Sprachlich gelungener Roman
Von Norden rollt ein DonnerDer Roman erzählt aus der Sicht des 19 jährigen Jannes über das Leben einer Schäferfamilie in der Heide bei Munster zur aktuellen Zeit. Als Leser taucht man tief in deren rauhen Alltag ein, der von außen ...
Der Roman erzählt aus der Sicht des 19 jährigen Jannes über das Leben einer Schäferfamilie in der Heide bei Munster zur aktuellen Zeit. Als Leser taucht man tief in deren rauhen Alltag ein, der von außen so pittoresk und idyllisch anmutet, dabei jedoch oft ein harter Kampf ist, gerade auch vor dem Hintergrund einzelner erkrankter Familienmitglieder. Sprachlich hat mir das Buch sehr gefallen - sie erzeugt rasch Bilder im Kopf, gleichzeitig hat sie Tiefe aber auch etwas Dunkles und somit einen ganz eigenen Klang. Jannes selber ist der Jüngste in der Familie, die einen Schafbetrieb seit mehreren Generationen führt, sehr sensibel. Ich würde ihn naiv bezeichnen im Sinne. dass er vieles erspürt, es kognitiv nicht richtig einzuordnen weiß, dabei zum Teil verloren und ängstlich erscheint. Ganz langsam begleitet man ihn als Leser immer tiefer in seine eigene Familiengeschichte aber auch in die Historie seiner Heimat. Während andere den Holzhammer benutzen, bleibt Markus Thielemann mit seinen Aussagen subtil, benutzt teilweise Elemente des magischen Realismus. Als Leser spürt man ein Unwohlsein, je mehr die Vergangenheit sich offenbart, besonders auch im Zusammenhang mit den neu hinzugezogenen Nachbarn. Es ist ein sehr aktuelles Buch im Hinblick auf die derzeitigen politischen Entwicklungen. Warum habe ich das Buch gerne gelesen - der authentische Ton der Menschen hat mir gefallen. Jannes hat mich emotional berührt, es hat mir eine neue Welt gezeigt, mich zum mit- und nachdenken gebracht. Alles in allem warf es zum Schluss für meinen Geschmack etwas zu viele Fragen auf, die unbeantwortet blieben. Vielleicht Fragen über die man im Anschluss nach dem Buch weiter miteinander reden kann (und soll) und für die es vermutlich keine einfache Antwort gibt.