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Veröffentlicht am 27.08.2022

Solider Auftakt einer neuen Reihe mit großem Potenzial

Die Marseille-Morde - Das tote Mädchen
1

Die malerische französische Gemeinde Carry-le-Rouet in der Nähe von Marseille wird durch den Selbstmord der erst 15jährigen Schülerin Emeline Bernier erschüttert. Emeline war eine sehr gute Schülerin, ...

Die malerische französische Gemeinde Carry-le-Rouet in der Nähe von Marseille wird durch den Selbstmord der erst 15jährigen Schülerin Emeline Bernier erschüttert. Emeline war eine sehr gute Schülerin, künstlerisch begabt und zurückhaltend. Damit scheint sie in der Schule bei der tonangebenden, selbstherrlichen Clique rund um die Tochter des Marseiller Oberstaatsanwalts und dem Sohn des Polizeichefs ein beliebtes Ziel für Spott und Übergriffe gewesen zu sein. Emeline wurde massiv gemobbt und unmittelbar vor ihrem Suizid scheint die Sitaution vollends eskaliert zu sein.

Gegen den Willen ihrer Vorgesetzten, die den Fall stillschweigend als Selbstmord einer depressiven Schülerin unter den Teppich kehren wollen, beginnen Staatsanwalt Pierre Frigeri und die junge Polizei-Inspektorin Nadia Aubertin heimlich zu ermitteln - und stoßen dabei gemeinsam mit ihrem engagierten Team in ein Wespennest aus Korruption, Vertuschung, Gewalt, Mord, politischen Ränkespielen und Intrigen.

Die Autorin Anna-Maria Aurel hat mit „Das tote Mädchen“ den Grundstein zu einer voraussichtlich in Zukunft viele Bände umfassenden Reihe rund um „Die Marseille Morde“ vorgelegt. Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen, die Geschichte schlüssig angelegt. Allerdings hält die Handlung nur wenige Überraschungen bereit - die Story ist vorhersehbar und sehr gradlinig erzählt.

Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer geplanten Reihe, in der neben der ausführlich beschriebenen malerischen Schönheit der Gegend rund um Marseille, vor allem die vielen Protagonisten und ihre persönlichen Probleme oder „Leichen im Keller“ vorgestellt oder zumindest angedeutet werden. Der Fall gerät zeitweise in den Hintergrund, die Einführung der Charaktere und ihrer Eigenarten stehen häufig im Mittelpunkt.

„Die Marseille Morde - Das tote Mädchen“ ist ein solider Krimi, der die aktuellen Themen unserer Zeit wie Corona, aufkommenden Nationalismus, Flüchtlingsproblematik und die „Ghetto-Bildung“ in den französischen Großstädten ganz bewußt aufnimmt. Die aus meiner Sicht eigentlich herausstechende Aufgabe dieses Buches ist aber die ausführliche Einführung der Schauplätze und der Charaktere für die kommenden Bände der Reihe. Der Auftaktband macht Lust auf mehr - die Reihe hat das Potenzial für weitaus mehr als die 3,5 Sterne, die ich für den ersten Band vergeben möchte.

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 26.10.2021

Eine Liebesgeschichte vor dem Hintergrund des Walfangs auf dem Borkum des 17. Jahrhunderts

Die Walfängerin von Borkum
2

Mitte des 17. Jahrhunderts steckt der professionelle Walfang im Nordmeer noch in den Kinderschuhen. Aber die langen Fangreisen mit den zu dieser Zeit meist niederländischen Walfängern stellen für die seeerprobten ...

Mitte des 17. Jahrhunderts steckt der professionelle Walfang im Nordmeer noch in den Kinderschuhen. Aber die langen Fangreisen mit den zu dieser Zeit meist niederländischen Walfängern stellen für die seeerprobten Männer von Borkum eine reele Chance dar, das karge und entbehrungsreiche Leben ihrer Familien auf der Nordseeinsel zu verbessern und einen gewissen Wohlstand zu erlangen.

