Grandios recherchiert, aktuell und tief berührend
Alle Farben grau🇯🇵REZENSION🇯🇵
𝑨𝒖𝒕𝒐𝒓: Martin Schäuble
𝑻𝒊𝒕𝒆𝒍: 𝔸𝕝𝕝𝕖 𝔽𝕒𝕣𝕓𝕖𝕟 𝕘𝕣𝕒𝕦
𝑽𝒆𝒓𝒍𝒂𝒈: @fischer_kinder.jugendbuch
𝑮𝒆𝒏𝒓𝒆: real. Jugendbuch ab 14
𝑺𝒆𝒊𝒕𝒆𝒏: 272
30.08.2023
✤"𝐼ℎ𝑟 𝑔𝑟𝑜ß𝑒𝑟 𝑊𝑢𝑛𝑠𝑐ℎ 𝑖𝑠𝑡, 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑢𝑒𝑏𝑒𝑟 𝑝𝑠𝑦𝑐ℎ𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒 ...
🇯🇵REZENSION🇯🇵
𝑨𝒖𝒕𝒐𝒓: Martin Schäuble
𝑻𝒊𝒕𝒆𝒍: 𝔸𝕝𝕝𝕖 𝔽𝕒𝕣𝕓𝕖𝕟 𝕘𝕣𝕒𝕦
𝑽𝒆𝒓𝒍𝒂𝒈: @fischer_kinder.jugendbuch
𝑮𝒆𝒏𝒓𝒆: real. Jugendbuch ab 14
𝑺𝒆𝒊𝒕𝒆𝒏: 272
30.08.2023
✤"𝐼ℎ𝑟 𝑔𝑟𝑜ß𝑒𝑟 𝑊𝑢𝑛𝑠𝑐ℎ 𝑖𝑠𝑡, 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑣𝑖𝑒𝑙 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑢𝑒𝑏𝑒𝑟 𝑝𝑠𝑦𝑐ℎ𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒 𝐺𝑒𝑠𝑢𝑛𝑑ℎ𝑒𝑖𝑡 𝑔𝑒𝑠𝑝𝑟𝑜𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑤𝑖𝑟𝑑, 𝑑𝑎𝑠𝑠 𝑝𝑠𝑦𝑐ℎ𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒 𝐸𝑟𝑘𝑟𝑎𝑛𝑘𝑢𝑛𝑔𝑒𝑛 𝑘𝑒𝑖𝑛 𝑇𝑎𝑏𝑢 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑠𝑖𝑛𝑑 𝑢𝑛𝑑 𝑘𝑒𝑖𝑛 𝐺𝑟𝑢𝑛𝑑 𝑓𝑢𝑟 𝑆𝑡𝑖𝑔𝑚𝑎𝑡𝑖𝑠𝑖𝑒𝑟𝑢𝑛𝑔. ... 𝐷𝑖𝑒 𝑀𝑒𝑛𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛 𝑙𝑒𝑖𝑑𝑒𝑛 𝑎𝑙𝑙𝑒𝑖𝑛 𝑢𝑛𝑑 𝑏𝑒𝑘𝑜𝑚𝑚𝑒𝑛 𝑠𝑜 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒 𝐻𝑖𝑙𝑓𝑒. 𝐵𝑖𝑠 𝑠𝑖𝑒 𝑒𝑠 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑚𝑒ℎ𝑟 𝑎𝑢𝑠ℎ𝑎𝑙𝑡𝑒𝑛. 𝐴𝑏𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑟 𝑁𝑎𝑐ℎ𝑏𝑎𝑟 𝑙𝑒𝑖𝑑𝑒𝑡 𝑣𝑖𝑒𝑙𝑙𝑒𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑎𝑢𝑐ℎ, 𝑢𝑛𝑑 𝑤𝑖𝑒 𝑠𝑐ℎ𝑜𝑒𝑛 𝑤𝑎𝑒𝑟𝑒 𝑒𝑠, 𝑤𝑒𝑛𝑛 𝑠𝑖𝑒 𝑣𝑜𝑛𝑒𝑖𝑛𝑎𝑛𝑑𝑒𝑟 𝑤𝑢𝑠𝑠𝑡𝑒𝑛. 𝐷𝑎𝑛𝑛 𝑤𝑎𝑒𝑟𝑒𝑛 𝑠𝑖𝑒 𝑠𝑐ℎ𝑜𝑛 𝑧𝑤𝑒𝑖.” (𝑆.265).✤
💬 Ich finde es großartig, dass der Fischer Verlag immer wieder Jugendbücher zu psychischen Erkrankungen zu veröffentlichen. Das Thema ist so wichtig bzw. wird nach wie vor viel zu oft totgeschwiegen, was sowohl für Betroffene als auch Hinterbliebene meist furchtbar ist. Deshalb geht erstmal ein großes Dankeschön an @sfischerverlage ! Und an den Autor, der sich mehrere Monate für die Recherche nahm.
