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Veröffentlicht am 03.10.2017

Rosenduft und Neuanfänge...

Ein Sommer im Rosenhaus
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Ein entspannter Schmöker ist dieser leichte Unterhaltungsroman von Nele Jacobsen. Wie gemacht für Urlaubstage - bei mir war es Südtirol und Rosen blühten dort auch noch Aber auch zuhause auf dem Balkon ...

Ein entspannter Schmöker ist dieser leichte Unterhaltungsroman von Nele Jacobsen. Wie gemacht für Urlaubstage - bei mir war es Südtirol und Rosen blühten dort auch noch Aber auch zuhause auf dem Balkon oder zum Wegträumen bei schlechtem Wetter ist das Buch gut geeignet.

Aufgefallen ist mir vor allem, wieviel Detailwissen über Rosenzucht die Autorin besitzt bzw. sich aneignen musste, um glaubwürdig über das Rosenhaus und die vielen alten Rosensorten schreiben zu können. Dass die stacheligen Gesellen mitunter einer besonderen Pflege bedürfen, war mir bewusst, aber dass es so viele Details gibt, auf die man achten muss… darüber habe ich gestaunt. Und somit auch wieder was gelernt

Die Handlung des Buches war – wie oftmals bei Unterhaltungsromanen – ein wenig vorhersehbar. Dass sich Hausbesitzerin Sandra und ihrem Angestellten Julian zunächst argwöhnisch beschnuppern um dann ihre tiefe Sympathie füreinander zu entdecken, war natürlich von Anfang an klar. Aber die Personen sind sympathisch und das Setting sehr idyllisch, und damit kann der Roman natürlich punkten. Wenn man das Buch zur Entspannung lesen möchte, ist es ja gerade richtig, wenn die Geschichte locker und leicht erzählt ist und man nicht zu viele Personen irgendwohin „ordnen“ muss. Gemessen am Zweck dieser Art von Literatur ist das Buch also durchaus zu empfehlen, weil es gut unterhält und eine verträumte Geschichte erzählt.

Veröffentlicht am 26.07.2017

Schritt für Schritt aus der Krise

Seit du bei mir bist
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Schritt für Schritt aus der Krise

Eigentlich ist es ein schönes Buch. Also ein lesenswertes. Aber eben eigentlich... Ich war anfangs wirklich angetan davon, denn das beherrschende Thema war mal zur Abwechslung ...

Schritt für Schritt aus der Krise

Eigentlich ist es ein schönes Buch. Also ein lesenswertes. Aber eben eigentlich... Ich war anfangs wirklich angetan davon, denn das beherrschende Thema war mal zur Abwechslung nicht die große Liebe, die allen Widerständen trotzt, sondern das Gegenteil: die schlimme Erfahrung, wenn die Liebe sich wegschleicht und die Partnerschaft daran zerbricht. Und wenn dann noch ein Kind da ist, um das es sich zu kümmern gilt, wird es richtig kompliziert.

Es ist vielleicht folgerichtig, dass eine solche, eigentlich Sparks-untypische Geschichte, anderthalb Jahre nach seiner Scheidung erscheint. Da wird schon einiges an persönlichen Erfahrungen eingeflossen sein, vermute ich. Und das tat dem Buch auch gut, denn zuweilen las es sich eben nicht wie eine Geschichte, sondern (auch bedingt durch die Ich-Perspektive) wie ein Bericht über eine tatsächliche Begebenheit. Aus dem Leben gegriffen ist sie allemal.

Und so war ich froh und glücklich, ein wirklich authentisches Sparks-Buch lesen zu dürfen. Bis... ja bis der Meister der großen Dramatik es doch nicht lassen konnte und auch hier noch zusätzliche schwerste Schicksalsschläge obendrauf packte. Warum bloß? Das hätte die Geschichte aus meiner Sicht gar nicht nötig gehabt. Für mich wurde sie dann von etwas Authentischem wieder zu etwas Ausgedachten und der Zauber ging leider verloren...

