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Veröffentlicht am 30.11.2024

Mehr als "nur" Öko-Wissenschaft: Drei Frauen und ihre bahnbrechenden Ideen

We are Volcanoes
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Charlotte Kerner widmet sich in ihrem Buch „We are Volcanoes“ den Lebensgeschichten dreier außergewöhnlicher Frauen: Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway. Diese Öko-Visionärinnen haben durch ...

Charlotte Kerner widmet sich in ihrem Buch „We are Volcanoes“ den Lebensgeschichten dreier außergewöhnlicher Frauen: Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway. Diese Öko-Visionärinnen haben durch ihre Forschung und ihre Schriften bahnbrechende Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch und Natur eröffnet. Kerner, bekannt für ihre Frauenbiografien und ausgezeichnet mit mehreren Literaturpreisen, verknüpft in ihrem Werk wissenschaftliche Inhalte mit einem feministischen Blick auf die Naturwissenschaften.

Worum geht’s genau?

Das Buch stellt die Biografien und wissenschaftlichen Errungenschaften von Rachel Carson, Lynn Margulis und Donna Haraway vor. Carson, die mit ihrem Buch „Der stumme Frühling“ die Umweltbewegung prägte, Margulis, die mit ihrer Endosymbiontentheorie das Verständnis von Evolution revolutionierte, und Haraway, die mit ihren Theorien zur Mensch-Maschine-Interaktion neue Denkräume eröffnete, überschritten nicht nur Fachgrenzen, sondern hinterfragten auch die gesellschaftlichen Machtverhältnisse in den Wissenschaften. Kerner beleuchtet, wie ihre Arbeiten die Sicht auf die enge Verbindung zwischen Natur und Kultur verändert haben – ein Thema, das heute aktueller ist denn je.

Meine Meinung

Bereits das Cover des Buches hat mich angesprochen, und obwohl ich den Titel zunächst nicht bewusst wahrgenommen habe, hat mich der Klappentext neugierig gemacht. Mit 208 Seiten ist das Buch angenehm kompakt und gut lesbar, ohne oberflächlich zu wirken.

Ich kannte bis dato keine der drei Frauen - die Einblicke in ihr Leben und Wirken waren beeindruckend und bereichernd. Besonders faszinierend fand ich die Auswirkungen ihrer Arbeiten: Wie sie mit ihrer Forschung die Grenzen der Naturwissenschaften überschritten und neue, interdisziplinäre Ansätze etablierten, die noch heute nachwirken. Gleichzeitig wurde mir erneut bewusst, wie stark Frauen in den Wissenschaften marginalisiert und diskriminiert wurden und werden. Diese Erkenntnis hat mich einmal mehr an einen meiner Lieblingsromane erinnert, „Eine Frage der Chemie“, der ebenfalls die Schwierigkeiten von Frauen in der Wissenschaft thematisiert.

Kerners Schreibstil hat mir gefallen: Das Buch vermittelt wissenschaftlich fundierte Inhalte, bleibt dabei aber gut verständlich und spannend. Die Kapitel sind klar strukturiert, und der rote Faden ist durchgehend nachvollziehbar. Das Thema Feminismus und Wissenschaft wird ohne erhobenen Zeigefinger präsentiert, stattdessen ermutigt das Buch, die Leistungen von Frauen in der Wissenschaft stärker anzuerkennen und ihre Bedeutung zu reflektieren.

Fazit

„We are Volcanoes“ ist ein inspirierendes Buch über drei außergewöhnliche Frauen, deren Arbeiten die Wissenschaft und unser Verständnis von Mensch und Natur nachhaltig geprägt haben. Es ist informativ, spannend und gut zugänglich, auch für Leser:innen ohne wissenschaftlichen Hintergrund. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.11.2024

Vegan und festlich: Katy Beskow begeistert mit einfachen Rezepten

Easy Vegan Christmas (eBook)
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Das Kochbuch „Easy Vegan Christmas“ von Katy Beskow verspricht, die Weihnachtszeit stressfrei und köstlich vegan zu gestalten. Die britische Autorin, die seit über zehn Jahren vegan lebt, ist bekannt für ...

Das Kochbuch „Easy Vegan Christmas“ von Katy Beskow verspricht, die Weihnachtszeit stressfrei und köstlich vegan zu gestalten. Die britische Autorin, die seit über zehn Jahren vegan lebt, ist bekannt für ihre unkomplizierten und nachhaltigen Rezepte aus saisonalen Zutaten. Ihre Expertise als Kochbuchautorin und Lehrerin spiegelt sich auch in diesem festlichen Werk wider, das von Vorspeisen bis zu Desserts alles bietet, was das Herz zu den Feiertagen begehrt.

