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Veröffentlicht am 15.12.2024

Die Nachwehen des Korea-Kriegs

Unmöglicher Abschied
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Unmöglicher Abschied – Han Kang

Erst vor kurzem habe ich den Bestseller „Die Vegetarierin“ der koreanischen Nobelpreisträgerin von 2024 gelesen. Klar ist: ihr Erzählstil hat eindeutig großen Wiedererkennungswert.

So ...

Unmöglicher Abschied – Han Kang

Erst vor kurzem habe ich den Bestseller „Die Vegetarierin“ der koreanischen Nobelpreisträgerin von 2024 gelesen. Klar ist: ihr Erzählstil hat eindeutig großen Wiedererkennungswert.

So spielt auch in diesem Roman ein Traum der Protagonistin eine große Rolle.
Das große Thema ist hier eine dunkle Episode in der koreanischen Geschichte, die Gräuel während des Korea-Krieges und die fehlende Aufarbeitung all dessen. Es ist ein etwas distanzierter Blickwinkel aus der Sicht der Nachkommen, welche die Protagonistinnen sind. Dies macht die Schilderung der Massaker zumindest ein wenig erträglicher.
Wohlfühlbuch ist dies mit Sicherheit keines – aber dafür ist die Autorin auch nicht bekannt. Im Gegenteil ist es schwer verdaulich, aber durchaus sehr interessant. Wie ich feststellen musste, hatte ich bisher wenig Vorstellung vom Korea-Krieg.

Leider hat mir dieser Roman jedoch nicht so gut gefallen wie „Die Vegetarierin“. Die Protagonistinnen bleiben hier sehr distanziert und auch die eigentliche Handlung, die in der Gegenwart spielt, gerät zunehmend in den Hintergrund bzw. wird so undurchsichtig, dass kaum mehr unterscheidbar ist, was real ist und was nicht. Die Grenze zwischen Realität, Traum und Geistererscheinungen verschwimmt leider völlig und lässt mich ratlos zurück.

Die Autorin hat fraglos einen tollen Erzählstil und sie erzählt eine wichtige Geschichte. Die Umsetzung hat mich hier aber weniger überzeugt.
3 Sterne


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Veröffentlicht am 29.11.2024

Lillis Krankengeschichte

Gratulieren müsst ihr mir nicht
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Gratulieren müsst ihr mir nicht – Lilli Polansky
Dies ist der autofiktionale Krankheitsbericht der Autorin Lilli Polansky. Sie erzählt ihre Geschichte sehr plastisch und fesselnd. Es ist berührend und ...

Gratulieren müsst ihr mir nicht – Lilli Polansky
Dies ist der autofiktionale Krankheitsbericht der Autorin Lilli Polansky. Sie erzählt ihre Geschichte sehr plastisch und fesselnd. Es ist berührend und interessant. Dennoch ist es nicht mehr und nicht weniger als ihre Lebens-/Krankengeschichte. Ein Roman ist das sicherlich nicht.
Mit zwanzig Jahren ereilen Lilli gleich mehrere gesundheitliche Schicksalsschläge. Zuerst wird ein gutartiger Gehirntumor festgestellt; kurz darauf wird ihr in einer größeren OP ein Herzschrittmacher eingesetzt; dann benötigt sie auch noch eine große Darm-Operation. Sehr nachvollziehbar schildert sie ihre Gefühle und das verlorene Vertrauen in ihren eigentlich noch sehr jungen Körper, der sie da plötzlich im Stich lässt. Kein Wunder, dass schließlich noch psychische Probleme dazukommen – all die traumatischen Erlebnisse wollen erst noch verarbeitet werden.
Frau Polansky hat einen sympathischen Schreibstil, dem man gerne folgt. Es geht zum großen Teil um körperliche Beschwerden, Krankenzimmergeschichten und Arztbesuche. Nicht zuletzt geht es auch um die psychischen Begleiterscheinungen dieser schweren, lebensbedrohlichen Erkrankungen. Sicherlich hatte auch das Niederschreiben all dieser Dinge für die Autorin einen therapeutischen Hintergrund. Manche Fakten und Gefühle tauchen auch wiederholt auf. Generell ist es keine strikt chronologische Erzählweise.
Nicht ganz nachvollziehen konnte ich, warum so viele Geschichten aus Lillis Kindheit und Jugend eingeschoben wurden. Aufgrund ihrer Dyskalkulie war sie immer eine unsichere Schülerin, die sich auch mit Freundschaften nicht leicht tat. Ja, das geht vielen so. Teilweise recht banale Geschichten, die für mich mit der Krankengeschichte nichts zu tun hatten.
Eine interessante Krankengeschichte, deren Bericht wohl eher für die Autorin einen therapeutischen Wert hat, aber kein Roman.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 08.11.2024

Geschichte einer Ehe

Mit den Jahren
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Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren ...

