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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.12.2017

Dekadent

Römische Verwicklungen
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Die Autorin Bianca Palma hat mittlerweile ihren Commissario Caselli schon einige Male in Rom ermitteln lassen.Ursprünglich stammt er aus Sizilien und hat deswegen gegen einige Vorurteile anzukämpfen, was ...

Die Autorin Bianca Palma hat mittlerweile ihren Commissario Caselli schon einige Male in Rom ermitteln lassen.Ursprünglich stammt er aus Sizilien und hat deswegen gegen einige Vorurteile anzukämpfen, was ihn besonders sympathisch macht. Diesmal wird er zu einer malerisch drapierten Leiche in die Galerie des Palazzo Spada gerufen. Der Tote, ein sehr bekannter Schauspieler, hegte enge Kontakte zu mehreren Mitgliedern einer gut situierten römischen Adelsfamilie. Da auch Verwandtschaft in Florenz lebt, hat der Leser direkt zwei wunderschöne Städte, deren Flair Bianca Palma gekonnt vermittelt. Sie hat ein besonderes Auge für die Schönheiten der Architektur, so dass es eine Freude ist, die Handlungsorte durch ihre Augen zu sehen.

Die Handlung selbst ist etwas verwickelt, weil in dieser Adelsfamilie Ehre und Anstand Fremdworte sind, sexuelle Beziehungen beliebig eingegangen und sogar zum Teil als Rachewerkzeug eingesetzt werden. Caselli kämpft sich durch dieses undurchschaubare Geflecht hindurch und kann letztendlich den Mörder präsentieren.

"Römische Verwicklungen" ist ein netter Krimi, besonders geeignet für sonnige Urlaubstage, der vielleicht nicht viel Tiefgang bietet, aber mich persönlich mit wunderbar authentischen Schauplätze bezaubert hat.

Veröffentlicht am 18.12.2017

Über Bord

Woman in Cabin 10
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Lo Blackwood ist durch einen traumatisierenden Einbruch in ihre Wohnung nervlich noch recht angeschlagen, als sie auf einem sehr exklusiven Luxuskreuzschiff eincheckt. Sie darf für ihre Chefin eine Reisereportage ...

Lo Blackwood ist durch einen traumatisierenden Einbruch in ihre Wohnung nervlich noch recht angeschlagen, als sie auf einem sehr exklusiven Luxuskreuzschiff eincheckt. Sie darf für ihre Chefin eine Reisereportage über die Jungfernfahrt verfassen. Ihre Mitreisenden sind reich und prominent und gutaussehend. Lo ist sehr beeindruckt, leider trinkt sie grundsätzlich viel zu viel. Kein Wunder, dass ihr niemand glaubt, die Frau aus der Nachbarkabine wäre nächtens über Bord gegangen. Lo löst einigen Wirbel aus, doch die oberflächlichen Untersuchungen sprechen gegen ihre Behauptungen....

Ein klassischer Fall wie schon früher bei Agatha Christie: ein Verbrechen und eine genau begrenzte Anzahl möglicher Täter. Für mich gab es keine heisse Spur bis zur offiziellen Auflösung. Aber die bringt vorher noch mal einen rasanten Spannungshöhepunkt, nachdem die Geschichte vorher doch eher ruhig verläuft.

Insgesamt ist "Woman in Cabin 10" ein ganz passabler Krimi, aber ihn als Thriller zu bezeichnen, finde ich schon etwas übertrieben.

....und etwas weniger Alkohol hätte ich besser und zugleich realistischer gefunden...

Veröffentlicht am 29.11.2017

Carl und Verena

Dunkel Land
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Gerade der Anfang hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Verena ist eigentlich Literaturdozentin an der Uni Nürnberg, aber weil sie die Tochter ihrer verstorbenen Schwester adoptiert hat, muss sie sich beruflich ...

Gerade der Anfang hat mir ausgesprochen gut gefallen.
Verena ist eigentlich Literaturdozentin an der Uni Nürnberg, aber weil sie die Tochter ihrer verstorbenen Schwester adoptiert hat, muss sie sich beruflich umorientieren. In der Zwischenzeit ist sie finanziell so am Limit, dass sie dankbar über den Sommer einen Kindermädchenjob in der Nähe von Berlin annimmt, bei dem sie die kleine Amelie mitbringen kann.
Es ist eins meiner Highlights dieses Buches, als ihr klar wird, dass der kleine Junge Carl, den sie beaufsichtigen soll, ein erwachsener, äußerst attraktiver Profiler ist, der schlimmste Gedächtnisstörungen hat. Bei jedem Aufwachen muss er sich neu orientieren. Verena soll ihm helfen, sich beruflich zurecht zu finden. Das bedeutet für sie, sich mit abscheulichen Verbrechen im Strichermilieu befassen zu müssen. Es ist belastend, es ist gefährlich und sie schwört, nach der Aufklärung der Morde wird sie nach Nürnberg in ein beschauliches Leben zurückkehren.
Das Ende bleibt in dieser Hinsicht offen, denn zwischen Carl und ihr herrscht eine durchaus erotischen Anziehung, und die kleine Amelie hat auf dem Guthof von Carls Tante ein wahres Kinderparadies.
Der Krimi, in meinen Augen mehr ein Thriller, hat mir sehr gut gefallen. Einerseits gibt es die Einblicke in die kranke Psyche des Täters, aber auch Carls Gedächtnisverluste sind mal ein gelungener literarischer Kniff, eine Story anders aufzurollen. So war das Buch von Anfang an unterhaltsam und spannend, und ich bin gespannt auf die nächste Folge, wie Verena sich entschieden hat.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Ein sehr ordentlicher Kommissar ermittelt