Zum Inhalt

In diesem Kochbuch präsentiert Katy Beskow 80 vegane Rezepte, die sich speziell für die Weihnachtszeit eignen. Neben klassischen Festtagsgerichten gibt es kreative Neuinterpretationen und thematische Menüvorschläge, die glutenfreie, familienfreundliche oder internationale Optionen enthalten. Ergänzt wird das Angebot durch hilfreiche Tipps zur Menüplanung, smarten Einkaufsliste und einem Kapitel zur nachhaltigen Resteverwertung – damit kein Bissen verschwendet wird.

Meine Meinung

Als Vegetarierin, die sich zuhause oft vegan ernährt, hat mich das Thema sofort angesprochen. Schon das Cover des Buches fand ich ansprechend, währen sich das Layout innen - für ein Weihnachtskochbuch - überraschend schlicht präsentiert. Das durchgehende blassrosa Design ist zwar modern und ästhetisch, hätte aber ruhig etwas weihnachtlicher ausfallen dürfen. Ein paar zusätzliche grafische Elemente oder kräftigere Farben hätten den festlichen Charakter besser unterstrichen.

Inhaltlich hat mich das Buch überzeugt. Der Aufbau ist klar und logisch – von Vorspeisen über Hauptgerichte und Beilagen bis zu Desserts und Getränken findet man sich schnell zurecht. Besonders gefallen hat mir, dass Katy Beskow auch das Thema Nachhaltigkeit berücksichtigt. Das Kapitel zur Resteverwertung ist nicht nur praktisch, sondern zeigt, wie man auch nach den Feiertagen kreativ und umweltfreundlich mit Lebensmitteln umgehen kann.

Die Rezepte selbst sind vielfältig, von klassischen Braten bis hin zu modernen Gerichten, und die Zutaten sind meistens gut im Supermarkt erhältlich. Hin und wieder werden auch Onlinequellen angegeben, bei denen bestimmte Zutaten gekauft werden können - was ich hilfreich finde. Besonders gelungen fand ich die „Easy Tipps“ bei jedem Rezept, die entweder Zubereitungshinweise, Haltbarkeitsinfos oder Alternativen für bestimmte Zutaten bieten. Was mir jedoch fehlte, waren konkrete Angaben zur Haltbarkeit und Zubereitungszeit – ein Punkt, der für mich bei Kochbüchern unverzichtbar ist.

Die Menüvorschläge und Hinweise zu Unverträglichkeiten, etwa bei glutenfreien Rezepten, sind ein weiterer Pluspunkt. Insgesamt bietet das Buch eine gelungene Mischung aus Einfachheit und Raffinesse, auch wenn es an manchen Stellen etwas mehr weihnachtliche Stimmung hätte vertragen können.

Fazit

„Easy Vegan Christmas“ ist ein durchdachtes und vielseitiges Kochbuch, das sowohl für erfahrene Veganer:innen als auch für Neulinge in der pflanzlichen Küche geeignet ist. Die klare Struktur, die nachhaltigen Ansätze und die unkomplizierten Rezepte machen es zu einer wertvollen Inspiration für die Feiertage. Kleine Abzüge gibt es für das schlichte Design und die fehlenden Zubereitungszeiten. Dennoch ein absolut empfehlenswertes Werk – ich vergebe 4 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
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Veröffentlicht am 30.11.2024

Ein Adventskalender des Grauens: Spannender Thriller rund um "Urban Legends"

Das Kalendermädchen
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Mit „Das Kalendermädchen“ entführt Sebastian Fitzek seine Leser:innen erneut in einen düsteren Psychothriller, der Spannung bis zur letzten Seite verspricht. Der vielfach ausgezeichnete Autor ist einer ...

Mit „Das Kalendermädchen“ entführt Sebastian Fitzek seine Leser:innen erneut in einen düsteren Psychothriller, der Spannung bis zur letzten Seite verspricht. Der vielfach ausgezeichnete Autor ist einer der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller dieses Genres. Fitzek begeistert mit seiner Fähigkeit, nervenaufreibende Wendungen und gesellschaftlich relevante Themen in seinen Geschichten zu verarbeiten. Sein neuestes Werk steht in dieser Tradition und setzt sich unter anderem mit familiären Geheimnissen, psychischen Abgründen und urbanen Legenden auseinander.

