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Veröffentlicht am 26.12.2024

Erkenntnisse auf dem Jakobsweg

Achtsam morden am Rande der Welt (3)
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‚Achtsam morden am Rande der Welt‘ von Karsten Dusse ist der dritte Band der beliebten ‚Achtsam morden‘-Reihe, wobei man auch diesen Band unabhängig von den Vorgängerbänden gut lesen kann. Allerdings ...


‚Achtsam morden am Rande der Welt‘ von Karsten Dusse ist der dritte Band der beliebten ‚Achtsam morden‘-Reihe, wobei man auch diesen Band unabhängig von den Vorgängerbänden gut lesen kann. Allerdings würde ich als begeisterter Fan dieser Reihe jedem Leser empfehlen, auch die beiden vorherigen Bände zu lesen. Es lohnt sich.

In diesem Band steuert Björn Diemel geradewegs auf eine Midlifecrisis zu. Er fühlt sich fremdgesteuert. Die Analyse seiner Geburtstagsfeier durch seinen Therapeut Joschka Breitner treffen den Nagel auf den Kopf. Breitner rät Diemel, dass er sich dringend Gedanken darüber machen sollte, was ER eigentlich will, nicht die anderen. Um sich darüber klar zu werden bricht Björn Diemel auf zu einer Pilgerreise. Auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela versucht er Klarheit zu erlangen und sich selbst zu finden. Doch das ist gar nicht so einfach, denn ein unbekannter Mitpilger versucht, ihn zu töten.

Mich haben ja vor allem Joschka Breitners Sprüche und Björn Diemels Gedankenwelt köstlich amüsiert. Für mich war die Handlung fast schon nebensächlich. Was für herrliche Aphorismen und Weisheiten. Schmunzeln müsste ich über diesen Satz: ‚Gott wird sich auch bei diesem Menschen etwas gedacht haben.

Joschka Breitner gibt Diemel mit auf den Weg: ‚Das Leben ist eine Wanderung. Es kommt am Ende nicht darauf an, wie lang die Strecke, sondern wie schön der Weg war.‘ Oder: ‚Rückschritte sind der Anlauf, der Sie weiterspringen lässt, als wenn Sie es aus dem Stillstand versuchten.‘

Ich mochte seinen Mitpilger, den Staatsanwalt Roland, sehr. Seine Erkenntnis: Meine Fehler haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich bin. Alle Fehler von vorneherein zu vermeiden ist unmöglich. Möglichst viele Fehler im Nachhinein zu erkennen ist realistisch. Auch wenn der eine oder andere Fehler wehgetan hat, für die meisten Fehler bin ich dankbar‘.

Ich könnte hier noch viele Beispiele anführen, denn ich habe mir einiges in einer Kladde notiert, stattdessen lege ich ihnen ans Herz, das Buch selber zu lesen. Es ist spannend, skurril, humorvoll, witzig, schräg. Kurz gesagt, einfach toll!

Fazit: Lasst und pilgern und Antworten finden auf die Fragen nach Leben und Tod.

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Veröffentlicht am 16.12.2024

It’s a man‘s world

Das Fräulein muss sterben
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Die beiden Autorinnen Christine Grän und Marianne von Waldenfels schicken uns mit ihrem historischen Krimi zurück in die 70iger Jahre, in die Zeit der Ära von Willy Brandt.
Gerade ist das Misstrauensvotum ...



Die beiden Autorinnen Christine Grän und Marianne von Waldenfels schicken uns mit ihrem historischen Krimi zurück in die 70iger Jahre, in die Zeit der Ära von Willy Brandt.
Gerade ist das Misstrauensvotum gegen den amtierenden Bundeskanzler Willy Brandt gescheitert. Die niederländische Journalistin Nelie Hendriks feiert in ihrer Penthouse Wohnung eine Party. Zu ihrer illustren Gästeschar gehören neben einigen Damen der Nacht vor allem Spione und Politiker. Hat einer von ihnen die Finger im Spiel, als Nelie in den Tod stürzt?

