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Veröffentlicht am 25.11.2024

Rettet den Krötor!

Akademie Splitterstern 1: Akademie Splitterstern
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Wenn der Zauberadept Ribisel nervös ist, ploppen Frösche rings um ihn herum auf. Und leider ist Ribisel ein unsicherer Junge, der sehr oft nervös ist. Und noch leiderer wird er zusammen mit den Akademieschülern ...

Wenn der Zauberadept Ribisel nervös ist, ploppen Frösche rings um ihn herum auf. Und leider ist Ribisel ein unsicherer Junge, der sehr oft nervös ist. Und noch leiderer wird er zusammen mit den Akademieschülern Erika (Barbarin), Garek (Wächter) und Fenja (Schurkin) zum Rektor von Splitterstern zitiert. Wenn das kein Grund zum Nervössein ist, dann ... ups. Plopp. Aus dem Rektor wird ein Krötor. Und es gibt nur eine Chance, ihn wieder von seinem krötigen Dasein zurückzuverwandeln, wenn die vier eine Quest unternehmen. Zusammen mit dem knochigen Schädel Denny, dem feigen Federbären Zuckerschnabel und dem verfressenen Pigasus müssen sie sich ins Knochenmoor wagen und die Schlangenkrone finden. Ein Kinderspiel, wenn es dort nicht vor lauter Fallen und tödlichen Gefahren wimmeln würde ...

Kann es etwas Cooleres geben als einen Kinderbuchautor, der auch noch illustrieren kann? Kann es. Nämlich einen Kinderbuchautoren, der eine richtig schöne Geschichte erzählen kann über Freundschaft, Zusammenhalt, Ausgrenzung, Verrat und Vertrauen, über Abenteuer, über witzige Tierwesen, über das Hinauswachsen angesichts von Gefahren - und das Ganze mit wunderbaren Illustrationen versieht. Mein Vorlesekind und ich haben jede Seite genossen, weil man immer wieder innehalten und die Bilder betrachten, sich Gedanken übers Aufleveln der Adepten und über die Motive gewisser Personen grübeln kann. Akademie Splitterstern mag nur die zweitbeste HeldInnenschule der Splitterlande sein (und unter uns, bei einigen ihrer fragwürdigen pädagogischen Methoden haben sie es nicht anders verdient, als hinter irgendeiner anderen Schule zu stehen), aber eines ist sie gewiss: erstklassige Unterhaltung für groß und klein.

Veröffentlicht am 24.10.2024

Angharad

A Study in Drowning
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In einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt ...

In einer Welt, der unseren absolut nicht unähnlich, lebt die junge Effy Sayre. Sie studiert Architektur, denn das, was sie eigentlich studieren möchte - Literatur - ist für Frauen verboten. Dennoch kennt sie das Nationalepos - Angharad - fast auswendig. Die Geschichte einer jungen Frau, die vom Elfenkönig entführt, gefangen und zu seiner Braut genommen wurde, die sich jahrzehntelang gegen ihn behauptet und ihn am Ende besiegt, ist manchmal das Einzige, was Effy aufrecht erhält. Sie nimmt Tabletten, weil sie angeblich unter Wahnvorstellungen leidet: Sie kann den Elfenkönig sehen mit Knochenkrone und Skelettfingern und sie fürchtet sich vor ihm. Als Effy eine Ausschreibung zur Neugestaltung des Hauses von Myrddin gewinnt, dem Verfasser von Angharad, gerät sie in einen Strudel unvorstellbarer Ereignisse.

