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Veröffentlicht am 26.01.2018

Glas, so klar wie fest gewordenes Gebirgswasser

Das Geheimnis des Glasbläsers
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Anno Domini 1452: König Friedrich, der in Kürze zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt werden wird, feiert in Rom seine Hochzeit mit Eleonore. Gesandte aus allen Teilen der christlichen Welt ...

Anno Domini 1452: König Friedrich, der in Kürze zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gekrönt werden wird, feiert in Rom seine Hochzeit mit Eleonore. Gesandte aus allen Teilen der christlichen Welt wurden ausgesandt, um den Frischvermählten Geschenke und Glückwünsche überbringen. Das aufsehenerregendste Präsent überreicht Emilio Nani, Mitglied des Großen Rats von Venedig: zwei Trinkpokale aus kristallklarem Glas, genannt "Cristallo". Dieses Geschenk ist eine Sensation, denn in Friedrichs Herrschaftsgebiet kennt man nur grünes Waldglas. Friedrich ist so fasziniert, dass er seinem Kanzler aufträgt, den Venezianern das Geheimnis dieses Wunders zu entreißen.
Etwas später in Hauenstein: Simon, ein talentierter Glasbläser mit dem Hang, sich selbst in die Bredouille zu bringen, ist beim Waldvogt in Ungnade gefallen. Da der Reichskanzler Riederer gerade nach dem besten Glasbläser des Reiches sucht, um ihn als Spion nach Venedig zu schicken, wird kurzerhand Simon diese "Ehre" zuteil. Nur mit Ulf, einem recht einfach gestrickten Handlanger aus der Glashütte, und Lilli, einer Eselin, macht er sich auf, das Geheimnis der Cristallo-Herstellung zu lüften.

Derzeit sind historische Romane, die im Mittelalter angesiedelt sind, gar nicht so leicht zu finden, und noch schwerer wird es dann, einen richtig guten zu erwischen. Umso glücklicher bin ich, dass mir dieses Buch aufgefallen ist, was natürlich zuallererst am stimmigen Cover liegt, das sofort mein Interesse geweckt hat. Aber auch der Inhalt überzeugt: Von der ersten Zeile an war ich gefesselt von dieser prallen und farbenfrohen Geschichte über die lange Reise, die Simon und Ulf vom tiefsten Schwarzwald über die Alpen ins ferne Venedig und sogar bis ins von den Türken belagerte Konstantinopel führt.

Die liebevoll gezeichneten Figuren habe ich gerne begleitet, und mir gefiel besonders, dass es sich eben nicht um Adlige und Ritter handelte, sondern um einfache Menschen, die zum Spielball der Reichen und Mächtigen werden. Simon, der zwar außerordentlich talentiert, aber dennoch nur ein junger Handwerker ist, und Ulf, der von den meisten als zurückgeblieben und dumm wahrgenommen wird, obwohl er manchmal überraschend kluge Äußerungen macht, werden vor eine unlösbare Aufgabe gestellt. Schon die weite Reise bis nach Venedig ist voller Gefahren, und die Betreiber der Glashütten auf der Insel Murano teilen ihre Geheimnisse natürlich nicht mit jedem dahergelaufenen Waldglasbläser, sondern hüten sie im Gegenteil wie ihren Augapfel. In Venedig macht Serena, die ein Freudenhaus ihr Eigen nennt, das Trio dann komplett. Obwohl alle drei sehr sympathisch sind, haben sie dennoch auch ihre Schwächen, was sie aber eben gerade authentisch wirken lässt.

Der einzige kleine Schwachpunkt des Buches ist die Krimihandlung um einen Serienmörder, der in Venedig sein Unwesen treibt. Leider kann ich das nicht vertiefen, ohne inhaltlich zu weit vorzugreifen, aber meiner Meinung nach hätte dieser Handlungsstrang noch Potential gehabt, das nicht ganz genutzt wurde.
Aber das Buch ist ja auch ein historischer Roman und kein historischer Krimi, und bringt als solcher auch alles mit, was ich als Leser erwarte: zum einen ein am Ende angehängtes "Dramatis personae", in dem die realen historischen Personen gekennzeichnet sind, und eine ausführliche Danksagung des Autors, die einen Einblick in die fundierte Recherche zu diesem Roman lieferte.

