Zwei Frauen im Kampf gegen die organisierte Kriminalität
Die Kraft der Ebbe„Die Kraft der Ebbe“ ist der Abschlussband der Trilogie der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken; mit ihm endet die Jagd nach dem de Jong-Clan. ...
„Die Kraft der Ebbe“ ist der Abschlussband der Trilogie der Autorinnen Anna Johannsen und Elke Bergsma mit den Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken; mit ihm endet die Jagd nach dem de Jong-Clan.
Worum geht es?
Die beiden Kommissarinnen Lina Lübbers und Kea Siefken haben nur noch ein Ziel: dem de Jong-Clan, d.s. niederländische Kriminelle, die ihr Drogengeschäft immer mehr nach Deutschland verlagern, das Handwerk zu legen, deren Machenschaften ein Ende zu setzen.
Das moderne, stilistische Cover fällt trotz seiner Einfachheit auf, und ist stilmäßig an die Vorgängerbände angelehnt. Ein ausgezeichneter Wiedererkennungseffekt. Das Buch erschien 2024. Es gliedert sich in kurze Kapitel, wobei die Geschehnisse abwechselnd aus der Sicht der beiden Kommissarinnen dargestellt werden. Orts- oder Zeitangaben sind nicht vorhanden. Die Handlung spielt in der Gegenwart in Ostfriesland, wobei das Lokalkolorit nur am Rand gestreift wird. Der Schreibstil ist flüssig, gut beschreibend und dialogreich.
Was die geschilderten Kriminalfälle anbelangt, steht jeder Band für sich alleine und ist auch für Quereinsteiger problemlos verständlich. Soweit erforderlich sind Hinweise zur Vorgeschichte vorhanden. Dennoch rate ich, mit Band 1 zu beginnen, des roten Fadens wegen und auch in Bezug auf die Charaktere und deren Entwicklung.
Erzählt wird im Präsens, wodurch man sich als Leser in das Geschehen involviert fühlt. Der Schwerpunkt liegt in der polizeilichen Routine, der oft mühsamen Ermittlungsarbeit, die dialogreich und dadurch sehr lebendig primär in Befragungen und Teambesprechungen erfolgt. Der Polizeialltag wirkt sehr authentisch, ist geprägt von minutiöser Kleinarbeit, wie Observierungen, Abhören von Telefonaten, Checken von Kfz-Haltern u.v.a.m. Ob dieser Beschreibungen geht zwar stellenweise etwas die Spannung verloren, doch ich fand es sehr interessant zu erfahren, welche Strategie die Polizei verfolgt, wie sie die Aktionen der Kriminellen immer im Auge behält und letztlich erfolgreich zuschlagen kann. Nichtsdestotrotz gibt es Spannungsmomente und Action, vor allem Lina neigt immer wieder zu riskanten Alleingängen. Auch Haukes Undercover-Einsatz birgt immer mehr Risken in sich. Auch die Perspektivenwechsel zwischen Kea und Lina gestalten die Handlung abwechslungsreich, insbesondere weil sie zum Teil auch verschiedene Ziele verfolgen. Denn abgesehen vom Bestreben, den de Jong-Clan zu zerschlagen, beschäftigt auch noch ein rätselhafter Erpresser das Team.
Dadurch, dass Lina und Kea jeweils in Ich-Form erzählen, ist man nicht nur stets am neuesten Stand der Ermittlungen, sondern erfährt auch viel über ihre privaten Gedanken und Gefühle sowie Probleme. Sie sind beide erfahrene Ermittlerinnen, brennen für ihren Beruf mit vollem Einsatz, worunter das Privatleben immer wieder leidet. Vor allem für Kea ist es schwierig, neben dem Beruf ausreichend Zeit für die Kinder zu haben. Auch Lina wäre gerne mehr mit ihrer Partnerin zusammen. Das Privatleben der beiden ist gut dosiert in die Handlung mit verwoben.
Mit „Die Kraft der Ebbe“ ist der de Jong-Fall schlüssig und zufriedenstellend aufgearbeitet, die Trilogie somit beendet. Was für mich aber nicht bedeutet, dass ich nicht gerne noch mehr Fälle mit diesen beiden sympathischen Kommissarinnen lesen möchte. Denn mir hat diese spannungsmäßig eher ruhigere Reihe mit viel Einblick in die Ermittlerarbeit sehr gefallen. Ich empfehle sie gerne weiter.