Profilbild von wusl

wusl

Lesejury Star
offline

wusl ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit wusl über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2018

Ein echter Dübell

Das Jahrhundertversprechen (Jahrhundertsturm-Serie 3)
0

Das Schicksal der Familie Briest verfolge ich vom ersten Band an mit großem Interesse. Dies liegt nicht nur an den Protagonisten, die einen natürlich im Laufe der Geschichte ans Herz wachsen. Hier finde ...

Das Schicksal der Familie Briest verfolge ich vom ersten Band an mit großem Interesse. Dies liegt nicht nur an den Protagonisten, die einen natürlich im Laufe der Geschichte ans Herz wachsen. Hier finde ich es auch schön, dass im Wechsel der Generationen dennoch die Familiengeschichte nicht verlorengeht. Aber es ist einfach auch eine wahnsinnig spannende Zeit, die hier beschrieben wird. Die sozialen und politischen Umwälzungen und der erste Weltkrieg sind große Themen, die in allen drei Teilen eine Hauptrolle spielen. Hier merkt man eine der großen Stärken von Richard Dübell. Das Aufbereiten geschichtlicher Details, so dass sie harmonisch und logisch in eine fiktive Geschichte hineinpassen; genau das ist ihm hier hervorragend gelungen.

Der dritte Band ist spannend, unterhaltsam, voller Emotionen und Fakten. Natürlich könnte man ihn auch als erstes lesen. Aber ich rate davon ab, denn es ist einfach schön, wenn man von Anfang an diese Familie, ihre Entwicklung und den Werdegang der Personen verfolgen kann. Das ist das Sahnehäubchen auf dieser tollen historischen Trilogie. Schade, dass sie schon zu Ende ist.

Dübell gehört für mich einfach zu den deutschen Histo-Autoren, dessen Romane man bedenkenlos mit jedem neuen Buch genießen kann.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Sehr emotional

Bis wir uns wieder begegnen
0

Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor ...

Texas 1959: Der Junge Pete findet einen verletzten Wolfshund und bringt ihn zu Dr. Lucy. Die ist zwar eigentlich keine Tierärztin aber von den Menschen enttäuscht und sie kümmert sich seit längerem vor allem um tierische Patienten in Not. Als die Ärztin merkt, dass Pete von seinem Vater geschlagen wird, gibt sie ihm für ein paar Tage bei sich Asyl. Aber schon am ersten Tag findet Pete erneut einen Verletzten. Diesmal ist es der dunkelhäutige Junge Simon, der von Unbekannten zusammengeschlagen wurde. So übernachtet alsbald nicht nur der verletzte Simon bei ihr sondern auch dessen Vater Calvin, der seinem Sohn beistehen möchte.





Lucy und Calvin spüren sofort eine intensive Nähe zum anderen. Über Hautfarben und Konventionen hinweg zieht sie ein starkes Gefühl zueinander. Aber im Texas der damaligen Zeit schlagen ihnen schnell Hass und Ablehnung entgegen und die zornige Volksseele kocht hoch.





Was mir besonders gefallen hat war der ruhige Erzählstil. Die Autorin beschreibt mit aufmerksamen Blick aber in sparsamen klaren Worten, die Gefühle und Gedanken rüberbringen und dennoch dem Leser Raum für eigene Eindrücke lassen. Sehr intensiv sind auch die Dialoge, in denen viele Dinge ganz leicht und glaubwürdig transportiert werden. Dass z.B. Lucy und Calvin so schnell so tief empfinden, versuchen beide zu erklären und sich gegenseitig zu beschreiben. Dadurch wirkt es nicht aufgesetzt und übertrieben, nicht kitschig, sondern zu Herzen gehend. Auch die Jungen sprechen über ihr Leben und ihre Gefühle in einer kindlichen Wahrhaftigkeit.
Das ungewöhnliche Quartett ist mir schnell ans Herz gewachsen und ich habe mich davor gefürchtet, dass die rassistische Gesellschaft diese Liebe und Freundschaft zerstören könnte. Ich will nicht verraten, wie es ausgeht. Aber mich hat die Geschichte gefesselt und ich habe für mich eine neue Autorin entdeckt mit einer ganz eigenen

Veröffentlicht am 10.04.2018

Lesegenuß

Die letzte Reise der Meerjungfrau
0

Imogen Hermes Gowars Debüt „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ spielt gekonnt mit den Erwartungen der Leser. Gibt es Meerjungfrauen wirklich? Wo reist dieses mystische Wesen hin? Und wie reagieren die ...

Imogen Hermes Gowars Debüt „Die letzte Reise der Meerjungfrau“ spielt gekonnt mit den Erwartungen der Leser. Gibt es Meerjungfrauen wirklich? Wo reist dieses mystische Wesen hin? Und wie reagieren die Menschen auf sie?

