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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 26.11.2024

Verdient auf der Hotlist

Das perfekte Grau
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Dieser Roman war aus meiner Sicht verdient auf der Hotlist der unabhängigen Verlage. „Das perfekte Grau“ überzeugt durch eine außergewöhnliche Mischung aus sprachlicher Schönheit, humorvollen Momenten ...

Dieser Roman war aus meiner Sicht verdient auf der Hotlist der unabhängigen Verlage. „Das perfekte Grau“ überzeugt durch eine außergewöhnliche Mischung aus sprachlicher Schönheit, humorvollen Momenten und Lebensweisheiten bzw. -beobachtungen, die mich berührt haben. Sätze wie „Flucht ist endlose Einsamkeit“ (S. 36) verleihen der Geschichte eine poetische Tiefe, die man nicht so leicht vergisst. Gleichzeitig hat der Roman mir einen Einblick in Lebenswelten gegeben, die mir fremd sind – und genau das ist für mich eine der größten Stärken der Literatur, wie dies im Roman auch beschrieben wird.

Erzählerisch klug konzipiert, führt der Roman mit Dante, Mimi, Rofu und Novelle vier völlig unterschiedliche Charaktere zusammen, die jeweils aus ganz eigenen Gründen auf der Flucht sind. Ihre Reise – eine Art Road Trip, der sich über Boot, Fahrrad und Bahn erstreckt – ist nicht nur eine äußere Flucht, sondern auch eine innere Suche. Es ist spannend zu verfolgen, ob ihre Einsamkeit durch die Gemeinschaft gelindert wird und ob aus Zweckgemeinschaft Freundschaft entstehen kann. Die Eigenwilligkeit der Figuren hat mir besonders gut gefallen. Die Charaktere sind alles andere als klischeehaft oder kitschig, sondern bis auf eine Ausnahme sehr vielschichtig – tatsächlich hat sich der Charakter des Ich-Erzählers für mich am wenigsten erschlossen.

Der Roman erinnert in manchen Momenten mit dem gelungenen Mix aus Handlungs- und Figurenzentrierung an Wolfgang Herrndorfs „Tschick“, was auf dem Cover ja auch angedeutet wird. Dennoch setzt „Das perfekte Grau“ eigene Akzente und vermeidet es, in gängige Muster zu verfallen. Die Reise der vier ist von Pannen, kuriosen Begegnungen und skurrilen Momenten geprägt, aber gleichzeitig immer wieder durchzogen von nachdenklichen Passagen und existenziellen Fragen. Dieser Wechsel zwischen Leichtigkeit und Tiefe macht die Lektüre so abwechslungsreich. Ich empfehle den Roman daher allen mit Spaß an lebensklugen Gedanken, die auf der Suche nach einer facettenreichen und originellen Geschichte sind.

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Veröffentlicht am 23.11.2024

Macht Mut!

Zuversicht jetzt
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Sara Fromms Buch „Zuversicht jetzt“ bietet genau das, was der Titel verspricht: eine motivierende und praxisnahe Anleitung, wie wir angesichts der zahlreichen globalen Krisen aktiv werden können. Die Autorin ...

Sara Fromms Buch „Zuversicht jetzt“ bietet genau das, was der Titel verspricht: eine motivierende und praxisnahe Anleitung, wie wir angesichts der zahlreichen globalen Krisen aktiv werden können. Die Autorin schafft es, Hoffnung zu wecken, ohne dabei die Realität zu beschönigen. Statt eine weitere Problemanalyse vorzulegen, richtet sie den Blick gezielt auf Handlungsmöglichkeiten – ein Ansatz, der in Zeiten von Klimaangst und politischer Frustration erfrischend und dringend nötig ist.

Besonders gelungen fand ich die Kapitel, in denen Fromm anhand historischer und aktueller Beispiele sozialer Bewegungen zeigt, wie kollektiver Protest Veränderungen bewirken kann. Auch die Theorie über das Funktionieren und Wirken sozialer Bewegungen fand ich sehr spannend, da ich mich damit noch nie befasst habe: Warum braucht es einerseits die Reformer:innen, aber auch die Rebell:innen? Das habe ich jetzt sehr viel besser verstanden.

