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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.02.2018

FERRANTE MAGIE

Die Geschichte des verlorenen Kindes
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Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst ...

Elena Ferrante erzählt von zwei Freundinnen, Elena und Lila, die einen ganz unterschiedlichen Lebensweg gehen, der sie jedoch immer wieder zusammenbringt. Eine Geschichte, gewoben, wie sie das Leben selbst schreiben könnte, mit Höhen, Tiefen, voll menschlicher Gefühle, eingebettet in eine Zeit der Konventionen und politischer Veränderungen.
Elena Ferrante schreibt fesselnd: offen, schonungslos, menschlich. Liebe und Freundschaft auf dem Boden der Tatsachen: nicht immer romantisch und verträumt, auch Abstand, Loslösung und Schmerz bestimmen das Leben. Es ist spannend zu lesen, wie die beiden sich völlig unterschiedlich entwickeln und ihren Weg suchen. Geht es der einen gut, scheint es der anderen eher schlecht zu gehen - was mich im dritten Band nicht so ganz überzeugt hat, macht Band 4 wieder wett. Diese Mischung aus Schicksal, das man nicht wirklich beeinflussen kann und dem, was man daraus macht, ist irgendwie magisch. Auch die Gefühlswelten sind so real geschildert, von Glück und Trauer, schlechtem Gewissen, Abhängigkeit - eine Welle, die durch die ganze Geschichte wogt und mich als Leser dazu bringt, mitzufühlen, aber manchmal auch kritisch zu betrachten, ob das Verhalten der beiden natürlich irgendwie „typisch Frau“ ist? Der Wunsch, perfekt zu funktionieren, erfolgreich zu sein, die große Liebe zu finden und zu leben, und nebenbei die beste Mutter der Welt zu sein? Sind da Versagen und Aufgeben nicht sowieso vorprogrammiert?
Für mich eine große Geschichte, wie das Leben sie schreiben könnte, sehr real und fesselnd erzählt!

Veröffentlicht am 27.11.2024

Thomas Mann in Gefahr, ein Krimi mit sehr aktuellem Bezug

Gefährliche Betrachtungen
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Thomas Mann, bereits weltberühmter Schriftsteller und Nobelpreisträger, verbringt die Ferien mit seiner Familie in seinem Haus an der Kurischen Nehrung.
Zydrunas Miuleris, junger Litauer, sucht dessen ...

Thomas Mann, bereits weltberühmter Schriftsteller und Nobelpreisträger, verbringt die Ferien mit seiner Familie in seinem Haus an der Kurischen Nehrung.
Zydrunas Miuleris, junger Litauer, sucht dessen Nähe, um sich als Übersetzer anzubieten. Bei einer Begegnung am Strand reißt der Wind Thomas Mann beschriebene Blätter aus der Hand und Miuleris wird zunächst zu dessen Retter…

Ein einsamer Mann am Strand, dunkle Wolken treiben auf ihn zu, dieses Cover spricht Bände und ist ausgesprochen passend für die damals aufkommende Zeit. Und Tilo Eckardt schreibt sehr lebendig und detailreich, so dass auch für bestes Kopfkino gesorgt ist. Die wunderbare Gegend ist sehr gut vorstellbar und mit Miuleris, genannt Müller, ist dem Autor ein Charakter gelungen, der einerseits voller Hingabe den berühmter Dichter bewundert, sich andererseits aber als junger, unerfahrener Tolpatsch erweist. Seine Verfehlungen trotz aller Bemühungen sorgen auch für reichliche Schmunzelmomente.
Die Absicht und Botschaft dieses Romans ist deutlich erkennbar, verständlich, bestürzend ernst und leider aktueller denn je, aber als Kriminalroman ist mir diese Geschichte zu flach. Mir erscheint die Jagd nach den verlorenen Dokumenten eher als eine Art Katz-und-Maus-Spiel, das jedoch trotzdem für beste Unterhaltung sorgt.

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Veröffentlicht am 19.11.2024

Eine herzerwärmende, zauberhafte Lovestory mit Hindernissen

Der Strickladen am Meer - Hollywell Hearts 3
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Grace sucht mit ihrer kleinen Tochter Zuflucht bei ihren Freundinnen in Hollywell Heaven. Zu schlimm hat sie der Tod von ihrem geliebten Mann Joe getroffen, und sie versucht, etwas Abstand zu bekommen. ...

Grace sucht mit ihrer kleinen Tochter Zuflucht bei ihren Freundinnen in Hollywell Heaven. Zu schlimm hat sie der Tod von ihrem geliebten Mann Joe getroffen, und sie versucht, etwas Abstand zu bekommen. Was sie dann aber in Hollywell erwartet, übertrifft alle Hoffnungen!

