Außergewöhnliches Buch, für das man etwas Gewöhnungszeit benötigt.
Der unsichtbare GartenInhalt: Vincent wird erblinden und er kann nichts dagegen tun. Sein altes Leben mit Freundin und festem Job ist unwiederbringlich vorbei. Können eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, ein Garten, eine neue Liebe ...
Inhalt: Vincent wird erblinden und er kann nichts dagegen tun. Sein altes Leben mit Freundin und festem Job ist unwiederbringlich vorbei. Können eine Rückkehr zu seinen Wurzeln, ein Garten, eine neue Liebe und Freunde, die zu ihm halten, ihm helfen, die Veränderung zu bewältigen und seinen Platz im Leben wiederzufinden?
Meinung: Dieses Buch ist vom Schreibstil her sehr ungewöhnlich, einen auktorialen Erzähler trifft man nicht allzu häufig an! Auch das Cover ist ein echter Eyecatcher – es zeigt eigentlich ein farbiges Blumenmotiv, das aber durch den milchigen Umschlag verdeckt wird. Super Einstimmung zum Thema!
Am Anfang habe ich mich mit dem Lesen etwas schwer getan, da die Sichten zwischen den Charakteren oft hin und her springen. Auch die Zeitwechsel waren teilweise dezent verwirrend, es war schwer herauszufinden, wie viel Zeit nun wieder vergangen ist oder an welchem Ort man sich nun befindet. Das hat den Lesefluss etwas behindert, weil man gerade zu Beginn in das Buch erstmal hineinfinden muss, sich anfreunden will, und Verwirrung trägt nicht gerade dazu bei. Nach und nach geht es jedoch einfacher, die Charaktere, insbesondere Arnaud und Coline, sind mir sehr ans Herz gewachsen. Sie unterstützen Vincent in dieser schweren Zeit wo sie nur können, ohne ihn anders zu behandeln als vorher. Mit Protagonist Vincent habe ich mir erst etwas schwer getan. Als ich damals die Inhaltsangabe gelesen habe, dachte ich aus unerfindlichen Gründen, dass Vincent ein Kind/Teenager ist und so wirklich kam ich auch während des Lesens nicht davon weg - ich weiß wirklich nicht, warum. Seine Verzweiflung zu erblinden ist förmlich greifbar. Ablehnung nahestehenden Personen gegenüber, Hoffnungslosigkeit, unrealistische Wünsche, Wut und Trauer begleiten ihn. Seine Stimmungen schreibt er in einem Tagebuch nieder. Die Einblicke in seine Gedanken sind viel intensiver und eindrucksvoller als es der normale Schreibstil zu beschreiben vermag. Die Dialoge hingegen wirken teilweise etwas zu steif, ob man sich wirklich so unterhalten würde? Mehr Tiefe wäre hier wünschenswert.
Das letzte Drittel des Buches hat mir am besten gefallen. Der Schreibstil ist flüssiger, die verschiedenen Szenen nicht mehr abgehackt. Außerdem kommt hier nun endlich dem Garten aus dem Titel mehr Bedeutung zu, denn bisher war dieser noch sehr losgelöst vom Inhalt. Die Bedeutung für Vincent wird klar, unsere Hauptfigur scheint angekommen zu sein. Das Erblinden sorgt dafür, dass Vincent auch mit zerstrittenen Personen wieder ins Reine kommt, er ist offen für die einfachen Dinge im Leben. Diese Entwicklung war sehr schön zu lesen, nun konnte ich ihn wirklich als Mann sehen.
Als Fazit bekommt das Buch von mir 4 von 5 Sternen – es gibt zwar literarisch noch Luft nach oben, doch der Schreibstil und das Cover sind wirklich außergewöhnlich.