Insgesamt hat mich Ralf Dorweiler auf Anhieb überzeugt, denn Das Geheimnis des Glasbläsers ist ein richtig guter, fesselnder und vor allem unterhaltsamer Roman, der faszinierende Einblicke in die Glasherstellung gewährt, und den ich jedem Mittelalter-Fan ans Herz legen möchte.

Veröffentlicht am 19.01.2018

Gelungener Häkelkrimi in bezaubernder kornischer Atmosphäre

Je tiefer man gräbt
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Mags Blake hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, sie gestaltet und pflegt Gärten in ihrer Heimatstadt Rosehaven. Das Anwesen der Familie Williams, Shelter Gardens, öffnet einmal jährlich seine Pforten für die ...

Mags Blake hat ihr Hobby zum Beruf gemacht, sie gestaltet und pflegt Gärten in ihrer Heimatstadt Rosehaven. Das Anwesen der Familie Williams, Shelter Gardens, öffnet einmal jährlich seine Pforten für die Öffentlichkeit, und da Mags die Anlage sehr gut kennt, wird sie gebeten, die Besucher durch die Gärten zu führen. Dabei fällt ihr im Hortensiengarten auf, dass einige Blüten rosa statt blau blühen - das lässt Mags keine Ruhe und sie gräbt an der Stelle, nachdem sich die letzten Besucher verabschiedet haben. Sie findet dort die Überreste von Thomas Williams Verlobter, die vor einigen Jahren zeitgleich mit dem Familienschmuck verschwunden ist.

Für mich muss ein spannender Mordfall nicht zwangsläufig vor Blut triefen, und detailliert beschriebenes Gemetzel muss auch nicht immer sein. Für Häkelkrimis bin ich also jederzeit zu haben, und den Begriff meine ich keinesfalls abwertend, sondern einfach nur als Abgrenzung von Krimis, bei denen es deutlich härter zur Sache geht.

Mary Ann Fox ist hier ein ausgewogener Mix gelungen: ein geheimnisvoller "Cold Case" in stimmungsvollem Setting, bevölkert von schrullig-sympathischen Figuren, die man als Leser sehr gerne begleitet.

Die Gärtnerei ist für mich persönlich nicht gerade ein Steckenpferd, mangels Talent kann ich auch die robustesten Pflanzen in die Knie zwingen, und ich habe auch keine große Freude an der Gartenarbeit selbst. Aber wenn man Mags, die auch ohne Ausbildung eine passionierte Gärtnerin ist, so über die Schulter schaut, kann sogar ich verstehen, wie erfüllend dieses Hobby (oder in Mags' Fall: dieser Beruf) sein kann.

Der Mordfall selbst steht trotzdem an erster Stelle, Mags wird eigentlich wider Willen viel tiefer in die Ermittlungen verstrickt, als es ihr recht ist. Ich tappte selbst lange im Dunkeln, und konnte mich nicht recht entscheiden, welcher Kandidat der wahrscheinlichste Täter ist, es blieb also bis zum Schluss spannend.

Leider konnte ich keine Informationen dazu finden, ob Mary Ann Fox eine Reihe plant, aber das Potenzial dazu wäre meiner Meinung nach auf jeden Fall vorhanden - ich würde sehr gerne für einen neuen Mord wieder in das beschauliche Dörfchen Rosehaven zurückkehren.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Der Mörder ist nicht immer der Gärtner, denn manchmal ist die Gärtnerin auch der Hobby-Detektiv!

Veröffentlicht am 09.01.2018

Die Vergangenheit prägt die Gegenwart und die Zukunft...

Die Tränen der Kinder
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Paula Tennant ist Agent bei der ISA (International Security Agency), und eigentlich zu Innendienst verdonnert, weil wegen ihres letzen Falles noch eine interne Ermittlung läuft. Sie absolviert brav ihre ...

