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Veröffentlicht am 24.11.2024

Melancholische Geschichte, die zwar unterhaltsam und berührend ist, aber als Second-Chance-Romance nur wenig überzeugen kann, da der Funke zwischen den Charakteren nicht wirklich überspringt.

Last Time We Met
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Eleanor und Fin waren in ihrer Kindheit und Jugend die besten Freunde. Ihre Gegensätze glichen sich perfekt aus. Während Fin spontan war und seine Meinung nicht hinter dem Berg hielt, war Eleanor organisiert ...

Eleanor und Fin waren in ihrer Kindheit und Jugend die besten Freunde. Ihre Gegensätze glichen sich perfekt aus. Während Fin spontan war und seine Meinung nicht hinter dem Berg hielt, war Eleanor organisiert und zurückhaltend. Ihre Wege trennten sich, als Fin nach der Schulzeit London verließ, um zu reisen und sich letztlich in L.A. niederließ.
Fünfzehn Jahre später kehrt Fin zurück, als seine Mutter im Sterben liegt. Eleanor wurde drei Monate zuvor von ihrem Langzeitfreund verlassen.
Bei der Hochzeit einer gemeinsamen Freundin treffen Fin und Eleanor erstmals nach langer Zeit aufeinander, aber die Stimmung ist unterkühlt. Dabei hatten sie sich als Teenager sogar vertraglich darauf geeinigt, im Alter von 35 Jahren zu heiraten, sollten beide ungebunden sein.

Auch wenn das Buch eine Friends-to-Lovers-/ Second-Chance-/ Marriage-Pact-Romance schreibt, entwickelt die Geschichte sich nicht ganz so romantisch wie man erwarten könnte, ist sie doch von einigen betrüblichen Themen wie Alkoholismus, Betrug, Krankheit, Tod, Trauer und emotionalem Missbrauch geprägt. Zudem findet zu Beginn keine und auch später nur wenig Interaktion zwischen Eleanor und Fin statt.

Die Mehrheit der Kapitel handeln in der Gegenwart. Die einzelnen Rückblenden in die Vergangenheit der gemeinsamen Jugend sind nur kurze Ausschnitte. Darin wird zwar deutlich, dass die beiden mit den Jahren mehr Gefühle für einander hegten als nur Freundschaft, jedoch sehr lange nicht, woran ihre Bindung zerbrochen ist und warum sie den Kontakt nicht gehalten haben. So ist auch das Wiedersehen verhalten und wenig herzlich, wobei Fin allerdings von Eleanors Familie mit offenen Armen empfangen wird.

Während Fin seine Mutter, zu der er auch den Kontakt abgebrochen hatte, widerwillig und mehr aus Pflichtgefühl besucht, wird Eleanor von einer Freundin zu Dates gedrängt, obwohl die Trennung von ihrem Freund noch weit zurück liegt. Die Erinnerungen an diese Beziehung sind jedoch unschön, so dass irritierend ist, dass Eleanor ihren Freund nicht selbst verlassen hat und so leidet. Auch die andauernde Trauer um den Vater ist etwas zu präsent.
Darüber hinaus erscheinen die Szenen im Pflegeheim nicht immer realistisch - sowohl in Bezug auf das Verhalten der dementen und todkranken Mutter als auch der eigentümlichen Fotoshootings, zu denen Fotograf Fin genötigt wird.

Erst nach mehreren zurückhaltenden Treffen zeigt sich, dass Eleanor und Fin überhaupt noch so etwas wie Freundschaft empfinden. Echte Nähe ist nicht zu spüren, ein klärendes Gespräch findet nur im Ansatz statt und dann braucht es am Ende reichlich Drama bis sich die beiden besinnen.

