schon befremdlich. Es hat aber Spaß gemacht, Nanako zu verfolgen, wie sie wächst und immer selbstbewusster wird und wie sie ihr Business vorantreibt. Der Schreibstil ist etwas hölzern und wirkte auf mich etwas steif. Ich kam nicht so gut in die Geschichte rein und war bis zum Schluss eher ein Zaungast. Was mir jedoch gut gefallen hat, waren die vielen Buchempfehlungen, die hauptsächlich aus japanischen Autor:innen bestanden. Am Ende des Buches wurde auch eine Übersicht der erwähnten Bücher erstellt, so dass man sie sich ganz entspannt noch einmal anschauen kann.