Paula Tennant ist Agent bei der ISA (International Security Agency), und eigentlich zu Innendienst verdonnert, weil wegen ihres letzen Falles noch eine interne Ermittlung läuft. Sie absolviert brav ihre Termine beim hauseigenen Psychologen der Agency, und langweilt sich in ihrem mönchszellenartigen Büro, als der stellvertretende Direktor sie überraschend zu ihrem ersten Auslandseinsatz nach Rom abkommandiert.
Im Sacro Bosco bei Bomarzo wurde ein mittelalterliches Massengrab voller weiblicher Skelette gefunden. Als die Archäologen auch mumifizierte Leichname aus den letzten beiden Jahrzehnten entdecken, eine tot geglaubte Nonne nach dreizehnmonatigem Verschwinden plötzlich wieder auftaucht, und die italienische Polizei komplett im Dunkeln tappt, schaltet Kardinal Calitri, der Besitzer des Waldstücks, seinen alten Freund (und Paulas Vorgesetzten) Robert Bernstein von der ISA ein.

Dieser Roman ist der Auftaktband zur einer neuen Reihe um Paula Tennant, die bei der fiktiven Agency einen wirklich gefährlichen Job hat. Sie ermittelt in Rom Undercover, weil ihre Behörde nur inoffiziell hinzugezogen wurde, was ihr natürlich sofort heftigen Unmut seitens der italienischen Polizisten entgegenschlagen lässt, die sie für eine aufdringliche Hobby-Detektivin halten.
Paula ist noch eine schwer einzuschätzende Figur, sie ist sehr auf ihre Arbeit fokussiert und hat so gut wie kein soziales Umfeld. Die Ursachen liegen anscheinend in ihrer Kindheit, wurden bisher aber nur angedeutet, daher bin ich sehr gespannt, was noch über sie ans Licht kommt. Auch ihr Vorgesetzter Bernstein ist ein recht unkonventioneller Charakter, den man in der Position eigentlich nicht unbedingt erwarten würde.

Das Setting im nördlichen Latium ist mit Bedacht gewählt, ich selbst war schon mehrfach in der Region und habe den "Parco dei Mostri" jedes Mal besucht. Schon bei strahlendem Sonnenschein wirken die Statuen der "Monster" sehr unheimlich, und sich dort ein mittelalterliches Massengrab vorzustellen ist wirklich nicht allzu schwer.

Es gibt ein paar Passagen, die noch etwas unrund wirken, und leider den fünften Stern in der Bewertung gekostet haben. So wird beispielsweise Paulas Psychologe Cochran in Kapitel 2 als "dieser übergewichtige, kleine Kerl" mit "massigen Unterarmen" beschrieben, und nimmt dann ein paar Seiten weiter "seine dünnen Arme vom Schreibtisch". Im späteren Verlauf gab es noch eine weitere Szene, in der Paula die Lösung eigentlich schon vor der Nase hat, aber nicht die richtigen Schlüsse zieht, obwohl das eigentlich so gar nicht zu der cleveren Agentin passen will.

Diese Kleinigkeiten irritieren zwar ein wenig, aber dennoch ist "Die Tränen der Kinder" insgesamt ein mega-spannender Thriller mit einem kräftigen Schuss Mystery und ein paar Dan-Brown-mäßigen Lektionen in christlicher Mythologie. Mir hat dieser Mix sehr gut gefallen, und ich bin jetzt schon sehr gespannt auf Paula Tennants zweiten Fall.

Veröffentlicht am 01.12.2017

Verwirrendes Intrigenspiel in der Belle Époque

Grandhotel Angst
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Bordighera, im Jahr 1899: Nell und ihr frisch angetrauter Ehemann Oliver verbringen ihre Flitterwochen an der Riviera. Noch nie zuvor hat Nell England verlassen, doch nun ist sie an diesem traumhaften ...

Bordighera, im Jahr 1899: Nell und ihr frisch angetrauter Ehemann Oliver verbringen ihre Flitterwochen an der Riviera. Noch nie zuvor hat Nell England verlassen, doch nun ist sie an diesem traumhaften und exotischen Ort, und wohnt sogar an der ersten Adresse am Platz, im Grandhotel Angst. Nells anfängliche Begeisterung für das Hotel schlägt aber schon nach kurzer Zeit ins Gegenteil um: jemand wird ermordet, Oliver ist plötzlich wie ausgewechselt und die düsteren Legenden, die sich um das Hotel ranken, jagen ihr eine Höllenangst ein.