Auch wenn die Geschichte nicht ganz rund ist, ist sie abwechslungsreich und unterhaltsam und kann zudem emotional berühren. Dass beide Hauptfiguren ein Trauma in sich tragen und Angst vor Verletzungen haben, ist deutlich zu spüren. Deshalb ist die Stimmung fast durchgehend melancholisch statt von Wiedersehensfreude geprägt. Lange bleibt offen, was zwischen den beiden ehemaligen besten Freunden steht und ob ihr kindlicher Pakt ein gutes Omen war. Romantische Gefühle erwartet man allerdings vergebens.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Humorvolle Lektüre über eine ältere Lady, die noch einmal durchstartet. Schöne Botschaft, wenn auch mit überzogener Darstellung.

Nicht zu alt für diesen Scheiß
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Sylvia wohnt seit Kurzem in einer Seniorenwohnanlage mit ihrem Ehemann Louis in Florida. Als sie diesen in flagranti mit einer Nachbarin im Bett erwischt und er ihr infolgedessen gesteht, dass sie aufgrund ...

Sylvia wohnt seit Kurzem in einer Seniorenwohnanlage mit ihrem Ehemann Louis in Florida. Als sie diesen in flagranti mit einer Nachbarin im Bett erwischt und er ihr infolgedessen gesteht, dass sie aufgrund einer finanziellen Fehlentscheidung bankrott sind, verlässt Silvia kurzerhand ihren Mann. Nach einem Zwischenstopp bei ihrer Tochter in Connecticut, die ihre Mutter überzeugen möchte, sich vernünftigerweise mit Louis zu versöhnen, bricht Sylvia mit ihrer besten Freundin Evie an der Seite nach New York auf. Mit 63 Jahren fühlt sich Sylvia nicht zu alt für einen Neuanfang, sucht sich Wohnung und Job, um wieder auf eigenen Beinen zu stehen. Louis legt ihr weiterhin Steine in den Weg, aber Sylvia gibt sich kämpferisch und vielleicht ist sie auch wieder bereit für eine neue Liebe.

"Nicht zu alt für diesen Scheiß" ist - wie der launige Titel schon suggeriert - ein humorvoller Roman über eine lebensältere Lady, die plötzlich vor den Trümmern ihrer Ehe steht, das Beste daraus macht und ihren Träumen folgt, auch wenn Außenstehende dies als lächerlich und unvernünftig abtun (würden).
Sylvia hat nicht vor, sich in einer Seniorenanlage mit einem Mann zu arrangieren, der nicht nur eine Affäre hat, sondern ihre ganze Altersvorsorge verzockt hat und ist mutig genug, aus dem bisher goldenen Käfig auszubrechen.

Es ist ein Roman über zweite Chancen, der lebendig und turbulent erzählt ist und schon in der prekären Anfangssituation im ehelichen Schlafzimmer zu dritt für Lacher sorgt.
Auch wenn die Geschichte aus Sicht einer Ü60-Jährigen verfasst ist, ist der Roman auch für jüngere LeserInnen geeignet, denn Sylvias Situation ist auf viele Lebenslagen übertragbar. Prüde sollte man allerdings nicht sein, denn Sylvias Libido inklusive Dick-Pics ihres älteren Lovers finden Erwähnung. Ganz erst zu nehmen sind diese Szenen vielleicht nicht, aber den Humor muss man mögen wie die überzeichneten Figuren der High Society.

Die Geschichte entwickelt sich nicht weiter überraschend und geht nicht sonderlich in die Tiefe, aber das ist auch nicht der Anspruch des Romans. Es ist eine humorvolle Lektüre mit einer sympathischen, resoluten Heldin, die als ältere Lady in der Berufswelt und in Liebesdingen mit ihrem ganz speziellen Charme punkten kann. Daneben geht es um die Verbindungen zwischen Müttern und Töchtern und mitunter schwierigen Familienverhältnissen.
Der Roman zeigt, dass es nie zu spät ist, seinen Träumen zu folgen und vor allem, unbeirrt seinen eigenen Weg zu gehen. Das sooo erfolgreiche Ende für Sylvia ist jedoch ein wenig überzogen. Die Geschichte hätte zufriedenstellender ein paar Seiten früher enden können.

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Veröffentlicht am 10.03.2024

Historischer Roman nach wahren Begebenheiten, der ein schreckliches Ereignis in den Mittelpunkt rückt und von eine dramatische Liebesgeschichte erzählt.

