In einem Zug
In einem ZugInhalt siehe Klappentext.
Ich habe eben festgestellt, dass ich zwar einige Bücher von Daniel Glattauer besitze, aber erst 3 gelesen bzw. gehört habe. „In einem Zug“ ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, ...
Inhalt siehe Klappentext.
Ich habe eben festgestellt, dass ich zwar einige Bücher von Daniel Glattauer besitze, aber erst 3 gelesen bzw. gehört habe. „In einem Zug“ ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, das Titelbild wirkt wie ein Gemälde. Das Buch selbst ist mit 208 Seiten recht kurz, ich habe das eBook gelesen, das zeigt sogar nur 178 Seiten an. Der Einstieg fällt leicht, der Text liest sich flüssig, über die Konversation des Herrn Brünhofer und seiner schräg-gegenüber-Platznachbarin im Zugabteil, Catrin Meyr, ganz einfach, habe ich geschmunzelt, den Kopf geschüttelt und mich manches Mal gefragt, fährt die gute Frau (in den frühen mittleren Jahren) wirklich nur Zug, um andere Menschen zu unterhalten, auszufragen und von ihrer Ruhe abzuhalten? Immerhin könnte man in den 4 Stunden Reisezeit von Wien nach München einiges anderes tun, als dass sich zwei Fremde unterhalten, gegenseitig diskrete und indiskrete Fragen stellen, langsam, aber sicher den Alkoholpegel in die Höhe treiben und dabei gezwungen lächeln.
Bei der Einstufung von Catrins Lächelns, Lächeln drei (oder auch mal zwei, eins oder fünf) ist mir die Wertung meines Physiotherapeuten (wie praktisch, die Dame ist ja auch eine solche) bei den Übungen eingefallen: Smiley fünf. Dehnen, Schmerz aushalten, lächeln, aber immer Smiley 5. Ich persönlich bin nicht der Typ, der von sich aus Andere anspricht, wenn es nicht sein muss. Ich käme nie auf die Idee, während einer (längeren oder auch kurzen) Zugfahrt jemanden in ein Gespräch zu verwickeln, wenn ich weiß, dann entsteht eine Verpflichtung und mit der Ruhe ist es vorbei, man fühlt sich an die Konversation gebunden, obwohl man es nicht will. Da lese ich lieber, und zwar diesen herrlichen Schlagabtausch, der teilweise aus Rumgeeiere und Gestammel, Gerede um den heissen Brei besteht, aber auch ein paar tiefgründige (oder einfach nur neugierige?) Fragen zu bieten hat. Meist amüsant zu lesen, man sollte drüber nachdenken, dass es tatsächlich genau so passieren kann, aber man kann sich kaum davor schützen, etwas abwehren oder abwenden. Fremden Menschen Geheimnisse und Persönliches erzählen - wem‘s gefällt, bitte sehr, aber nicht mit mir (egal, wie der Andere es anstellt - man wird hier noch sehen …). Ab der Hälfte war ich nicht mehr richtig im Lesefluss, möglicherweise lag es an der Penetranz, mit der Catrin Eduard in Beschlag nimmt und mit ihrer Fragerei löchert. Für mich war es kein Interesse ihrerseits mehr, langsam wurde es aufdringlich und nervig und er versucht, aus diesem merkwürdigen Flirt irgendwie rauszukommen. Das ist in diesem Fall schwieriger, als ein neues Buch zu schreiben - oder nimmt er sich ihrer Beichte und Überraschung an? Ich hätte mich einfach nur bloßgestellt gefühlt und damit hätte sich das ganze Thema für mich erledigt. Aber auch hier gilt: Kann ja jeder machen, wie er will.
Ich hatte, bis auf ein paar Längen, meist gute Unterhaltung, aber Catrin finde ich, unter anderem mit ihrem Hang zu Eduards Frau Gina, die sie gar nicht kennt, ihren Fragen zu Sex, zum Alkohol, etc. sehr anstrengend und Eduard teilweise zu gutmütig. Das besondere Ende von „In einem Zug“ spricht für 3,5-4 Sterne.