Lesenswert finde ich die Geschichte dennoch, insbesondere für Menschen, die vielleicht selbst als Elternteil die innere Zerrissenheit nachvollziehen können, die eine Trennung mit sich bringt, wenn man Kinder hat.

Und eins muss ich noch erwähnen: den deutschen Titel finde ich – nachdem ich nun den Inhalt des Buches kenne – ziemlich daneben. Seit du bei mir bist... seit wer bei ihm ist? Bezieht sich das auf seine Tochter? Seine Frau und später Ex-Frau? Seine Schwester, die ebenfalls eine große Rolle in dem Buch spielt? Seine große Liebe Emily, die er selbstverschuldet verloren hatte? So richtig will es sich mir nicht erschließen, denn zur Handlung passt der Titel nicht wirklich. Der Originaltitel „Two by two“ wirkt gefälliger, bezieht er sich doch nachvollziehbar auf die Rolle als alleinerziehender Vater, in die Hauptfigur Russell hineinrutscht. Vielleicht wäre da etwas wie „Mit jedem kleinen Schritt“ o. ä. besser gewesen. Das könnte sich sowohl im tatsächlichen Wortsinn auf die kleine Tochter als auch im übertragenen Sinn auf Russell beziehen, der sich langsam aus dem Chaos der Trennung herausarbeiten muss. Aber egal... das war jetzt Verlagsarbeit, für die ich als Leser nicht bezahlt werde Das können andere dann beim nächsten Roman von ihm besser machen :) Lesen werde ich auch den sicherlich wieder. In der Hoffnung, dass dann weniger Pathos, aber wieder so viel Authentizität enthalten ist.

Veröffentlicht am 03.12.2024

Und wenn sich alles in Kreisen bewegt…

Umlaufbahnen
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"Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig.“ Ihre Worte, nicht meine. Samantha Harvey nimmt die Leser in ihrem Roman 16mal mit um die Erde – denn so ...

"Brutal ist das Leben hier, unmenschlich, überwältigend, einsam, außergewöhnlich und großartig.“ Ihre Worte, nicht meine. Samantha Harvey nimmt die Leser in ihrem Roman 16mal mit um die Erde – denn so viele Erdumrundungen schafft die Raumstation in 24 Stunden.

 

Das was auf der Erde ein Tag und eine Nacht ist – klar strukturiert von Sonnenauf- und -untergang, macht die sechs Astronauten verrückt. Oder vielmehr – sie müssen lernen, sich davon nicht verrückt machen zu lassen. Denn sie erleben 16 Sonnenaufgänge, 16 Sonnenuntergänge innerhalb dieses Zeitraums – und das jeden Tag. Da wird einem schon beim Lesen schummrig…

 

Nicht nur einmal habe ich mich als Leser gefragt: könnte ich das? Könnte ich mit den Bedingungen umgehen, in die sich die sechs Raumfahrer – vier Männer und zwei Frauen – freiwillig begeben haben? Worin besteht ihr Tagesablauf? Wie kommen sie mit der Schwerelosigkeit zurecht? Woran denken sie, wenn sie aus den Sichtfenstern der Raumstation schauen?

 

Man muss sich bewusst sein, dass dieser Roman keine actiongeladene Science Fiction-Geschichte erzählt. Ganz im Gegenteil. Als würde man selbst mit in der Schwerelosigkeit schweben, driften die Gedanken durch Zeit und Raum. Mal begleiten wir die Asiatin Chie, die im All gerade die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hat. Mal vermissen wir mit Pietro die italienische Großfamilie. Mal schauen wir mit dem russischen Kosmonauten Anton hinunter auf eine Welt, auf der keine Grenzen erkennbar sind – obwohl es doch da unten auf der Erde politisch permanent darum geht, Landesgrenzen zu erhalten, zu sichern, zu verteidigen.