Neunzehn Stufen
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Im Herbst 1942 wird London immer wieder von Luftangriffen bedroht. Nellie Morris und ihre Familie suchen regelmäßig Zuflucht in der nahe gelegenen U-Bahn-Station Bethnal Green. Der Krieg hat sie mürbe ...

Im Herbst 1942 wird London immer wieder von Luftangriffen bedroht. Nellie Morris und ihre Familie suchen regelmäßig Zuflucht in der nahe gelegenen U-Bahn-Station Bethnal Green. Der Krieg hat sie mürbe gemacht, aber die Familie, vor allem ihre jüngere Schwester Flo, sowie ihre Arbeit als Sekretärin bei der Bürgermeisterin Mrs. Bolton geben Nellie Halt und eine Aufgabe.
Durch einen Zufall lernt sie den amerikanischen Pilot Ray Fleming kennen und verliebt sich auf den zweiten Blick in ihn. Beide träumen sie von Frieden und Freiheit und davon, die Zukunft gemeinsam zu verbringen.
Doch im Frühjahr 1943 kommt es in London zu einem tragischen Ereignis, das für Nellie alles ändert und das sie sogar ihre Liebe zu Ray in Frage stellen lässt.

"Neunzehn Stufen" ist inspiriert von der Lebensgeschichte der Großmutter der Autorin. Es ist ein dramatisches Zeitzeugnis, eine stürmische Liebes- und bewegende Familiengeschichte.
Wie viel des Romans Fiktion ist und wie viel auf wahren Begebenheiten beruht, wird nicht erläutert. Tatsache ist jedoch, dass sich die erschütternde Katastrophe von Bethnal Green im März 1943 ereignet hat und für viele Londoner zu einer der schmerzvollsten Nächte des Zweiten Weltkrieges wurde.

Die Geschichte wird lebendig in einfachen Worten erzählt. Die Liebesgeschichte entfaltet sich sehr rasch und euphorisch und überrascht am Ende nicht mit ihrer Dramatik. Die Charaktere sind allesamt liebenswert, gutherzig, verständnisvoll und damit arg flach und eindimensional. Die Liebesszenen werden blumig und kitschig beschrieben. Durch die Schicksalsschläge, die Nellie erleben muss und ihre inneren Kämpfe zwischen Trauer, Verantwortung, Schuld und Vergebung erhält der Roman mehr Gehalt.

Es ist ein historischer Roman, der gut unterhält und mit der Hauptfigur Nellie mitleiden lässt, der aber weder erzählerisch noch inhaltlich etwas Neues bietet und trotz des Hintergrunds der Geschichte der eigenen Familie bzw. Großmutter Ruth reichlich unpersönlich bleibt.

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Veröffentlicht am 27.02.2024

Kämpferisches Buch über die jahrtausendealte Unterdrückung der Frau und wie Männer Glaube und Religion nutzen, um sich Frauen Untertan zu machen.

Mein Name ist Lilith
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Lilith ist die erste Frau von Adam im Garten Eden. Die beiden leben in Harmonie bis Adam neue Ideen entwickelt und verlangt, dass sich Lilith ihm unterordnen soll und sie sich weigert. Wenig später ist ...

Lilith ist die erste Frau von Adam im Garten Eden. Die beiden leben in Harmonie bis Adam neue Ideen entwickelt und verlangt, dass sich Lilith ihm unterordnen soll und sie sich weigert. Wenig später ist Eva an seiner Seite und Lilith ist entsetzt, dass diese sich gefügig als Adams Gehilfin bezeichnen lässt. Von Jahwe erfährt Lilith keine Unterstützung und macht sich zusammen mit dem gefallenen Engel Samael auf dem Weg, um ihre Mutter, die Ur-Göttin Asherah zu finden. Lilith möchte das Gleichgewicht zwischen Mann und Frau wiederherstellen und für Gerechtigkeit sorgen.
Über 6.000 Jahre hinweg muss Lilith immer wieder mit ansehen, wie Frauen unterdrückt und ihre Leben lassen müssen, um im Sinne Gottes für Nachkommen zu sorgen.