Mit den Jahren – Janna Steenfatt
Geschichte einer Ehe
Eva und Lukas sind seit zwanzig Jahren ein Paar, seit zehn Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Sie scheinen sich ein wenig aus den Augen verloren zu haben. Beide hinterfragen ihre Lebensentwürfe und -entscheidungen. Die Ehe ist in einer Krise. Und dann ist da noch Jette, die unabhängige Single-Frau, die plötzlich immer wieder auftaucht.
Im Prinzip beschäftigt sich dieser Roman mit ganz alltäglichen Fragen. Wer kennt sie schließlich nicht, die kleinen und großen Krisen, die im Laufe einer langjährigen Beziehung immer mal wieder auftauchen? Auch die Zweifel, die einen im mittleren Lebensalter überkommen können, sind ganz normal. Aus irgendeinem Grund wurde ich mit dieser Geschichte dennoch nicht ganz warm.
Eva und Lukas sind beides authentische, sympathisch fehlerhafte Charaktere – nur finde ich, wird die Geschichte etwas emotionslos erzählt. Grundsätzlich ist die Handlung sehr ruhig, bis auf einen Ausreißer in der Mitte.
Gestört hat mich auch die Rolle, die Jette in dieser Geschichte spielt. So, wie sie anfangs beschrieben wird, ist vieles was folgt, einfach unglaubwürdig. Dann gibt es noch das Thema der Queerness, das immer mal wieder aufgegriffen wird. Fand ich auch etwas unnötig und bemüht wirkend, am Puls der Zeit zu sein.
Ein ruhiger Roman, der sich wunderbar liest und ein wenig dahinplätschert. Gegen Ende wollte ich dann doch wissen, wie es ausgeht – was mich dann aber doch wieder nicht überzeugt hat.
Also ich hatte mit diesem Buch so meine Schwierigkeiten… 3 Sterne

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Veröffentlicht am 30.10.2024

Hmmm....

Die Steppe
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Die Steppe – Oxana Wassjakina
In diesem Roman arbeitet die Autorin offenbar die Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater auf. Ihr erster Roman „Die Wunde“ befasste sich mit ihrer Mutter.
Oxana Wassjakina ...

Die Steppe – Oxana Wassjakina
In diesem Roman arbeitet die Autorin offenbar die Beziehung zu ihrem verstorbenen Vater auf. Ihr erster Roman „Die Wunde“ befasste sich mit ihrer Mutter.
Oxana Wassjakina hat einen wirklich ansprechenden, genau beobachtenden Erzählstil. Gerade der Beginn, in dem sie die Reise mit ihrem Vater, dem LKW-Fahrer durch die russische Steppe beschreibt, hat mir sehr gefallen. Landschaft und Natur werden atmosphärisch und bildreich beschrieben. Durch die lesbische Autorin erhält man einen jungen, erfrischenden Blick auf die russische Lebensweise.
Es gelang mir nicht gänzlich, mich zeitlich in der Handlung zurechtzufinden. Die Geschichte springt beinahe willkürlich vor und zurück. Im Fokus steht das Treffen mit dem Vater, ein Versuch der gegenseitigen Annäherung. Von hier aus schweift die Autorin in diverse Erinnerungen ab. Schnell wird aber klar, dass dieser Vater kaum eine Rolle in ihrem Leben gespielt hat und auch, dass in diesem autobiografischen Roman nicht wirklich etwas passiert. Heraus kommt eine Mischung aus Trauerarbeit und Abrechnung, die meiner Meinung nach nicht in die Öffentlichkeit gehört.
Auch wenn mich die Geschichte insgesamt nicht überzeugen konnte, gibt es doch positive Aspekte: ein toller Schreibstil, grandiose Atmosphäre und ein Einblick in die russische Denk- und Lebensweise.
3 Sterne

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Veröffentlicht am 18.10.2024

Clara liest Proust

Clara und die Poesie des Lebens
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Clara und die Poesie des Lebens – Stephane Carlier
Clara liest Proust. Man sollte sich wirklich ein wenig für Proust und sein Werk interessieren, denn Clara liest viel.
Im ersten Teil dieses Romans wird ...

Clara und die Poesie des Lebens – Stephane Carlier
Clara liest Proust. Man sollte sich wirklich ein wenig für Proust und sein Werk interessieren, denn Clara liest viel.
Im ersten Teil dieses Romans wird Claras Alltag vorgestellt – als Friseurin, mit ihrem Freund, von dem sie sich etwas entfernt hat, mit ihrer ängstlichen Katze. Nichts spektakuläres. Und dann entdeckt sie Proust für sich, was den Rest des Buches füllt.
Also im Grunde ist es ein Plädoyer dafür, Proust zu lesen. Proust in allen Lebenslagen, mit vielen Zitaten. Ich muss ja sagen, dass es dem Autor bzw. Clara bei mir in gewisser Weise gelungen ist, meine Neugier zu wecken. Tatsächlich habe ich schon lange den ersten Band daheim und habe ihn mir nun zur weiteren Prüfung bereitgelegt.
Das Problem an diesem Roman ist nur, dass die restliche Geschichte drum herum viel zu dünn ist. Die Figuren sind nicht ausgereift, sondern nur Beiwerk. Es gibt kaum eine runde Handlung. So wäre dieses Proust-Thema vielleicht in einem Sachbuch besser aufgehoben gewesen.
Mit Müh und Not gibt es von mir 3 Sterne.

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