Die Henry Frei-Thriller / Böses Kind
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Kriminalkommissar Henry Frei ist schon ein extrem gewöhnungsbedürftiger Ermittler. Zwanghaft ordnet er die Gegenstände in seiner direkten Umgebung, selbst wenn es die Messiewohnung einer wichtigen Zeugin ...

Kriminalkommissar Henry Frei ist schon ein extrem gewöhnungsbedürftiger Ermittler. Zwanghaft ordnet er die Gegenstände in seiner direkten Umgebung, selbst wenn es die Messiewohnung einer wichtigen Zeugin ist. Seine Kollegin Albers ist konträr leger, ständig übermüdet und Äpfelkauend. Die Kombination der beiden war mir etwas zu schrullig, aber dennoch konnte mich ihre Vorgehensweise bei den entsetzlichen Mordfällen fesseln. Die Morde scheinen eine Verbindung zu einem verschwundenen Teenager zu haben. Obwohl die Mutter, Suse, sehr besorgt wirkt, und man ihre chronische Überforderung nachvollziehen kann, bleibt sie von Anfang bis Ende neben dem Mörder die unsympathischste Person des Krimis. Viele Faktoren bauen hier die Spannung auf: einmal natürlich die grausamen Morde, aber auch die Einschübe, die von einer gefesselten Frau in einem unsäglichen Verliess handeln. Gerade wenn es spannend wird, schwenkt der Autor wieder auf Suses chaotisches Leben. Man bekommt schnell eine Ahnung, wie unerfreulich das Familienleben für ihre vermisste Tochter Jacquie gewesen sein muss.
Nein, den Mörder konnte ich nicht schnell erraten, aber nicht nur deswegen konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen. Viel haben auch der angenehme Sprachstil und die gekonnten Cliffhanger ausgemacht. Gerne werde ich nach weiteren Büchern des Autors suchen.

Veröffentlicht am 22.11.2017

Mutige Cora

Schwarzbubenland
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An der Journalistin Cora Johannis ist nichts konventionell. Sie hat lange freischaffend aus gefährlichen Krisengebieten berichtet, aber nun muss sie ihren Lebensmittelpunkt wieder im heimatlichen Solothurner ...

An der Journalistin Cora Johannis ist nichts konventionell. Sie hat lange freischaffend aus gefährlichen Krisengebieten berichtet, aber nun muss sie ihren Lebensmittelpunkt wieder im heimatlichen Solothurner Umland einrichten, damit sie ein Auge auf ihre anstrengend pubertäre Tochter Mila werfen kann. Zum Glück lebt noch der erwachsene Sohn Julian mit im Haushalt, der als ausgleichendes Element zwischen den aufbrausenden Frauen fungiert. Die Auftragslage ist schlecht, die Lebenskosten hoch, so schätzt Cora sich glücklich als sie von Herrn vom Staal auf einen Cold Case angesetzt wird. Elisabeth vom Staal ist vor Jahren spurlos verschwunden, und da sie vor der Ehe in einem Bordell gearbeitet hatte und ursprünglich aus Russland stammt, wurde damals der Fall schnell ad Acta gelegt. Man glaubte, Elisabeth hätte nur das Ziel gehabt, ihren Ehemann auszunutzen.
Kein Wunder also, dass sich vom Staal beim Auftauchen von neuen Hinweisen einen privaten Ermittler sucht und eine üppige Bezahlung garantiert. Cora findet tatsächlich eine heiße Spur, die aber nicht nur zwei wichtigen Zeugen den Tod bringt, sondern auch sie selbst allerhöchster Gefahr aussetzt.
"Schwarzbubenland" ist mehr als ein Regionalkrimi, denn trotz der gemütlich schweizerischen Ausdrucksweise, die wirklich äußerst dezent zwischen den Zeilen durchschimmert, entwickelt sich ein Spannungsbogen, der nur hin und wieder durch häusliche Erziehungsscharmützel unterbrochen wird. Auf dem Cover prangt ganz zu Recht ein roter "Bestseller"-Button.