Lilith wird in der Bibel nur an einer Stelle erwähnt. Ihre Figur entstammt vielmehr der hebräischen Mythologie in ihrer Darstellung als Dämonin.

"Mein Name ist Lilith" gibt ihr eine Stimme. Aus Liliths Sicht wird die Schöpfungsgeschichte etwas anders erzählt. Ihre Darstellung ist nicht nur feministisch, sondern auch blasphemisch und würde von einem bibelfesten, gläubigen Christen sicher nicht gutgeheißen. Jahwe ist nicht der einzige und schon gar kein gütiger Gott, Männer sind grundsätzlich hohl und gewalttätig. Biblische Figuren wie Adam oder Noah erscheinen als einfältige Idioten und auch Frauen wie Eva sind so lange dümmlich, bis sie von Lilith profitieren, die vom Baum der Erkenntnis genascht hat. Der Abschnitt um Maryam (Maria Magdalena) liest sich hingegen versöhnlicher und lässt das Ansinnen Jeshuas (Jesus) in einem positiven Licht erscheinen.

Ihre Geschichte ist lebendig und abenteuerlich, eine mutige Reise einer ambitionierten, modern denkenden Frau. Ihr Anliegen ist aus weiblicher Sicht verständlich und eine legitime Auflehnung gegen das Patriarchat. Sehr eindringlich wird beschrieben, wie Frauen als bedrohlich, als Verführerinnen, Sünderinnen und Dämonen wahrgenommen werden.

Lilith wird göttlich und überlebt Tausende Jahre, was vom Beginn der Menschheit über die Antike, das römische Reich bis in die Neuzeit führt. Die einzelnen Abschnitte, die Begegnungen mit bekannten Figuren aus dem Alten und dem Neuen Testament schildern, sind mitunter langatmig, da gebetsmühlenartig die immer gleichen Inhalte im Kampf für Gerechtigkeit und Harmonie gepredigt werden. Die Kämpfe zwischen Göttern und den männlichen Nachkommen Liliths, die nach Macht streben und das Verharren Liliths in Passivität auf ihrer Suche nach ihrer Prophetin kann nicht durchgängig fesseln.

"Mein Name ist Lilith" ist ein kämpferisches Buch über die jahrtausendealte Unterdrückung der Frau und wie Männer Religion und Glaube dahingehend deuten, ihnen die Frauen Untertan zu machen und als reine Gefäße für die Fortpflanzung zu gebrauchen. Lilith setzt sich zur Wehr und begibt sich auf die andauernde Mission, das Unrecht beginnend im Garten Eden zu berichtigen und die Geschichte zu verändern.
Das Buch trifft damit den Nerv der Zeit und weckt Emotionen, für Lilith als tragische Figur, die so viele Verluste ertragen muss und macht wütend für die ungerechtfertigten Hierarchien, die von Männlichkeit dominiert werden, die in Kriege führen und zur Ausbeutung der Erde beitragen.
Das Ende stimmt versöhnlich, überwindet die Feindseligkeit zwischen Männern und Frauen und lässt von einer besseren Welt träumen.

In einem Anhang finden sich Erklärungen der Autorin zu den erwähnten Figuren, die den Roman abrunden, so dass zum Verständnis kein Wissen aus Bibel oder Mythologie zwingend nötig ist.

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Veröffentlicht am 08.02.2024

Nicht erhellend, aber unterhaltsam - zwei Schwestern zwischen Rassismus und Familienalltag

Weiße Wolken
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Dieo und Zazie sind zwei Schwestern mit einer deutschen Mutter und einem eingewanderten Senegalesen als Vater.
Die ältere Dieo ist früh Mutter geworden, verheiratet, als Psychotherapeutin tätig und leidet ...

