Poetisch, dicht und beklemmend
Unmöglicher AbschiedDer Roman "Unmöglicher Abschied" der Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist gewiss keine leichte Lektüre. Ich konnte ihn nicht einfach durchlesen, sondern musste ihn mehrfach weglegen, darüber nachdenken ...
Der Roman "Unmöglicher Abschied" der Literaturnobelpreisträgerin Han Kang ist gewiss keine leichte Lektüre. Ich konnte ihn nicht einfach durchlesen, sondern musste ihn mehrfach weglegen, darüber nachdenken und das Gelesene verarbeiten.
Die Protagonistin Gyenongha wird von ihrer Freundin Inseon zu sich ins Krankenhaus nach Seoul gerufen. Inseon hat sich schwer verletzt und bittet sie, zu ihrem Haus auf der Insel Jeju zu gehen um dort ihren Vogel zu versorgen. Gyenongha macht sich auf den Weg, erreicht den letzten Flieger durch einen Schneesturm, den letzten Bus in das Nachbardorf. Von dort aus muss sie durch den Schnee zu Fuß weiter und ist kurz vor dem erfrieren.
Han Kang schildert den Weg und den Schnee sehr präzise und ausführlich, fast jede Schneeflocke wird beschrieben. Ich habe bereits hier ebenfalls gefroren. Im Verlauf der Handlung berichtet die Autorin mittels Briefen und Zeitungsartikeln die Gyenongha im Haus findet, in eindringlicher und bedrückender Weise von den Massakern, die 1948 in Korea stattgefunden haben. Spätestens hier wird für die Lesenden der Roman so eindrücklich, dass es mir so manchen kalten Schauer den Rücken hinab gejagt hat. Dabei wird nicht nach Effekten gehascht, Han Kang beschreibt trotz aller Grausamkeit sehr poetisch. Mir hat ihr Sprachstil gefallen, er ist sehr atmosphärisch, die Schilderung der Massaker bedrückend und grausam. Und über allem steht die lange tiefe Freundschaft zwischen Gyenongha in Inseon.
Ein Werk, das mich am Ende verwirrt zurückgelassen und mir ein Rätsel mit auf den Weg gegeben hat. Ein Werk, über das ich mich mit anderen austauschen möchte. Ein Werk, das auf jeden Fall 5 Sterne verdient hat und noch lange in mir nachhallen wird.
Erscheinungsdatum: 16. Dezember 2024
Verlag: Aufbau
315 Seiten