Profilbild von walli007

walli007

Lesejury Star
offline

walli007 ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit walli007 über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.12.2024

Die Staatsanwältin

Requiem für einen Freund
0

Mit seinem Studienkollegen Sebastian Marquardt hat der Anwalt Joachim Vernau eigentlich nicht mehr viel zu tun. Vernau ist deshalb mehr als erstaunt als der Betriebsprüfer, der mit seiner Prüfung bei ihm ...

Mit seinem Studienkollegen Sebastian Marquardt hat der Anwalt Joachim Vernau eigentlich nicht mehr viel zu tun. Vernau ist deshalb mehr als erstaunt als der Betriebsprüfer, der mit seiner Prüfung bei ihm begonnen hat, nach einer uralten Quittung sucht. Joachim soll vor vier, fünf Jahren mit Marquardt bei einem Italiener gewesen sein. Dunkel kann er sich sogar daran erinnern. Wohl, weil er gerade diese Quittung seiner ehemaligen Kanzleipartnerin Marie-Luise Hoffmann gegeben hat. Leider kann Vernau den Finanzbeamten nicht mehr fragen, was das ganze Theater soll. Prüfer Fischer liegt tot in Joachim Vernaus Büro.

In seinem sechsten Fall sollte sich Anwalt Joachim Vernau eigentlich noch erholen. Aber dass mit einer Buchprüfung hat man manchmal nicht so im Griff. Und als der Prüfer in Vernaus neuen CoWorking Space erschossen wird, ist es mit dem Gedanken vorbei, es ruhig angehen zu lassen. Erstmal muss Joachim seine Aussage bei der Polizei machen und es sieht schon etwas doof aus, wenn auf einmal ein toter Beamter über seinem Schreibtisch liegt. Und da die Mitmieter Vernau sofort das Büro gekündigt haben, muss er sich auch ein Interimsbüro finden. Zum Glück kann er arbeitstechnisch bei Marie-Luise unterkommen. Und natürlich will er doch herausfinden, was e mit dieser Quittung auf sich hat.

Eine Buchprüfung ist nicht das, was einen Anwalt oder auch sonstwen erfreut. Dennoch sollte es eigentlich eine eher unspektakuläre Angelegenheit sein. Das man daraus einen spannenden Kriminalroman machen kann, beweist die Autorin mit geschickt gewählten Worten. Der Prüfer war einer Sache auf der Spur, die Jahre zurückreicht, und er ist nicht der einzige Tote. Es fesselt, zu lesen wie Vernau der Sache auf den Grund geht. Er kommt hinter ein Korruptions- und Lügengeflecht, das wirklich beinahe unglaublich wirkt. Obwohl, so unglaublich vielleicht doch nicht, wenn man Berichte verfolgt, über die Ungereimtheiten und Schlechtigkeiten in dieser Welt. Da wünscht man sich viele Vernaus, die nicht locker lassen und nach einer Lösung suchen, die für alle Beteiligten akzeptabel ist.

Veröffentlicht am 22.11.2024

Die Einladung

The Blackbird Oracle
0

Gerade kommt Diana Bishop nach Hause. Da sieht sie, dass ein paar Raben um ihre siebenjährigen Zwillinge Becca und Pip herumfliegen. Besorgt tiitt Diana zu den Kindern, bemüht sich nichts anmerken zu lassen. ...

Gerade kommt Diana Bishop nach Hause. Da sieht sie, dass ein paar Raben um ihre siebenjährigen Zwillinge Becca und Pip herumfliegen. Besorgt tiitt Diana zu den Kindern, bemüht sich nichts anmerken zu lassen. In der Post war auch eine Einladung nach Ravenswood, wo ihre Großmutter mütterlicherseits lebt. Die Großmutter, die Diana kaum kennengelernt hat, weil ihr Vater sie von ihrem Hexenerbe Fernhalten wollte. Auch die Kongregation verlangt nach Dianas Familie. Ihre Kinder sollen auf ihre magischen Fähigkeiten getestet werden. Diana will jedoch, dass ihre Kinder selbst über ihren Weg entscheiden. Mit Matthew bespricht Diana deshalb, dass sie zunächst zu ihrer eigene Großmutter fährt, um sich selbst weiterzuentwickeln.

Bereits zum fünften Mal kann man am Leben von Diana Bishop und ihrem Mann Matthew Clairmont teilhaben. Diesmal möchte und muss sich Diana den Kräften widmen, die ihr innewohnen und die ihre Eltern am liebsten völlig unterdrückt hätten, damit ihr Kind nicht in Gefahr gerät. Doch und will Diana die Einladung ihrer Großmutter annehmen, sich mit ihrer dunklen Magie zu versöhnen. Nicht immer muss die dunkle Magie etwas Schlechtes sein, sie kann auch als anderer Blickwinkel gesehen werden. Diana ist überrascht, was alles vor ihr verborgen war. Sie beschließt, den Sommer über in Ravenswood zu verbringen und ihre Familie zu sich zu holen.