Worum geht’s genau?

Alma, ein elfjähriges Mädchen, ist schwer erkrankt und benötigt dringend eine Knochenmarkspende. Ihre Adoptivmutter Olivia Rauch begibt sich verzweifelt auf die Suche nach den leiblichen Eltern, deren Identität jedoch streng geheim gehalten wird – offenbar aus tödlichen Gründen. Bei ihren Nachforschungen stößt Olivia auf die unheimliche Legende des „Kalendermädchens“, einer Frau, die während der Weihnachtszeit von einem Psychopathen terrorisiert wurde. Je tiefer sie in diese Geschichte eintaucht, desto gefährlicher wird ihre Suche, und es stellt sich die Frage, ob das Geheimnis des Kalendermädchens der Schlüssel zu Almas Überleben ist – oder ihr Verderben.

Meine Meinung

Als große Krimi- und Thrillerliebhaberin war „Das Kalendermädchen“ natürlich nicht mein erstes Fitzek-Buch. Besonders spannend war für mich, dass ich das Buch nach einer Lesung im Münchner Olympiastadion mit 13.000 lesebegeisterten Zuschauenden in die Hände bekam – eine beeindruckende Show, die ich jeder:m empfehlen kann. Mit etwas Glück wird man danach sogar als „Leiche“ in einem seiner nächsten Bücher verewigt!

Der Einstieg ins Buch fiel mir leicht, denn Fitzeks Schreibstil hat mich sofort wieder in seinen Bann gezogen. Die kurzen Kapitel – oft nur zwei bis drei Seiten – und die Cliffhanger am Ende fast jedes Kapitels sind ein Markenzeichen von Fitzek, das hier besonders stark zur Geltung kommt. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lesen, weil jedes Kapitel eine neue Überraschung bereithielt.

Ein großes Plus für mich war, dass Fitzek in „Das Kalendermädchen“ auch gesellschaftlich relevante Themen anspricht. Die Verweise auf den menschgemachten Klimawandel, die Wichtigkeit der Stammzellenspende oder die schockierenden Statistiken zu Kindesmissbrauch haben mich nicht nur zum Nachdenken gebracht, sondern auch emotional berührt. Besonders beeindruckend fand ich das Nachwort/die Danksagung, in dem Fitzek offen dazu aufruft, sich typisieren zu lassen. Solche persönlichen Botschaften von Autor:innen schätze ich sehr. Auch die Wertehaltung, die Fitzek durch die Charaktere vermittelt – etwa die Kritik an homophoben Aussagen oder die Einbindung eines homosexuellen Paares – hat mir gefallen.

Allerdings gab es auch Punkte, die mich gestört haben. Dass Fitzek in seinem Buch nicht gendert, finde ich in der heutigen Zeit eine verpasste Chance. Eine Aussage wie „Mord war meistens eine Beziehungstat“ hat mich zudem irritiert, weil sie die Verantwortung des Täters oder der Täterin zu verschleiern scheint. Besonders bei Themen wie Femi(ni)ziden ist das problematisch, da hier oft die Beziehung selbst und nicht die Täter in den Fokus rücken.

Inhaltlich fand ich das Thema der Urban Legends unglaublich spannend, auch wenn der Plot an manchen Stellen etwas weit hergeholt wirkte. Die Wendungen waren dramatisch und oft überraschend, aber nicht immer glaubwürdig. Trotzdem hat mich das Buch durchgehend gefesselt, und ich konnte es kaum aus der Hand legen. Die emotionalen Themen und erschreckenden Fakten – wie die hohe Zahl der Kindeswohlgefährdungen in Deutschland (180 offizielle neue Fälle pro Tag) – haben das Ganze noch eindringlicher gemacht.

Insgesamt hat mir „Das Kalendermädchen“ sehr gut gefallen, auch wenn es ein paar kleinere Schwächen gab. Fitzek bleibt eben Fitzek: spannend, emotional und unvorhersehbar.

Fazit

Insgesamt hat mir „Das Kalendermädchen“ sehr gut gefallen, auch wenn es ein paar kleinere Schwächen gab. Fitzek bleibt eben Fitzek: spannend, emotional und unvorhersehbar. Vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Diaspora und Doppelmoral: Das Leben als Brückenbauer

Vom Westen nichts Neues
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In seiner Biografie „Vom Westen nichts Neues“ schildert Emran Feroz sein Leben zwischen zwei Welten: den Tiroler Alpen und Afghanistan. Der renommierte Kriegsreporter und Menschenrechtsaktivist beleuchtet ...