Kommissarin Clara Frings ermittelt in diesem Fall. Ihr wird es als Frau beruflich nicht leicht gemacht. Frauen mussten sich zu dieser Zeit im Job oft doppelt beweisen. Das Rollbild der Frau stand damals vor einem gesellschaftlichen Umbruch. Die Autorinnen haben in ihrem Krimi ‚Das Fräulein muss sterben‘ diese Stimmung sehr gut eingefangen. Das Buch liest sich leicht und flüssig und vermittelt ein authentisches Bild der 70iger Jahre.

Zitat: ‚Männer lieben Frauen – solange sie hübsch aussehen, hübsch daherreden und sich hübsch unterordnen.‘ Das traf es schon ziemlich genau auf den Punkt.

Es war aber übrigens auch die Zeit in der das Fräulein offiziell am 16. Februar 1972 abgeschafft wurde. Aber das Fräulein geisterte noch lange in den Köpfen. Emanze galt als Schimpfwort und Homosexualität als Stigma. Die RAF hielt die Bundesrepublik in Atem. Und die alten Nazis saßen wieder an den Schalthebeln der Macht.

Fazit: Eine Zeitreise in die 70iger Jahre. Spannend und authentisch. Zeitgeist gut eingefangen.


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Veröffentlicht am 16.12.2024

Erlebnis Côte d'Azur

Côte d'Azur Reiseführer Michael Müller Verlag
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Ralf Nestmeyers Reiseführer Côte d'Azur führt uns in die traumhafte Küstenregion zwischen St. Tropez und Menton. Der Autor bereist diese Gegend schon seit mehr als 30 Jahren und lässt uns an seinem Insider-Wissen ...


Ralf Nestmeyers Reiseführer Côte d'Azur führt uns in die traumhafte Küstenregion zwischen St. Tropez und Menton. Der Autor bereist diese Gegend schon seit mehr als 30 Jahren und lässt uns an seinem Insider-Wissen teilhaben. Der Reiseführer erscheint bereits in der 11. Auflage. 336 Seiten und 162 Farbfotos sowie ein Faltplan und 74 weitere Karten sorgen dafür, dass der Leser die Côte d'Azur und Alpes-Maritimes kennenlernt. 14 GPS-Wanderungen ermöglichen es, die Region ganz individuell zu erkunden.

Ich liebe die Côte d'Azur. Ralf Nestmeyers Reiseführer weckt schon beim Durchblättern meine Reiselust. Am liebsten würde ich sofort den Rucksack packen und losziehen. Der Schreibstil ist klar und prägnant und macht das Lesen leicht. Die Informationen sind gut recherchiert. Das Büchlein ist gut strukturiert und bietet viel an Wissen zu Flora und Fauna, über Brauchtum, Feste und kulturelle Veranstaltungen, gibt einen Überblick über Strände, Übernachtungsmöglichkeiten, Essen und Trinken, Outdoor und Sport und vieles mehr.

Fazit: Ein absolut empfehlenswerter Reisebegleiter.



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Veröffentlicht am 03.12.2024

Liebe und Moral

Die Hofreiterin – Das Versprechen der Liebe
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Franziska Stadler hat mit ihrem zweiten Band ‚Die Hofreiterin -Das Versprechen der Liebe‘ einen fesselnden Abschluss der historischen Reihe um die Spanische Hofreitschule vorgelegt.

Die junge Irma Rehberger ...


Franziska Stadler hat mit ihrem zweiten Band ‚Die Hofreiterin -Das Versprechen der Liebe‘ einen fesselnden Abschluss der historischen Reihe um die Spanische Hofreitschule vorgelegt.