Dieo und Zazie sind zwei Schwestern mit einer deutschen Mutter und einem eingewanderten Senegalesen als Vater.
Die ältere Dieo ist früh Mutter geworden, verheiratet, als Psychotherapeutin tätig und leidet unter mental load. Zazie ist dabei zu promovieren und mit dem weißen Max zusammen, den sie jedoch auf Abstand hält. Zazie unterstützt ihre Schwester, indem sie sich regelmäßig um ihre Neffen kümmert. Dabei lamentiert sie unaufhörlich über Ungerechtigkeit, Sexismus und Rassismus und die Pflicht, sich dagegen zu wehren. Dieo ist zunehmend gestresst davon, während ihr Mann Simon jegliche Feindseligkeit und Provokation gelassen ausblenden kann und sich ganz seinem Beruf widmet, der ihn zum stolzen Ernährer macht.
Als der Vater der beiden Schwestern stirbt, reisen sie zur Beerdigung in den Senegal, wo Dieo im Gegensatz zu Zazie noch nie war.

Der Roman ist aus den Perspektiven der Schwestern geschrieben, aber auch aus Simons Sicht sind einige Kapitel verfasst. Diese sind kurz und in einer modernen Sprache formuliert. Anglizismen wechseln sich mit hippen Begriffen der Jugendsprache und Fremdworten aus den Geisteswissenschaften ab. Bei Zazie wird konsequent das Gendersternchen verwendet. Auch wenn ich im selben Alter wie die Autorin bin, kannte ich viele Begriffe nicht oder verwende sie zumindest nicht in meinem Sprachgebrauch. Das Buch scheint deshalb vor allem auf die Generationen Y bis Z zugeschnitten zu sein. Ältere LeserInnen könnten mit "woke", "Rant", "Rookie" oder "Prop" vielleicht ihre Probleme haben.
Die Thematik des Buches wird durch die betont hippe Sprache ein wenig in den Hintergrund gedrängt und lassen die Charaktere mitunter durch ihre künstliche Ausdrucksweise schlicht lächerlich erscheinen.

Die Geschichte schildert den Alltag der beiden Schwestern, den anstrengenden Beziehungs- und Familienalltag, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und auch immer wieder rassistische und sexuelle Übergriffe - von (lieb) gemeinten Worten bis diskriminierenden Handlungen.
Vor allem Zazie legt dabei unerlässlich den Finger in die Wunde, prangert die Verrohung der Gesellschaft und Entmenschlichung an. Auch reale Ereignisse wie konkrete Fälle von Polizeigewalt oder ereignete Attentate fließen in die Handlung ein.

Neben den pauschalen Problemen für Migranten und Minderheiten, spielen auch ganz persönliche Aspekte eine Rolle, wie das Gefühl, nirgends dazu zu gehören. "Bounty" Zazie ist das Rassendenken deshalb zuwider, was sehr gut nachvollziehbar ist. Aber auch in Dieo, die sich in die Mutterrolle gedrängt im Stillen mehr Unterstützung von Simon erhofft, kann man sich sehr gut hineinversetzen.
Roter Faden des Romans sind die inneren Konflikte und die Diskriminierung im täglichen Leben - darüber hinaus sind die Alltagsszenen lose und häufig ohne Zusammenhang und letztlich fehlt auch ein rundes Ende oder pointierter Abschluss.

"Weiße Wolken" - kleine Verletzungen, die Spuren hinterlassen - prangert die Probleme in unserer Gesellschaft an, bleibt dabei jedoch bei deren Aufzählung, ohne in die Tiefe zu gehen. Zu der schon im Klappentext erwähnten Reise, die wesentlich für das Verhältnis der Schwestern sein soll, kommt es sehr spät und nimmt keinen großen Umfang ein oder sorgt für einen Erkenntnisgewinn im Hinblick auf Familie, Wurzeln, Heimat oder die Liebe der Schwestern zueinander, denn die war immer präsent.
Trotz der negativ besetzten Themen hat das Buch durchaus humorvolle Szenen, ist lebendig und unterhaltsam, was den ulkigen Nebencharakteren - den Kindern, Müttern und Oma Rose - zu verdanken ist, bleibt aber hinter den Erwartungen eines "erhellenden" Debütromans zurück.

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