Zumindest den letzten Punkt kann man schnell abhaken, denn als ein schlauer Händler eine tote Meerjungfrau erhält, stellt er sie für gutes Geld aus und die Menschen strömen von überall herbei und sind überrascht oder sogar abgestoßen aber höchst zufrieden vom Nervenkitzel, den dieses Wesen, welches hier als Meerjungfrau angepriesen wird, dem Betrachter gewährt. Ob sie echt oder doch nur eine gute Fälschung ist, bleibt lange ungewiss.

Erwartungen sind es, die man als Leser und als Protagonist wie in einem Spiegel vorgehalten bekommt, denn ein ums andere Mal wird man von den Wendungen der Handlung überascht. Hat nicht eine Meerjungfrau hüpsch zu sein? Hat nicht ein Händler skrupellos und abgebrüht zu sein? Hat nicht eine Kurtisane egoistisch und gleichzeitigwillig zu sein?
Das Buch braucht seine Zeit um zu erzählen, zu beleuchten, zu überraschen. Die damalige Zeit ist eine, geprägt von großen Vorurteilen und tiefen Abgründen zwischen den Gesellschaftsschichten. Der Schmutz, die Armut, die Nöte der Huren und die Sorgen eines Händlers, werden auf eine intensive und magische Art und Weise beschrieben. Obwohl die Autorin kein Blatt vor den Mund nimmt, spürt man immer, dass sie liebevoll und vorsichtig mit ihren Protagonisten umgeht und ihre Schwächen mit einem milden Augenzwinkern den Stärken gegenüberstellt.

Ein leises, ruhiges Buch mit einem realistischen Gerüst und einer phantastischen Würzmischung. Ein Buch für Genießer, für Geduldige und Aufmerksame, für Leser, die in Wortbildern schwelgen und Sprache genießen wollen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.12.2024

guter erster Band

Das zweite Kind
0

Auf dieses Buch war ich mehr als gespannt. Zum einen erkennt man bald die Handschrift eines perfiden Serienkillers. Sowas wollte ich schon lange mal wieder lesen. Zum anderen fahre ich regelmäßig in die ...

Auf dieses Buch war ich mehr als gespannt. Zum einen erkennt man bald die Handschrift eines perfiden Serienkillers. Sowas wollte ich schon lange mal wieder lesen. Zum anderen fahre ich regelmäßig in die Toskana und erst letztes Jahr nach Grosseto. Deshalb habe ich mich richtig auf das Italien-Setting gefreut. Man erkennt auch durchaus Unterschiede zwischen der Deutschen und der Italienischen Polizeimentalität. Und dass der Autor selbst im realen Leben Kommissar ist kann man spüren, da der Fall und seine verzwickte Aufklärung sehr ausführlich und klug beschrieben werden.

Die Story ist eine Mischung aus Kriminalroman und Thriller. Der Thrill entsteht in der Hoffnung, weitere Opfer zu verhindern oder sogar zu retten. Ich will nicht zu viel verraten, denn ich mochte die Entwicklungen. Hervorheben muss man auch, dass die Darsteller viel Raum bekommen und dadurch entsteht eine Dichte die mir ebenfalls gefallen hat. Ich werde sicher auch eine Fortsetzung gern lesen.

Veröffentlicht am 01.12.2024

typischer Grangé

Blutrotes Karma
0

Der Titel "Blutrotes Karma" passt wie die Faust aufs Auge zum neuen Buch von Jean-Christopher Grangé. Ungewöhnlich fand ich, dass diesmal der Plot in den 1960er Jahren in Frankreich angesiedelt ist. Dadurch ...

Der Titel "Blutrotes Karma" passt wie die Faust aufs Auge zum neuen Buch von Jean-Christopher Grangé. Ungewöhnlich fand ich, dass diesmal der Plot in den 1960er Jahren in Frankreich angesiedelt ist. Dadurch entsteht eine eigene Dynamik, frei von Computern und Handys und ähnlichem Zubehör.

Der Student Hervé wird unfreiwillig in Mordermittlungen verwickelt, da zwei Opfer eines brutalen Killers mit ihm befreundet waren. Sein Halbbruder Mersch, der bei der Polizei ist, hilft ihm nach dem Täter zu suchen, nachdem die Behörden sich seiner Meinung nach nicht richtig bemühen. Die Spuren führen auch nach Indien.

Typisch an diesem Grangé ist die Brutalität der Morde und die Art wie der Autor eine düstere fast depressive Stimmung kreiert. Leider ist auch sein etwas mäandernder Erzählstil und eine manchmal etwas wirre Storyline eine Eigenart vieler seiner Bücher, die sich auch hier wiederfindet. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen. Ich mag einfach sein Charakterbuilding und Indien finde ich auch Klasse als Ort für Nachforschungen.