Die beiden Brüder Joris und Nils wollen von frühester Kindheit an diesen Lebensweg einschlagen und sich als Kommandanten auf so einem Walfänger verdingen. Doch schon früh meint es das Schicksal nicht gut mit einem von ihnen und es entwickelt sich eine Geschichte, die von Neid, Hass, unausgesprochenen Vorwürfen und Wut ebenso geprägt ist, wie von Verzweiflung, Rachegelüsten und Manipulation. Aber auch Liebe, Zuneigung und Hoffnung spielen eine große Rolle. In den Mittelpunkt rückt schon bald die junge Fenja, die um Ihre große Liebe bangt...


Claudia Schirdewan gelingt es, den Leser mit ihren gut recherchierten historischen Details über die Frühzeit des Lebens mit dem Walfang auf Borkum in ihren Bann zu ziehen. Sprachlich ausgereift und spannend erzählt, bietet sie dem Leser anschauliche Einblicke in eine hochinteressante Epoche der Inselgeschichte und einen sich entwickelnden bedeutsamen Wirtschaftszweig.

Die Schilderungen des Insellebens und die Episoden über den Walfang sind die absoluten Highlights dieses Buches - die Hauptgeschichte und die meisten Protagonisten können dagegen leider nicht durchgängig überzeugen.

Das Buch ist handwerklich top, über zwei Drittel entwickelt sich eine spannende Geschichte ehe die Handlung deutlich verflacht und den Leser am Ende - auch aufgrund des Titels und des Klappentextes - etwas überrascht zurückläßt.

Dennoch ist "Die Walfängerin von Borkum" ein gutes Buch, das vielen Lesern gefallen dürfte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
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  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 15.02.2021

Der dritte Fall für Karin Schneider - liebenswert, chaotisch, gefährlich

Zicke, zacke, tot
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In "Zicke, zacke, tot" läßt sich die engagierte Heilpraktikerin Karin Schneider durch ihre - eigentlich gar nicht so enge - persönliche Bindung zur im Ort als etwas verrückt angesehene Rosi Reitmeier in ...

In "Zicke, zacke, tot" läßt sich die engagierte Heilpraktikerin Karin Schneider durch ihre - eigentlich gar nicht so enge - persönliche Bindung zur im Ort als etwas verrückt angesehene Rosi Reitmeier in einen Fall hineinziehen, der weitaus größere Ausmaße annimmt, als Karin das realisieren kann oder will.


Rund um das Karpfhamer, dem großen Voksfest im niederbayerischen Bad Griesbach, beginnt Karin selbstständig mit ihren Ermittlungen, die zunächst noch nachvollziehbar und durchaus erfolgsversprechend erscheinen, dann aber zunehmend chaotisch, unreflektiert und rein emotionsgesteuert werden - eine gefährliche Kombination, sowohl für Karin, als auch für andere, wie sich noch herausstellen könnte.


Die Geschichte hat von Beginn an sehr viel Potenzial und wird sprachlich sehr gut, flüssig und angenehm erzählt. Sie startet interessant und strukturiert, die Protagonistin kommt in den ersten zwei bis drei Abschnitten sehr angenehm, engagiert und sympathisch rüber. Leider ändert sich das im Laufe der Geschichte grundsätzlich - die Handlungen und Gedanken von Karin Schneider werden immer chaotischer, mir ging sie mit ihrem blinden Aktionismus zunehmend auf die Nerven. Sie buddelt sich sich durch ihre Blindheit für größere Zusammenhänge (die aufgrund der "Ich-Perspektive" deutlich erkennbar ist) ein immer tieferes Loch, aus dem sie für mich bis zum Ende nicht mehr herauskommt.


Fazit:


Die Geschichte ist gut erzählt und flüssig zu lesen. Der Fall wird insgesamt schlüssig und mit Überraschungen gespickt gut aufgelöst. Leider hat mir die Hauptprotagonisten im Verlauf der Geschichte immer weniger gefallen, wodurch das Lesevergnügen enorm gelitten hat. Deshalb kann ich dem Buch leider nur drei von fünf Sternen geben.