💭 Wie immer überzeugt der Autor durch einen flüssigen, knackigen, emotional-einfühlsamen Schreibstil, der stets das Wichtigste auf den Punkt bringt. Trotz des schweren Themas liest sich der Roman unglaublich leicht, wofür u.a. die sehr kurzen Kapiteln aus unterschiedlichen, nicht chronologischen Perspektiven sorgen: Familie, Freunde, Mitpatientin, Mitschüler, sein heimlicher Schwarm.
Der Roman basiert auf einer wahren Geschichte, die erst durch dieses Puzzle aus Stimmen richtig greifbar wird.
🗯 Paul fällt auf durch sein antisoziales Benehmen, seine Eigenbrötlerei, wie er sich stundenlang in Themen wie Mathe oder Musik hineinfuchst und viel zu spät die Diagnose Autismus gestellt bekommt. Es ist absolut nachvollziehbar, dass die Familie kaum hinter diese Maske zu blicken vermochte, weil es nun mal keine war. Gleichzeitig ist Paul eine unheimlich faszinierenden, liebenswürdige, aber auch tragische Figur. Irgendwie will man bis zuletzt nicht glauben, dass das geschieht, was sich von Anfang an ankündigte.
Man fragt sich zwangsläufig, ob es etwas geändert hätte, wenn sich eine/r der Mitmenschen anders verhalten hätte und hat doch gleichzeitig absolut keine Ahnung, was man an ihrer Stelle getan hätte. Gleichzeitig sehen wir, wie wahnsinnig wichtig ist, frühzeitig psychische Erkrankungen zu erkennen, um entsprechend handeln und den worst case vermeiden zu können.
💬 Trotz der Schwere haben mich Pauls Dialoge immer wieder zum Lachen gebracht, z.B. seine Argumentation, den Konfi Unterricht zu verlassen.
💭 Ich persönlich würde das Buch unbedingt als Schullektüre empfehlen, die der Verlag auch anbietet. Könnte ich es, würde ich Mental Health als Unterrichtsfach einführen und dafür vielleicht mal den Aufbau des Regenwurms in Bio oder die hundertste Kurvengleichung in Mathe streichen... just saying.
Auf meiner alten Schule waren vor allem diejenigen SchülerInnen betroffen, von denen man es am wenigsten erwartet hätte, bei denen es die wenigsten gemerkt haben - deshalb ist das offene Gespräch über psychische Erkrankungen etc. meiner Meinung nach Pflicht, gerade bei Jugendlichen.
🗯 Ggf. würde ich noch Selbstverletzung als Triggerwarnung hinzufügen, da sich zwei Personen regelmäßig ritzen. Was Paul übrigens nicht einmal versteckt - dennoch wird scheinbar nicht darauf reagiert.. Deshalb: Hinsehen lohnt sich, für alle Beteiligten.
➡️ Insgesamt kann ich den Roman von Herzen empfehlen, wenngleich die Thematik Suizid natürlich sehr schwer wiegt. Der Schreibstil ist absolut passend, mal emotional, mal humorvoll, stets fesselnd. Der Inhalt wahnsinnig gut recherchiert.
Ich bin schwer begeistert von der Initiative von Autor und Verlag und vergebe 5/5⭐ und ein großes Dankeschön!