In seiner Biografie „Vom Westen nichts Neues“ schildert Emran Feroz sein Leben zwischen zwei Welten: den Tiroler Alpen und Afghanistan. Der renommierte Kriegsreporter und Menschenrechtsaktivist beleuchtet nicht nur seine persönlichen Erfahrungen mit Rassismus und Migration, sondern entlarvt auch die westlichen Klischees über "die" muslimische Welt (die es so ja nicht gibt). Feroz, der seit Jahren aus und über Afghanistan berichtet, verbindet in seinem Buch die Geschichte seiner Familie mit einer scharfsinnigen Analyse politischer und gesellschaftlicher Realitäten.

Worum geht’s genau?

Das Buch erzählt die Geschichte von Emran Feroz' Familie, die Ende der 1970er-Jahre nach Europa kam, und seine eigene Kindheit und Jugend in Tirol. Obwohl Feroz in Österreich aufwuchs, blieb ihm die volle Akzeptanz oft verwehrt, vor allem nach den Anschlägen von 9/11, als er plötzlich als potenzieller Terrorist wahrgenommen wurde. Später, als Journalist und Menschenrechtsaktivist, entdeckte er Afghanistan – das Land, das als seine „Heimat“ galt, obwohl er es nie zuvor besucht hatte. Das Buch thematisiert den internen Konflikt vieler Migranten, die im Westen leben, und zeigt, wie tief Rassismus und Doppelmoral in den westlichen Umgang mit der muslimischen Welt eingebettet sind. Feroz erzählt persönlich und zugleich politisch, schafft es aber auch, komplexe Themen wie die Geschichte Afghanistans greifbar zu machen.

Meine Meinung

„Vom Westen nichts Neues“ ist eine beeindruckende Mischung aus persönlicher Biografie und politischer Geschichte, die mir neue Perspektiven eröffnet hat. Als Leserin, die sich bereits intensiv mit Themen wie Flucht, Migration, Heimat und Zugehörigkeit beschäftigt hat, fand ich das Buch auf jeden Fall bereichernd. Feroz gewährt einen tiefen Einblick in die Gefühlswelt von Menschen in der Diaspora, insbesondere in Österreich, und vermittelt ein realistisches Bild der aktuellen Spaltung und Hetze in westlichen Gesellschaften. Besonders die Passagen über die westliche Doppelmoral im Umgang mit muslimischen Migranten haben mich nachdenklich gemacht.

Die Sprache des Buches ist klar und prägnant. Selbst komplexe historische und politische Zusammenhänge werden verständlich dargestellt, ohne dass die Tiefe darunter leidet. Das ist eine große Stärke des Autors, denn er schafft es, schwierige Themen auch für Leser:innen zugänglich zu machen, die sich zuvor noch nicht eingehender mit Afghanistan befasst haben.

Allerdings hat das Buch auch Schwächen. Die nicht-chronologische Erzählweise könnte für Leser:innen, die weniger mit der afghanischen Geschichte vertraut sind, verwirrend sein. Manchmal fehlte mir auch ein klarer roter Faden – es war nicht immer ersichtlich, worauf der Autor hinaus wollte. Diese lose Struktur mag der persönlichen Erzählweise geschuldet sein, störte jedoch gelegentlich den Lesefluss.

Trotz dieser kleineren Kritikpunkte ist das Buch ein Muss für alle, die mehr über die westliche Doppelmoral und die inneren Konflikte von Migrant:innen erfahren möchten. Für Afghan:innen in der Diaspora ist es aus meiner Sicht - ich habe einen persönlichen Bezug zu dem Land - besonders wertvoll, weil es eine differenzierte Perspektive aufzeigt, die in westlichen Debatten oft fehlt.

Fazit

„Vom Westen nichts Neues“ ist ein beeindruckendes, persönliches und aufrüttelndes Buch, das wichtige gesellschaftliche Themen beleuchtet. Trotz kleiner Schwächen in der Struktur überzeugt es durch seinen klaren Stil und die tiefgründige Analyse. Emran Feroz gibt (muslimischen) Menschen in der Diaspora eine Stimme und eröffnet neue Perspektiven. Vier von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 30.11.2024

Zwischen Stasi-Akten und Mord: Ein Thriller der Extraklasse basierend auf realen historischen Verbrechen

Todeskeller. Das Cold-Case-Team Berlin ermittelt
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„Todeskeller“ ist ein atmosphärischer Thriller, der sich mit dunklen Geheimnissen der DDR-Vergangenheit und einem verstörenden Mordfall auseinandersetzt. Die beiden Autor:innen Nica Stevens und Andreas ...