Wow, was für ein Buch. Es hat mich fast von Anfang an völlig reingezogen. Der Schreibstil ist intensiv und jeder sensible Mensch erkennt schnell, dass Effy nicht nur unter Angstzuständen leidet, sondern auch sexuell missbraucht wurde. Und das von einer Person, die sie beschützen sollte, ein Professor der Universität. Dazu gibt man ihr auch noch die Schuld daran. In diesem Buch werden so viele Dinge angesprochen, die Frauen von Männern erdulden müssen, so vieles, das noch immer als "normal" gilt, solange es ein Mann tut, dass man manchmal schreien möchte. Gleichzeitig ist es ein Buch, das Mut macht, denn die Frauen, die hier so vieles aushalten müssen, sind stark, sie entwickeln sich, sie kämpfen, sie stehen für sich auf und ein. Und es gibt sogar ein oder zwei Männer, die auf ihrer Seite stehen. Das ist kein Buch, in dem der Held die Heldin wie Dreck behandelt und das okay ist, weil er hot oder reich ist. Hier struggeln normale Menschen mit dem, was richtig und falsch ist und "normale" Männer tun, was noch immer viel zu oft als "normal" angesehen wird. Sie stehlen Frauen ihre Werte, ihre Leistungen, ihre Identität, sie kassieren die Anerkennung für das, was Frauen getan haben, sie schmücken sich mit fremden Federn. Das Ganze ist wunderbar düster und atmosphärisch in eine fesselnde fantastische Geschichte verpackt, die ich nur aus vollstem Herzen empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 20.10.2024

Boldt taucht auf

Fast verschwundene Fabelwesen. Die sagenhafte Expedition des Konstantin O. Boldt
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Konstantin O. Boldt ist ein Abenteurer, ein Entdecker, ein Forscher, der sich große Sorgen darum macht, dass die uns bekannten und unbekannten Fabelwesen vor dem Verschwinden stehen. Deshalb ruft er im ...

Konstantin O. Boldt ist ein Abenteurer, ein Entdecker, ein Forscher, der sich große Sorgen darum macht, dass die uns bekannten und unbekannten Fabelwesen vor dem Verschwinden stehen. Deshalb ruft er im Jahre 1862 eine Expedition ins Leben, um noch so viele wie möglich zu dokumentieren und zu erforschen. Sein ehrenwertes Ziel: sie zu retten und erhalten. Dabei wird er teilweise auch durchaus kritisch, was die Rolle der Menschen beim Verschwinden der unglaublichen Kreaturen angeht. Die Expedition geht über mehrere Jahre und führt sie durch ganz Europa.

Ich war ja schon von den Fabelwesen der Meere sehr begeistert, also war klar, dass ich auch dieses Buch lesen/anschauen/genießen musste. Gleich vorneweg: Ich empfehle, es wirklich als Print zu holen. Natürlich sind Ebooks praktisch, oft genug ist es einfach nervig, wenn man Seiten vergrößern und ranzoomen muss und dann trotzdem nicht alles erkennen kann. Auch dieses Buch ist wieder eine Mischung aus Reisebericht, Tagebucheinträgen, Illustrationen, Fotos und Dokumenten. Der Schreibstil ist herrlich altmodisch, ohne altbacken zu wirken und die Fabelwesen erschöpfen sich nicht mit denen, die fast alle kennen, sondern überraschen immer wieder mit Kreaturen, von denen ich noch nicht gehört hatte (und dabei bin ich ein Fantasyfreak!). Ich bin also auch von diesem Buch begeistert und hoffe, dass uns Boldt noch auf die ein oder andere Reise mitnehmen wird.

Veröffentlicht am 11.10.2024

Doyle in Baskerville

Baskerville Hall – Das geheimnisvolle Internat der besonderen Talente (Teil 1)
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Der junge Arthur Conan Doyle hat es nicht einfach. Er lebt unter schwierigen Verhältnissen in Edinburgh; sein Vater ist depressiv und dem Trinken zugeneigt, weshalb er nicht arbeitet und seine Mutter ist ...

Der junge Arthur Conan Doyle hat es nicht einfach. Er lebt unter schwierigen Verhältnissen in Edinburgh; sein Vater ist depressiv und dem Trinken zugeneigt, weshalb er nicht arbeitet und seine Mutter ist mit ihm und den vier kleinen Schwestern ausgelastet. Arthur beschließt, sich eine Arbeit zu suchen, um die Familie zu unterstützen - doch dann erhält er das Angebot, an der besonderen Akademie Baskerville Hall zu lernen. Wer dort seinen Abschluss macht, kann damit rechnen, im Leben erfolgreich zu sein, weshalb er nicht lange überlegt. Und plötzlich rutscht er per Ballon in ein Abenteuer mit Intrigen, Einbrüchen, Geheimnissen, faszinierenden Lehrern und ... den besten Freunden, die er jemals hatte.

