William Tapping werde ich nicht mehr vergessen
Scheue WesenMeine Meinung
William Tapping werde ich nicht mehr vergessen
Nach Kleine Freuden konnte mich Clare Chambers erneut mit Scheue Wesen überzeugen. Wieder hat mich die Lebendigkeit ihrer Figuren total ...
Meine Meinung
William Tapping werde ich nicht mehr vergessen
Nach Kleine Freuden konnte mich Clare Chambers erneut mit Scheue Wesen überzeugen. Wieder hat mich die Lebendigkeit ihrer Figuren total begeistert. Mit William hat sie eine Person gezeichnet, die mich emotional sehr berührt hat. Kennengelernt habe ich den stummen Mann in den 60er Jahren. Verwildert, mit einem ungewöhnlich langen Bart und Haaren, gibt er ein erbarmungswürdiges Bild ab. Mit seiner betagten Tante Luise haust er in einem heruntergekommenen Cottage, das er seit Jahren nicht mehr verlassen hat. Nach einem lautstarken Streit alarmieren Nachbarn die Polizei. Keiner wusste, dass es William überhaupt gibt. Seine Tante und er landen in einer psychiatrischen Klink. Dort lernt William die empathische Helen Hansford kennen. Die Kunsttherapeutin hat das Herz am rechten Fleck. Zusammen mit dem Arzt Gil, versuchen sie William zu helfen, ein eigenbestimmtes Leben zu führen.
Helen führt ihren Beruf mit großer Leidenschaft aus. Für sie zählt nur das Wohl der psychisch kranken Menschen. Auch Gil ist überzeugt; die Patienten brauchen viel Zuwendung, statt Unmengen Medikamente. Die Einstellung der beiden hat sie mehr sehr sympathisch gemacht.
Die Affäre zwischen dem verheirateten Gil und Helen passt wunderbar in die Geschichte. Sie hat gezeigt, dass auch einfühlsame Menschen nicht immer ein moralisch tadelloses Leben führen.
In dieser Geschichte menschelt es gewaltig. In verschiedenen Zeitebenen erfahren wir abwechselnd aus der Perspektive von Helen und William, das ganze Ausmaß einer großen Tragödie, basierend auf einer wahren Begebenheit. Für mich war es manchmal sehr hart mitzuerleben, was William alles erleiden musste.
Einzig eine Person ist für diese Tragödie verantwortlich. Sämtliche andere Personen haben auch falsch gehandelt, aber sie waren sich dessen nicht bewusst. Sie hatten nach besten Wissen und Gewissen gehandelt. Aber diese eine Person hat einen Stein ins Rollen gebracht, der durch falsches Handeln lange Zeit nicht mehr zu stoppen war.
Ich bin von dem Schreibstil der Autorin sehr angetan. Clare Chambers schreibt sich in die Seele des Lesers und erzeugt ein emotionales Kopfkino.
Die komplexe Geschichte beinhaltet wichtige Themen, darunter den Alltag in einer psychiatrischen Klink. Der zweite Weltkrieg spielt eine untergeordnete Rolle, da die Thematik nur kurz angeschnitten wird. Ich empfehle das Nachwort zu lesen.
Von mir eine klare Empfehlung. Danke Clare Chambers.