So nebenbei ist Diana eine Hexe und Matthew ein Vampir. Dafür, dass das eigentlich garnicht gehen kann, sind sie ein relativ normales Paar, dessen Eigenschaften sich ergänzen. Die Kinder sind natürlich etwas ganz besonders. Kein Wunder, dass sich alle für sie interessieren. Doch diesmal geht es mehr um die Vergangenheit und die Familie, die für Diana bisher nahezu unbekannt war. Da gibt es spannende Momente und auch solche mit viel Wärme und Gefühl. Insgesamt erscheint dieser fünfte Band der Reihe eher ruhig. Möglicherweise warten in Folgebänden noch größere Turbulenzen. Hier jedoch findet Diana eine Verbindung zu ihrer dunklen Seite und ihre Familie erweitert sich um mehrere warmherzige Menschen. Auch wenn es hier von ein paar Ausnahmen abgesehen eher mäandert, so gibt einem dieser Roman doch ein gutes Gefühl.

Veröffentlicht am 15.11.2024

Die Wheelers

Wir finden Mörder (We Solve Murders-Serie 1)
0

Amy Wheeler ruft ihren etwas widerwilligen Schwiegervater Steve in die Karibik. Der ehemalige Polizist und Witwer soll ihr bei Ermittlungen helfen. Amy selbst arbeitet als Personenschützerin für die erfolgreiche ...

Amy Wheeler ruft ihren etwas widerwilligen Schwiegervater Steve in die Karibik. Der ehemalige Polizist und Witwer soll ihr bei Ermittlungen helfen. Amy selbst arbeitet als Personenschützerin für die erfolgreiche Thrillerautorin Rosie. Die ältere Dame fühlt sich bedroht, es soll ein Mörder auf sie angesetzt worden sein. Als ein Toter auf Rosies Besitz gefunden wird, spitzt sich die Lage zu und das zusammengewürfelte Team will alles unternehmen, um herauszufinden, wer hinter ihnen her ist und warum. Und da gibt es mehr Ansätze, sowohl was Opfer als auch was Täter angeht, als sie zunächst vermuten konnten.

Mit dem Donnerstags-Mordclub hat dieser Start einer neuen Reihe von Richard Osman nicht viel zu tun. Zwar tut sich auch hier ein ungewöhnliches Team zusammen, die Altersspanne ist doch etwas größer. Amy, die Schwiegertochter, ist natürlich jünger, Rosie und Steve sind dagegen etwas älter. Schon deswegen, aber auch wegen ihrer unterschiedlichen früheren oder aktuellen Berufe, bringen sie unterschiedliche Fähigkeiten ein, die sich gut ergänzen. Steve ist bedächtiger. Mit Rosies Quirligkeit und ihrer Phantasie kann er es nicht aufnehmen. Und Amy hat die Kraft der Jugend. Gemeinsam bilden sie ein Team, dass sich beinahe weltweit auf Taterjagt begibt.

Für Menschen, die vielleicht mit dem Mordclub nicht ganz so warm geworden sind, wäre dieser Beginn einer neuen Reiche eine echte Alternative. Interessant kann dieser Roman natürlich auch für alle sein, die pfiffige Stories mögen. Anfang wissen Amy, Rosie und Steve noch nicht, dass sich da ein Team formt. Sie wollen einfach ihre Haut retten und den Verursacher von dem ganzen Streß finden. Dabei drückt man ihnen von Herzen die Daumen und freut sich an den humorvollen und manchmal auch spitzen Worten. Irgendwann wird es richtig spannend und man beginnt jeden zu verdächtigen. Als Hörbuch gelesen von Richard Barenberg und Wolfgang Wagner bereitet die Handlung wahrlich Spaß. In der leicht gekürten Fassung fragt man sich zwar hin und wieder, ob man etwas verpasst hat. Doch tut das dem Hörvergnügen keinen Abbruch.

Veröffentlicht am 03.11.2024

Der unschuldige Mörder

Gegen alle Regeln
0

Als das FBI an den Anwalt Eddy Flynn herantritt, weil er einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen soll, gegen eine korrupte Anwaltskanzlei auszusagen, ist Flynn nicht angetan. Doch das FBI argumentiert, ...

Als das FBI an den Anwalt Eddy Flynn herantritt, weil er einen mutmaßlichen Mörder dazu bringen soll, gegen eine korrupte Anwaltskanzlei auszusagen, ist Flynn nicht angetan. Doch das FBI argumentiert, es habe belastendes Material gegen Flinns Ehefrau Christine. Eddy sieht sich gezwungen, die Sache zu übernehmen. Ein erstes Gespräch mit seinem Mandanten leitet ihn allerdings zu der Überzeugung, dass dieser unschuldig ist, trotz der erdrückenden Beweise. Eddy Flynn steht also vor der nahezu unlösbaren Aufgabe gleichzeitig die Unschuld seines Mandanten zu beweisen und seiner Frau aus einer bedrohlichen Klemme zu helfen.