Für mich persönlich, als jemanden, der bereits politisch aktiv ist, waren einige der Inhalte allerdings weniger neu, deshalb haben sich einige Kapitel für mich etwas gezogen. Dennoch hat das Buch einen Mehrwert, da es nicht nur Aktivistinnen, sondern auch Menschen anspricht, die erst am Anfang ihres Engagements stehen. Es schafft den Spagat zwischen grundlegender Einführung und praxisnahen Tipps für Erfahrene, indem es gleichzeitig Strategien für Resilienz und das Vermeiden von Burnout vermittelt. Gerade diese Aspekte fand ich besonders wertvoll, da ich selbst kenne, dass man sich schnell verausgabt - und die Erkenntnis, dass es kollektive Lösungen braucht (statt nur individuell Grenzen zu setzen), ist zwar naheliegend, ich hatte mir das aber nie so vor Augen gehalten.

Fromms Stil ist klar, motivierend und immer auf Augenhöhe mit den Leser
innen. Ihre eigene Erfahrung als Aktivistin und Trainerin fließt spürbar in ihre Vorschläge ein, wodurch sie praktische Handlungsschritte mit eigenen Anekdoten nachvollziehbar und greifbar macht. Deshalb kenne ich jetzt auch wesentlich mehr Gruppen und NGOs als vor dem Lesen. Das Buch ist schon mein zweites aus dem Löwenzahnverlag, den ich definitiv weiter im Auge behalten werde, weil hier ein ganz tolles Verlagskonzept verfolgt wird. Für alle, die sich angesichts der Weltlage oft ohnmächtig fühlen, ist dieses Buch eine echte Empfehlung – nicht zuletzt, weil es zeigt, wie wir gemeinsam stärker sein können.

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Veröffentlicht am 28.10.2024

Sehr besonders

Im Morgenlicht
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„Im Morgenlicht“ ist ein Roman, der als Mischung aus Umweltroman, Dystopie und Science Fiction eine dichte, nachdenklich stimmende Atmosphäre schafft. Obwohl die genannten Genres normalerweise nicht meine ...

„Im Morgenlicht“ ist ein Roman, der als Mischung aus Umweltroman, Dystopie und Science Fiction eine dichte, nachdenklich stimmende Atmosphäre schafft. Obwohl die genannten Genres normalerweise nicht meine Favoriten sind, hat mich das Buch mit seinem außergewöhnlichen Aufbau und der tiefgründigen Handlung positiv überrascht.

Anfangs hatte ich Schwierigkeiten, in den Text hineinzufinden – viele Informationen und Details wollen erst einmal entschlüsselt und in Zusammenhang gebracht werden. Doch sobald ich mich eingelesen hatte, nahm mich die Geschichte mit, und das anfängliche Bedürfnis, jeden Satz genau zu analysieren, wich. Die Geschichte dreht sich um die elfjährige Sil und ihre Mutter, die in einer futuristischen, teilweise überfluteten Stadt in einem Wohnkomplex namens „Morgenlicht“ leben. Die dystopische Atmosphäre baut eine fast schon beklemmende Realität auf, die trotz ihrer Science-Fiction-Elemente als erschreckend realistisch erscheint. Es wirkt wie eine kluge Kommentierung unserer Zeit, ein Spiegel dessen, was passieren könnte, wenn die Menschheit ungebremst Ressourcen verschwendet und globale Krisen verharmlost. Besonders gelungen ist die Darstellung der gesellschaftlichen Schichtung: Der Roman macht deutlich, dass Reiche und Mächtige Krisen ganz anders begegnen können als die durchschnittliche Bevölkerung.
Es bleibt bis zum Ende spannend und unvorhersehbar. Ein durchdachtes Buch von der ersten bis zur letzten Seite, das ein besonderes Leseerlebnis bietet!

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Veröffentlicht am 25.10.2024

Interessante Lebensgeschichte

Coco und die Revolution der Mode
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„Coco und die Revolution der Mode“ ist eine charmante und unterhaltsame Romanbiographie, die das Leben der jungen Gabrielle „Coco“ Chanel lebendig nachzeichnet. Die Geschichte beginnt in den tristen Mauern ...