Die junge Irma Rehberger ist nun als erste Frau festes Mitglied der Wiener Hofreitschule. Der Kaiser selbst hatte sich für sie eingesetzt. Doch die Hofreitschule kämpft um ihr Überleben. Ein wichtiger Sponsor ist abgesprungen. Irma entwickelt zusammen mit dem Reporter Michael Brunner Ideen, wie eine Rettung aussehen könnte. Brunner veröffentlicht eine groß angelegte Geschichte über Irma, und ihren geliebten Hengst Novio. Schnell wird klar, dass der Journalist mehr für Irma empfindet. Er hat sich in die hübsche Reiterin verliebt. Doch Irmas Herz gehört Stephan Gowalka. Eine Liebe, die keine Chance hat. Stephan ist mit Melanie verheiratet, die nach einem schweren Reitunfall von der Brust abwärts gelähmt ist. Stephan wird seine Frau nie verlassen, das verbietet ihm sein Anstand. Irma steckt in einem emotionalen Dilemma und wird von Gewissensbisse geplagt. Wie wird sie sich entscheiden?

Ein dramatischer und handlungsreicher Band. Es ist eigentlich immer was los und wird nie langweilig. Die Figuren sind authentisch gezeichnet. Auch die Antagonisten konnte ich mir deutlich vorstellen und sie hassen. Irmas missliche Lage ist nachvollziehbar. Im Jahre 1899 wurden die Moralbegriffe noch sehr hochgehalten. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und atmosphärisch. Franziska Stadler gelingt es die Atmosphäre der Zeit überzeugend darzustellen. Sie führt den Leser mühelos in eine andere Welt. Auch diesen zweiten Band habe ich genossen.

Fazit: Ein gut lesbarer historischer Unterhaltungsroman um die Spanische Hofreitschule.

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Veröffentlicht am 26.11.2024

Eine Powerfrau, die Annemarie

Alles büddn wild
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Als ehemalige Jungbäuerin war ich sehr gespannt auf das Buch 'Alles büddn wild' von Annemarie Paulsen. Altbäuerin bin ich nicht geworden. Wir haben, wie so viele Kleinbetriebe, die Landwirtschaft aufgegeben. ...


Als ehemalige Jungbäuerin war ich sehr gespannt auf das Buch 'Alles büddn wild' von Annemarie Paulsen. Altbäuerin bin ich nicht geworden. Wir haben, wie so viele Kleinbetriebe, die Landwirtschaft aufgegeben. Aber natürlich bin ich ein Landkind geblieben und hänge an der Scholle.

Annemarie Paulsen ist Agri-Influencern und betreibt einen erfolgreichen Blog auf Instagram. Sie ist um die 30 Jahre alt (was Genaues weiß man nicht) und erwartet Zurzeit ihr fünftes Kind. Auf dem Cover wirkt die Autorin allerdings wie ein Teenager. Annemarie ist das jüngste Kind von acht Geschwistern und musste sich schon als Kind gegenüber ihrer sechs Brüder und der großen Schwester behaupten. Sie und ihre Geschwister mussten schon von klein auf im elterlichen Betrieb mithelfen. Sie ist praktisch in die Landwirtschaft hineingewachsen. So blieb es nicht aus, dass sie Agrarwissenschaft studierte und mit einem Bachelor abschloss. Ihren Mann Martin lernte sie während der Studienzeit kennen. Ich will nicht zu viel verraten. Annemarie schreibt sehr unterhaltsam und humorvoll von ihrem turbulenten Alltag, über das Dorfleben, Anekdoten aus ihrer Kindheit, aber auch die über ernsthaften Themen, z.B. über die Rolle der Frau im Wandel der Traditionen, welchen Herausforderungen muss sie sich stellen, wie sieht die Zukunft der Landwirtschaft aus, der Kampf mit der Bürokratie, usw.

Annemarie schreibt, wie ihr der Schnabel gewachsen ist. Ein bisschen schnodderig, aber ehrlich und authentisch. Aus dem Buch spricht viel Leidenschaft für ihren Beruf.

Fazit: Ein lesenswertes Buch für alle, die sich für das Landleben interessieren und mehr über die Balance zwischen Tradition und Moderne erfahren möchten.

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