Ich bin ein großer Fan der originalen Sherlock-Holmes-Geschichten von Arthur Conan Doyle, lasse mich jedoch auch ab und zu gern in seine Welten entführen, die von anderen AutorInnen erdacht wurden. Und jedes Mal freue ich mich, wenn es diesen gelingt, den ursprünglichen Charme zu erhalten, aber Neues hinzuzufügen. Das ist Ali Standish hier wirklich gut gelungen. Sie legt eine quasi Dark Academia im 19. Jahrhundert vor, schenkt uns Doyle'sche Charaktere wie Challenger (Lost World) oder Doktor Watson, James Moriarty, Irene Adler (Sherlock Holmes) und lässt den späteren Autor selbst als Hauptperson agieren. Manchmal ist es ein bisschen drüber (Challenger lässt den Jungen ohne Einweisung den Ballon fliegen und wundert sich dann, dass der beinahe krachen geht?), manchmal schmunzelt man (etwas Großes, Wolfsartiges in Baskerville Hall oder auch ein Dodo oder ein Saurierbaby?) und einmal fand ich den sonst so cleveren jungen Doyle etwas tumb (noch einmal die Sache mit dem Saurierbaby), aber eigentlich hat mich diese Geschichte einfach nur begeistert und gefesselt. Großen Anteil daran hatte auch der Sprecher, der nicht nur jeder Person eine eigene Stimme verlieh, sondern auch das Ganze mit seinem offensichtlich Spaß daran noch einmal ordentlich aufwertete. Besser geht's nicht.

Veröffentlicht am 11.10.2024

Boldt taucht ab

Verborgene Fabelwesen der Meere
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Konstantin O. Boldt, der bekannte (Er)Forscher verborgener Fabelwesen, taucht dieses Mal ab. Und zwar ganz im Stile von Jules Verne 20.000 Meilen unter dem Meer. Bismarck selbst hat ihm befohlen, sein ...

Konstantin O. Boldt, der bekannte (Er)Forscher verborgener Fabelwesen, taucht dieses Mal ab. Und zwar ganz im Stile von Jules Verne 20.000 Meilen unter dem Meer. Bismarck selbst hat ihm befohlen, sein Refugium für verborgene Wesen zu verlassen, und dem Eisernen Kanzler kann er sich natürlich nicht widersetzen. Obwohl er nicht der Leiter der Expedition ist, ist er natürlich die Hauptperson und er berichtet uns von seinen faszinierenden Begegnungen mit unbekannten, oftmals gefährlichen Kreaturen, die im Meer leben. Dass in der Crew so unterschiedliche Individuen aufeinandertreffen, sorgt ebenfalls für Spannung und Reibung, aber auch für romantische Anwandlungen.

Obwohl ich den Vorgänger nicht kenne (mir den aber jetzt auf jeden Fall besorgen werde), gab es für mich keine Verständigungsschwierigkeiten. Es handelt sich zwar um den Nachfolger, aber nicht so direkt, dass sie unbedingt aufeinander aufbauen müssen. Das Buch zeichnet sich nicht nur durch die unglaubliche Außengestaltung aus, die allein als Eye-Catcher dient, sondern auch dadurch, dass der Innenteil wie das Tagebuch eines Reisenden des 19. Jahrhunderts gestaltet ist. Dabei kommen Fotos, alt und zerknittert wirkend, ebenso Dokumente oder Karten zum Einsatz und allein das lässt schon innehalten. Ich habe wahnsinnig viel Zeit damit verbracht, über die Zeichnungen der verborgenen Fabelwesen zu grübeln und mir auszumalen, was wäre, wenn sie tatsächlich existierten und in der heutigen Zeit eine Rolle spielten. Das Buch ist also in sich selbst nicht nur ein Abenteuer, das einfach Spaß macht, sondern regt tatsächlich dazu an, selbst Abenteuer auszudenken. Und ich finde, das ist eines der größten Komplimente, die man einem Buch machen kann. Volle Empfehlung!