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Veröffentlicht am 01.12.2024

Nettes Buch über Chemnitz und den Weg zur Kulturhauptstadt

Was? Chemnitz?!
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Wer es noch nicht wußte: Chemnitz wird im Jahr 2025 eine der europäischen Kulturhauptstädte sein. Diesem Ereignis und den vielfältigen Ereignissen auf dem Weg der sächsischen Stadt dorthin, widmet der ...

Wer es noch nicht wußte: Chemnitz wird im Jahr 2025 eine der europäischen Kulturhauptstädte sein. Diesem Ereignis und den vielfältigen Ereignissen auf dem Weg der sächsischen Stadt dorthin, widmet der gebürtige Chemnitzer Stefan Tschök dieses amüsante, mit Anekdoten und interessanten Ausblicken gespickte Büchlein. Der Leser erfährt viel über die Stadt und die Kräfte, die für eine Kulturhauptstadt Chemitz gearbeitet und nun alle Hände voll zu tun haben, die angestrebten Neuerungen rechtzeitig umzusetzen.
Insgesamt sehr amüsant geschrieben und vor allem für Chemnitzer, die ihre Stadt und die Kräfte, die in ihr wirken, etwas besser kennenlernen wollen, sehr informativ.
Außerdem sicher auch in Teilen für die Besucher der Kulturhaupstadt Europas im Jahr 2025 interessant - alle anderen kommen auch ohne dieses Buch aus.

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Reporterin in einer Lebenskrise wird zur Ermittlerin

Im Unterholz
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Vera Bergström befindet sich in einer Lebenskrise. Die ehemalige Journalistin der Jämtslandposten ist mittlerweile Mitte 50 und arbeitet als Hilfskraft in der örtlichen Schule - ein Job, der ihr keinen ...

Vera Bergström befindet sich in einer Lebenskrise. Die ehemalige Journalistin der Jämtslandposten ist mittlerweile Mitte 50 und arbeitet als Hilfskraft in der örtlichen Schule - ein Job, der ihr keinen Spaß macht. Auch privat hat Vera nach der Trennung von ihrem langjährigen Freund Levan den Boden unter den Füßen verloren - zwar war es keine glückliche Beziehung und eigentlich ist sie froh, dass es vorbei ist, aber die langen Jahre löscht man halt nicht einfach so.

Vera Bergström befindet sich also in einer von Selbstzweifeln, Rast- und Ruhelosigkeit, sowie Haltlosigkeit geprägten Phase als eine Frau im Unterholz nahe ihres Wohnorts tot aufgefunden wird - brutal ermordet, wie sich kurz darauf herausstellt. Strömmen, ihr ehemaliger Chef bei der Jämtslandposten, bittet Vera ein wenig zu recherchieren und über den Fall zu schreiben, was die Ex-Journalisten zunächst eher widerwillig macht. Mit der Zeit kommt Vera aber auf den Geschmack - die Pressearbeit und die Recherche machen ihr wieder Spaß und lenken vor allem von der eigenen Unzufriedenheit ab. Bergström taucht immer tiefer in den Fall ein, wird schließlich ein Teil davon und gerät irgendwann selbst in Gefahr.

Die Autorin Sara Strömberg hat mit "Im Unterholz" einen Kriminalroman geschrieben, der leider etwas langatmig und ohne rechten Spannungsbogen lange Zeit einfach so dahindümpelt. Wenige Wendungen, wenig Spannung, dafür eine Ex-Journalistin, die durch eigene Ermittlungsarbeit wieder Freude an ihrer ursprünglichen Arbeit findet und die ihre Lebenskrise damit zu bewältigen versucht.

Flüssig geschrieben, gut zu lesen, aber insgesamt ein wenig langweilig und zu viele persönliche Probleme der Hauptakteurin bei zu wenig Spannung im Kriminalfall. So reicht es leider nur zu subjektiven drei von fünf Sternen.

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