„Wie ein gottverdammtes Klischee krampft sich mein Herz zusammen, als ich Hannas Name ausspreche.“
(Erik in Zwischen uns das Flüstern der Wellen)
Worum geht’s?
Eigentlich wollte Erik Sylt für immer hinter sich lassen. Doch als seine Familie ihn braucht, kehrt er schweren Herzens zurück. Um die Strandbar seines Vaters vor dem Bankrott zu retten, ringt sich der ehemalige Windsurf-Profi dazu durch, am Surf-Cup teilzunehmen und hoffentlich das Preisgeld zu gewinnen. Nur hat Erik seit einem Surf-Unfall keinen Fuß mehr ins Meer gesetzt. An das Unglück selbst hat er keine Erinnerung, er weiß nur: Ihn kostete der schicksalhafte Moment seine Karriere, und sein größter Rivale kam dabei ums Leben. Nun soll ihm ausgerechnet Hanna als Windsurf-Lehrerin helfen, seine Angst vor den Wellen zu überwinden. Hanna – seine Ex-Freundin, die den Unfall mit angesehen hat und verschweigt, was wirklich geschah. Beide kommen sich wieder näher, und nach und nach schließen sich Eriks Gedächtnislücken. Was sich Erik dabei offenbart, erschüttert ihn in seinen Grundfesten …
Zwischen uns das Flüstern der Wellen ist Band 2 der Sylt Suspense-Reihe. Die Geschichte ist in sich geschlossen, das Buch enthält potenzielle Spoiler zu Band 1, Vorkenntnisse sind hilfreich.
Inhaltliche Hinweise
Das Buch wird durch Erik und Hanna in der Ich-Perspektive erzählt.
Meine Meinung
Nachdem mir Band 1 bereits sehr gefallen hat, war es für mich klar, dass ich auch Band 2 lesen möchte. Vielleicht hatte ich an diesen Teil auch die höchsten Erwartungen, da mich Erik in Band 1 bereits interessiert hatte und ich mehr über seine Geschichte erfahren wollte.
Der Einstieg in die Geschichte fiel mir dieses Mal nicht ganz so leicht, da man direkt ins Geschehen geworfen wird. Hanna kehrt nach Sylt zurück, um einen Artikel zu schreiben. Gleichzeitig erfährt man nebenbei, dass Hanna und Erik Ex-Partner sind und dass Erik seit einem dramatischen Vorfall nicht mehr Surfen geht, obwohl er ein Profi war und für Wettkämpfe angetreten ist. All diese Elemente werden natürlich im Laufe der Geschichte erklärt, eingeordnet und insbesondere der Vorfall wird für den Spannungsbogen verwendet, allerdings fiel es mir anfangs schwer, am Ball zu bleiben, weil ich sehr viele Fragen hatte. Gerade was die gescheiterte Beziehung zwischen Erik und Hanna anging, die Hanna als fast schon toxisch und für beide nicht gut einstuft, war es für mich anfangs schwer greifbar, wieso beide dann doch wieder Zeit miteinander verbringen. Ab etwa einem Drittel des Buches änderte sich mein Vorbehalt dann aber recht fix, ich war total in der Geschichte, hab Seite um Seite gelesen, mit Hanna gezweifelt, mit Erik gelitten und gehofft.
Erik versucht mit Hannas Hilfe wieder aufs Brett und aufs Wasser zu kommen, da er finanzielle Sorgen hat. In vielen kleinen Etappen darf der Leser beide nun begleiten, wie sie Eriks Ängste angehen und wie er langsam wieder zurückfindet zu dem Sport, den er so geliebt hat. Mir hat hier gut gefallen, dass die Autorin Erik viel Zeit gibt, er auch Fehler machen darf und vor allem es kein „Liebe heilt alles“-Buch ist, wo einfach alles auf einmal wieder perfekt ist. Gleichzeitig gerät Hanna in meinen Augen etwas in den Hintergrund und ihre eigene Geschichte, ihre Sorgen, kamen wenig rüber. Es dreht sich sehr viel um „die Nacht“ aus dem letzten Jahr, bei der Wilke gestorben ist und die Frage, was wirklich passiert ist. Denn Erik hat Erinnerungslücken, wird von Alpträumen geplagt und schlafwandelt teilweise sogar. Seinen emotionalen Zustand hat die Autorin sehr gut und auf verschiedene Arten eingefangen, hier hat man echt ein gutes Gefühl für seine Belastung erhalten. Gleichzeitig erfährt man, dass einige Leute mehr wissen, als sie angeben. Der Spannungsbogen war insgesamt gut und sehr durchdacht. Gegen Ende hin wird aufgelöst, was wirklich passiert ist und puh, es hat mich sehr zwiegespalten zurückgelassen, vor allem in moralischer Sicht. Andererseits bemüht sich Erik sehr um Buße.
Leider hat mich die Liebesgeschichte nicht komplett abholen können. Dies könnte eingerseits daran liegen, dass Second Chance Geschichten es immer von sich aus schwer haben, weil erklärt werden muss, wieso ein „es war einmal“ ein „es wird wieder“ sein soll, aber auch, weil beide zwar viel Zeit miteinander verbringen, der Sprung von Zusammenarbeit zu Liebe auch vor dem Hintergrund ihrer Vorgeschichte mich nicht so überzeugen konnte. Gerade Hanna verfällt meiner Meinung nach zu sehr in einen Helfermodus und hinzu kommt, dass sie bewusst die Erkenntnisse aus der Todesnacht für sich behält. Es hat mir daher einfach ein bisschen die Tiefe und Nachvollziehbarkeit der Gefühlsentwicklung bei den beiden gefehlt hat. Aber auch ohne Liebesgeschichte hat man hier eigentlich ein gutes Buch, was Spaß beim Lesen gemacht hat.
Mein Fazit
Zwischen uns das Flüstern der Wellen ist ein gute Fortsetzung mit einem gelungene Spannungsbogen und einer soliden, aber nicht komplett überzeugenden Liebesgeschichte. Das Buch beinhaltet viele tolle Elemente, überzeugt mit einem schönen Schreibstil und kann durchaus fesseln, ich hätte mir aber noch ein bisschen mehr Liebe gewünscht.
[Diese Rezension basiert auf einem vom Verlag oder vom Autor überlassenen Rezensionsexemplar. Meine Meinung wurde hiervon nicht beeinflusst.]