Bei seinem zweiten Auftritt muss der Anwalt Eddy Flynn wieder das Unmögliche möglich machen. Sein Mandant David Child wird beschuldigt, seine Freundin getötet zu haben. Die Beweise sind mehr als eindeutig. Und doch nach seinem ganzen Wesen wirkt David einfach glaubhaft, er hat nichts getan. Und er hat Flynn überzeugt. Doch die Bedingungen des FBI, seine Frau von irgendwelchen Anschuldigungen freizustellen, gehen nicht in Richtung, verteidige den Mandanten wie es sich gehört, sondern bringe den Mandanten dazu, in unserem Sinne zu handeln. Ein echtes Dilemma, das unlösbar scheint. Doch Eddy Flynn ist nicht einer, der schnell aufgibt oder sich fügt. Er muss einfach beides schaffen.

Ein typischer Thriller amerikanischer Art, ein Spiel mit dem Rechtssystem, in dem alles anders sein kann. Nichts ist so wie es scheint, beim Lesen fängt man an, jedem zu misstrauen. Man verdächtigt beinahe alle beteiligten Personen und bastelt sich die wildesten Lösungsansätze zurecht. Und doch erlebt man immer wieder Überraschungen und immer neue Ermittlungsergebnisse führen in unerwartete Richtungen. Natürlich kann es sein, dass man mit den Vermutungen auch mal richtig liegt, das ändert jedoch nichts an der außerordentlichen Anspannung, unter der man während des Lesens steht. Der Autor peitscht einen förmlich durch das rasante Geschehen. In diesem packenden Thriller ist hauptsächlich einer unschuldig, nämlich der Mörder.

Veröffentlicht am 29.10.2024

Die Alpe

Regen
0

Als Folge einer großen Überschwemmung wird das Haus von Elisabeths Großmutter zur Hälfte davongetragen. Elisabeth ist der sehr froh, dass ihre Oma das nicht mehr miterleben musste. Als Versicherungsangestellte ...

Als Folge einer großen Überschwemmung wird das Haus von Elisabeths Großmutter zur Hälfte davongetragen. Elisabeth ist der sehr froh, dass ihre Oma das nicht mehr miterleben musste. Als Versicherungsangestellte würde Elisabeth von sich erwarten, dass sich ein Plan auftut. Aber ihr Mann, ein Musiker, ist sonst wo unterwegs. Den Regen hat sie auf dem Parkplatz eines Supermarktes erlebt und überlebt. Während Elisabeth wartet, beobachtet sie, wie Männer zwei Taschen neben einem Auto abstellen und davonfahren. Lange beobachtet Elisabeth den Platz; die Taschen werden nicht abgeholt. Die ganzen aufwühlenden Ereignisse bringen Elisabeth Stiller-Henley dazu, ihrem Leben als Versicherungsangestellte den Rücken zu kehren.

Was empfindet Elisabeth als ihre Erinnerungen an ihre so wichtige, so innig geliebte Großmutter davon geschwommen sind. Sie ist sehr traurig, aber sie sieht auch die Chance, ihr Leben zu verändern. Ihren Mann wird sie nicht übermäßig vermissen, er wartet schon seit Jahren auf den Flügel. Ist sie nun auf der Flucht? Schließlich muss das Fehlen der Taschen doch irgendwann bemerkt worden sein. Mit dem roten Kater, der während des Regens in ihrem Auto breit gemacht hat, findet Elisabeth Zuflucht auf einer der alltäglichen Zivilisation fernen Alpe. Dort will sie ihren Gedanken nachhängen und ihre weiteren Ziele überdenken.

Regen kann manchmal etwas melancholisch stimmen, besonders, wenn er überhaupt nicht aufhören will. Eine gewisse Tristesse in Elisabeths Leben ist da schon nachvollziehbar. Die Spontanität, mit der sich Elisabeth auf den Weg macht, ist dann überraschend und vermittelt das Gefühl von Aufbruch. Doch kann das gut gehen? Fremdes Eigentum, einfach ins Auto packen und losfahren? Man ist beeindruckt, wie sich Elisabeth auf den Weg macht letztlich ohne zurückzuschauen. Elisabeth packt das Leben beim Schopf und sie erlebt in der Folge ganz erstaunliche Dinge, sie lernt neue Menschen kennen, die Einfluss nehmen, sie es manchmal weniger positiv, sei es manchmal sehr positiv. Obwohl manche Beschreibungen vielleicht etwas ausführlich geraten, wird man doch von Elisabeths Persönlichkeit gepackt und freut sich über ihre Geradlinigkeit, die sie letztlich etwas schaffen lässt, mit zu Beginn nicht zu rechnen war. Ein Roman, in dem erzählende Elemente mit solchen des Kriminalromans sehr ansprechend vermischt werden.