Der Klappentext hat mich sofort angesprochen, und dass der Schauplatz des Romans, das Hotel mit dem ungewöhnlichen Namen, keine Erfindung der Autorin ist, gab mir noch einen zusätzlichen Anreiz, das Buch lesen zu wollen.
Im ausgehenden 19. Jahrhundert war die italienische Riviera bei gut betuchten Touristen extrem angesagt, und der heute etwas in Vergessenheit geratene Ort Bordighera war das Zentrum der Region. Das Grandhotel wurde im Jahr 1887 eröffnet und verfügte über eine spektakulär moderne Ausstattung - es gab elektrisches Licht im ganzen Haus, und auch fließend Warmwasser in allen Gästezimmern. Kein Wunder also, dass jeder, der es sich leisten konnte, genau dort die milden Wintermonate genießen wollte. Im Jahr 1900 soll sogar Queen Victoria einen Aufenthalt geplant haben, der aber (sicher sehr zum Leidwesen des Eigentümers Adolf Angst) nie realisiert wurde.
Mit dem Ausbruch des ersten Weltkrieges und dem anschließenden Niedergang des europäischen Adels, begann leider auch der Niedergang des imposanten Hotels, in den 30er-Jahren schloss es endgültig seine Pforten. Heute ist die Ruine, deren frühere Eleganz noch immer zu erahnen ist, ein "Lost Place". Bilder davon sind im Internet zu finden, und es verwundert nicht, dass ein solcher Ort die Phantasie einer Autorin beflügeln muss.

So ist auch das Setting absolut überzeugend, man hat die luxuriösen Gemeinschaftsräume und das edel ausgestatte Zimmer des frischvermählten Ehepaares ebenso vor Augen wie die mondäne Gästeschar, die das Hotel bevölkert.

Etwas schwer getan habe ich mich allerdings mit der Erzählform: Die Ich-Perspektive kann oft sehr gelungen sein, in diesem Fall ist Nell allerdings eine etwas anstrengende Protagonistin, die sich sehr schnell in die kursierenden Geistergeschichten hineinsteigert, und dann tatsächlich etwas hysterisch wirkt. Mit ihren 21 Jahren ist sie noch sehr naiv, obwohl sie sich bereits nach wenigen Wochen Hals über Kopf in die Ehe mit Oliver gestürzt hat, kommt für sie Erkenntnis, dass sie ihren Ehemann überhaupt nicht kennt, völlig überraschend. Da kann man sich als heutiger Leser manches Mal fast besser mit Oliver identifizieren, der von den diversen Anwandlungen seiner jungen Frau überfordert ist, und dann kühl und reserviert auf ihre schwer nachvollziehbaren Ansinnen reagiert.
Ich bin etwas hin- und hergerissen - in Romanen, die in derselben Epoche spielen, sind die Protagonistinnen oft ein wenig aus der Zeit gefallen: freiheitsliebend, emanzipiert und unabhängig. Insofern ist Nell vermutlich viel eher ein Kind ihrer Zeit, Oliver ist praktisch die Sonne in ihrem Universum, seine Verschlossenheit, seine Stimmungen und Befindlichkeiten bestimmen zu einem großen Teil ihre Gedanken, sie bezieht jede seiner Launen sofort auf sich und ein eventuelles Fehlverhalten ihrerseits. Bisher hat sie sich den Wünschen ihrer Eltern gefügt, und nun ist Oliver in Nells Augen an deren Stelle getreten, er trägt die Verantwortung für ihr Wohlergehen, und trifft somit auch alle Entscheidungen für sie. Dazu kommt dann, dass sie ein mordendes Gespenst für eine realistische Option hält. Für die damalige Zeit tatsächlich nicht so lächerlich, wie es sich heute anhört, denn die Konsultation eines Mediums oder das Abhalten von spiritistischen Sitzungen waren damals tatsächlich sehr en vogue.
In Nells "Kopf" fühlt es sich für den Leser manchmal an, als wäre man in den Schleudergang der Waschmaschine geraten, denn ihre eigene Stimmung ist so wechselhaft wie ein Tag im April, und ihre Theorien ändern sich mindestens genauso oft. Darum dachte ich während des Lesens so manches Mal, dass eine neutrale Erzählform, oder zumindest eine zweite, etwas rationalere Perspektive dem Roman ganz gut getan hätte. Andererseits könnte man sich dann auch vielleicht noch schwerer in Nell hineinversetzen - ich bin in dem Punkt wirklich unschlüssig.