Jennifer Wellen versteht es, Gefühle, Spannung und Humor zu vereinen. Das romantische Cover verspricht einen heimeligen Roman, aber in Hollywell Heaven ist es zeitweise auch ganz schön turbulent und man wird regelrecht mitgerissen von den Geschehnissen. Es geht zu Herzen, der Geschichte von Grace und Charly zu folgen, man kann ihren Kampf um eine neue Zukunft hautnah erleben und mitfiebern, wenn Stolpersteine aller Art zu bewältigen sind. Und auch bei ihren Freundinnen gibt es so allerhand Neuigkeiten und Probleme, die gemeinsam gelöst werden, um große Träume wahr werden zu lassen.
Eine ganz und gar zauberhafte Lovestory, die zu Herzen geht und bestens unterhält!

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Ganz schön abgefahren, was der Metzger diesmal erlebt!

Der Metzger gräbt um
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Auf Tauchstation mit seiner Danjela in der Kleingartenanlage, das sollte eigentlich ein gemütliches Leben werden, auch wenn den Metzger schon die Sehnsucht nach seiner Werkstatt quält. Aber langweilig ...

Auf Tauchstation mit seiner Danjela in der Kleingartenanlage, das sollte eigentlich ein gemütliches Leben werden, auch wenn den Metzger schon die Sehnsucht nach seiner Werkstatt quält. Aber langweilig wird es ihm nicht, denn gleich hinter der Hecke geschieht Merkwürdiges.

Das idyllische Cover lässt nicht ahnen, was hier alles passiert. Ich bin ein großer Fan von Thomas Raab und seinem Willibald Adrian Metzger, aber in diesem Buch treibt er es schon ganz schön bunt. Man kommt kaum in den Lesefluss bei all diesen Betrachtungen, Wendungen und Wortspielereien. Nicht selten muss man sich noch einmal einen gar zu wilden Satz auf der Zunge zergehen lassen. Kommt man dann nach einer kleinen Gewöhnungszeit in den Flow, kann man das Buch allerdings auch nicht mehr weglegen.
Es ist schon eine wilde Geschichte, die der Metzger und seine Danjela dieses Mal erleben! Manchmal bin ich gar recht nicht mitgekommen, geschweige denn hatte ich einen Mörder auf dem Radar. Und trotzdem hat mir das Buch sehr gut gefallen, es gab jede Menge zu lachen und schmunzeln, ganz im Stil der Vorgängerbände. Man muss sich ein bisserl durchbeißen und darauf einlassen, dann erlebt man erstklassige Unterhaltung!

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Veröffentlicht am 29.09.2024

Drei Freunde, zarte Bande, und der Lauf des Lebens

Bei Licht ist alles zerbrechlich
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Davide und Teresa leben in einem italienischen Dorf, die Zeiten sind schlecht, Bildung bleibt den Reichen vorbehalten. So hütet Davide die Schweine seines Vaters und ist dessen Launen ausgesetzt, Teresa ...

Davide und Teresa leben in einem italienischen Dorf, die Zeiten sind schlecht, Bildung bleibt den Reichen vorbehalten. So hütet Davide die Schweine seines Vaters und ist dessen Launen ausgesetzt, Teresa arbeitet bereits im Familienbetrieb, kann lesen und schreiben und wird dafür von Davide bewundert. Als 1942 ein jüdischer Junge aus Neapel zwangsumgesiedelt wird, werden die drei zu Freunden und für Davide ergibt sich die Chance, lesen zu lernen. Doch der Krieg trennt die Jugendlichen, und erst Jahrzehnte später sehen sie sich wieder.

Das Cover zeigt drei Kinder oder Teenager im Wasser, daher passt das Cover ausgezeichnet zur Geschichte, die von Davide, Teresa und Nicolas erzählt. Und ihren Lebenslinien, die unterschiedlicher nicht sein könnten und sich dann auf tragische Weise voneinander lösen.
Gianni Solla erzählt in einer subtilen, sanften und ganz besonderen Sprache eine Geschichte, die berührt und bewegt. Davide begeistert mich mit seinem innigen Wunsch, Bildung zu erlangen und seinem mutigen Einsatz, mit dem er dieses Ziel verfolgt. Traurig macht mich, dass das Leben seinen eigenen Plan verfolgt, die Realität sich oft rau und unversöhnlich zeigt, und man nur bedingt Einfluss nehmen kann. So könnte es auch in Wirklichkeit geschehen und ich verstehe, dass es auf diese Weise nicht immer ein Happyend geben kann. Mir hat es ein bisschen gefehlt, ich habe mir da wohl mehr erhofft. Aber trotzdem ist es eine zutiefst menschliche, berührende und auch versöhnliche Geschichte, die mir sehr gut gefallen hat.

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