 

Dies ist kein Buch zum schnellen Durchlesen. Es ist eins, das man betont langsam lesen sollte, wenn man den Anspruch hat, sich mit den von der Autorin angesprochenen Themen auseinanderzusetzen. Teilweise klingt es wie ein Philosophieren, teilweise werden aber auch die Fakten des (herausfordernden) Alltagslebens in der Raumstation dargestellt.

 

Samantha Harvey hat für diese Darstellung den Booker Prize 2024 für das beste englischsprachige Buch des Jahres erhalten. Zu Recht? Das muss jeder für sich entscheiden. Die Autorin betrachtet die Erde und ihre Menschen von oben, wirft im wahrsten Sinne des Wortes mit Abstand einen Blick auf den Planeten. Wer für eine gute und inhaltsreiche Lektüre keinen klassischen Plot braucht, sondern seine Gedanken schweifen lassen möchte, ist mit diesem Roman gut beraten.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Selbstfindung in der High Society

Pineapple Street
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„… und Sie werden nicht aufhören können zu lesen!“ versucht die Rückseite des Buches für den Inhalt zu werben. Und ich muss feststellen: Derjenige, der das gesagt hat, hat offenbar nicht meinen Lesegeschmack. ...

„… und Sie werden nicht aufhören können zu lesen!“ versucht die Rückseite des Buches für den Inhalt zu werben. Und ich muss feststellen: Derjenige, der das gesagt hat, hat offenbar nicht meinen Lesegeschmack. Denn so wirklich in den Bann ziehen konnte mich die Geschichte um die Töchter bzw. Schwiegertöchter der Familie Stockton nicht.

Geschildert werden die Nöte und Sorgen von Darley, Georgiana und Sasha. Letztere ist eine „Eingeheiratete“, die von ihren Schwägerinnen hinter ihrem Rücken als „Goldgräberin“ bezeichnet wird – denn sie hat aus eher ärmlichen Verhältnissen in die reiche Familie eingeheiratet und wird von ihrer neuen Verwandtschaft eher schlecht als recht akzeptiert.

Dabei hätten Darley und Georgiana genügend Grund, erst einmal vor ihrer eigenen Haustür zu kehren. Darley hat zwar eine fundierte Ausbildung, hat allerdings ihre Berufstätigkeit zugunsten der Kinder aufgegeben. Denn ihr Mann verdient in der Luftfahrt-Branche genug und als Frau in gewissen Kreisen geht man schließlich keiner schnöden Beschäftigung nach.

Georgiana, das Nesthäkchen der Familie, trudelt gefühlt von einer Party zur nächsten, der Alkohol fließt in Strömen, wenn sie mit ihren besten Freundinnen unterwegs ist und die Arbeit für eine gemeinnützige Organisation gibt nur den Anschein eines reflektierten Lebensstils – innerlich ist Georgiana noch lange nicht bereit, sich mit wirklichen Problemen auseinanderzusetzen. Bis sie plötzlich muss…

Was grundsätzlich nach guten Charakterstudien im Milieu reicher US-Amerikaner klingt, übte auf mich leider keinen Charme aus. Gefühlt passierte über weite Strecken nichts, außer dass Kinder zu Events gefahren wurden, die Tischdeko und Kleidung für die nächste Mottoparty ausgewählt wurde und jede Party mitgenommen wurde, die sich anbot. Ziemlich lange habe ich mich gefragt, wo das Buch denn eigentlich hinwill.

Dann passierten tatsächlich zwei einschneidende Dinge im Leben der Frauen – und wie sie darauf reagierten, konnte ich wiederum nur ansatzweise nachvollziehen. Gerade bei Georgiana ging mir der Wandel in ihrer Einstellung viel zu schnell, ich hatte den Eindruck, sie fällt von einem Extrem ins andere (und bereut das wahrscheinlich später). Darleys Problem löste sich – natürlich – über die exklusiven Kontakte, über die man in gewissen Kreisen verfügt und bestätigte damit letztlich nur ein Klischee. Eine wirklich tiefgehende Auseinandersetzung mit dem Thema „Wer bin ich, wenn mich Außenstehende nur über meinen Status definieren?“ habe ich leider nicht gespürt.