Trotz dieses Kritikpunktes hat mir das Buch sehr gut gefallen, ich mochte die "Spukhaus-Atmosphäre" des Hotels, und auch die Geschichte selbst bietet immer noch mal eine Wendung, die man so nicht vorausahnen konnte, wodurch es bis zum Schluss sehr spannend blieb.

Veröffentlicht am 28.11.2017

Magische Turbulenzen im Wald von Trindemossen

Lennart Malmkvist und der ganz und gar wunderliche Gast aus Trindemossen
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Lennart Malmqvist ist im Dauerstress: Zum einen muss er schnellstmöglich seinen geerbten Zauber- und Scherzartikelladen neueröffnen, denn das Finanzamt sitzt ihm im Nacken. Und zum anderen muss er sich ...

Lennart Malmqvist ist im Dauerstress: Zum einen muss er schnellstmöglich seinen geerbten Zauber- und Scherzartikelladen neueröffnen, denn das Finanzamt sitzt ihm im Nacken. Und zum anderen muss er sich noch mit einem schrulligen Professor und allerlei magischen Problemen herumschlagen.

Auf die Fortsetzung von "Lennart Malmqvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen" war ich sehr gespannt, denn der Auftaktband hatte durchaus seine kleinen Schwächen. Damals habe ich bemängelt, dass das Vorgeplänkel die ganze erste Hälfte andauerte, sozusagen zum Ausgleich wurde aber die zweite Hälfte umso besser und spannender. Ich hatte die Hoffnung, dass es für eine längere Reihe manchmal einfach auch einen längeren Anlauf braucht, um die Figuren einzuführen und die Geschichte aufzubauen.
Und - welch ein Glück! - der zweite Band wirft den Leser gleich zu Beginn mit viel Schwung mitten in die Handlung und es bleibt bis zur letzten Seite ein rasantes, spannendes und witziges Spektakel.

Man trifft natürlich alle alten Bekannten wieder, und auch ein paar neue Figuren werden dem Leser vorgestellt. Besonders zu erwähnen ist hier Professor Titus Hellström, der Prototyp des exzentrischen, vom alltäglichen Leben etwas überforderten Intellektuellen. Zum Glück hat er eine Schwäche für Bölthorn und auch ansonsten ein liebenswertes Wesen, was ihn schnell ans Leserherz wachsen ließ.

Es gibt wieder zwei parallele Handlungsstränge: Kommissarin Maja Tysja ermittelt in einem Entführungsfall, Lennart kümmert sich um einen Auftrag magischer Natur, aber natürlich hängen die beiden Ermittlungen zusammen. Das normale Verbrechen wird am Ende aufgeklärt, aber Lennarts "Mission Krähenbein" wird ihn wohl noch eine ganze Weile beschäftigen.

Insgesamt war ich in Lennarts schrulliger Welt sofort wieder heimisch. Lars Simons trockener Humor trifft genau meinen Geschmack, und es gab mehr als eine Stelle, an der ich laut loslachen musste. Auch Lennarts etwas kompliziertes Liebesleben steht ab und an mal im Fokus, aber für Leser, die es mit der Romantik nicht so haben, gibt's die Entwarnung gleich dazu: Es bleibt vollkommen kitschfrei, und auf den allermeisten Seiten hat Lennart eh drängendere Probleme als ein paar Stresspusteln.

Als Fazit lässt sich also sagen, dass man das Manko des Vorgängerbandes in der Fortsetzung definitiv nicht mehr bemängeln kann, alle Vorzüge aber wieder auf den Leser warten. Gibt's also gar nichts zu meckern am "ganz und gar wunderlichen Gast aus Trindemossen"? Tatsächlich jedenfalls nicht viel, allerdings hätte ich mir gewünscht, dass ich am Ende etwas weniger das Bedürfnis gehabt hätte, das Buch aus dem Fenster zu werfen...
Es ist wahrscheinlich selbsterklärend, dass ich auf das "Warum" nicht näher eingehen kann, das sollte jeder für sich selbst herausfinden.