„Lasst Knochen sprechen“ von Kathy Reichs ist 2001 bei blanvalet (Karl Blessing Verlag GmbH) erschienen und der 3. Band aus der Temperance-Brennan-Serie.
Klappentext
Ein heißer Sommer in Montreal. Emily Anne, schwarze Locken, lange Wimpern und karamellfarbene Haut, ist neun Jahre alt, als sie auf dem Weg zum Ballettunterricht von zwei Kugeln in die Stirn getroffen wird. Als Zufallsopfer in einem Bandenkrieg zweier rivalisierender Motorradgangs wird sie von den Behörden abgestempelt. Doch Tempe Brennan, die eigenwillige forensische Anthropologin, möchte Einzelheiten wissen. Sie schwört lückenlose Aufklärung des Falls. Während sich die Schraube der Gewalt zwischen den beiden Banden, den Heathens und den Vipers, weiter dreht, bekommt Tempe im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun. Sie erahnt zwischen den diversen, schrecklich zugerichteten Toten einen brisanten Zusammenhang und gerät durch ihre hartnäckigen Nachforschungen in immer größere Gefahr. Aber nicht nur sie: Leider hat auch ihr Neffe Kit ein verhängnisvolles Faible für Motorräder ...
Einstieg ins Buch
Ihr Name war Emily Anne. Sie war neun Jahre alt, hatte schwarze Locken, lange Wimpern und eine karamellfarbene Haut. ...
Meine Meinung
Emily Anne Toussaint ist auf dem Weg zum Ballettunterricht und gerät zufällig zwischen die Fronten zweier Motorradbanden, die sich gegenseitig bekriegen. Sie wird von zwei Kugeln in den Kopf getroffen und stirbt. Tempe ist schockiert und schwört der Kleinen die Wahrheit herauszufinden. Nebenbei muss sie noch ein Auge auf ihren Neffen Kit werfen, der bei ihr zu Besuch ist und sich mit den falschen Leuten anfreundet. Am Ende kostet der Fall nicht nur fast Tempes Leben, sondern auch fast das von Kit.
Kathy Reichs hat für dieses Buch wieder sehr gut recherchiert. Sie gibt ihr Wissen über verschiedene Motorradgangs an den Leser weiter und baut damit ihren Roman Stück für Stück auf. Ich habe einiges über die Entstehung und Entwicklung der einzelnen Gangs (z. B. Hells Angels, Bandidos, Vipers, usw.) erfahren, sowie über die riesige Organisation, die hinter den Banden steckt. Für den einen oder anderen, der so gar nichts mit diesem Thema anfangen kann, könnten die detaillierten Ausführungen über die Gangs aber eventuell etwas lang und trocken werden. Vor allem weil es manchmal seitenlang um nichts anderes geht.
In "Lasst Knochen sprechen" sind die Opfer wieder sehr ausführlich und haargenau beschrieben: Die Anordnung der Knochen, der Zustand der Knochen, das vorhandene Gewebe und die Gerüche dazu. Dass Kathy Reichs vom Fach ist, wird in diesem Buch deutlich, denn die Beschreibungen der Opfer und auch der forensischen Vorgänge sind von ihr sehr bildlich dargestellt. Gerade wenn Tatorte beschrieben werden fühle ich mich immer direkt anwesend, weil alles so hervorragend bildlich dargestellt wird.
Etwa in der Mitte des Buches wurde es auch für mich etwas zäh und ich habe das Buch erstmal ein paar Tage aus der Hand gelegt. Der Mittelteil ist wirklich nicht spannend und ich hatte das Gefühl, dass es gar nicht vorwärts ging. Vor allem lag das an den Besprechungen, an denen ich wohl oder übel "teilnehmen" musste. In diesen Besprechungen gab es ausschließlich Informationen über Gangs und Rangordnungen der Motorradclubs und ich wurde etwas erschlagen damit. Sehr langwierig und trocken wurde erklärt, welcher Club wie entstanden ist und welcher Club mit welchem rivalisiert. Es ist wie wenn man in einer großen Runde sitzt und man einfach irgendwann nicht mehr zuhören kann. Im letzten Drittel wurde das Buch wieder sehr spannend und ein Ereignis jagte das nächste. Ich konnte gar nicht schnell genug die Seiten umblättern um zu sehen wie es weiter geht.
Gut gefallen hat mir, dass Kathy Reichs auch hier wieder aus der Sicht von Tempe geschrieben hat und ich mich dadurch gut in sie hineinversetzen konnte. Auch, dass ich ihren Neffen Kit etwas besser kennen lernen konnte fand ich sehr erfreulich. Je mehr ich über Tempe und ihre Familie erfahre, desto vertrauter wird sie mir. Generell sind die Hauptcharaktere sehr gut und stark ausgearbeitet, während Kathy Reichs die Charaktere am Rand eher oberflächlich behandelt. Das allerdings finde ich sehr gut, denn so füllt sie ihre Seiten nicht mit unnötigen Informationen.
Zitat
Ich habe schon viele von Informanten geführte Expeditionen mitgemacht, und in den meisten Fällen war es reine Zeitverschwendung; Tipps aus dem Gefängnis sind notorisch unzuverlässig, entweder weil der Informant lügt, oder einfach, weil sein Gedächtnis ihn im Stich gelassen hat. (Seite 62)
Fazit
"Lasst Knochen sprechen" ist sicherlich eher ein schwächerer Roman aus der Temperance Brennan Serie. Wirklich spannend und rasant wird der Roman erst im letzten Drittel und die forensische Arbeit bleibt ein bisschen auf der Strecke. Von mir eine solide Leseempfehlung.