Cover-Bild Der Sohn des Friseurs
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25,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Suhrkamp
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: Familienleben
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 285
  • Ersterscheinung: 12.02.2024
  • ISBN: 9783518431580
Gerbrand Bakker

Der Sohn des Friseurs

Roman | Eine mitreißende Vater-und-Sohn-Geschichte des Bestsellerautors
Andreas Ecke (Übersetzer)

Simon, Mitte vierzig, führt ein ruhiges Leben. Wie bereits sein Vater und Großvater ist er Friseur. Er möchte nicht unbedingt zu viele Kunden, und wenn er mal einen Espresso braucht, dann geht er rasch in seine Wohnung über dem Salon. Zwei Poster von Schwimmern an der Wand erinnern an seine Jugendhelden, und dreimal die Woche zieht er selbst Bahnen – Simon mag seinen unaufgeregten Alltag und wenn er zwischendurch eine Strähne Einsamkeit an sich entdeckt, dann stört ihn das nicht weiter.
Als einer der Stammkunden, ein Schriftsteller, sich für die Geschichte seines Vaters interessiert, wird auch Simon neugierig. Er hatte den Vater nie kennengelernt, weil dieser, wie es hieß, 1977 bei einem Flugzeugunglück auf Teneriffa ums Leben gekommen war. Aber warum weiß Simon eigentlich so wenig darüber? Und noch etwas anderes treibt ihn um: Als Simon seiner Mutter beim Schwimmunterricht für Jugendliche hilft, lernt er den stummen Igor kennen – und verliebt sich in ihn.

In überraschenden Wendungen erzählt Bakker von einem Mann, dessen Leben wider seinen Willen Fahrt aufnimmt. Der Sohn des Friseurs ist ein berührender Roman über Sehnsucht, das Bedürfnis nach Nähe und die Notwendigkeit, die Grenzen des Bekannten zu durchbrechen.

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Eine außergewöhnlich gute Geschichte

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Simon hat sich in seinem überschaubaren Alltag eingenistet. Er frisiert ein bis drei Kunden pro Tag, am liebsten Männer, stutzt Bärte und massiert Kopfhäute, wie schon sein Vater und dessen Vater zuvor. ...

Simon hat sich in seinem überschaubaren Alltag eingenistet. Er frisiert ein bis drei Kunden pro Tag, am liebsten Männer, stutzt Bärte und massiert Kopfhäute, wie schon sein Vater und dessen Vater zuvor. Seinen Vater hat er nie kennengelernt. Er war quasi noch unterwegs, als sein Vater verschwand. Niemand weiß warum er bei einem schweren Unglück, einer Bodenkollision zweier großer Passagiermaschinen 1977 ums Leben kam. Seltsamerweise wusste nicht einmal jemand, was er auf Teneriffa treiben wollte. Und dann verschwand zeitgleich ein Praktikant seines Großvaters und erschien auf der Liste der Opfer. Bisher hat Simon sich nicht dafür interessiert, er akzeptierte, was geschehen war und vermisste nichts. Doch dann kommt einer seiner Kunden, der Schriftsteller, in den Salon und stellt Fragen. Er gibt vor über einen Friseur schreiben zu wollen und sieht Simon über die Schulter.

Die Arbeitskollegin seiner Mutter Henny ist verreist und es sieht fast so aus, als wollte sie nicht zurückkommen. Simon hatte auf die mütterlichen Fragen, ob er kurzfristig einspringen könne zuerst so wage geantwortet wie es eben ging, aber seine Mutter hat nachhaltig gebohrt und ihm eine klare Zusage abverlangt. Nun sitzt Simon samstagmorgens am Beckenrand und betreut mit seiner Mutter zwei Mongoloide, das darf man nicht mehr sagen, sagt die Mutter. Ein stoisch schwimmendes Mädchen, ein Mädchen, das diese komischen Laute macht und diesen großgewachsenen, schönen Jungen. Der Junge klammert sich im Wasser an Simon und umschlingt sein Becken mit den Beinen, was bei Simon sofort eine unangenehme Erektion auslöst. Simons Mutter macht aus seinem Schwulsein keine große Sache, aber der Junge, fast schon ein Erwachsener schleicht sich in Simons Tagträume.

Fazit: Gerbrand Bakker hat seine außergewöhnlich gute Geschichte in drei Teile aufgeteilt. Zuerst lerne ich seinen etwas verschrobenen Protagonisten in seiner Gegenwart kennen und mögen. In Teil zwei begegnet mir Simons Vater, ich verstehe, was ihn zu dem Teneriffaflug veranlasste und ich erfahre, wie sich die Tragödie zugetragen hat. Das war Recherchearbeit. Im dritten und letzten Teil blicke ich unter anderem darauf, wie sich Simons Leben weiterentwickelt. Der Protagonist hat es sich in seinem Leben bequem gemacht. Aus Liebe zur Gewohnheit verzichtet er auf Unberechenbares. Die Einsamkeit, die er manchmal spürt, streift er mit kurzen Affären ab. Doch dann rüttelt das Schicksal ihn wach, erweckt sein Interesse und macht Veränderung möglich. Aus dem „indolenten“ Mann, wird jemand der emotional aufbricht und beweglich wird. Interessante Geschichte mit spannenden Wendungen, die mir Freude bereitet hat.

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