„Todeskeller“ ist ein atmosphärischer Thriller, der sich mit dunklen Geheimnissen der DDR-Vergangenheit und einem verstörenden Mordfall auseinandersetzt. Die beiden Autor:innen Nica Stevens und Andreas Suchanek kombinieren hier ihre Stärken: Stevens, bekannt für ihre emotionalen Erzählungen, und Suchanek, ein Meister packender Geschichten, schaffen gemeinsam einen Thriller, dermich nicht losgelassen hat, sodass ich ihn an einem Tag "weggelesen" hab.

Worum geht’s genau?

In einem verlassenen Gebäude in Berlin, das einst ein Heim für sogenannte "schwer erziehbare" Jugendliche in der DDR war, wird die Leiche eines Franzosen entdeckt. Dies ist der erste Fall für das neu gegründete Cold-Case-Team um Sophie Steinbach und David Martin. Am Tatort stoßen sie auf eine schreckliche Entdeckung: In einem zugemauerten Keller liegen zahlreiche menschliche Überreste. Das Team gräbt sich tief in die Vergangenheit des Heims und stößt auf geheime Stasi-Akten und grausame Verbrechen des Regimes. Während Sophie an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät, muss sich David mit seinen eigenen Dämonen auseinandersetzen. Die Ermittlungen führen das Team quer durch Europa und nehmen eine dramatische Wendung, als die Puzzleteile sich langsam zu einem erschreckenden Gesamtbild zusammenfügen.

Meine Meinung

Schon zu Beginn hat mich „Todeskeller“ mit seiner dichten Atmosphäre und dem spannenden Einstieg gefesselt. Obwohl anfangs viele Charaktere eingeführt werden, was ich sonst eher kritisch sehe weil es mir schnell zu viel wird, fiel es mir in diesem Fall leicht, den Überblick zu behalten. Auch, weil die Charaktere von Anfang an detailliert beschrieben wurden - sowohl charakterlich als auch vom Aussehen her.

Die Handlung entwickelt sich rasant, und ich fand es spannend, wie sich die scheinbar getrennten Fälle auf die man als Leser:in stößt nach und nach miteinander verknüpften. Kleine Zufälle wirkten zwar etwas konstruiert, haben meinen Lesefluss jedoch nicht gestört, da die Gesamtgeschichte überzeugend und gut durchdacht war.

Die Protagonist:innen sind facettenreich und authentisch. Besonders Sophie als engagierte Ermittlerin und David mit seinen persönlichen Widersprüchen haben mir gefallen. Die Dynamik zwischen den beiden Hauptfiguren und den Nebencharakteren hat der Geschichte zusätzliche Tiefe verliehen. Was ich ebenfalls hervorheben möchte, ist der Einsatz von Schauplätzen. Anfangs hatte ich Sorge, dass der Fokus auf Berlin monoton wirken könnte, doch die Handlung erstreckt sich überraschend über mehrere Länder und sorgt so für Abwechslung.

Ein Kritikpunkt, den ich nicht verschweigen möchte, ist das Fehlen von gendergerechtem Sprachgebrauch. In einem modernen Thriller hätte ich mir eine Sensibilität für dieses Thema gewünscht. Auch kleinere Ungereimtheiten, wie die Szene, in der Sophie den Mann mit dem Nummernschild nicht verfolgt, fielen auf – vielleicht ein bewusstes Stilmittel, um Spannung aufzubauen, aber sie wirkten dennoch etwas unlogisch. Der Thriller greift eine bedrückende und vor allem auf historischen Tatsachen beruhende Thematik auf, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Ich hätte mir daher ein Nachwort mit Hintergrundinformationen zu den historischen Ereignissen gewünscht.

Trotz der Kritik hat mich das Buch emotional bewegt und zum Nachdenken angeregt. Das Ende hat mich überrascht und mit Vorfreude auf eine mögliche Fortsetzung zurückgelassen.

Fazit

„Todeskeller“ ist ein fesselnder Thriller, der gekonnt historische Grausamkeiten und moderne Ermittlungsarbeit verbindet. Die Spannung bleibt durchgehend hoch, die Charaktere überzeugen, und die düstere Atmosphäre zieht Leser:innen in ihren Bann. Kleine Schwächen fallen angesichts der Gesamtleistung kaum ins Gewicht. Für mich daher vier von fünf Sternen.

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