„Coco und die Revolution der Mode“ ist eine charmante und unterhaltsame Romanbiographie, die das Leben der jungen Gabrielle „Coco“ Chanel lebendig nachzeichnet. Die Geschichte beginnt in den tristen Mauern eines Waisenhauses, aus dem Gabrielle bald mit Träumen ausbricht, die sie weit über die konventionellen Rollenbilder ihrer Zeit hinausführen sollen. Obwohl sie zunächst von einer Karriere als Sängerin träumt, merkt sie bald, dass sie dafür wohl doch nicht das nötige Talent mitbringt, um ganz groß herauszukommen.

Der Roman nimmt die Leser:innen mit auf Gabrielles Weg durch verschiedene Berufsstationen. Besonders gut hat mir gefallen, dass hervorgehoben wird, dass sie nicht ganz allein erfolgreich wird, sondern immer durch Schwestern und Freund:innen unterstützt wird. Der Durchbruch bleibt lange aus, bis sie auf Boy Capel trifft – einen Mann, der nicht nur ihre große Liebe, sondern auch ihr Förderer wird. Durch ihn entdeckt Gabrielle ihre wahre Berufung: die Mode. Mit der Eröffnung ihres ersten Modehauses und der Entwicklung ihres ganz eigenen Stils beginnt nun ihr Weg zur Modeikone.

Die Autorin hat es geschafft, die Geschichte authentisch und lebendig zu gestalten, ohne allzu weit von den historischen Tatsachen abzuweichen. Ein kurzes Nachwort informiert über die kleinen künstlerischen Freiheiten, die für die Erzählung genommen wurden. „Coco und die Revolution der Mode“ ist leicht zu lesen und bietet genau die richtige Mischung aus Unterhaltung und historischem Einblick, die ich von dieser Buchreihe erwarte. Insgesamt ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich für Modegeschichte interessieren und zugleich eine charmante Lebensgeschichte lesen möchten!

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Veröffentlicht am 23.10.2024

Die Welt der Reichen in New York

Pineapple Street
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Ich frage mich beim Spazieren durch reiche Wohngebiete immer, wie es wohl in den Häusern aussieht, und würde nur zu gerne mal für eine Hausbegehung hereingebeten werden. In „Pineapple Street“ von Jenny ...

Ich frage mich beim Spazieren durch reiche Wohngebiete immer, wie es wohl in den Häusern aussieht, und würde nur zu gerne mal für eine Hausbegehung hereingebeten werden. In „Pineapple Street“ von Jenny Jackson reist man in die exklusive Wohngegend von Brooklyn Heights in New York City und darf hinter die Mauern der Häuser und Wohnungen der wohlhabenden Familie Stockton schauen. Mit Witz und Charme beleuchtet der Roman dort das Leben der drei Protagonistinnen – die Töchter der Familie Darley und Georgiana sowie Schwiegertochter Sasha.

Während Darley, die älteste Tochter, damit hadert, ihre Karriere und ihr Erbe zugunsten ihrer Familie aufgegeben zu haben und Georgiana, die älteste Tochter, nach der großen Liebe sucht, kämpft Sasha damit, dass sie als Kind der Mittelschicht vom Rest der Familie nicht akzeptiert wird. Dass trotz dieser Schwierigkeiten alle drei ein sehr privilegiertes Leben innerhalb ihrer überdimensionierten Häuser und Wohnungen führen, wird immer wieder mit Witz und Ironie kommentiert, sodass immer wieder auch Kritik an der Lebensweise und den Einstellungen der Familie Stockton sowie an den Strukturen, die dieses Leben ermöglichen, deutlich wird.

Dennoch ist „Pineapple Street“ in erster Linie ein unterhaltsamer Roman über die Familiendynamiken und gibt einen Einblick in das Leben der reichen weißen Oberschicht von New York. Wenn es um die größeren gesellschaftlichen Themen wie Klassismus und Rassismus geht, bleibt der Roman an der Oberfläche und hinterfragt Strukturen nicht grundsätzlich. Stattdessen dominiert bei mir die Faszination für die glamouröse Welt der High Society, was für mich jedoch auch nicht überraschend war und im Kontext des Romans gut funktioniert.

Insgesamt ist „Pineapple Street“ damit ein kurzweiliger Roman, der nicht zu viel Tiefgang verspricht, aber auf charmante Weise einen Blick hinter die Kulissen des Lebens der Reichen und Schönen bietet. Wer eine leichtfüßige, unterhaltsame Lektüre, die nicht zu seicht ist, sucht, wird hier fündig.

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