Phasenweise konnte mich der Schreibstil packen und da habe ich dann mal 30 bis 50 Seiten hintereinander weggelesen, weil ich richtig drin war. Aber an anderen Stellen hat es sich für mich wirklich gezogen, weil gefühlt nur Belanglosigkeiten erzählt wurden, zu denen ich keinen Bezug hatte. Daher war das Leseerlebnis für mich durchwachsen.

Ich finde den Ansatz der Autorin durchaus spannend – sich damit auseinanderzusetzen, worüber sich Frauen definieren, wenn sie von außen nur als Menschen gesehen werden, die keine Probleme haben, weil sie alles mit Geld regeln können. Oder ob sie mit dieser Rolle hadern und sich hinter der erfolgreichen, stilsicheren Fassade doch eine unglückliche Person verbirgt. Das hat mir allerdings der Roman nicht so nahebringen können wie erhofft.

Vielleicht lag es auch daran, dass ich eher handlungsgetriebene Romane mag als diejenigen, deren Handlung eher zwischen den Zeilen passiert. Vielleicht war es einfach nicht die richtige Art Buch für mich.




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Veröffentlicht am 15.09.2024

Der Himmel kennt keine Grenzen

Die Himmelsrichtungen
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Amelia Earhart war eine faszinierende Frau, die zu Zeiten, als das Fliegen fast ausschließlich Männern vorbehalten war, den Himmel eroberte. Sie ließ sich nicht beirren und arbeitete zielstrebig an ihrer ...

Amelia Earhart war eine faszinierende Frau, die zu Zeiten, als das Fliegen fast ausschließlich Männern vorbehalten war, den Himmel eroberte. Sie ließ sich nicht beirren und arbeitete zielstrebig an ihrer Fliegerkarriere, von zwischenzeitlichen Rückschlägen ließ sie sich nicht abschrecken. Ich war neugierig auf diese Frau, die ihrer Zeit so weit voraus war und habe daher diese Romanbiografie über Amelia zur Hand genommen.

Doch so ganz warm geworden bin ich mit der Art der Erzählung nicht. Zunächst muss man wissen, dass dieses Buch rückwärts erzählt wird. Die Leser erfahren als erstes einiges zu ihrer letzten Reise, bei der Amelia spurlos verschwand. Danach werden weitere Kapitel ihres Lebens und ihrer fliegerischen Karriere aufgeschlagen. Man wandert in der Zeit zurück, bis man schließlich bei ihrer Kindheit ankommt. Mir hat sich leider nicht erschlossen, warum der Autor Amelias Leben rückwärts erzählt, für mich war dadurch überhaupt keine Spannung greifbar (ja, es ist eine Lebensgeschichte und kein mit einem Spannungsbogen aufgebauter Roman, das stimmt schon – aber irgendwie erschien mir die Erzählung von spannend – am Anfang – hin zu lapidar – am Ende – mit Streiflichtern aus ihrer Kindheit).

Amelia wurde für mich mit diesem Buch leider nicht so greifbar, wie ich es mir gewünscht hätte und auch wenn ich natürlich einiges von ihrer (leider viel zu kurzen) Lebensgeschichte erfahren habe, blieben für mich auch viele Fragen offen. Es war, als würde man kurz hineinblicken in Amelias Leben, zumindest auf bestimmte Punkte ihrer Lebensgeschichte, aber ich war nicht wirklich emotional dabei. Nun kann man sich fragen ob ich nicht der richtige Leser bin für dieses Buch oder das Buch Leser nicht mitnehmen kann – das muss jeder für sich selbst testen.

Für mich war es ein kleiner Einblick in ein großes Leben, von dem ich mir jedoch mehr Emotionalität und Sogwirkung erhofft hätte.


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