Vielschichtiger Reihenauftakt
Mit „Starck und der erste Tag“ beginnt eine neue Thriller-Trilogie von Christian Jaschinski. Der Titel ist Programm. Dreh- und Angelpunkt ist Protagonist Andreas Starck, ein ehemaliger Oberstaatsanwalt, ...
Mit „Starck und der erste Tag“ beginnt eine neue Thriller-Trilogie von Christian Jaschinski. Der Titel ist Programm. Dreh- und Angelpunkt ist Protagonist Andreas Starck, ein ehemaliger Oberstaatsanwalt, der fünf Jahre unschuldig im Gefängnis gesessen hat. Wir starten mit ihm an Tag 1 wieder in Freiheit. Starck rollt seinen eigenen Fall nochmal neu auf. Schnell wird deutlich: Die Sache ist komplex und weit verzweigt. Und so reicht ein Buch wahrlich nicht aus, um die Geschichte vollständig zu erzählen. Teil 1 ist also erst der Appetizer, der Lust auf mehr macht.
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Jaschinski ist es sofort gelungen, mich in die Geschichte hineinzuziehen. Der Schreibstil ist leicht zu lesen. Kurze Kapitel treiben die Handlung sehr dynamisch voran und es geht gleich gut zur Sache. Es gibt auch etliche interessante Charaktere. Protagonist Starck ist ein tragischer Held, dem ich dabei zur Seite stehe, sein Leben wieder in den Griff zu bekommen und die Wahrheit aufzudecken. Hinzu kommt eine Fülle weiterer Figuren, die allesamt toll gezeichnet sind. Ganz besonders mochte ich Starcks Knastkumpan Duncan. Auch die Szenen aus der Sicht der neugierigen Frau Nachbarin Moira St. John-Smythe (was für ein Name!) habe ich sehr gerne gelesen. Ihr Sohn, der Kommissar Jobst Stukenbröker, ist auch ne ganz spezielle Type. Dann gibt es den mysteriösen Auftragsmörder sowie diverse Groß- und Kleinkriminelle. Und jeder trägt einen wichtigen Teil zur Geschichte bei. Die ist ebenso vielfältig wie die Charaktere. Es werden viele Fässer aufgemacht. Die unterschiedlichen Thematiken haben mich mal mehr, mal weniger angesprochen. Das, was ganz nah und persönlich an Starck dran ist, ist für mich der bisher interessanteste Part der Handlung. Wie Starck wieder bei seiner Mutter einzieht, die Eltern seiner verstorbenen Frau aufsucht und seine Tochter wiedersehen will – diesen Teil der Geschichte habe ich als besonders intensiv empfunden und mit Begeisterung gelesen. Andere Aspekte rund um das Bankenwesen, Wirtschaftskriminalität und Korruption mit vielen suspekten Gestalten war für mich auf Anhieb weniger leichtgängig. Ich habe mich hier in einer für mich undurchschaubaren und komplizierten Welt bewegt, die ihre Geheimnisse, wenn überhaupt, nur sehr langsam preisgibt. Da musste ich mich erst mal drauf einlassen und die verschiedenen Ansatzpunkte zwischendurch teilweise in Ruhe sortieren. Daraus ergibt sich dann ein großes Ganzes, von dem ich in Band 1 vermutlich gerade mal die Spitze des Eisberges gesehen habe.
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Der Thriller ist temporeich und intensiv. Der Reihenauftakt macht neugierig auf mehr. Noch ist nicht ansatzweise irgendwas geklärt. Entsprechend gespannt bin ich, wie die Starck-Reihe noch weitergeht.